Lire belaufen haben. Es liegen mir keine neueren Ausweise vor. Der oben angeführte Schrift- steller sagt: "Vom Anfang des Frühlings bis spät in den Herbst werden alle Valle und Lagunen, selbst die Kanäle der Stadt von vielen Millionen dieser possierlichen Krabben belebt. Nähert man sich ihm, so läuft er mit großer Behendigkeit seitwärts über den nächsten Schlamm weg und ver- gräbt sich plötzlich in denselben. Wird ihm die Flucht unmög- lich gemacht, so richtet er sich aufrecht in die Höhe, öffnet die Scheere, und schlägt solche mit Geräusch zusammen, bereit, sein Leben so theuer als möglich zu verkaufen. So gesellig er im freien Zustande ist, so kneipen sich doch die Gefangenen in kurzer Zeit fast alle Füße ab. Jn einem kühlen Zimmer habe ich ihn oft mehrere Tage als Stubenthier
[Abbildung]
Großer Taschenkrebs (Cancer pagurus).
herumlaufen lassen, der Sonne ausgesetzt stirbt er aber schnell, so daß dieses das beste Mittel ist, ein Jndividuum für Sammlungen ohne Verletzung zu tödten."
Aus den Gattungen, bei denen das letzte Fußpaar wie die vorhergehenden gebildet ist, nämlich mit einem dünnen spitzen Klauengliede, heben wir den großen Taschenkrebs (Cancer pagurus), hervor, welcher, weniger häufig im adriatischen und Mittel- meere, ein desto bekannterer Bewohner der Nordseeküsten ist. Die wenig über die Augen hervorragende Stirn trägt drei gleich große stumpfe Zähne, worauf jederseits neun breite stumpfe Lappen des Seitenrandes folgen. Die Körperfarbe ist oben bräun- lich, unten lichter. Die Schee- renfinger sind schwarz.
Die Krabben, deren Körperform ungefähr dreieckig ist, mit vortretendem spitzen Stirntheil, nennt man Drei- eckkrabben. Sie schwimmen nicht, sondern kriechen und haben durch ihre oft ver- längerten Beine ein spinnen-
[Abbildung]
Seespinne (Maja).
artiges, oft sehr wunderliches Aussehn. So namentlich die Arten von Stenorhynchus und Inachus, an welche, wie an die kleinen Seespinnen unserer Küsten, sich die große Seespinne (Maja squinado. Granceola) sich anreiht. Zwar auch in den nördlichen europäischen Meeren
Lire belaufen haben. Es liegen mir keine neueren Ausweiſe vor. Der oben angeführte Schrift- ſteller ſagt: „Vom Anfang des Frühlings bis ſpät in den Herbſt werden alle Valle und Lagunen, ſelbſt die Kanäle der Stadt von vielen Millionen dieſer poſſierlichen Krabben belebt. Nähert man ſich ihm, ſo läuft er mit großer Behendigkeit ſeitwärts über den nächſten Schlamm weg und ver- gräbt ſich plötzlich in denſelben. Wird ihm die Flucht unmög- lich gemacht, ſo richtet er ſich aufrecht in die Höhe, öffnet die Scheere, und ſchlägt ſolche mit Geräuſch zuſammen, bereit, ſein Leben ſo theuer als möglich zu verkaufen. So geſellig er im freien Zuſtande iſt, ſo kneipen ſich doch die Gefangenen in kurzer Zeit faſt alle Füße ab. Jn einem kühlen Zimmer habe ich ihn oft mehrere Tage als Stubenthier
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Großer Taſchenkrebs (Cancer pagurus).
herumlaufen laſſen, der Sonne ausgeſetzt ſtirbt er aber ſchnell, ſo daß dieſes das beſte Mittel iſt, ein Jndividuum für Sammlungen ohne Verletzung zu tödten.“
Aus den Gattungen, bei denen das letzte Fußpaar wie die vorhergehenden gebildet iſt, nämlich mit einem dünnen ſpitzen Klauengliede, heben wir den großen Taſchenkrebs (Cancer pagurus), hervor, welcher, weniger häufig im adriatiſchen und Mittel- meere, ein deſto bekannterer Bewohner der Nordſeeküſten iſt. Die wenig über die Augen hervorragende Stirn trägt drei gleich große ſtumpfe Zähne, worauf jederſeits neun breite ſtumpfe Lappen des Seitenrandes folgen. Die Körperfarbe iſt oben bräun- lich, unten lichter. Die Schee- renfinger ſind ſchwarz.
Die Krabben, deren Körperform ungefähr dreieckig iſt, mit vortretendem ſpitzen Stirntheil, nennt man Drei- eckkrabben. Sie ſchwimmen nicht, ſondern kriechen und haben durch ihre oft ver- längerten Beine ein ſpinnen-
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Seeſpinne (Maja).
artiges, oft ſehr wunderliches Ausſehn. So namentlich die Arten von Stenorhynchus und Inachus, an welche, wie an die kleinen Seeſpinnen unſerer Küſten, ſich die große Seeſpinne (Maja squinado. Granceola) ſich anreiht. Zwar auch in den nördlichen europäiſchen Meeren
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Muſchelwachter. Portunus. Carcinus. Taſchenkrebs. Seeſpinne.
Lire belaufen haben. Es liegen mir keine neueren Ausweiſe vor. Der oben angeführte Schrift-
ſteller ſagt: „Vom Anfang des Frühlings bis ſpät in den Herbſt werden alle Valle und Lagunen,
ſelbſt die Kanäle der Stadt von vielen Millionen dieſer poſſierlichen Krabben belebt. Nähert man
ſich ihm, ſo läuft er mit großer
Behendigkeit ſeitwärts über den
nächſten Schlamm weg und ver-
gräbt ſich plötzlich in denſelben.
Wird ihm die Flucht unmög-
lich gemacht, ſo richtet er ſich
aufrecht in die Höhe, öffnet die
Scheere, und ſchlägt ſolche mit
Geräuſch zuſammen, bereit, ſein
Leben ſo theuer als möglich zu
verkaufen. So geſellig er im
freien Zuſtande iſt, ſo kneipen
ſich doch die Gefangenen in kurzer
Zeit faſt alle Füße ab. Jn einem
kühlen Zimmer habe ich ihn oft
mehrere Tage als Stubenthier
[Abbildung Großer Taſchenkrebs (Cancer pagurus).]
herumlaufen laſſen, der Sonne ausgeſetzt ſtirbt er aber ſchnell, ſo daß dieſes das beſte Mittel
iſt, ein Jndividuum für Sammlungen ohne Verletzung zu tödten.“
Aus den Gattungen, bei denen das letzte Fußpaar wie die vorhergehenden gebildet iſt, nämlich
mit einem dünnen ſpitzen Klauengliede, heben wir den großen Taſchenkrebs (Cancer pagurus),
hervor, welcher, weniger häufig
im adriatiſchen und Mittel-
meere, ein deſto bekannterer
Bewohner der Nordſeeküſten
iſt. Die wenig über die
Augen hervorragende Stirn
trägt drei gleich große ſtumpfe
Zähne, worauf jederſeits neun
breite ſtumpfe Lappen des
Seitenrandes folgen. Die
Körperfarbe iſt oben bräun-
lich, unten lichter. Die Schee-
renfinger ſind ſchwarz.
Die Krabben, deren
Körperform ungefähr dreieckig
iſt, mit vortretendem ſpitzen
Stirntheil, nennt man Drei-
eckkrabben. Sie ſchwimmen
nicht, ſondern kriechen und
haben durch ihre oft ver-
längerten Beine ein ſpinnen-
[Abbildung Seeſpinne (Maja).]
artiges, oft ſehr wunderliches Ausſehn. So namentlich die Arten von Stenorhynchus und
Inachus, an welche, wie an die kleinen Seeſpinnen unſerer Küſten, ſich die große Seeſpinne
(Maja squinado. Granceola) ſich anreiht. Zwar auch in den nördlichen europäiſchen Meeren
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/673>, abgerufen am 24.11.2024.
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