der Fühler dienenden, bei den Nacktschnecken auch finden und das Zurückziehn oder Einstülpen des Kopfendes und der Schnauze vermitteln.
Um die Schnecken zu zergliedern ist es am zweckmäßigsten, sie unter Wasser zu ersticken, oder sie auf 10 bis 12 Sekunden in kochendes Wasser zu werfen, wobei man den Moment wahrnehmen muß, wenn sie vollständig ausgestreckt sind. Sehr unzweckmäßig ist es, sie in Spiritus zu tödten, weil sie darin zu sehr zusammengezogen werden. Die oben erwähnten Arten eignen sich am besten dazu. Die abgebrühten Gehäusschnecken kann man, indem der Spindelmuskel sich losgelöst hat, leicht aus dem Gewinde herausdrehen. Man nimmt dann die Zergliederung unter Wasser vor, und auch der Laie wird, wenn er dieses einfache Hilfsmittel reichlich anwendet, nach einigen ver- geblichen Versuchen sich über die wichtigsten Verhältnisse des inneren Baues Rechenschaft geben können. Wir brauchen bei diesem Beginnen eine bestimmte systematische Reihenfolge der Organe nicht inne zu halten, sondern fangen so an, wie es uns an der aus der Schale genommenen Helix pomatia am bequemsten scheint. Eine feine Scheere und zwei kleinere Pincetten reichen aus. Da wir schon am lebenden Thier das Athemloch kennen gelernt, gehen wir von ihm aus, und schneiden die Lungenhöhle auf. Verfolgt man den dicken, aus der Vereinigung vieler feineren netzförmig verbreiteten Gefäße hervorgehenden Gefäßstamm nach der linken Seite hinüber, so gelangt man zur Vorkammer und Kammer des in einem Herzbeutel eingeschlossenen Herzens. Am lebenden Thiere kann man leicht und ohne Quälerei, wovon wir durchaus kein Freund sind, ein Stück Schale so abbrechen, daß man das Herz schlagen sieht. Die vom Herzen ausgehenden Blutgefäße verfolgen wir nicht weiter, nachdem wir uns nur überhaupt überzeugt haben, daß das Herz das Blut aus dem Athemorgan empfängt und in den Körper weiter befördert. Man nennt ein solches Herz, welches alle Weichthiere haben, ein arterielles, während das Fischherz, durch welches das aus dem Körper gekommene Blut in das Athemorgan getrieben wird, ein venöses heißt. Lungenhöhle und Herz sind nun abgetragen und wir trachten nun, den ganzen Ver- dauungskanal bloszulegen. Da die Mundöffnung ebenfalls zweifellos ist, wird man bei ihr beginnen, nachdem man an dem vollkommen ausgestreckten Thiere die Haut des Vorderkörpers von oben her getrennt hat.
Die Mundhöhle ist von einer dicken, muskulösen Masse umgeben, welche man Schlund- kopf nennt; oben über dem Eingange der Mundhöhle hinter der Lippe befindet sich ein fast halbmondförmiger geriefter Oberkiefer. Jm
[Abbildung]
Zahnreihe aus der Reibeplatte von a Limnaeus stagnalis, b Succinea amphibia, c Ancylus fluviatilis.
Grunde der Mundhöhle aber liegt ein sehr complicirtes Organ, die Zunge, deren nähere und schwierige Zergliederung nicht hierher ge- hört. Sehr leicht aber wird auch der Ungeübte aus einer daran haftenden Scheide eine helle, durchscheinende Platte, die Reibeplatte herausnehmen können, welche unter dem Mi- kroskop einen der zierlichsten Anblicke gewährt. Sie ist nämlich mit zahlreichen Querreihen von Zähnchen besetzt, zum größten Theile aus Chitin mit einiger Knochenerde bestehend. Sämmtliche Cephalopoden und Schnecken haben eine solche Reibeplatte, von deren Vorhandensein und Gebrauch man sich übrigens am besten bei unseren Wasserschnecken überzeugt. Hält man einige derselben in einem Glase, an dessen Wand sich nach einigen Tagen mikroskopische grüne Pflänzchen angelegt haben, so sind die Schnecken fast immer beschäftigt, mit der Zunge, welche sie aus und einstülpen, diese ihre Nahrung abzulecken oder vielmehr abzureiben. Den Akt des Fressens beschreibt Johnston näher. Wenn ein pflanzenfressender Bauchfüßer mit Fressen beschäftigt ist,
Bau der Lungenſchnecken.
der Fühler dienenden, bei den Nacktſchnecken auch finden und das Zurückziehn oder Einſtülpen des Kopfendes und der Schnauze vermitteln.
Um die Schnecken zu zergliedern iſt es am zweckmäßigſten, ſie unter Waſſer zu erſticken, oder ſie auf 10 bis 12 Sekunden in kochendes Waſſer zu werfen, wobei man den Moment wahrnehmen muß, wenn ſie vollſtändig ausgeſtreckt ſind. Sehr unzweckmäßig iſt es, ſie in Spiritus zu tödten, weil ſie darin zu ſehr zuſammengezogen werden. Die oben erwähnten Arten eignen ſich am beſten dazu. Die abgebrühten Gehäusſchnecken kann man, indem der Spindelmuskel ſich losgelöſt hat, leicht aus dem Gewinde herausdrehen. Man nimmt dann die Zergliederung unter Waſſer vor, und auch der Laie wird, wenn er dieſes einfache Hilfsmittel reichlich anwendet, nach einigen ver- geblichen Verſuchen ſich über die wichtigſten Verhältniſſe des inneren Baues Rechenſchaft geben können. Wir brauchen bei dieſem Beginnen eine beſtimmte ſyſtematiſche Reihenfolge der Organe nicht inne zu halten, ſondern fangen ſo an, wie es uns an der aus der Schale genommenen Helix pomatia am bequemſten ſcheint. Eine feine Scheere und zwei kleinere Pincetten reichen aus. Da wir ſchon am lebenden Thier das Athemloch kennen gelernt, gehen wir von ihm aus, und ſchneiden die Lungenhöhle auf. Verfolgt man den dicken, aus der Vereinigung vieler feineren netzförmig verbreiteten Gefäße hervorgehenden Gefäßſtamm nach der linken Seite hinüber, ſo gelangt man zur Vorkammer und Kammer des in einem Herzbeutel eingeſchloſſenen Herzens. Am lebenden Thiere kann man leicht und ohne Quälerei, wovon wir durchaus kein Freund ſind, ein Stück Schale ſo abbrechen, daß man das Herz ſchlagen ſieht. Die vom Herzen ausgehenden Blutgefäße verfolgen wir nicht weiter, nachdem wir uns nur überhaupt überzeugt haben, daß das Herz das Blut aus dem Athemorgan empfängt und in den Körper weiter befördert. Man nennt ein ſolches Herz, welches alle Weichthiere haben, ein arterielles, während das Fiſchherz, durch welches das aus dem Körper gekommene Blut in das Athemorgan getrieben wird, ein venöſes heißt. Lungenhöhle und Herz ſind nun abgetragen und wir trachten nun, den ganzen Ver- dauungskanal bloszulegen. Da die Mundöffnung ebenfalls zweifellos iſt, wird man bei ihr beginnen, nachdem man an dem vollkommen ausgeſtreckten Thiere die Haut des Vorderkörpers von oben her getrennt hat.
Die Mundhöhle iſt von einer dicken, muskulöſen Maſſe umgeben, welche man Schlund- kopf nennt; oben über dem Eingange der Mundhöhle hinter der Lippe befindet ſich ein faſt halbmondförmiger geriefter Oberkiefer. Jm
[Abbildung]
Zahnreihe aus der Reibeplatte von a Limnaeus stagnalis, b Succinea amphibia, c Ancylus fluviatilis.
Grunde der Mundhöhle aber liegt ein ſehr complicirtes Organ, die Zunge, deren nähere und ſchwierige Zergliederung nicht hierher ge- hört. Sehr leicht aber wird auch der Ungeübte aus einer daran haftenden Scheide eine helle, durchſcheinende Platte, die Reibeplatte herausnehmen können, welche unter dem Mi- kroſkop einen der zierlichſten Anblicke gewährt. Sie iſt nämlich mit zahlreichen Querreihen von Zähnchen beſetzt, zum größten Theile aus Chitin mit einiger Knochenerde beſtehend. Sämmtliche Cephalopoden und Schnecken haben eine ſolche Reibeplatte, von deren Vorhandenſein und Gebrauch man ſich übrigens am beſten bei unſeren Waſſerſchnecken überzeugt. Hält man einige derſelben in einem Glaſe, an deſſen Wand ſich nach einigen Tagen mikroſkopiſche grüne Pflänzchen angelegt haben, ſo ſind die Schnecken faſt immer beſchäftigt, mit der Zunge, welche ſie aus und einſtülpen, dieſe ihre Nahrung abzulecken oder vielmehr abzureiben. Den Akt des Freſſens beſchreibt Johnſton näher. Wenn ein pflanzenfreſſender Bauchfüßer mit Freſſen beſchäftigt iſt,
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Bau der Lungenſchnecken.
der Fühler dienenden, bei den Nacktſchnecken auch finden und das Zurückziehn oder Einſtülpen des
Kopfendes und der Schnauze vermitteln.
Um die Schnecken zu zergliedern iſt es am zweckmäßigſten, ſie unter Waſſer zu erſticken, oder
ſie auf 10 bis 12 Sekunden in kochendes Waſſer zu werfen, wobei man den Moment wahrnehmen
muß, wenn ſie vollſtändig ausgeſtreckt ſind. Sehr unzweckmäßig iſt es, ſie in Spiritus zu tödten,
weil ſie darin zu ſehr zuſammengezogen werden. Die oben erwähnten Arten eignen ſich am beſten
dazu. Die abgebrühten Gehäusſchnecken kann man, indem der Spindelmuskel ſich losgelöſt hat,
leicht aus dem Gewinde herausdrehen. Man nimmt dann die Zergliederung unter Waſſer vor,
und auch der Laie wird, wenn er dieſes einfache Hilfsmittel reichlich anwendet, nach einigen ver-
geblichen Verſuchen ſich über die wichtigſten Verhältniſſe des inneren Baues Rechenſchaft geben
können. Wir brauchen bei dieſem Beginnen eine beſtimmte ſyſtematiſche Reihenfolge der Organe
nicht inne zu halten, ſondern fangen ſo an, wie es uns an der aus der Schale genommenen
Helix pomatia am bequemſten ſcheint. Eine feine Scheere und zwei kleinere Pincetten reichen
aus. Da wir ſchon am lebenden Thier das Athemloch kennen gelernt, gehen wir von ihm aus,
und ſchneiden die Lungenhöhle auf. Verfolgt man den dicken, aus der Vereinigung vieler
feineren netzförmig verbreiteten Gefäße hervorgehenden Gefäßſtamm nach der linken Seite hinüber,
ſo gelangt man zur Vorkammer und Kammer des in einem Herzbeutel eingeſchloſſenen Herzens.
Am lebenden Thiere kann man leicht und ohne Quälerei, wovon wir durchaus kein Freund ſind,
ein Stück Schale ſo abbrechen, daß man das Herz ſchlagen ſieht. Die vom Herzen ausgehenden
Blutgefäße verfolgen wir nicht weiter, nachdem wir uns nur überhaupt überzeugt haben, daß das
Herz das Blut aus dem Athemorgan empfängt und in den Körper weiter befördert. Man nennt
ein ſolches Herz, welches alle Weichthiere haben, ein arterielles, während das Fiſchherz, durch
welches das aus dem Körper gekommene Blut in das Athemorgan getrieben wird, ein venöſes
heißt. Lungenhöhle und Herz ſind nun abgetragen und wir trachten nun, den ganzen Ver-
dauungskanal bloszulegen. Da die Mundöffnung ebenfalls zweifellos iſt, wird man bei ihr
beginnen, nachdem man an dem vollkommen ausgeſtreckten Thiere die Haut des Vorderkörpers
von oben her getrennt hat.
Die Mundhöhle iſt von einer dicken, muskulöſen Maſſe umgeben, welche man Schlund-
kopf nennt; oben über dem Eingange der Mundhöhle hinter der Lippe befindet ſich ein faſt
halbmondförmiger geriefter Oberkiefer. Jm
[Abbildung Zahnreihe aus der Reibeplatte von
a Limnaeus stagnalis, b Succinea amphibia,
c Ancylus fluviatilis.]
Grunde der Mundhöhle aber liegt ein ſehr
complicirtes Organ, die Zunge, deren nähere
und ſchwierige Zergliederung nicht hierher ge-
hört. Sehr leicht aber wird auch der Ungeübte
aus einer daran haftenden Scheide eine helle,
durchſcheinende Platte, die Reibeplatte
herausnehmen können, welche unter dem Mi-
kroſkop einen der zierlichſten Anblicke gewährt.
Sie iſt nämlich mit zahlreichen Querreihen
von Zähnchen beſetzt, zum größten Theile
aus Chitin mit einiger Knochenerde beſtehend.
Sämmtliche Cephalopoden und Schnecken
haben eine ſolche Reibeplatte, von deren Vorhandenſein und Gebrauch man ſich übrigens
am beſten bei unſeren Waſſerſchnecken überzeugt. Hält man einige derſelben in einem
Glaſe, an deſſen Wand ſich nach einigen Tagen mikroſkopiſche grüne Pflänzchen angelegt
haben, ſo ſind die Schnecken faſt immer beſchäftigt, mit der Zunge, welche ſie aus und
einſtülpen, dieſe ihre Nahrung abzulecken oder vielmehr abzureiben. Den Akt des Freſſens
beſchreibt Johnſton näher. Wenn ein pflanzenfreſſender Bauchfüßer mit Freſſen beſchäftigt iſt,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/835>, abgerufen am 24.11.2024.
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