Verhältnisse durchdringendes Werk in so kurzer Zeit von so schwachen Männern unter den größten Schwierig- keiten vollbracht worden wäre. Hier müssen wir ge- stehen: Nur dem Allmächtigen war es möglich, mit so äußerst geringen Kräften das Großartigste zu wirken. Hier haben wir das Werk des unendlichen Gottes, nicht aber das der sterblichen Menschen.
2.
Wunderbar groß erscheint unsere heilige katholische Küche in ihrer Erhaltung. In einer weiten Ebene steht ein schwaches Kind, eine zarte Jungfrau. Kein Berg, ja nicht einmal ein Baum findet sich dort, der ihr Schutz bieten könnte. Nicht kriegerischer Muth leuchtet aus ihren Augen, sondern nur Friedensliebe und schüchterne Bescheidenheit. Nie trug sie ein blankes Schwert oder eine scharfe, spitze Lanze, nie nahm sie Antheil an einem heißen Kampfe. So steht sie waffen- los und ohne menschlichen Schutz in der weiten Ebene. Da auf einmal stürmen Feinde von allen Seiten auf sie los, herzlose, unmenschliche Feinde mit gewaltiger Körperkraft, an Krieg und Kampf gewohnt, mit den sichersten Mordwaffen versehen. Sie schlagen unbarm- herzig auf die Arme; ein wuchtiger Schlag folgt dem andern, nicht bloß Minuten, sondern Stunden, ja Tage lang. Muß die schwache, unbewaffnete Jungfrau nicht bald unter den Streichen der grausamen Unmenschen zusammensinken und unter den größten Schmerzen ihren Geist aushauchen, muß nicht ihr Leib in tausend Stücke
Verhältnisse durchdringendes Werk in so kurzer Zeit von so schwachen Männern unter den größten Schwierig- keiten vollbracht worden wäre. Hier müssen wir ge- stehen: Nur dem Allmächtigen war es möglich, mit so äußerst geringen Kräften das Großartigste zu wirken. Hier haben wir das Werk des unendlichen Gottes, nicht aber das der sterblichen Menschen.
2.
Wunderbar groß erscheint unsere heilige katholische Küche in ihrer Erhaltung. In einer weiten Ebene steht ein schwaches Kind, eine zarte Jungfrau. Kein Berg, ja nicht einmal ein Baum findet sich dort, der ihr Schutz bieten könnte. Nicht kriegerischer Muth leuchtet aus ihren Augen, sondern nur Friedensliebe und schüchterne Bescheidenheit. Nie trug sie ein blankes Schwert oder eine scharfe, spitze Lanze, nie nahm sie Antheil an einem heißen Kampfe. So steht sie waffen- los und ohne menschlichen Schutz in der weiten Ebene. Da auf einmal stürmen Feinde von allen Seiten auf sie los, herzlose, unmenschliche Feinde mit gewaltiger Körperkraft, an Krieg und Kampf gewohnt, mit den sichersten Mordwaffen versehen. Sie schlagen unbarm- herzig auf die Arme; ein wuchtiger Schlag folgt dem andern, nicht bloß Minuten, sondern Stunden, ja Tage lang. Muß die schwache, unbewaffnete Jungfrau nicht bald unter den Streichen der grausamen Unmenschen zusammensinken und unter den größten Schmerzen ihren Geist aushauchen, muß nicht ihr Leib in tausend Stücke
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Verhältnisse durchdringendes Werk in so kurzer Zeit
von so schwachen Männern unter den größten Schwierig-
keiten vollbracht worden wäre. Hier müssen wir ge-
stehen: Nur dem Allmächtigen war es möglich, mit so
äußerst geringen Kräften das Großartigste zu wirken.
Hier haben wir das Werk des unendlichen Gottes,
nicht aber das der sterblichen Menschen.
2.
Wunderbar groß erscheint unsere heilige katholische
Küche in ihrer Erhaltung. In einer weiten
Ebene steht ein schwaches Kind, eine zarte Jungfrau.
Kein Berg, ja nicht einmal ein Baum findet sich dort,
der ihr Schutz bieten könnte. Nicht kriegerischer Muth
leuchtet aus ihren Augen, sondern nur Friedensliebe
und schüchterne Bescheidenheit. Nie trug sie ein blankes
Schwert oder eine scharfe, spitze Lanze, nie nahm sie
Antheil an einem heißen Kampfe. So steht sie waffen-
los und ohne menschlichen Schutz in der weiten Ebene.
Da auf einmal stürmen Feinde von allen Seiten auf
sie los, herzlose, unmenschliche Feinde mit gewaltiger
Körperkraft, an Krieg und Kampf gewohnt, mit den
sichersten Mordwaffen versehen. Sie schlagen unbarm-
herzig auf die Arme; ein wuchtiger Schlag folgt dem
andern, nicht bloß Minuten, sondern Stunden, ja Tage
lang. Muß die schwache, unbewaffnete Jungfrau nicht
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/109>, abgerufen am 06.05.2024.
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