soll sich bemühen, durch Wort und That, vor Allem aber durch ein tugendhaftes Leben ihr Freude und Trost zu bereiten und ihre Ehre und ihr Ansehen in wirk- samster Weise zu befördern, "Halte deine Mutter in Ehren alle Tage deines Lebens" (Tob. 4, 3.) Diese Worte der heiligen Schrift gelten auch in Bezug auf unsere geistige Mutter, die heilige Kirche. Ja, christliche Männer, ehret, achtet und liebet diese euere Mutter alle Tage eueres Lebens, besonders aber in Tagen, wo dieselbe den Hohn der Gottlosen und große Bedrängniß zu erdulden hat. Da müßt ihr mit Begeisterung für ihre Ehre eintreten, vor Allem aber durch ein wahrhaft christliches Leben und darum in euerem Betragen Alles vermeiden, was ihr irgendwie zur Schande gereichen könnte.
Ein unmäßiger katholischer Mann aber, der sich oft durch seine Trunkenheit für eine Zeit lang des Lichtes seiner Vernunft beraubt und sich selbst unter die ver- nunftlosen Geschöpfe erniedrigt, häuft er nicht Unehre und Schande auf seine Kirche? Trägt er seinerseits nicht wesentlich dazu bei, daß sie an Achtung und An- sehen bei den Andersgläubigen verliert, daß ihre Lehren, Gnadenmittel, frommen Gebräuche und Gewohnheiten von denselben gering geschätzt werden? Mag ein sol- cher Katholik auch zuweilen in feuriger Rede und mit begeisterten Worten seine Kirche vertheidigen, sein Leben dient doch nur dazu, ihr Ansehen zu untergraben. Allerdings trifft die Kirche hier gar keine Schuld; sie verdammt ja die Leidenschaft, sie warnt vor derselben
soll sich bemühen, durch Wort und That, vor Allem aber durch ein tugendhaftes Leben ihr Freude und Trost zu bereiten und ihre Ehre und ihr Ansehen in wirk- samster Weise zu befördern, „Halte deine Mutter in Ehren alle Tage deines Lebens“ (Tob. 4, 3.) Diese Worte der heiligen Schrift gelten auch in Bezug auf unsere geistige Mutter, die heilige Kirche. Ja, christliche Männer, ehret, achtet und liebet diese euere Mutter alle Tage eueres Lebens, besonders aber in Tagen, wo dieselbe den Hohn der Gottlosen und große Bedrängniß zu erdulden hat. Da müßt ihr mit Begeisterung für ihre Ehre eintreten, vor Allem aber durch ein wahrhaft christliches Leben und darum in euerem Betragen Alles vermeiden, was ihr irgendwie zur Schande gereichen könnte.
Ein unmäßiger katholischer Mann aber, der sich oft durch seine Trunkenheit für eine Zeit lang des Lichtes seiner Vernunft beraubt und sich selbst unter die ver- nunftlosen Geschöpfe erniedrigt, häuft er nicht Unehre und Schande auf seine Kirche? Trägt er seinerseits nicht wesentlich dazu bei, daß sie an Achtung und An- sehen bei den Andersgläubigen verliert, daß ihre Lehren, Gnadenmittel, frommen Gebräuche und Gewohnheiten von denselben gering geschätzt werden? Mag ein sol- cher Katholik auch zuweilen in feuriger Rede und mit begeisterten Worten seine Kirche vertheidigen, sein Leben dient doch nur dazu, ihr Ansehen zu untergraben. Allerdings trifft die Kirche hier gar keine Schuld; sie verdammt ja die Leidenschaft, sie warnt vor derselben
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soll sich bemühen, durch Wort und That, vor Allem
aber durch ein tugendhaftes Leben ihr Freude und Trost
zu bereiten und ihre Ehre und ihr Ansehen in wirk-
samster Weise zu befördern, „Halte deine Mutter
in Ehren alle Tage deines Lebens“ (Tob.
4, 3.) Diese Worte der heiligen Schrift gelten auch
in Bezug auf unsere geistige Mutter, die heilige Kirche.
Ja, christliche Männer, ehret, achtet und liebet diese
euere Mutter alle Tage eueres Lebens, besonders aber
in Tagen, wo dieselbe den Hohn der Gottlosen und
große Bedrängniß zu erdulden hat. Da müßt ihr mit
Begeisterung für ihre Ehre eintreten, vor Allem aber
durch ein wahrhaft christliches Leben und darum in
euerem Betragen Alles vermeiden, was ihr irgendwie
zur Schande gereichen könnte.
Ein unmäßiger katholischer Mann aber, der sich oft
durch seine Trunkenheit für eine Zeit lang des Lichtes
seiner Vernunft beraubt und sich selbst unter die ver-
nunftlosen Geschöpfe erniedrigt, häuft er nicht Unehre
und Schande auf seine Kirche? Trägt er seinerseits
nicht wesentlich dazu bei, daß sie an Achtung und An-
sehen bei den Andersgläubigen verliert, daß ihre Lehren,
Gnadenmittel, frommen Gebräuche und Gewohnheiten
von denselben gering geschätzt werden? Mag ein sol-
cher Katholik auch zuweilen in feuriger Rede und mit
begeisterten Worten seine Kirche vertheidigen, sein Leben
dient doch nur dazu, ihr Ansehen zu untergraben.
Allerdings trifft die Kirche hier gar keine Schuld; sie
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/227>, abgerufen am 09.11.2024.
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