Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Walfischlaus. Mauer-, Keller- und Nollassel. Wasserassel. Kugelassel.
die Austrocknung verhindernden Deckel. Bei denjenigen Arten der Gattungen Oniscus, Armadilli-
dium
u. a., welche an ganz trocknen, auch sonnigen Orten leben, scheint neben jener schwachen
Kiemenathmung noch eine Art von Luftathmung statt zu finden, indem in dem vorderen Kiemen-
deckel sich fein verzweigte, luftführende Räume finden, welche durch Spalten sich nach Außen öffnen
sollen. Allgemein bekannt und von empfindsamen Seelen als ekelerregende Thiere betrachtet sind
die Mauerassel (Oniscus murarius) und die Kellerassel (Oniscus scaber), welche
gleich den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe, ihren flacheren Körper nicht zu-
sammenkugeln können. Diese Fähigkeit besitzen die Rollasseln. Von diesen
war besonders die gebräuchliche Rollassel (Armadillo officinarum) früher unter
dem Namen "Millepedes" ein viel verschriebener aber wohl nicht sehr wirksamer
Artikel der Apotheken. Die Fälle, welche erzählt werden, daß nach dem Genusse
von einigen Kellerwürmern die heftigsten Vergiftungserscheinungen aufgetreten
seien, verdienen keinen Glauben, da, wie Martiny, der Verfasser einer Natur-
geschichte der für die Heilkunde wichtigen Thiere, sagt, die unschuldigen Keller-
würmer in manchen Gegenden als Volksmittel in weit größerer Menge ohne
alle schädlichen Folgen genommen werden.

[Abbildung] Kellerassel
(Porcellio).

Von ihnen unterscheiden sich die Wasserasseln (Asellina) durch den gestreckteren Körper
und Verkürzung der Ringe des Hinterleibes, mit Ausnahme des großen schildförmigen letzten.
Ja, bei der gemeinen Wasserassel (Asellus aquaticus) besteht der ganze Hinterleib aus einem
einzigen großen schildförmigen Segment. Das einen halben Zoll lange Thier findet sich überall,
in Teichen und Gräben. Die übrigen Gattungen der Wasserasseln leben alle im Meere. Eine
der artenreichsten ist Idotea. Die meisten sind unschädlich und ohne wesentliche Bedeutung.
Nur von einer einzigen Form, der 1 bis 2 Linien langen Limnoria terebrans, von den engli-
schen Küsten, wird angegeben, daß sie durch Benagen des unter Wasser befindlichen Holzwerkes
sehr schädlich sei.

Die folgenden Familien kann man als Schwimm-Asseln zusammen fassen, indem die
platten hinteren Afterfußpaare mit dem Endgliede des Körpers eine Flosse bilden. Unter ihnen
sind allverbreitete, an den Küsten besonders der wärmeren Meere in unzählbaren Mengen vor-
kommende Thiere die Kugelasseln (Sphaeroma). Die Kugelassel der europäischen Küsten (Sphaeroma
serratum
) findet sich überall an steinigen Ufern auf der Wassergränze. Sie lebt gesellig unter
den Steinen und rollt sich bei der Berührung ein. Sie gewöhnt sich auch an das brakische
Wasser, und ich habe sie bei dem Uebergange der Kerka in die allmälig
zum Meere werdende Bucht bei Sebenico in Dalmatien in einem kaum
einen salzigen Beigeschmack zeigenden Wasser angetroffen. Auch unter den
blinden Bewohnern der Gewässer in den krainer Höhlen befindet sich eine
Kugelassel (Monolistra coeca).

Die nächste Familie, die der Fischasseln (Cymothoadae) besteht
vorzugsweise aus Arten, welche auf der Haut oder den Kiemen der Fische
schmarotzen. Der kleine Kopf und die entweder nur an den drei ersten
oder an allen Paaren der Beine befindlichen großen Klauen zeichnen sie
vor der vorigen Familie aus. Zu ihnen zählen die größten Asseln,
zwei Zoll lang und darüber.

Eine merkwürdige Verkümmerung und eine höchst auffallende äußere
Geschlechtsverschiedenheit tritt bei den Garneelasseln (Bopyrini) ein,

[Abbildung] Kugelassel (Sphaeroma).
Asseln, welche vorzugsweise in der Kiemenhöhle der Garneelen, nach meinen Beobachtungen auch,
wiewohl selten, der Porcellanen schmarotzen. Man erkennt das Dasein der unbequemen Gäste
an der beulenartigen Auftreibung des Kopfbruststückes. Diese wird nur durch die, ihren Gatten

Walfiſchlaus. Mauer-, Keller- und Nollaſſel. Waſſeraſſel. Kugelaſſel.
die Austrocknung verhindernden Deckel. Bei denjenigen Arten der Gattungen Oniscus, Armadilli-
dium
u. a., welche an ganz trocknen, auch ſonnigen Orten leben, ſcheint neben jener ſchwachen
Kiemenathmung noch eine Art von Luftathmung ſtatt zu finden, indem in dem vorderen Kiemen-
deckel ſich fein verzweigte, luftführende Räume finden, welche durch Spalten ſich nach Außen öffnen
ſollen. Allgemein bekannt und von empfindſamen Seelen als ekelerregende Thiere betrachtet ſind
die Maueraſſel (Oniscus murarius) und die Kelleraſſel (Oniscus scaber), welche
gleich den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe, ihren flacheren Körper nicht zu-
ſammenkugeln können. Dieſe Fähigkeit beſitzen die Rollaſſeln. Von dieſen
war beſonders die gebräuchliche Rollaſſel (Armadillo officinarum) früher unter
dem Namen „Millepedes“ ein viel verſchriebener aber wohl nicht ſehr wirkſamer
Artikel der Apotheken. Die Fälle, welche erzählt werden, daß nach dem Genuſſe
von einigen Kellerwürmern die heftigſten Vergiftungserſcheinungen aufgetreten
ſeien, verdienen keinen Glauben, da, wie Martiny, der Verfaſſer einer Natur-
geſchichte der für die Heilkunde wichtigen Thiere, ſagt, die unſchuldigen Keller-
würmer in manchen Gegenden als Volksmittel in weit größerer Menge ohne
alle ſchädlichen Folgen genommen werden.

[Abbildung] Kelleraſſel
(Porcellio).

Von ihnen unterſcheiden ſich die Waſſeraſſeln (Asellina) durch den geſtreckteren Körper
und Verkürzung der Ringe des Hinterleibes, mit Ausnahme des großen ſchildförmigen letzten.
Ja, bei der gemeinen Waſſeraſſel (Asellus aquaticus) beſteht der ganze Hinterleib aus einem
einzigen großen ſchildförmigen Segment. Das einen halben Zoll lange Thier findet ſich überall,
in Teichen und Gräben. Die übrigen Gattungen der Waſſeraſſeln leben alle im Meere. Eine
der artenreichſten iſt Idotea. Die meiſten ſind unſchädlich und ohne weſentliche Bedeutung.
Nur von einer einzigen Form, der 1 bis 2 Linien langen Limnoria terebrans, von den engli-
ſchen Küſten, wird angegeben, daß ſie durch Benagen des unter Waſſer befindlichen Holzwerkes
ſehr ſchädlich ſei.

Die folgenden Familien kann man als Schwimm-Aſſeln zuſammen faſſen, indem die
platten hinteren Afterfußpaare mit dem Endgliede des Körpers eine Floſſe bilden. Unter ihnen
ſind allverbreitete, an den Küſten beſonders der wärmeren Meere in unzählbaren Mengen vor-
kommende Thiere die Kugelaſſeln (Sphaeroma). Die Kugelaſſel der europäiſchen Küſten (Sphaeroma
serratum
) findet ſich überall an ſteinigen Ufern auf der Waſſergränze. Sie lebt geſellig unter
den Steinen und rollt ſich bei der Berührung ein. Sie gewöhnt ſich auch an das brakiſche
Waſſer, und ich habe ſie bei dem Uebergange der Kerka in die allmälig
zum Meere werdende Bucht bei Sebenico in Dalmatien in einem kaum
einen ſalzigen Beigeſchmack zeigenden Waſſer angetroffen. Auch unter den
blinden Bewohnern der Gewäſſer in den krainer Höhlen befindet ſich eine
Kugelaſſel (Monolistra coeca).

Die nächſte Familie, die der Fiſchaſſeln (Cymothoadae) beſteht
vorzugsweiſe aus Arten, welche auf der Haut oder den Kiemen der Fiſche
ſchmarotzen. Der kleine Kopf und die entweder nur an den drei erſten
oder an allen Paaren der Beine befindlichen großen Klauen zeichnen ſie
vor der vorigen Familie aus. Zu ihnen zählen die größten Aſſeln,
zwei Zoll lang und darüber.

Eine merkwürdige Verkümmerung und eine höchſt auffallende äußere
Geſchlechtsverſchiedenheit tritt bei den Garneelaſſeln (Bopyrini) ein,

[Abbildung] Kugelaſſel (Sphaeroma).
Aſſeln, welche vorzugsweiſe in der Kiemenhöhle der Garneelen, nach meinen Beobachtungen auch,
wiewohl ſelten, der Porcellanen ſchmarotzen. Man erkennt das Daſein der unbequemen Gäſte
an der beulenartigen Auftreibung des Kopfbruſtſtückes. Dieſe wird nur durch die, ihren Gatten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0697" n="653"/><fw place="top" type="header">Walfi&#x017F;chlaus. Mauer-, Keller- und Nolla&#x017F;&#x017F;el. Wa&#x017F;&#x017F;era&#x017F;&#x017F;el. Kugela&#x017F;&#x017F;el.</fw><lb/>
die Austrocknung verhindernden Deckel. Bei denjenigen Arten der Gattungen <hi rendition="#aq">Oniscus, Armadilli-<lb/>
dium</hi> u. a., welche an ganz trocknen, auch &#x017F;onnigen Orten leben, &#x017F;cheint neben jener &#x017F;chwachen<lb/>
Kiemenathmung noch eine Art von Luftathmung &#x017F;tatt zu finden, indem in dem vorderen Kiemen-<lb/>
deckel &#x017F;ich fein verzweigte, luftführende Räume finden, welche durch Spalten &#x017F;ich nach Außen öffnen<lb/>
&#x017F;ollen. Allgemein bekannt und von empfind&#x017F;amen Seelen als ekelerregende Thiere betrachtet &#x017F;ind<lb/>
die <hi rendition="#g">Mauera&#x017F;&#x017F;el</hi> (<hi rendition="#aq">Oniscus murarius</hi>) und die <hi rendition="#g">Kellera&#x017F;&#x017F;el</hi> (<hi rendition="#aq">Oniscus scaber</hi>), welche<lb/>
gleich den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe, ihren flacheren Körper nicht zu-<lb/>
&#x017F;ammenkugeln können. Die&#x017F;e Fähigkeit be&#x017F;itzen die <hi rendition="#g">Rolla&#x017F;&#x017F;eln.</hi> Von die&#x017F;en<lb/>
war be&#x017F;onders die gebräuchliche Rolla&#x017F;&#x017F;el (<hi rendition="#aq">Armadillo officinarum</hi>) früher unter<lb/>
dem Namen &#x201E;Millepedes&#x201C; ein viel ver&#x017F;chriebener aber wohl nicht &#x017F;ehr wirk&#x017F;amer<lb/>
Artikel der Apotheken. Die Fälle, welche erzählt werden, daß nach dem Genu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
von einigen Kellerwürmern die heftig&#x017F;ten Vergiftungser&#x017F;cheinungen aufgetreten<lb/>
&#x017F;eien, verdienen keinen Glauben, da, wie <hi rendition="#g">Martiny,</hi> der Verfa&#x017F;&#x017F;er einer Natur-<lb/>
ge&#x017F;chichte der für die Heilkunde wichtigen Thiere, &#x017F;agt, die un&#x017F;chuldigen Keller-<lb/>
würmer in manchen Gegenden als Volksmittel in weit größerer Menge ohne<lb/>
alle &#x017F;chädlichen Folgen genommen werden.</p><lb/>
              <figure>
                <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kellera&#x017F;&#x017F;el</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Porcellio</hi>).</hi> </head>
              </figure><lb/>
              <p>Von ihnen unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich die <hi rendition="#g">Wa&#x017F;&#x017F;era&#x017F;&#x017F;eln</hi> (<hi rendition="#aq">Asellina</hi>) durch den ge&#x017F;treckteren Körper<lb/>
und Verkürzung der Ringe des Hinterleibes, mit Ausnahme des großen &#x017F;childförmigen letzten.<lb/>
Ja, bei der <hi rendition="#g">gemeinen Wa&#x017F;&#x017F;era&#x017F;&#x017F;el</hi> (<hi rendition="#aq">Asellus aquaticus</hi>) be&#x017F;teht der ganze Hinterleib aus einem<lb/>
einzigen großen &#x017F;childförmigen Segment. Das einen halben Zoll lange Thier findet &#x017F;ich überall,<lb/>
in Teichen und Gräben. Die übrigen Gattungen der Wa&#x017F;&#x017F;era&#x017F;&#x017F;eln leben alle im Meere. Eine<lb/>
der artenreich&#x017F;ten i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Idotea.</hi> Die mei&#x017F;ten &#x017F;ind un&#x017F;chädlich und ohne we&#x017F;entliche Bedeutung.<lb/>
Nur von einer einzigen Form, der 1 bis 2 Linien langen <hi rendition="#aq">Limnoria terebrans,</hi> von den engli-<lb/>
&#x017F;chen Kü&#x017F;ten, wird angegeben, daß &#x017F;ie durch Benagen des unter Wa&#x017F;&#x017F;er befindlichen Holzwerkes<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chädlich &#x017F;ei.</p><lb/>
              <p>Die folgenden Familien kann man als <hi rendition="#g">Schwimm-A&#x017F;&#x017F;eln</hi> zu&#x017F;ammen fa&#x017F;&#x017F;en, indem die<lb/>
platten hinteren Afterfußpaare mit dem Endgliede des Körpers eine Flo&#x017F;&#x017F;e bilden. Unter ihnen<lb/>
&#x017F;ind allverbreitete, an den Kü&#x017F;ten be&#x017F;onders der wärmeren Meere in unzählbaren Mengen vor-<lb/>
kommende Thiere die <hi rendition="#g">Kugela&#x017F;&#x017F;eln</hi> (<hi rendition="#aq">Sphaeroma</hi>). Die Kugela&#x017F;&#x017F;el der europäi&#x017F;chen Kü&#x017F;ten (<hi rendition="#aq">Sphaeroma<lb/>
serratum</hi>) findet &#x017F;ich überall an &#x017F;teinigen Ufern auf der Wa&#x017F;&#x017F;ergränze. Sie lebt ge&#x017F;ellig unter<lb/>
den Steinen und rollt &#x017F;ich bei der Berührung ein. Sie gewöhnt &#x017F;ich auch an das braki&#x017F;che<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, und ich habe &#x017F;ie bei dem Uebergange der Kerka in die allmälig<lb/>
zum Meere werdende Bucht bei Sebenico in Dalmatien in einem kaum<lb/>
einen &#x017F;alzigen Beige&#x017F;chmack zeigenden Wa&#x017F;&#x017F;er angetroffen. Auch unter den<lb/>
blinden Bewohnern der Gewä&#x017F;&#x017F;er in den krainer Höhlen befindet &#x017F;ich eine<lb/>
Kugela&#x017F;&#x017F;el (<hi rendition="#aq">Monolistra coeca).</hi></p><lb/>
              <p>Die näch&#x017F;te Familie, die der <hi rendition="#g">Fi&#x017F;cha&#x017F;&#x017F;eln</hi> (<hi rendition="#aq">Cymothoadae</hi>) be&#x017F;teht<lb/>
vorzugswei&#x017F;e aus Arten, welche auf der Haut oder den Kiemen der Fi&#x017F;che<lb/>
&#x017F;chmarotzen. Der kleine Kopf und die entweder nur an den drei er&#x017F;ten<lb/>
oder an allen Paaren der Beine befindlichen großen Klauen zeichnen &#x017F;ie<lb/>
vor der vorigen Familie aus. Zu ihnen zählen die größten A&#x017F;&#x017F;eln,<lb/>
zwei Zoll lang und darüber.</p><lb/>
              <p>Eine merkwürdige Verkümmerung und eine höch&#x017F;t auffallende äußere<lb/>
Ge&#x017F;chlechtsver&#x017F;chiedenheit tritt bei den <hi rendition="#g">Garneela&#x017F;&#x017F;eln</hi> (<hi rendition="#aq">Bopyrini</hi>) ein,<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kugela&#x017F;&#x017F;el</hi> (<hi rendition="#aq">Sphaeroma</hi>).</hi></head></figure><lb/>
A&#x017F;&#x017F;eln, welche vorzugswei&#x017F;e in der Kiemenhöhle der Garneelen, nach meinen Beobachtungen auch,<lb/>
wiewohl &#x017F;elten, der Porcellanen &#x017F;chmarotzen. Man erkennt das Da&#x017F;ein der unbequemen Gä&#x017F;te<lb/>
an der beulenartigen Auftreibung des Kopfbru&#x017F;t&#x017F;tückes. Die&#x017F;e wird nur durch die, ihren Gatten<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[653/0697] Walfiſchlaus. Mauer-, Keller- und Nollaſſel. Waſſeraſſel. Kugelaſſel. die Austrocknung verhindernden Deckel. Bei denjenigen Arten der Gattungen Oniscus, Armadilli- dium u. a., welche an ganz trocknen, auch ſonnigen Orten leben, ſcheint neben jener ſchwachen Kiemenathmung noch eine Art von Luftathmung ſtatt zu finden, indem in dem vorderen Kiemen- deckel ſich fein verzweigte, luftführende Räume finden, welche durch Spalten ſich nach Außen öffnen ſollen. Allgemein bekannt und von empfindſamen Seelen als ekelerregende Thiere betrachtet ſind die Maueraſſel (Oniscus murarius) und die Kelleraſſel (Oniscus scaber), welche gleich den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe, ihren flacheren Körper nicht zu- ſammenkugeln können. Dieſe Fähigkeit beſitzen die Rollaſſeln. Von dieſen war beſonders die gebräuchliche Rollaſſel (Armadillo officinarum) früher unter dem Namen „Millepedes“ ein viel verſchriebener aber wohl nicht ſehr wirkſamer Artikel der Apotheken. Die Fälle, welche erzählt werden, daß nach dem Genuſſe von einigen Kellerwürmern die heftigſten Vergiftungserſcheinungen aufgetreten ſeien, verdienen keinen Glauben, da, wie Martiny, der Verfaſſer einer Natur- geſchichte der für die Heilkunde wichtigen Thiere, ſagt, die unſchuldigen Keller- würmer in manchen Gegenden als Volksmittel in weit größerer Menge ohne alle ſchädlichen Folgen genommen werden. [Abbildung Kelleraſſel (Porcellio).] Von ihnen unterſcheiden ſich die Waſſeraſſeln (Asellina) durch den geſtreckteren Körper und Verkürzung der Ringe des Hinterleibes, mit Ausnahme des großen ſchildförmigen letzten. Ja, bei der gemeinen Waſſeraſſel (Asellus aquaticus) beſteht der ganze Hinterleib aus einem einzigen großen ſchildförmigen Segment. Das einen halben Zoll lange Thier findet ſich überall, in Teichen und Gräben. Die übrigen Gattungen der Waſſeraſſeln leben alle im Meere. Eine der artenreichſten iſt Idotea. Die meiſten ſind unſchädlich und ohne weſentliche Bedeutung. Nur von einer einzigen Form, der 1 bis 2 Linien langen Limnoria terebrans, von den engli- ſchen Küſten, wird angegeben, daß ſie durch Benagen des unter Waſſer befindlichen Holzwerkes ſehr ſchädlich ſei. Die folgenden Familien kann man als Schwimm-Aſſeln zuſammen faſſen, indem die platten hinteren Afterfußpaare mit dem Endgliede des Körpers eine Floſſe bilden. Unter ihnen ſind allverbreitete, an den Küſten beſonders der wärmeren Meere in unzählbaren Mengen vor- kommende Thiere die Kugelaſſeln (Sphaeroma). Die Kugelaſſel der europäiſchen Küſten (Sphaeroma serratum) findet ſich überall an ſteinigen Ufern auf der Waſſergränze. Sie lebt geſellig unter den Steinen und rollt ſich bei der Berührung ein. Sie gewöhnt ſich auch an das brakiſche Waſſer, und ich habe ſie bei dem Uebergange der Kerka in die allmälig zum Meere werdende Bucht bei Sebenico in Dalmatien in einem kaum einen ſalzigen Beigeſchmack zeigenden Waſſer angetroffen. Auch unter den blinden Bewohnern der Gewäſſer in den krainer Höhlen befindet ſich eine Kugelaſſel (Monolistra coeca). Die nächſte Familie, die der Fiſchaſſeln (Cymothoadae) beſteht vorzugsweiſe aus Arten, welche auf der Haut oder den Kiemen der Fiſche ſchmarotzen. Der kleine Kopf und die entweder nur an den drei erſten oder an allen Paaren der Beine befindlichen großen Klauen zeichnen ſie vor der vorigen Familie aus. Zu ihnen zählen die größten Aſſeln, zwei Zoll lang und darüber. Eine merkwürdige Verkümmerung und eine höchſt auffallende äußere Geſchlechtsverſchiedenheit tritt bei den Garneelaſſeln (Bopyrini) ein, [Abbildung Kugelaſſel (Sphaeroma).] Aſſeln, welche vorzugsweiſe in der Kiemenhöhle der Garneelen, nach meinen Beobachtungen auch, wiewohl ſelten, der Porcellanen ſchmarotzen. Man erkennt das Daſein der unbequemen Gäſte an der beulenartigen Auftreibung des Kopfbruſtſtückes. Dieſe wird nur durch die, ihren Gatten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/697
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/697>, abgerufen am 24.11.2024.