sich die Arme wieder aus und ihr abermaliges Schließen hat einen neuen Stoß zur Folge. Den Trichter will der Beobachter von Arcachon nur als Hilfswerkzeug bei dieser schnelleren Bewegung nach rückwärts angesehen wissen, und er soll nur bei dem schnellsten Tempo besonders wirksam sein.
Der Gebrauch der Greifarme, sagt Fischer weiter, war mir ganz unbekannt, bis ich die Genugthuung hatte, sie eines Morgens in Bewegung zu sehen. Eine Abtheilung des Aquariums umschloß seit ungefähr einem Monat eine mittelgroße Sepia, die während dieser ganzen Zeit nichts gefressen hatte. Man that einen lebenden Fisch, einen Caranx, von bedeutender Größe zu ihr hinein, der ohne Argwohn umherschwamm und sich dem Schlupfwinkel der Sepia näherte. Kaum hatte sie ihn wahrgenommen, als sie mit einer erstaunlichen Schnelligkeit und Geschicklichkeit die Greifarme entfaltete, ausstreckte, den Fisch ergriff und an ihren Mund zog. Die Greifarme zogen sich sogleich wieder zurück und verschwanden, die übrigen Arme aber legten sich fest um den Kopf und das Vorderende des unglücklichen Fisches. Die beiden oberen Paare lagen auf dem Rücken, die beiden unteren unter dem Bauche des Opfers, an welchem die Saugnäpfe sich anhefteten.
Der solcher Gestalt umschlungene Fisch konnte sich nicht bewegen. Die Sepia aber, die sich nun ihrer Beute versichert hatte, ließ sie nicht wieder los und schleppte sie trotz des verhältnißmäßig sehr großen Gewichtes nach allen Richtungen, leicht einher schwimmend und ohne sich auf dem Grunde oder auf den Felsblöcken auszuruhen. Der Fisch wurde horizontal gehalten, und nach einer Stunde ließ ihn die Sepia fallen. Der Schädel war geöffnet und das Gehirn sowie ein Theil der Rückenmuskeln gefressen.
Außer der gemeinen Sepia kommen im Mittelmeere noch zwei Arten vor, zarter und schöner gefärbt, welche sich beide in Gesellschaft der Eledonen auf schlammigem Grunde zu finden pflegen, gelegentlich auf den Markt kommen und wegen ihres zarten Fleisches sehr geschätzt sind. Sie heißen Sepia elegans und biserialis. Die erstere hat eine durchscheinende Haut, durch welche man im Leben die Rückenschale sieht. Der hervorstehende Stachel derselben am Hinterende ist das beste Kennzeichen. Sie erreicht, die Greifarme nicht inbegriffen, eine Länge von 5 Zoll. Die andre wird 3 Zoll lang und wird wegen ein Paar Reihen weißer Flecke auf dem Rücken als die "doppelreihige" bezeichnet.
Außer Sepia ist in der uns eben beschäftigenden Abtheilung die Gattung Calmar,Loligo, die wichtigste. Der fleischige, nackte, cylindrische Körper ist verlängert und hinten zugespitzt, und die auf dem Rücken sich vereinigenden Flossen geben dem Hinterende meist die Gestalt einer geflügelten Pfeilspitze. Jm Rücken ist ein biegsamer horniger Schulp von fadenförmiger Gestalt enthalten. Die gemeinste Art ist auch von der Systematik als solche bezeichnet, der gemeine Calmar,Loligo vulgaris, Calamaro der Jtaliäner. Seine Flossen bilden ein Rhomboid, welches sich über zwei Drittel des Rumpfes erstreckt. Das erste Armpaar ist das kürzeste, dann folgen nach der Länge das vierte, zweite und dritte. Die Greifarme sind anderthalbmal so lang als der Körper, und ihre verdickten Enden mit vier Reihen sehr ungleicher Näpfe besetzt. Die specielle Eigenthümlichkeit der Färbung besteht im Vorherrschen eines sehr brillanten carminrothen Colorits.
Jm Mittelmeer und Ocean sehr allgemein verbreitet trifft man den Calmar zu allen Jahres- zeiten, am zahlreichsten im Herbst, wo er in großen Zügen streift. Mitunter wird er in großer Menge in den für die Thunfische aufgestellten Netzen gefangen, bei Nacht auch mit dem "Mugeliera" genannten Netze. Von den schlammigen und sandigen Gründen bringt ihn das Zugnetz das ganze Jahr hindurch herauf, am reichlichsten bei Vollmond. Mit der Lanze und dem Angelhaken ist ihm schwer beizukommen. Die Wanderungen des Calmar richten sich besonders nach den Zügen kleinerer Fische, von denen er sich nährt. Er erreicht nicht selten ein Gewicht von 20 Pfund; es kommen jedoch auch größere Riesen vor, während die mittlere Länge, mit Ausschluß der Greifarme, 8 Zoll beträgt. Die Weibchen werden etwas größer als die Männchen. Jene colossalen Exemplare findet man
Sepia. Calmar.
ſich die Arme wieder aus und ihr abermaliges Schließen hat einen neuen Stoß zur Folge. Den Trichter will der Beobachter von Arcachon nur als Hilfswerkzeug bei dieſer ſchnelleren Bewegung nach rückwärts angeſehen wiſſen, und er ſoll nur bei dem ſchnellſten Tempo beſonders wirkſam ſein.
Der Gebrauch der Greifarme, ſagt Fiſcher weiter, war mir ganz unbekannt, bis ich die Genugthuung hatte, ſie eines Morgens in Bewegung zu ſehen. Eine Abtheilung des Aquariums umſchloß ſeit ungefähr einem Monat eine mittelgroße Sepia, die während dieſer ganzen Zeit nichts gefreſſen hatte. Man that einen lebenden Fiſch, einen Caranx, von bedeutender Größe zu ihr hinein, der ohne Argwohn umherſchwamm und ſich dem Schlupfwinkel der Sepia näherte. Kaum hatte ſie ihn wahrgenommen, als ſie mit einer erſtaunlichen Schnelligkeit und Geſchicklichkeit die Greifarme entfaltete, ausſtreckte, den Fiſch ergriff und an ihren Mund zog. Die Greifarme zogen ſich ſogleich wieder zurück und verſchwanden, die übrigen Arme aber legten ſich feſt um den Kopf und das Vorderende des unglücklichen Fiſches. Die beiden oberen Paare lagen auf dem Rücken, die beiden unteren unter dem Bauche des Opfers, an welchem die Saugnäpfe ſich anhefteten.
Der ſolcher Geſtalt umſchlungene Fiſch konnte ſich nicht bewegen. Die Sepia aber, die ſich nun ihrer Beute verſichert hatte, ließ ſie nicht wieder los und ſchleppte ſie trotz des verhältnißmäßig ſehr großen Gewichtes nach allen Richtungen, leicht einher ſchwimmend und ohne ſich auf dem Grunde oder auf den Felsblöcken auszuruhen. Der Fiſch wurde horizontal gehalten, und nach einer Stunde ließ ihn die Sepia fallen. Der Schädel war geöffnet und das Gehirn ſowie ein Theil der Rückenmuskeln gefreſſen.
Außer der gemeinen Sepia kommen im Mittelmeere noch zwei Arten vor, zarter und ſchöner gefärbt, welche ſich beide in Geſellſchaft der Eledonen auf ſchlammigem Grunde zu finden pflegen, gelegentlich auf den Markt kommen und wegen ihres zarten Fleiſches ſehr geſchätzt ſind. Sie heißen Sepia elegans und biserialis. Die erſtere hat eine durchſcheinende Haut, durch welche man im Leben die Rückenſchale ſieht. Der hervorſtehende Stachel derſelben am Hinterende iſt das beſte Kennzeichen. Sie erreicht, die Greifarme nicht inbegriffen, eine Länge von 5 Zoll. Die andre wird 3 Zoll lang und wird wegen ein Paar Reihen weißer Flecke auf dem Rücken als die „doppelreihige“ bezeichnet.
Außer Sepia iſt in der uns eben beſchäftigenden Abtheilung die Gattung Calmar,Loligo, die wichtigſte. Der fleiſchige, nackte, cylindriſche Körper iſt verlängert und hinten zugeſpitzt, und die auf dem Rücken ſich vereinigenden Floſſen geben dem Hinterende meiſt die Geſtalt einer geflügelten Pfeilſpitze. Jm Rücken iſt ein biegſamer horniger Schulp von fadenförmiger Geſtalt enthalten. Die gemeinſte Art iſt auch von der Syſtematik als ſolche bezeichnet, der gemeine Calmar,Loligo vulgaris, Calamaro der Jtaliäner. Seine Floſſen bilden ein Rhomboid, welches ſich über zwei Drittel des Rumpfes erſtreckt. Das erſte Armpaar iſt das kürzeſte, dann folgen nach der Länge das vierte, zweite und dritte. Die Greifarme ſind anderthalbmal ſo lang als der Körper, und ihre verdickten Enden mit vier Reihen ſehr ungleicher Näpfe beſetzt. Die ſpecielle Eigenthümlichkeit der Färbung beſteht im Vorherrſchen eines ſehr brillanten carminrothen Colorits.
Jm Mittelmeer und Ocean ſehr allgemein verbreitet trifft man den Calmar zu allen Jahres- zeiten, am zahlreichſten im Herbſt, wo er in großen Zügen ſtreift. Mitunter wird er in großer Menge in den für die Thunfiſche aufgeſtellten Netzen gefangen, bei Nacht auch mit dem „Mugeliera“ genannten Netze. Von den ſchlammigen und ſandigen Gründen bringt ihn das Zugnetz das ganze Jahr hindurch herauf, am reichlichſten bei Vollmond. Mit der Lanze und dem Angelhaken iſt ihm ſchwer beizukommen. Die Wanderungen des Calmar richten ſich beſonders nach den Zügen kleinerer Fiſche, von denen er ſich nährt. Er erreicht nicht ſelten ein Gewicht von 20 Pfund; es kommen jedoch auch größere Rieſen vor, während die mittlere Länge, mit Ausſchluß der Greifarme, 8 Zoll beträgt. Die Weibchen werden etwas größer als die Männchen. Jene coloſſalen Exemplare findet man
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[775/0821]
Sepia. Calmar.
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nach rückwärts angeſehen wiſſen, und er ſoll nur bei dem ſchnellſten Tempo beſonders wirkſam ſein.
Der Gebrauch der Greifarme, ſagt Fiſcher weiter, war mir ganz unbekannt, bis ich die
Genugthuung hatte, ſie eines Morgens in Bewegung zu ſehen. Eine Abtheilung des Aquariums
umſchloß ſeit ungefähr einem Monat eine mittelgroße Sepia, die während dieſer ganzen Zeit
nichts gefreſſen hatte. Man that einen lebenden Fiſch, einen Caranx, von bedeutender Größe zu
ihr hinein, der ohne Argwohn umherſchwamm und ſich dem Schlupfwinkel der Sepia näherte.
Kaum hatte ſie ihn wahrgenommen, als ſie mit einer erſtaunlichen Schnelligkeit und Geſchicklichkeit
die Greifarme entfaltete, ausſtreckte, den Fiſch ergriff und an ihren Mund zog. Die Greifarme
zogen ſich ſogleich wieder zurück und verſchwanden, die übrigen Arme aber legten ſich feſt um den
Kopf und das Vorderende des unglücklichen Fiſches. Die beiden oberen Paare lagen auf dem
Rücken, die beiden unteren unter dem Bauche des Opfers, an welchem die Saugnäpfe ſich anhefteten.
Der ſolcher Geſtalt umſchlungene Fiſch konnte ſich nicht bewegen. Die Sepia aber, die ſich
nun ihrer Beute verſichert hatte, ließ ſie nicht wieder los und ſchleppte ſie trotz des verhältnißmäßig
ſehr großen Gewichtes nach allen Richtungen, leicht einher ſchwimmend und ohne ſich auf dem
Grunde oder auf den Felsblöcken auszuruhen. Der Fiſch wurde horizontal gehalten, und nach
einer Stunde ließ ihn die Sepia fallen. Der Schädel war geöffnet und das Gehirn ſowie ein
Theil der Rückenmuskeln gefreſſen.
Außer der gemeinen Sepia kommen im Mittelmeere noch zwei Arten vor, zarter und ſchöner
gefärbt, welche ſich beide in Geſellſchaft der Eledonen auf ſchlammigem Grunde zu finden pflegen,
gelegentlich auf den Markt kommen und wegen ihres zarten Fleiſches ſehr geſchätzt ſind. Sie
heißen Sepia elegans und biserialis. Die erſtere hat eine durchſcheinende Haut, durch welche man
im Leben die Rückenſchale ſieht. Der hervorſtehende Stachel derſelben am Hinterende iſt das
beſte Kennzeichen. Sie erreicht, die Greifarme nicht inbegriffen, eine Länge von 5 Zoll. Die
andre wird 3 Zoll lang und wird wegen ein Paar Reihen weißer Flecke auf dem Rücken als
die „doppelreihige“ bezeichnet.
Außer Sepia iſt in der uns eben beſchäftigenden Abtheilung die Gattung Calmar, Loligo, die
wichtigſte. Der fleiſchige, nackte, cylindriſche Körper iſt verlängert und hinten zugeſpitzt, und die
auf dem Rücken ſich vereinigenden Floſſen geben dem Hinterende meiſt die Geſtalt einer geflügelten
Pfeilſpitze. Jm Rücken iſt ein biegſamer horniger Schulp von fadenförmiger Geſtalt enthalten.
Die gemeinſte Art iſt auch von der Syſtematik als ſolche bezeichnet, der gemeine Calmar, Loligo
vulgaris, Calamaro der Jtaliäner. Seine Floſſen bilden ein Rhomboid, welches ſich über zwei
Drittel des Rumpfes erſtreckt. Das erſte Armpaar iſt das kürzeſte, dann folgen nach der Länge
das vierte, zweite und dritte. Die Greifarme ſind anderthalbmal ſo lang als der Körper, und ihre
verdickten Enden mit vier Reihen ſehr ungleicher Näpfe beſetzt. Die ſpecielle Eigenthümlichkeit
der Färbung beſteht im Vorherrſchen eines ſehr brillanten carminrothen Colorits.
Jm Mittelmeer und Ocean ſehr allgemein verbreitet trifft man den Calmar zu allen Jahres-
zeiten, am zahlreichſten im Herbſt, wo er in großen Zügen ſtreift. Mitunter wird er in großer
Menge in den für die Thunfiſche aufgeſtellten Netzen gefangen, bei Nacht auch mit dem „Mugeliera“
genannten Netze. Von den ſchlammigen und ſandigen Gründen bringt ihn das Zugnetz das ganze
Jahr hindurch herauf, am reichlichſten bei Vollmond. Mit der Lanze und dem Angelhaken iſt ihm
ſchwer beizukommen. Die Wanderungen des Calmar richten ſich beſonders nach den Zügen kleinerer
Fiſche, von denen er ſich nährt. Er erreicht nicht ſelten ein Gewicht von 20 Pfund; es kommen jedoch
auch größere Rieſen vor, während die mittlere Länge, mit Ausſchluß der Greifarme, 8 Zoll beträgt.
Die Weibchen werden etwas größer als die Männchen. Jene coloſſalen Exemplare findet man
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/821>, abgerufen am 24.11.2024.
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