vorderen Saugnäpfen und der winzigen Mundöffnung liegen. Der gestreckte elliptische Körper endigt mit einem großen Saugnapf, der einer Rosette gleicht, durch neun speichenartige Leisten gestützt ist und von einem gefransten Saume umgeben wird.
Eins der auffallendsten Thiere dieser Gruppe ist Cyclatella annelidicola, deren Mund von einem Kranze bewimperter Fühler umstellt ist. Der ovale, ganz flache und rein weiße Körper ist hinten tief ausgeschnitten und der große Saugnapf sitzt auf einem, von diesem Winkel aus- gehenden Stiele. Auch hier wird dieses Saugorgan, gestützt von acht Speichen, von einem zarten Hautsaume umfaßt. Fest damit angesaugt vermag das Thier auf dem dehnbaren und nachgiebigen Stiele sich frei und lebhaft nach allen Seiten zu bewegen. Es ist einer der wenigen Saugwürmer, welche sich auf Ringelwürmern und zwar auf einer röhrenbewohnenden Clymene aufhalten.
Leider verbietet uns die Oekonomie unseres Werkes, das Bild anderer und so auch das der sehr merkwürdigen Udonellen zu geben. Letztere firiren sich auf den auf Fischen schmarotzenden Fischläusen (Caligus) und Lernäen, benutzen diese Krebse aber blos als Unterlage, Wohnung, respektive die Caligiden als Fahrgelegenheit, indem sie ihre Nahrung lediglich von den Fischen beziehen.
Wir lassen nun einige Beispiele aus einer anderen formenreichen Familie folgen, in welcher die Thiere am Hinterende mehrere, am häufigsten acht Saugnäpfe in zwei Reihen tragen. Darunter findet sich eine der wunderbarsten Erscheinungen des Thierreiches, das Doppelthier
[Abbildung]
Das Doppelthier (Diplozoon paradoxum). (Nat. Größe und vergrößert.)
(Diplozoon paradoxum). Das Wesen besteht aus zwei voll- kommen gleichen Hälften, deren jede alle Eigenschaften eines ganzen Thieres besitzt: zwei in der Mitte ihres Körpers mit einander nicht nach Art der siamesischen Zwillinge sondern über Kreuz verbundene Jndividuen. Die beiden zugespitzten Vorderenden haben jedes eine Mundöffnung und daneben ein Paar kleine Saugnäpfe. Bei Anwendung einigen Druckes sieht man den aus einer mittleren Röhre und zahlreichen Seitenzweigen bestehenden Darmkanal, der gleich allen übrigen Organen in jeder Hälfte gesondert verläuft. Am Hinter- ende jedes Wurmes finden sich in einer Vertiefung zwei Haft- organe, die aus vier, durch Harttheile in Gestalt einer Schnalle gestützten Saugnäpfen zusammengesetzt sind. Jede der bei- den Hälften des Doppelthieres zeigt den vollständigen zwit- terigen Fortpflanzungsapparat, welcher ebenfalls in allen Einzelheiten mit diesen Organen der übrigen Saugwürmer übereinstimmt.
So lebt das Doppelthier auf den Kiemen mehrerer unserer Karpfenarten, z. B. des Blei, Gründling, der Ellritze. Es blieb zwei Jahrzehnte nach seiner Entdeckung ein unverstan- denes Räthsel, bis von Siebold die überraschende Lösung fand. Jhm fiel auf, daß an den Kiemen der Ellritze stets noch ein anderer Parasit dem Diplozoon Gesellschaft leistete, ein Wurm, welcher schon früher den Namen Diporpa erhalten hatte. "Bei näherer Vergleichung beider Parasiten stellte es sich bald heraus, daß die einfache Diporpa mit dem doppelten Diplozoon in einer gewissen Beziehung stehen müsse; denn das Mundende mit den beiden seitlichen Saugnäpfen sowohl wie der Darmkanal von Diporpa stimmte mit denselben Theilen von Diplozoon vollkommen überein. Eben so hatten die beiden am Hinterleibsende der Diporpa angebrachten hornigen Klammerorgane ganz dieselbe Beschaffenheit, wie die einzelnen acht Klammerorgane, mit denen Diplozoon an
Saugwürmer.
vorderen Saugnäpfen und der winzigen Mundöffnung liegen. Der geſtreckte elliptiſche Körper endigt mit einem großen Saugnapf, der einer Roſette gleicht, durch neun ſpeichenartige Leiſten geſtützt iſt und von einem gefranſten Saume umgeben wird.
Eins der auffallendſten Thiere dieſer Gruppe iſt Cyclatella annelidicola, deren Mund von einem Kranze bewimperter Fühler umſtellt iſt. Der ovale, ganz flache und rein weiße Körper iſt hinten tief ausgeſchnitten und der große Saugnapf ſitzt auf einem, von dieſem Winkel aus- gehenden Stiele. Auch hier wird dieſes Saugorgan, geſtützt von acht Speichen, von einem zarten Hautſaume umfaßt. Feſt damit angeſaugt vermag das Thier auf dem dehnbaren und nachgiebigen Stiele ſich frei und lebhaft nach allen Seiten zu bewegen. Es iſt einer der wenigen Saugwürmer, welche ſich auf Ringelwürmern und zwar auf einer röhrenbewohnenden Clymene aufhalten.
Leider verbietet uns die Oekonomie unſeres Werkes, das Bild anderer und ſo auch das der ſehr merkwürdigen Udonellen zu geben. Letztere firiren ſich auf den auf Fiſchen ſchmarotzenden Fiſchläuſen (Caligus) und Lernäen, benutzen dieſe Krebſe aber blos als Unterlage, Wohnung, reſpektive die Caligiden als Fahrgelegenheit, indem ſie ihre Nahrung lediglich von den Fiſchen beziehen.
Wir laſſen nun einige Beiſpiele aus einer anderen formenreichen Familie folgen, in welcher die Thiere am Hinterende mehrere, am häufigſten acht Saugnäpfe in zwei Reihen tragen. Darunter findet ſich eine der wunderbarſten Erſcheinungen des Thierreiches, das Doppelthier
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Das Doppelthier (Diplozoon paradoxum). (Nat. Größe und vergrößert.)
(Diplozoon paradoxum). Das Weſen beſteht aus zwei voll- kommen gleichen Hälften, deren jede alle Eigenſchaften eines ganzen Thieres beſitzt: zwei in der Mitte ihres Körpers mit einander nicht nach Art der ſiameſiſchen Zwillinge ſondern über Kreuz verbundene Jndividuen. Die beiden zugeſpitzten Vorderenden haben jedes eine Mundöffnung und daneben ein Paar kleine Saugnäpfe. Bei Anwendung einigen Druckes ſieht man den aus einer mittleren Röhre und zahlreichen Seitenzweigen beſtehenden Darmkanal, der gleich allen übrigen Organen in jeder Hälfte geſondert verläuft. Am Hinter- ende jedes Wurmes finden ſich in einer Vertiefung zwei Haft- organe, die aus vier, durch Harttheile in Geſtalt einer Schnalle geſtützten Saugnäpfen zuſammengeſetzt ſind. Jede der bei- den Hälften des Doppelthieres zeigt den vollſtändigen zwit- terigen Fortpflanzungsapparat, welcher ebenfalls in allen Einzelheiten mit dieſen Organen der übrigen Saugwürmer übereinſtimmt.
So lebt das Doppelthier auf den Kiemen mehrerer unſerer Karpfenarten, z. B. des Blei, Gründling, der Ellritze. Es blieb zwei Jahrzehnte nach ſeiner Entdeckung ein unverſtan- denes Räthſel, bis von Siebold die überraſchende Löſung fand. Jhm fiel auf, daß an den Kiemen der Ellritze ſtets noch ein anderer Paraſit dem Diplozoon Geſellſchaft leiſtete, ein Wurm, welcher ſchon früher den Namen Diporpa erhalten hatte. „Bei näherer Vergleichung beider Paraſiten ſtellte es ſich bald heraus, daß die einfache Diporpa mit dem doppelten Diplozoon in einer gewiſſen Beziehung ſtehen müſſe; denn das Mundende mit den beiden ſeitlichen Saugnäpfen ſowohl wie der Darmkanal von Diporpa ſtimmte mit denſelben Theilen von Diplozoon vollkommen überein. Eben ſo hatten die beiden am Hinterleibsende der Diporpa angebrachten hornigen Klammerorgane ganz dieſelbe Beſchaffenheit, wie die einzelnen acht Klammerorgane, mit denen Diplozoon an
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Saugwürmer.
vorderen Saugnäpfen und der winzigen Mundöffnung liegen. Der geſtreckte elliptiſche Körper
endigt mit einem großen Saugnapf, der einer Roſette gleicht, durch neun ſpeichenartige Leiſten
geſtützt iſt und von einem gefranſten Saume umgeben wird.
Eins der auffallendſten Thiere dieſer Gruppe iſt Cyclatella annelidicola, deren Mund von
einem Kranze bewimperter Fühler umſtellt iſt. Der ovale, ganz flache und rein weiße Körper iſt
hinten tief ausgeſchnitten und der große Saugnapf ſitzt auf einem, von dieſem Winkel aus-
gehenden Stiele. Auch hier wird dieſes Saugorgan, geſtützt von acht Speichen, von einem
zarten Hautſaume umfaßt. Feſt damit angeſaugt vermag das Thier auf dem dehnbaren und
nachgiebigen Stiele ſich frei und lebhaft nach allen Seiten zu bewegen. Es iſt einer der wenigen
Saugwürmer, welche ſich auf Ringelwürmern und zwar auf einer röhrenbewohnenden Clymene
aufhalten.
Leider verbietet uns die Oekonomie unſeres Werkes, das Bild anderer und ſo auch das der
ſehr merkwürdigen Udonellen zu geben. Letztere firiren ſich auf den auf Fiſchen ſchmarotzenden
Fiſchläuſen (Caligus) und Lernäen, benutzen dieſe Krebſe aber blos als Unterlage, Wohnung,
reſpektive die Caligiden als Fahrgelegenheit, indem ſie ihre Nahrung lediglich von den Fiſchen beziehen.
Wir laſſen nun einige Beiſpiele aus einer anderen formenreichen Familie folgen, in welcher
die Thiere am Hinterende mehrere, am häufigſten acht Saugnäpfe in zwei Reihen tragen.
Darunter findet ſich eine der wunderbarſten Erſcheinungen des Thierreiches, das Doppelthier
[Abbildung Das Doppelthier (Diplozoon paradoxum).
(Nat. Größe und vergrößert.)]
(Diplozoon paradoxum). Das Weſen beſteht aus zwei voll-
kommen gleichen Hälften, deren jede alle Eigenſchaften eines
ganzen Thieres beſitzt: zwei in der Mitte ihres Körpers mit
einander nicht nach Art der ſiameſiſchen Zwillinge ſondern
über Kreuz verbundene Jndividuen. Die beiden zugeſpitzten
Vorderenden haben jedes eine Mundöffnung und daneben ein
Paar kleine Saugnäpfe. Bei Anwendung einigen Druckes
ſieht man den aus einer mittleren Röhre und zahlreichen
Seitenzweigen beſtehenden Darmkanal, der gleich allen übrigen
Organen in jeder Hälfte geſondert verläuft. Am Hinter-
ende jedes Wurmes finden ſich in einer Vertiefung zwei Haft-
organe, die aus vier, durch Harttheile in Geſtalt einer Schnalle
geſtützten Saugnäpfen zuſammengeſetzt ſind. Jede der bei-
den Hälften des Doppelthieres zeigt den vollſtändigen zwit-
terigen Fortpflanzungsapparat, welcher ebenfalls in allen
Einzelheiten mit dieſen Organen der übrigen Saugwürmer
übereinſtimmt.
So lebt das Doppelthier auf den Kiemen mehrerer unſerer
Karpfenarten, z. B. des Blei, Gründling, der Ellritze. Es
blieb zwei Jahrzehnte nach ſeiner Entdeckung ein unverſtan-
denes Räthſel, bis von Siebold die überraſchende Löſung fand. Jhm fiel auf, daß an den Kiemen
der Ellritze ſtets noch ein anderer Paraſit dem Diplozoon Geſellſchaft leiſtete, ein Wurm, welcher
ſchon früher den Namen Diporpa erhalten hatte. „Bei näherer Vergleichung beider Paraſiten
ſtellte es ſich bald heraus, daß die einfache Diporpa mit dem doppelten Diplozoon in einer gewiſſen
Beziehung ſtehen müſſe; denn das Mundende mit den beiden ſeitlichen Saugnäpfen ſowohl wie
der Darmkanal von Diporpa ſtimmte mit denſelben Theilen von Diplozoon vollkommen überein.
Eben ſo hatten die beiden am Hinterleibsende der Diporpa angebrachten hornigen Klammerorgane
ganz dieſelbe Beſchaffenheit, wie die einzelnen acht Klammerorgane, mit denen Diplozoon an
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/784>, abgerufen am 24.11.2024.
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