die harte Verbannung wanderten. Doch der Kürze halber will ich bloß mit wenigen Worten auf zwei Männer hinweisen, die in gar schwieriger Lage eine ganz seltene Charakterfestigkeit an den Tag gelegt haben.
Der eine war Thomas Morus, welcher bekanntlich unter Heinrich VIII. in England lebte. Er war nach dem Könige der angesehenste Mann im ganzen Lande; er besaß die schönsten Anlagen des Geistes und des Herzens und verwaltete in vortrefflicher Weise das hohe Amt eines Reichskanzlers. Doch noch herrlicher stand er da durch seine christliche Frömmigkeit, durch seine unbeugsame Standhaftigkeit im katholischen Glauben und seine unverletzte Treue gegen Gott und seine hei- lige Kirche. Nichts konnte ihn wankend machen in dieser Treue, nicht der Zorn und die Drohungen seines Königs, nicht die Versuche seiner nächsten Angehörigen, nicht die Bitten und Thränen seiner Gattin, nicht lange und schwere Kerkerhaft, nicht ein harter und grausamer Tod. Mit dem Krucifixe in der Hand schritt er muthig auf das Blutgerüst, blickte ruhig auf die versammelte Menschenmenge, zu welcher er mit fester Stimme die Worte sprach: "Ich sterbe als treuer Unterthan des Königs im echten katholischen Glauben. Betet für mich." Dann band er sich selbst das Tuch um die Augen, kniete nieder, legte sein Haupt auf den Block und bat scherzend den Scharfrichter, so lange zu warten, bis er seinen Bart bei Seite geschoben; denn dieser habe doch keinen Ver- rath begangen. Mit solchem Muthe und solcher Ruhe starb dieser große Mann für seine katholische Ueberzeugung.
die harte Verbannung wanderten. Doch der Kürze halber will ich bloß mit wenigen Worten auf zwei Männer hinweisen, die in gar schwieriger Lage eine ganz seltene Charakterfestigkeit an den Tag gelegt haben.
Der eine war Thomas Morus, welcher bekanntlich unter Heinrich VIII. in England lebte. Er war nach dem Könige der angesehenste Mann im ganzen Lande; er besaß die schönsten Anlagen des Geistes und des Herzens und verwaltete in vortrefflicher Weise das hohe Amt eines Reichskanzlers. Doch noch herrlicher stand er da durch seine christliche Frömmigkeit, durch seine unbeugsame Standhaftigkeit im katholischen Glauben und seine unverletzte Treue gegen Gott und seine hei- lige Kirche. Nichts konnte ihn wankend machen in dieser Treue, nicht der Zorn und die Drohungen seines Königs, nicht die Versuche seiner nächsten Angehörigen, nicht die Bitten und Thränen seiner Gattin, nicht lange und schwere Kerkerhaft, nicht ein harter und grausamer Tod. Mit dem Krucifixe in der Hand schritt er muthig auf das Blutgerüst, blickte ruhig auf die versammelte Menschenmenge, zu welcher er mit fester Stimme die Worte sprach: „Ich sterbe als treuer Unterthan des Königs im echten katholischen Glauben. Betet für mich.“ Dann band er sich selbst das Tuch um die Augen, kniete nieder, legte sein Haupt auf den Block und bat scherzend den Scharfrichter, so lange zu warten, bis er seinen Bart bei Seite geschoben; denn dieser habe doch keinen Ver- rath begangen. Mit solchem Muthe und solcher Ruhe starb dieser große Mann für seine katholische Ueberzeugung.
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die harte Verbannung wanderten. Doch der Kürze
halber will ich bloß mit wenigen Worten auf zwei
Männer hinweisen, die in gar schwieriger Lage eine ganz
seltene Charakterfestigkeit an den Tag gelegt haben.
Der eine war Thomas Morus, welcher bekanntlich
unter Heinrich VIII. in England lebte. Er war nach
dem Könige der angesehenste Mann im ganzen Lande;
er besaß die schönsten Anlagen des Geistes und des
Herzens und verwaltete in vortrefflicher Weise das hohe
Amt eines Reichskanzlers. Doch noch herrlicher stand
er da durch seine christliche Frömmigkeit, durch seine
unbeugsame Standhaftigkeit im katholischen Glauben
und seine unverletzte Treue gegen Gott und seine hei-
lige Kirche. Nichts konnte ihn wankend machen in
dieser Treue, nicht der Zorn und die Drohungen seines
Königs, nicht die Versuche seiner nächsten Angehörigen,
nicht die Bitten und Thränen seiner Gattin, nicht lange
und schwere Kerkerhaft, nicht ein harter und grausamer
Tod. Mit dem Krucifixe in der Hand schritt er muthig
auf das Blutgerüst, blickte ruhig auf die versammelte
Menschenmenge, zu welcher er mit fester Stimme die
Worte sprach: „Ich sterbe als treuer Unterthan des
Königs im echten katholischen Glauben. Betet für mich.“
Dann band er sich selbst das Tuch um die Augen, kniete
nieder, legte sein Haupt auf den Block und bat scherzend
den Scharfrichter, so lange zu warten, bis er seinen Bart
bei Seite geschoben; denn dieser habe doch keinen Ver-
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/21>, abgerufen am 24.11.2024.
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