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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Zehnfüßige Krebse. Langschwänze. Astacinen. Garneelen.
einen mächtigen, wenigstens sechs Pfund wiegenden Hummer für fünf Silbergroschen. Wenn man
den Verbrauch von Hummern für Nordeuropa auf fünf bis sechs Millionen jährlich veranschlagt,
so steht damit die außerordentliche Fruchtbarkeit dieses Thieres in Einklang. Das Weibchen legt
über zwölftausend Eier und trägt dieselben an dem Hinterleibe und seinen Anhängen angeheftet,
bis unmittelbar vor dem Auskriechen der Jungen mit sich umher. Es ist klar, daß nur ein kleiner
Bruchtheil derselben der Gefahr, von den zahlreichen, ihnen auflauernden Feinden, vor allen den
Raubfischen, gefressen zu werden, entgeht, da sie nur kurze Zeit von der Mutter beschützt werden.
Sie flüchten nämlich unter ihren Leib. Pöppig erzählt, nach Pennant, daß man zu jeder
Jahreszeit, besonders häufig im Winter, Weibchen mit Eiern beladen einfange, die jedoch in den
kalten Monaten nicht zur Entwicklung gelangten, und durch welche ungeregelte Fortpflanzung der
Hummer unter den Krustern und überhaupt unter allen Gliederthieren eine merkwürdige Aus-
nahme machen würde. Auch fügt der englische Beobachter hinzu, daß die Häutung nicht in
demselben Jahre und auf das Eierlegen folge, was sonst bei allen Krebsen Regel ist; auch schließt
man aus dem Umstande, daß auf dem Bruststück sehr großer Hummer mitunter Muscheln und
Rankenfüßer festsitzen, daß im reifen Alter der Panzer entweder gar nicht oder doch nur in
großen Zwischenräumen abgestreift werde.

Unter den Krebsen dieser Familie von größerem, ökonomischem Werthe, muß auch der durch
seinen schlanken Körper und zwar starke, aber zierliche Scheeren ausgezeichnete Nephrops nor-
vegicus
genannt werden. Die wahre Heimat dieses schönen Thieres ist ebenfalls die norwegische
Küste, wo ich Exemplare von über einem Fuß Körperlänge gesehen habe. Jch erinnere mich aber
nicht, ihn in Bergen oder in einer anderen norwegischen Küstenstadt auf dem Fischmarkt als
Waare gefunden zu haben, und so scheint er dort ziemlich selten vorzukommen. Dagegen wird
er in der großen, vom adriatischen Meere gegen Fiume sich hinauf erstreckenden Bucht, dem
Guarnero, in großen Mengen gefangen und man kann sagen, centnerweise unter dem Namen
Scampo auf den Triester Fischmarkt gebracht. Jm übrigen adriatischen Meere, sowie im Mittel-
meer, kommt er seltener vor, sodaß er kein stehender Marktartikel ist.



Die artenreichste Familie unter den langschwänzigen Zehnfüßern ist die der Garneelen
(Caridina), von der allein aus den europäischen Meeren gegen 90 Arten beschrieben worden sind.
Jhre hornartigen, biegsamen Körperbedeckungen, der seitlich zusammengedrückte Körper, die große
Schuppe, welche den Stiel der äußeren Fühler überragt, dabei eine meist außerordentlich zarte
und schöne Färbung einzelner Theile, während andere fast so durchsichtig wie Glas sind, ihre
große Behendigkeit in blitzschnellen, hüpfenden Bewegungen machen die meisten Glieder dieser
Gruppe leicht kenntlich. Die Gattungen und Arten zu unterscheiden, erfordert gerade bei ihnen
ein besonders mühsames Detailstudium, wobei die Beschaffenheit der Fühlhörner, Kiefer, Beine,
Kiemen und anderer Theile mit peinlichster Genauigkeit zu berücksichtigen wäre. Einige Arten
sind jedoch vor anderen so gemein und werden in solchen Massen gefangen und verspeist, daß wir
sie mit einigen anderen, durch ihre Lebensweise ausgezeichneten hervorheben müssen.

Von den übrigen Garneelen unterscheidet sich die Gattung Crangon, mit einigen ihr nahe-
stehenden, indem bei ihr die vier Fühlhörner in einer Linie eingelenkt sind, während bei jenen die
inneren über den äußeren stehen. Die sandigen, flachen Küstenstrecken, besonders der Nordsee und
des britischen Seegebietes werden von unzählbaren Schaaren des gemeinen Crangon bevölkert
(Crangon vulgaris, Garnate, Granate, Shrimp der Engländer, Crevette der Franzosen). Mit den
übrigen Arten hat er die unvollkommenen Scheeren des ersten dickeren Fußpaares gemein. Aus-
gezeichnet ist er durch den fast ganz glatten Körper. Nur auf dem Kopfbrustschild finden sich drei
Stacheln. Eine lebendige Schilderung des Fanges der Thierchen, die uns auch mit seinen Eigen-
thümlichkeiten näher vertraut macht, hat Gosse gegeben. "Laßt uns sehen, womit jener Fischer
so eifrig beschäftigt ist und was das Pferd thut, das er bis bauchtief in die See hinein und

Zehnfüßige Krebſe. Langſchwänze. Aſtacinen. Garneelen.
einen mächtigen, wenigſtens ſechs Pfund wiegenden Hummer für fünf Silbergroſchen. Wenn man
den Verbrauch von Hummern für Nordeuropa auf fünf bis ſechs Millionen jährlich veranſchlagt,
ſo ſteht damit die außerordentliche Fruchtbarkeit dieſes Thieres in Einklang. Das Weibchen legt
über zwölftauſend Eier und trägt dieſelben an dem Hinterleibe und ſeinen Anhängen angeheftet,
bis unmittelbar vor dem Auskriechen der Jungen mit ſich umher. Es iſt klar, daß nur ein kleiner
Bruchtheil derſelben der Gefahr, von den zahlreichen, ihnen auflauernden Feinden, vor allen den
Raubfiſchen, gefreſſen zu werden, entgeht, da ſie nur kurze Zeit von der Mutter beſchützt werden.
Sie flüchten nämlich unter ihren Leib. Pöppig erzählt, nach Pennant, daß man zu jeder
Jahreszeit, beſonders häufig im Winter, Weibchen mit Eiern beladen einfange, die jedoch in den
kalten Monaten nicht zur Entwicklung gelangten, und durch welche ungeregelte Fortpflanzung der
Hummer unter den Kruſtern und überhaupt unter allen Gliederthieren eine merkwürdige Aus-
nahme machen würde. Auch fügt der engliſche Beobachter hinzu, daß die Häutung nicht in
demſelben Jahre und auf das Eierlegen folge, was ſonſt bei allen Krebſen Regel iſt; auch ſchließt
man aus dem Umſtande, daß auf dem Bruſtſtück ſehr großer Hummer mitunter Muſcheln und
Rankenfüßer feſtſitzen, daß im reifen Alter der Panzer entweder gar nicht oder doch nur in
großen Zwiſchenräumen abgeſtreift werde.

Unter den Krebſen dieſer Familie von größerem, ökonomiſchem Werthe, muß auch der durch
ſeinen ſchlanken Körper und zwar ſtarke, aber zierliche Scheeren ausgezeichnete Nephrops nor-
vegicus
genannt werden. Die wahre Heimat dieſes ſchönen Thieres iſt ebenfalls die norwegiſche
Küſte, wo ich Exemplare von über einem Fuß Körperlänge geſehen habe. Jch erinnere mich aber
nicht, ihn in Bergen oder in einer anderen norwegiſchen Küſtenſtadt auf dem Fiſchmarkt als
Waare gefunden zu haben, und ſo ſcheint er dort ziemlich ſelten vorzukommen. Dagegen wird
er in der großen, vom adriatiſchen Meere gegen Fiume ſich hinauf erſtreckenden Bucht, dem
Guarnero, in großen Mengen gefangen und man kann ſagen, centnerweiſe unter dem Namen
Scampo auf den Trieſter Fiſchmarkt gebracht. Jm übrigen adriatiſchen Meere, ſowie im Mittel-
meer, kommt er ſeltener vor, ſodaß er kein ſtehender Marktartikel iſt.



Die artenreichſte Familie unter den langſchwänzigen Zehnfüßern iſt die der Garneelen
(Caridina), von der allein aus den europäiſchen Meeren gegen 90 Arten beſchrieben worden ſind.
Jhre hornartigen, biegſamen Körperbedeckungen, der ſeitlich zuſammengedrückte Körper, die große
Schuppe, welche den Stiel der äußeren Fühler überragt, dabei eine meiſt außerordentlich zarte
und ſchöne Färbung einzelner Theile, während andere faſt ſo durchſichtig wie Glas ſind, ihre
große Behendigkeit in blitzſchnellen, hüpfenden Bewegungen machen die meiſten Glieder dieſer
Gruppe leicht kenntlich. Die Gattungen und Arten zu unterſcheiden, erfordert gerade bei ihnen
ein beſonders mühſames Detailſtudium, wobei die Beſchaffenheit der Fühlhörner, Kiefer, Beine,
Kiemen und anderer Theile mit peinlichſter Genauigkeit zu berückſichtigen wäre. Einige Arten
ſind jedoch vor anderen ſo gemein und werden in ſolchen Maſſen gefangen und verſpeiſt, daß wir
ſie mit einigen anderen, durch ihre Lebensweiſe ausgezeichneten hervorheben müſſen.

Von den übrigen Garneelen unterſcheidet ſich die Gattung Crangon, mit einigen ihr nahe-
ſtehenden, indem bei ihr die vier Fühlhörner in einer Linie eingelenkt ſind, während bei jenen die
inneren über den äußeren ſtehen. Die ſandigen, flachen Küſtenſtrecken, beſonders der Nordſee und
des britiſchen Seegebietes werden von unzählbaren Schaaren des gemeinen Crangon bevölkert
(Crangon vulgaris, Garnate, Granate, Shrimp der Engländer, Crevette der Franzoſen). Mit den
übrigen Arten hat er die unvollkommenen Scheeren des erſten dickeren Fußpaares gemein. Aus-
gezeichnet iſt er durch den faſt ganz glatten Körper. Nur auf dem Kopfbruſtſchild finden ſich drei
Stacheln. Eine lebendige Schilderung des Fanges der Thierchen, die uns auch mit ſeinen Eigen-
thümlichkeiten näher vertraut macht, hat Goſſe gegeben. „Laßt uns ſehen, womit jener Fiſcher
ſo eifrig beſchäftigt iſt und was das Pferd thut, das er bis bauchtief in die See hinein und

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[644/0688] Zehnfüßige Krebſe. Langſchwänze. Aſtacinen. Garneelen. einen mächtigen, wenigſtens ſechs Pfund wiegenden Hummer für fünf Silbergroſchen. Wenn man den Verbrauch von Hummern für Nordeuropa auf fünf bis ſechs Millionen jährlich veranſchlagt, ſo ſteht damit die außerordentliche Fruchtbarkeit dieſes Thieres in Einklang. Das Weibchen legt über zwölftauſend Eier und trägt dieſelben an dem Hinterleibe und ſeinen Anhängen angeheftet, bis unmittelbar vor dem Auskriechen der Jungen mit ſich umher. Es iſt klar, daß nur ein kleiner Bruchtheil derſelben der Gefahr, von den zahlreichen, ihnen auflauernden Feinden, vor allen den Raubfiſchen, gefreſſen zu werden, entgeht, da ſie nur kurze Zeit von der Mutter beſchützt werden. Sie flüchten nämlich unter ihren Leib. Pöppig erzählt, nach Pennant, daß man zu jeder Jahreszeit, beſonders häufig im Winter, Weibchen mit Eiern beladen einfange, die jedoch in den kalten Monaten nicht zur Entwicklung gelangten, und durch welche ungeregelte Fortpflanzung der Hummer unter den Kruſtern und überhaupt unter allen Gliederthieren eine merkwürdige Aus- nahme machen würde. Auch fügt der engliſche Beobachter hinzu, daß die Häutung nicht in demſelben Jahre und auf das Eierlegen folge, was ſonſt bei allen Krebſen Regel iſt; auch ſchließt man aus dem Umſtande, daß auf dem Bruſtſtück ſehr großer Hummer mitunter Muſcheln und Rankenfüßer feſtſitzen, daß im reifen Alter der Panzer entweder gar nicht oder doch nur in großen Zwiſchenräumen abgeſtreift werde. Unter den Krebſen dieſer Familie von größerem, ökonomiſchem Werthe, muß auch der durch ſeinen ſchlanken Körper und zwar ſtarke, aber zierliche Scheeren ausgezeichnete Nephrops nor- vegicus genannt werden. Die wahre Heimat dieſes ſchönen Thieres iſt ebenfalls die norwegiſche Küſte, wo ich Exemplare von über einem Fuß Körperlänge geſehen habe. Jch erinnere mich aber nicht, ihn in Bergen oder in einer anderen norwegiſchen Küſtenſtadt auf dem Fiſchmarkt als Waare gefunden zu haben, und ſo ſcheint er dort ziemlich ſelten vorzukommen. Dagegen wird er in der großen, vom adriatiſchen Meere gegen Fiume ſich hinauf erſtreckenden Bucht, dem Guarnero, in großen Mengen gefangen und man kann ſagen, centnerweiſe unter dem Namen Scampo auf den Trieſter Fiſchmarkt gebracht. Jm übrigen adriatiſchen Meere, ſowie im Mittel- meer, kommt er ſeltener vor, ſodaß er kein ſtehender Marktartikel iſt. Die artenreichſte Familie unter den langſchwänzigen Zehnfüßern iſt die der Garneelen (Caridina), von der allein aus den europäiſchen Meeren gegen 90 Arten beſchrieben worden ſind. Jhre hornartigen, biegſamen Körperbedeckungen, der ſeitlich zuſammengedrückte Körper, die große Schuppe, welche den Stiel der äußeren Fühler überragt, dabei eine meiſt außerordentlich zarte und ſchöne Färbung einzelner Theile, während andere faſt ſo durchſichtig wie Glas ſind, ihre große Behendigkeit in blitzſchnellen, hüpfenden Bewegungen machen die meiſten Glieder dieſer Gruppe leicht kenntlich. Die Gattungen und Arten zu unterſcheiden, erfordert gerade bei ihnen ein beſonders mühſames Detailſtudium, wobei die Beſchaffenheit der Fühlhörner, Kiefer, Beine, Kiemen und anderer Theile mit peinlichſter Genauigkeit zu berückſichtigen wäre. Einige Arten ſind jedoch vor anderen ſo gemein und werden in ſolchen Maſſen gefangen und verſpeiſt, daß wir ſie mit einigen anderen, durch ihre Lebensweiſe ausgezeichneten hervorheben müſſen. Von den übrigen Garneelen unterſcheidet ſich die Gattung Crangon, mit einigen ihr nahe- ſtehenden, indem bei ihr die vier Fühlhörner in einer Linie eingelenkt ſind, während bei jenen die inneren über den äußeren ſtehen. Die ſandigen, flachen Küſtenſtrecken, beſonders der Nordſee und des britiſchen Seegebietes werden von unzählbaren Schaaren des gemeinen Crangon bevölkert (Crangon vulgaris, Garnate, Granate, Shrimp der Engländer, Crevette der Franzoſen). Mit den übrigen Arten hat er die unvollkommenen Scheeren des erſten dickeren Fußpaares gemein. Aus- gezeichnet iſt er durch den faſt ganz glatten Körper. Nur auf dem Kopfbruſtſchild finden ſich drei Stacheln. Eine lebendige Schilderung des Fanges der Thierchen, die uns auch mit ſeinen Eigen- thümlichkeiten näher vertraut macht, hat Goſſe gegeben. „Laßt uns ſehen, womit jener Fiſcher ſo eifrig beſchäftigt iſt und was das Pferd thut, das er bis bauchtief in die See hinein und

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/688>, abgerufen am 24.11.2024.