Meer, vom Sturme gepeitscht wüthen und toben, wie viele und große Opfer es auch in solchem Zustande verlangen und wie trauriges Unheil es bereiten mag, viel größer, ja unvergleichlich größer ist das Verderben, das andere Flüssigkeiten verursachen, Flüssigkeiten, die nicht vom Sturme hin und her getrieben werden, son- dern die ruhig und schön im Glase perlen, Flüssig- keiten, die nicht im Stande sind, Schiffe zu tragen, sondern in kleinen Quantitäten auf den Tischen der Menschen stehen. Das sind die geistigen Getränke, der Wein, das Bier und vor allem der Branntwein. Die Unmäßigkeit im Genusse der geistigen Getränke hat sicher schon viel größeres Unheil angerichtet, als das große, unermeßliche Meer, mochte es im Sturme auch noch so sehr wüthen.
Zum Lobe des weiblichen Geschlechtes kann man wohl sagen, daß bei ihm diese Unmäßigkeit fast gar nicht vorkommt; es gibt ja Ausnahmen, die dann auch um so trauriger sind. Doch im Allgemeinen ist das weibliche Geschlecht mäßig und hat einen großen Ab- scheu vor der Trunksucht, das männliche dagegen ist es, welches sich gewöhnlich diesem Laster ergibt. Darum lohnt es sich wohl der Mühe, jetzt über diesen Gegen- stand eine Erwägung anzustellen, um so mehr, da leider in unseren Tagen die Unmäßigkeit im Trinken bei der Männerwelt immer mehr zunimmt.
Meer, vom Sturme gepeitscht wüthen und toben, wie viele und große Opfer es auch in solchem Zustande verlangen und wie trauriges Unheil es bereiten mag, viel größer, ja unvergleichlich größer ist das Verderben, das andere Flüssigkeiten verursachen, Flüssigkeiten, die nicht vom Sturme hin und her getrieben werden, son- dern die ruhig und schön im Glase perlen, Flüssig- keiten, die nicht im Stande sind, Schiffe zu tragen, sondern in kleinen Quantitäten auf den Tischen der Menschen stehen. Das sind die geistigen Getränke, der Wein, das Bier und vor allem der Branntwein. Die Unmäßigkeit im Genusse der geistigen Getränke hat sicher schon viel größeres Unheil angerichtet, als das große, unermeßliche Meer, mochte es im Sturme auch noch so sehr wüthen.
Zum Lobe des weiblichen Geschlechtes kann man wohl sagen, daß bei ihm diese Unmäßigkeit fast gar nicht vorkommt; es gibt ja Ausnahmen, die dann auch um so trauriger sind. Doch im Allgemeinen ist das weibliche Geschlecht mäßig und hat einen großen Ab- scheu vor der Trunksucht, das männliche dagegen ist es, welches sich gewöhnlich diesem Laster ergibt. Darum lohnt es sich wohl der Mühe, jetzt über diesen Gegen- stand eine Erwägung anzustellen, um so mehr, da leider in unseren Tagen die Unmäßigkeit im Trinken bei der Männerwelt immer mehr zunimmt.
<TEI><text><body><divn="9"><p><pbfacs="#f0218"xml:id="B836_001_1901_pb0206_0001"n="206"/>
Meer, vom Sturme gepeitscht wüthen und toben, wie<lb/>
viele und große Opfer es auch in solchem Zustande<lb/>
verlangen und wie trauriges Unheil es bereiten mag,<lb/>
viel größer, ja unvergleichlich größer ist das Verderben,<lb/>
das andere Flüssigkeiten verursachen, Flüssigkeiten, die<lb/>
nicht vom Sturme hin und her getrieben werden, son-<lb/>
dern die ruhig und schön im Glase perlen, Flüssig-<lb/>
keiten, die nicht im Stande sind, Schiffe zu tragen,<lb/>
sondern in kleinen Quantitäten auf den Tischen der<lb/>
Menschen stehen. Das sind die geistigen Getränke, der<lb/>
Wein, das Bier und vor allem der Branntwein. Die<lb/>
Unmäßigkeit im Genusse der geistigen Getränke hat<lb/>
sicher schon viel größeres Unheil angerichtet, als das<lb/>
große, unermeßliche Meer, mochte es im Sturme auch<lb/>
noch so sehr wüthen.</p><p>Zum Lobe des weiblichen Geschlechtes kann man<lb/>
wohl sagen, daß bei ihm diese Unmäßigkeit fast gar<lb/>
nicht vorkommt; es gibt ja Ausnahmen, die dann auch<lb/>
um so trauriger sind. Doch im Allgemeinen ist das<lb/>
weibliche Geschlecht mäßig und hat einen großen Ab-<lb/>
scheu vor der Trunksucht, das männliche dagegen ist<lb/>
es, welches sich gewöhnlich diesem Laster ergibt. Darum<lb/>
lohnt es sich wohl der Mühe, jetzt über diesen Gegen-<lb/>
stand eine Erwägung anzustellen, um so mehr, da<lb/>
leider in unseren Tagen die Unmäßigkeit im Trinken<lb/>
bei der Männerwelt immer mehr zunimmt.</p><divn="1"></div></div></body></text></TEI>
[206/0218]
Meer, vom Sturme gepeitscht wüthen und toben, wie
viele und große Opfer es auch in solchem Zustande
verlangen und wie trauriges Unheil es bereiten mag,
viel größer, ja unvergleichlich größer ist das Verderben,
das andere Flüssigkeiten verursachen, Flüssigkeiten, die
nicht vom Sturme hin und her getrieben werden, son-
dern die ruhig und schön im Glase perlen, Flüssig-
keiten, die nicht im Stande sind, Schiffe zu tragen,
sondern in kleinen Quantitäten auf den Tischen der
Menschen stehen. Das sind die geistigen Getränke, der
Wein, das Bier und vor allem der Branntwein. Die
Unmäßigkeit im Genusse der geistigen Getränke hat
sicher schon viel größeres Unheil angerichtet, als das
große, unermeßliche Meer, mochte es im Sturme auch
noch so sehr wüthen.
Zum Lobe des weiblichen Geschlechtes kann man
wohl sagen, daß bei ihm diese Unmäßigkeit fast gar
nicht vorkommt; es gibt ja Ausnahmen, die dann auch
um so trauriger sind. Doch im Allgemeinen ist das
weibliche Geschlecht mäßig und hat einen großen Ab-
scheu vor der Trunksucht, das männliche dagegen ist
es, welches sich gewöhnlich diesem Laster ergibt. Darum
lohnt es sich wohl der Mühe, jetzt über diesen Gegen-
stand eine Erwägung anzustellen, um so mehr, da
leider in unseren Tagen die Unmäßigkeit im Trinken
bei der Männerwelt immer mehr zunimmt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/218>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.