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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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und Güte aus dem winzigen Geschöpfe machen, was er
später durch dasselbe in Kirche oder Staat wirken will.
Aus dem kleinen Knäblein Moses, das einst im
Binsenkörblein weinte, ist der große Gottesmann ge-
worden, dessen Einfluß sich auf Jahrtausende erstreckte.

Eueren Kindern, christliche Väter, ist eine so hohe
und wichtige Aufgabe von Gott nicht zugedacht; sie
werden vielleicht auch keine der ersten Stellen im Staate
und in der Kirche einnehmen; doch sollen sie recht-
schaffene Menschen, gute Bürger und eifrige Christen
werden. Ein braver, tugendhafter Christ aber ist im-
mer ein großer Segen für die Menschheit, mag er auch
nur ein schlichter, stiller Handwerker sein. Doch ab-
gesehen davon ist ein jedes euerer Kinder an sich selbst
ein überaus kostbares Geschenk des Himmels; denn es
trägt an seiner unsterblichen Seele das Ebenbild seines
Schöpfers, ja es ist selbst ein Kind des unendlichen
Gottes, das er weit mehr liebt, als ihr es lieben könnt,
und das er dereinst mit ewiger Freude und Wonne
beglücken will. Wahrhaft christliche Väter werden da-
rum nicht bloß mit Freude, sondern auch mit einer
gewissen Ehrfurcht durchdrungen, wenn sie liebend ihr
Kind anschauen. Von dem heil. Leonidas, dem Vater
des großen und gelehrten Origenes, wird erzählt, daß
er zuweilen die Brust dieses seines Sohnes, während
er schlief, als eine Wohnstätte des heiligen Geistes
küßte.

Weil euere Kinder in den Augen Gottes so kostbar
sind und von ihm eine so erhabene Bestimmung erhal-

und Güte aus dem winzigen Geschöpfe machen, was er
später durch dasselbe in Kirche oder Staat wirken will.
Aus dem kleinen Knäblein Moses, das einst im
Binsenkörblein weinte, ist der große Gottesmann ge-
worden, dessen Einfluß sich auf Jahrtausende erstreckte.

Eueren Kindern, christliche Väter, ist eine so hohe
und wichtige Aufgabe von Gott nicht zugedacht; sie
werden vielleicht auch keine der ersten Stellen im Staate
und in der Kirche einnehmen; doch sollen sie recht-
schaffene Menschen, gute Bürger und eifrige Christen
werden. Ein braver, tugendhafter Christ aber ist im-
mer ein großer Segen für die Menschheit, mag er auch
nur ein schlichter, stiller Handwerker sein. Doch ab-
gesehen davon ist ein jedes euerer Kinder an sich selbst
ein überaus kostbares Geschenk des Himmels; denn es
trägt an seiner unsterblichen Seele das Ebenbild seines
Schöpfers, ja es ist selbst ein Kind des unendlichen
Gottes, das er weit mehr liebt, als ihr es lieben könnt,
und das er dereinst mit ewiger Freude und Wonne
beglücken will. Wahrhaft christliche Väter werden da-
rum nicht bloß mit Freude, sondern auch mit einer
gewissen Ehrfurcht durchdrungen, wenn sie liebend ihr
Kind anschauen. Von dem heil. Leonidas, dem Vater
des großen und gelehrten Origenes, wird erzählt, daß
er zuweilen die Brust dieses seines Sohnes, während
er schlief, als eine Wohnstätte des heiligen Geistes
küßte.

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sind und von ihm eine so erhabene Bestimmung erhal-

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[184/0196] und Güte aus dem winzigen Geschöpfe machen, was er später durch dasselbe in Kirche oder Staat wirken will. Aus dem kleinen Knäblein Moses, das einst im Binsenkörblein weinte, ist der große Gottesmann ge- worden, dessen Einfluß sich auf Jahrtausende erstreckte. Eueren Kindern, christliche Väter, ist eine so hohe und wichtige Aufgabe von Gott nicht zugedacht; sie werden vielleicht auch keine der ersten Stellen im Staate und in der Kirche einnehmen; doch sollen sie recht- schaffene Menschen, gute Bürger und eifrige Christen werden. Ein braver, tugendhafter Christ aber ist im- mer ein großer Segen für die Menschheit, mag er auch nur ein schlichter, stiller Handwerker sein. Doch ab- gesehen davon ist ein jedes euerer Kinder an sich selbst ein überaus kostbares Geschenk des Himmels; denn es trägt an seiner unsterblichen Seele das Ebenbild seines Schöpfers, ja es ist selbst ein Kind des unendlichen Gottes, das er weit mehr liebt, als ihr es lieben könnt, und das er dereinst mit ewiger Freude und Wonne beglücken will. Wahrhaft christliche Väter werden da- rum nicht bloß mit Freude, sondern auch mit einer gewissen Ehrfurcht durchdrungen, wenn sie liebend ihr Kind anschauen. Von dem heil. Leonidas, dem Vater des großen und gelehrten Origenes, wird erzählt, daß er zuweilen die Brust dieses seines Sohnes, während er schlief, als eine Wohnstätte des heiligen Geistes küßte. Weil euere Kinder in den Augen Gottes so kostbar sind und von ihm eine so erhabene Bestimmung erhal-

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/196>, abgerufen am 25.11.2024.