Java, wiewohl man nur mehrentheils die leere Schale antrifft, denn das Thier selbst wird selten gefunden, es sei denn, daß es in die Fischkörbe gekrochen wäre."
"Das Thier wird, wie andere Seethiere, zur Speise gebraucht, doch ist das Fleisch viel härter und schwer zu verdauen."
Rumpf giebt auch eine Beschreibung der Manipulationen, um von den Schalen die äußere Schichte bis auf die perlmutterglänzende Schichte wegzubringen und sie zu jenen mehr wunder- lichen als bequemen Trinkgeschirren zu verarbeiten, die man in älteren Sammlungen und Rari- tätenkammern noch häufig antrifft. "Wenn sie nun also rein gemacht sind, so schneidet man sie an dem Hintertheil dergestalt durch, daß die 4 oder 5 hintersten Kammern sichtbar werden. Dar- nach schneidet man die 3 oder 4 folgenden Kammern ganz heraus und schnitzelt an der innersten Win- dung einen offenen Helm, auswendig aber schneidet man allerhand Figuren hinein und überreibt sie mit Kohlenstaub, gemengt mit Wachs und Oel, damit die Figuren schwarz hervorscheinen."
Die wenigen bekannten Arten von Nautilus gehören den tropischen Meeren an. Aber einst, in den früheren vorweltlichen Perioden von der sogenannten silurischen Formation an bis lange nach jener Periode, aus welcher die mächtigen Steinkohlenlager stammen, hatten die nautilus- artigen Cephalopoden die ausschließliche Herrschaft, und noch erstaunen wir über ihre Manch- faltigkeit, welche die der jetzt lebenden Mitglieder dieser Klasse weit übertrifft. Es sind gegen 1600 fossile Arten beschrieben, welche man nach der Form des Gehäuses im Allgemeinen, der Lage des Sipho und nach der Form der Scheidewände und ihrer Verwachsungslinie mit der Schale unterscheidet. Sie sind sämmtlich gekammert, und es läßt sich aus ihren Schalenresten mit Sicherheit schließen, daß sie eine ähnliche Lebensweise geführt haben, wie unser heutiger Nautilus und daß ihnen die gekammerte Schale nicht blos als Schutzhülle, sondern auch als ein hydrostatischer Apparat diente. Die ältere Gruppe ist diejenige der Nautiliten, deren eines Extrem mit ganz eingerollter Schale wir noch im Nautilus besitzen, während das andere in Orthoceras vorliegt. Die Schale der zahlreichen Orthoceras-Arten ist gerade gestreckt, und man kennt deren von 6 Fuß Länge. Diese Form stellt Orthoceras in ein ähnliches Verhältniß zu den gewundenen und verkürzten Nautiliten, wie die Loliginen zu Sepiola und Octopus; sie sind wahrscheinlich die beweglicheren gewesen, Bewohner des hohen Meeres, während die unbehilf- licheren Formen, wie Nautilus, in der Nähe der Küsten sich aufhielten.
Einen anderen Schluß auf das Aussehen wenigstens einiger Arten hat einer der größten Kenner dieser vorweltlichen Thiere, Barrande, aus dem Umstand gezogen, daß dieselben regel- mäßig die unteren, kleineren Kammern abstießen und daß sich das so verstümmelte Schalenende mit einer Kalkschichte von der Beschaffenheit der äußeren Schale überzogen zeigt. Er vermuthet, daß diese Absonderung durch einen oder zwei lange Arme geschehen ist, die mithin eine ähnliche Function, wie die lappigen Arme der Argonauta gehabt hätten.
Ungleich artenreicher ist die andere Sippe, die der Ammoniten, deren Scheidewände viel- fach gebogen sind und höchst krause, regelmäßig gelappte Verwachsungslinien mit der äußeren Schale zeigen. Auch sie fanden sich schon vor der Steinkohlenbildung, erreichen aber ihre höchste Entfaltung als Gattung Ammonites,Ammonshorn, in der Jura- und Kreidezeit, von wo an ein schneller Verfall der vierkiemigen Cephalopoden eintritt.
Sie machen nämlich den offenbar höher organisirten Zweikiemern Platz, den Belemniten, welche die direkten Vorläufer der heutigen Zweikiemer sind. Die Belemniten mit der Haupt- gattung Belemnites besaßen eine innere, vom Mantel überzogene Schale, welche gekammert, mit einem Sipho versehen und gebogen ist. Mit ihrem Hinterende steckt dieselbe in einer dickeren kalkigen Scheide, welche meistens allein und zwar in gewissen kalkigen Terrains sehr zahlreich gefunden wird. Schon vor vielen Jahrhunderten waren diese sogenannten Donnerkeile dem Volke aufgefallen und von ihm nach seiner Weise gedeutet worden.
Kopffüßer. Nautiliten. Ammoniten. Belemniten.
Java, wiewohl man nur mehrentheils die leere Schale antrifft, denn das Thier ſelbſt wird ſelten gefunden, es ſei denn, daß es in die Fiſchkörbe gekrochen wäre.“
„Das Thier wird, wie andere Seethiere, zur Speiſe gebraucht, doch iſt das Fleiſch viel härter und ſchwer zu verdauen.“
Rumpf giebt auch eine Beſchreibung der Manipulationen, um von den Schalen die äußere Schichte bis auf die perlmutterglänzende Schichte wegzubringen und ſie zu jenen mehr wunder- lichen als bequemen Trinkgeſchirren zu verarbeiten, die man in älteren Sammlungen und Rari- tätenkammern noch häufig antrifft. „Wenn ſie nun alſo rein gemacht ſind, ſo ſchneidet man ſie an dem Hintertheil dergeſtalt durch, daß die 4 oder 5 hinterſten Kammern ſichtbar werden. Dar- nach ſchneidet man die 3 oder 4 folgenden Kammern ganz heraus und ſchnitzelt an der innerſten Win- dung einen offenen Helm, auswendig aber ſchneidet man allerhand Figuren hinein und überreibt ſie mit Kohlenſtaub, gemengt mit Wachs und Oel, damit die Figuren ſchwarz hervorſcheinen.“
Die wenigen bekannten Arten von Nautilus gehören den tropiſchen Meeren an. Aber einſt, in den früheren vorweltlichen Perioden von der ſogenannten ſiluriſchen Formation an bis lange nach jener Periode, aus welcher die mächtigen Steinkohlenlager ſtammen, hatten die nautilus- artigen Cephalopoden die ausſchließliche Herrſchaft, und noch erſtaunen wir über ihre Manch- faltigkeit, welche die der jetzt lebenden Mitglieder dieſer Klaſſe weit übertrifft. Es ſind gegen 1600 foſſile Arten beſchrieben, welche man nach der Form des Gehäuſes im Allgemeinen, der Lage des Sipho und nach der Form der Scheidewände und ihrer Verwachſungslinie mit der Schale unterſcheidet. Sie ſind ſämmtlich gekammert, und es läßt ſich aus ihren Schalenreſten mit Sicherheit ſchließen, daß ſie eine ähnliche Lebensweiſe geführt haben, wie unſer heutiger Nautilus und daß ihnen die gekammerte Schale nicht blos als Schutzhülle, ſondern auch als ein hydroſtatiſcher Apparat diente. Die ältere Gruppe iſt diejenige der Nautiliten, deren eines Extrem mit ganz eingerollter Schale wir noch im Nautilus beſitzen, während das andere in Orthoceras vorliegt. Die Schale der zahlreichen Orthoceras-Arten iſt gerade geſtreckt, und man kennt deren von 6 Fuß Länge. Dieſe Form ſtellt Orthoceras in ein ähnliches Verhältniß zu den gewundenen und verkürzten Nautiliten, wie die Loliginen zu Sepiola und Octopus; ſie ſind wahrſcheinlich die beweglicheren geweſen, Bewohner des hohen Meeres, während die unbehilf- licheren Formen, wie Nautilus, in der Nähe der Küſten ſich aufhielten.
Einen anderen Schluß auf das Ausſehen wenigſtens einiger Arten hat einer der größten Kenner dieſer vorweltlichen Thiere, Barrande, aus dem Umſtand gezogen, daß dieſelben regel- mäßig die unteren, kleineren Kammern abſtießen und daß ſich das ſo verſtümmelte Schalenende mit einer Kalkſchichte von der Beſchaffenheit der äußeren Schale überzogen zeigt. Er vermuthet, daß dieſe Abſonderung durch einen oder zwei lange Arme geſchehen iſt, die mithin eine ähnliche Function, wie die lappigen Arme der Argonauta gehabt hätten.
Ungleich artenreicher iſt die andere Sippe, die der Ammoniten, deren Scheidewände viel- fach gebogen ſind und höchſt krauſe, regelmäßig gelappte Verwachſungslinien mit der äußeren Schale zeigen. Auch ſie fanden ſich ſchon vor der Steinkohlenbildung, erreichen aber ihre höchſte Entfaltung als Gattung Ammonites,Ammonshorn, in der Jura- und Kreidezeit, von wo an ein ſchneller Verfall der vierkiemigen Cephalopoden eintritt.
Sie machen nämlich den offenbar höher organiſirten Zweikiemern Platz, den Belemniten, welche die direkten Vorläufer der heutigen Zweikiemer ſind. Die Belemniten mit der Haupt- gattung Belemnites beſaßen eine innere, vom Mantel überzogene Schale, welche gekammert, mit einem Sipho verſehen und gebogen iſt. Mit ihrem Hinterende ſteckt dieſelbe in einer dickeren kalkigen Scheide, welche meiſtens allein und zwar in gewiſſen kalkigen Terrains ſehr zahlreich gefunden wird. Schon vor vielen Jahrhunderten waren dieſe ſogenannten Donnerkeile dem Volke aufgefallen und von ihm nach ſeiner Weiſe gedeutet worden.
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Kopffüßer. Nautiliten. Ammoniten. Belemniten.
Java, wiewohl man nur mehrentheils die leere Schale antrifft, denn das Thier ſelbſt wird ſelten
gefunden, es ſei denn, daß es in die Fiſchkörbe gekrochen wäre.“
„Das Thier wird, wie andere Seethiere, zur Speiſe gebraucht, doch iſt das Fleiſch viel härter
und ſchwer zu verdauen.“
Rumpf giebt auch eine Beſchreibung der Manipulationen, um von den Schalen die äußere
Schichte bis auf die perlmutterglänzende Schichte wegzubringen und ſie zu jenen mehr wunder-
lichen als bequemen Trinkgeſchirren zu verarbeiten, die man in älteren Sammlungen und Rari-
tätenkammern noch häufig antrifft. „Wenn ſie nun alſo rein gemacht ſind, ſo ſchneidet man ſie
an dem Hintertheil dergeſtalt durch, daß die 4 oder 5 hinterſten Kammern ſichtbar werden. Dar-
nach ſchneidet man die 3 oder 4 folgenden Kammern ganz heraus und ſchnitzelt an der innerſten Win-
dung einen offenen Helm, auswendig aber ſchneidet man allerhand Figuren hinein und überreibt
ſie mit Kohlenſtaub, gemengt mit Wachs und Oel, damit die Figuren ſchwarz hervorſcheinen.“
Die wenigen bekannten Arten von Nautilus gehören den tropiſchen Meeren an. Aber einſt,
in den früheren vorweltlichen Perioden von der ſogenannten ſiluriſchen Formation an bis lange
nach jener Periode, aus welcher die mächtigen Steinkohlenlager ſtammen, hatten die nautilus-
artigen Cephalopoden die ausſchließliche Herrſchaft, und noch erſtaunen wir über ihre Manch-
faltigkeit, welche die der jetzt lebenden Mitglieder dieſer Klaſſe weit übertrifft. Es ſind gegen
1600 foſſile Arten beſchrieben, welche man nach der Form des Gehäuſes im Allgemeinen, der
Lage des Sipho und nach der Form der Scheidewände und ihrer Verwachſungslinie mit der
Schale unterſcheidet. Sie ſind ſämmtlich gekammert, und es läßt ſich aus ihren Schalenreſten
mit Sicherheit ſchließen, daß ſie eine ähnliche Lebensweiſe geführt haben, wie unſer heutiger
Nautilus und daß ihnen die gekammerte Schale nicht blos als Schutzhülle, ſondern auch als ein
hydroſtatiſcher Apparat diente. Die ältere Gruppe iſt diejenige der Nautiliten, deren eines
Extrem mit ganz eingerollter Schale wir noch im Nautilus beſitzen, während das andere in
Orthoceras vorliegt. Die Schale der zahlreichen Orthoceras-Arten iſt gerade geſtreckt, und man
kennt deren von 6 Fuß Länge. Dieſe Form ſtellt Orthoceras in ein ähnliches Verhältniß zu den
gewundenen und verkürzten Nautiliten, wie die Loliginen zu Sepiola und Octopus; ſie ſind
wahrſcheinlich die beweglicheren geweſen, Bewohner des hohen Meeres, während die unbehilf-
licheren Formen, wie Nautilus, in der Nähe der Küſten ſich aufhielten.
Einen anderen Schluß auf das Ausſehen wenigſtens einiger Arten hat einer der größten
Kenner dieſer vorweltlichen Thiere, Barrande, aus dem Umſtand gezogen, daß dieſelben regel-
mäßig die unteren, kleineren Kammern abſtießen und daß ſich das ſo verſtümmelte Schalenende
mit einer Kalkſchichte von der Beſchaffenheit der äußeren Schale überzogen zeigt. Er vermuthet,
daß dieſe Abſonderung durch einen oder zwei lange Arme geſchehen iſt, die mithin eine ähnliche
Function, wie die lappigen Arme der Argonauta gehabt hätten.
Ungleich artenreicher iſt die andere Sippe, die der Ammoniten, deren Scheidewände viel-
fach gebogen ſind und höchſt krauſe, regelmäßig gelappte Verwachſungslinien mit der äußeren
Schale zeigen. Auch ſie fanden ſich ſchon vor der Steinkohlenbildung, erreichen aber ihre höchſte
Entfaltung als Gattung Ammonites, Ammonshorn, in der Jura- und Kreidezeit, von wo an
ein ſchneller Verfall der vierkiemigen Cephalopoden eintritt.
Sie machen nämlich den offenbar höher organiſirten Zweikiemern Platz, den Belemniten,
welche die direkten Vorläufer der heutigen Zweikiemer ſind. Die Belemniten mit der Haupt-
gattung Belemnites beſaßen eine innere, vom Mantel überzogene Schale, welche gekammert, mit
einem Sipho verſehen und gebogen iſt. Mit ihrem Hinterende ſteckt dieſelbe in einer dickeren
kalkigen Scheide, welche meiſtens allein und zwar in gewiſſen kalkigen Terrains ſehr zahlreich
gefunden wird. Schon vor vielen Jahrhunderten waren dieſe ſogenannten Donnerkeile dem
Volke aufgefallen und von ihm nach ſeiner Weiſe gedeutet worden.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/830>, abgerufen am 24.11.2024.
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