Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

konnte. Kaiser Diocletian lebte noch und lustwandelte
zu Salona in seinem Garten, als Papst Sylvester aus
den Katakomben an's Tageslicht trat und Kaiser Con-
stantin das Christentum als die Staatsreligion öffent-
lich anerkannte.

Doch die Hölle ruhte nicht. Als die äußern Feinde
der Kirche das Vergebliche ihrer Bemühungen einsahen
und darum das Schwert aus der Hand sinken ließen,
suchte sie im Innern der Kirche selbst die größten
Verwirrungen hervorzurufen. Es entstand die große
Häresie des Arius, der dann später noch andere
folgten.

Furchtbar war das Verderben, das der stolze Arius
in der Kirche anrichtete. Seine Irrlehre betraf das
Wichtigste im ganzen Christenthum, die Gottheit unseres
theuersten Heilandes. Reißend schnell breitete sie sich
über ganz Europa, Nord-Afrika und einige Theile
Asiens aus. Sie blühte eine Zeit lang unter dem
Schutze mehrerer aufeinander folgenden Kaiser. Von
den Bischofssitzen wurden die rechtmäßigen Hirten ver-
drängt und arianische Kreaturen ihnen zu Nachfolgern
gegeben. Die Kirche, welche siegreich aus den Ver-
folgungen der römischen Weltmacht hervorgegangen war,
schien dem Gifte des Arianismus erliegen zu müssen;
die Irrlehrer glaubten schon, für immer den Sieg
über die Kirche errungen zu haben. Doch sie täuschten
sich. Die riesenstarke Häresie des Arius wurde bald
geschwächt durch innere Scheidungen und dann später
hinweggefegt durch andere Irrthümer, die in ihre

konnte. Kaiser Diocletian lebte noch und lustwandelte
zu Salona in seinem Garten, als Papst Sylvester aus
den Katakomben an's Tageslicht trat und Kaiser Con-
stantin das Christentum als die Staatsreligion öffent-
lich anerkannte.

Doch die Hölle ruhte nicht. Als die äußern Feinde
der Kirche das Vergebliche ihrer Bemühungen einsahen
und darum das Schwert aus der Hand sinken ließen,
suchte sie im Innern der Kirche selbst die größten
Verwirrungen hervorzurufen. Es entstand die große
Häresie des Arius, der dann später noch andere
folgten.

Furchtbar war das Verderben, das der stolze Arius
in der Kirche anrichtete. Seine Irrlehre betraf das
Wichtigste im ganzen Christenthum, die Gottheit unseres
theuersten Heilandes. Reißend schnell breitete sie sich
über ganz Europa, Nord-Afrika und einige Theile
Asiens aus. Sie blühte eine Zeit lang unter dem
Schutze mehrerer aufeinander folgenden Kaiser. Von
den Bischofssitzen wurden die rechtmäßigen Hirten ver-
drängt und arianische Kreaturen ihnen zu Nachfolgern
gegeben. Die Kirche, welche siegreich aus den Ver-
folgungen der römischen Weltmacht hervorgegangen war,
schien dem Gifte des Arianismus erliegen zu müssen;
die Irrlehrer glaubten schon, für immer den Sieg
über die Kirche errungen zu haben. Doch sie täuschten
sich. Die riesenstarke Häresie des Arius wurde bald
geschwächt durch innere Scheidungen und dann später
hinweggefegt durch andere Irrthümer, die in ihre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="5">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" xml:id="B836_001_1901_pb0100_0001" n="100"/>
konnte. Kaiser Diocletian lebte noch und lustwandelte<lb/>
zu Salona in seinem Garten, als Papst Sylvester aus<lb/>
den Katakomben an's Tageslicht trat und Kaiser Con-<lb/>
stantin das Christentum als die Staatsreligion öffent-<lb/>
lich anerkannte.</p>
          <p>Doch die Hölle ruhte nicht. Als die äußern Feinde<lb/>
der Kirche das Vergebliche ihrer Bemühungen einsahen<lb/>
und darum das Schwert aus der Hand sinken ließen,<lb/>
suchte sie im Innern der Kirche selbst die größten<lb/>
Verwirrungen hervorzurufen. Es entstand die große<lb/>
Häresie des Arius, der dann später noch andere<lb/>
folgten.</p>
          <p>Furchtbar war das Verderben, das der stolze Arius<lb/>
in der Kirche anrichtete. Seine Irrlehre betraf das<lb/>
Wichtigste im ganzen Christenthum, die Gottheit unseres<lb/>
theuersten Heilandes. Reißend schnell breitete sie sich<lb/>
über ganz Europa, Nord-Afrika und einige Theile<lb/>
Asiens aus. Sie blühte eine Zeit lang unter dem<lb/>
Schutze mehrerer aufeinander folgenden Kaiser. Von<lb/>
den Bischofssitzen wurden die rechtmäßigen Hirten ver-<lb/>
drängt und arianische Kreaturen ihnen zu Nachfolgern<lb/>
gegeben. Die Kirche, welche siegreich aus den Ver-<lb/>
folgungen der römischen Weltmacht hervorgegangen war,<lb/>
schien dem Gifte des Arianismus erliegen zu müssen;<lb/>
die Irrlehrer glaubten schon, für immer den Sieg<lb/>
über die Kirche errungen zu haben. Doch sie täuschten<lb/>
sich. Die riesenstarke Häresie des Arius wurde bald<lb/>
geschwächt durch innere Scheidungen und dann später<lb/>
hinweggefegt durch andere Irrthümer, die in ihre<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0112] konnte. Kaiser Diocletian lebte noch und lustwandelte zu Salona in seinem Garten, als Papst Sylvester aus den Katakomben an's Tageslicht trat und Kaiser Con- stantin das Christentum als die Staatsreligion öffent- lich anerkannte. Doch die Hölle ruhte nicht. Als die äußern Feinde der Kirche das Vergebliche ihrer Bemühungen einsahen und darum das Schwert aus der Hand sinken ließen, suchte sie im Innern der Kirche selbst die größten Verwirrungen hervorzurufen. Es entstand die große Häresie des Arius, der dann später noch andere folgten. Furchtbar war das Verderben, das der stolze Arius in der Kirche anrichtete. Seine Irrlehre betraf das Wichtigste im ganzen Christenthum, die Gottheit unseres theuersten Heilandes. Reißend schnell breitete sie sich über ganz Europa, Nord-Afrika und einige Theile Asiens aus. Sie blühte eine Zeit lang unter dem Schutze mehrerer aufeinander folgenden Kaiser. Von den Bischofssitzen wurden die rechtmäßigen Hirten ver- drängt und arianische Kreaturen ihnen zu Nachfolgern gegeben. Die Kirche, welche siegreich aus den Ver- folgungen der römischen Weltmacht hervorgegangen war, schien dem Gifte des Arianismus erliegen zu müssen; die Irrlehrer glaubten schon, für immer den Sieg über die Kirche errungen zu haben. Doch sie täuschten sich. Die riesenstarke Häresie des Arius wurde bald geschwächt durch innere Scheidungen und dann später hinweggefegt durch andere Irrthümer, die in ihre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/112
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/112>, abgerufen am 06.05.2024.