zahlreiche Genossen unter sich, bei welchen die anfänglich vielversprechende Gliederung beim weiteren Wachsthum ins Stocken geräth, und die nun einem Schmarotzerthum auf Fischen, Krebsen, wohl auch auf Würmern verfallen, in welchem sie zu scheinbar leblosen Säcken verkümmern.
Das unumgänglich nothwendige Kapital von anatomischen Kenntnissen, mit welchen wir ausgerüstet sein müssen, um die Merkmale der verschiedenen Abtheilungen, Ordnungen und Gruppen der Klasse zu verstehen, eignen wir uns wohl am leichtesten an, wenn wir den Allen zugänglichen, gemeinen Flußkrebs einer genaueren, äußeren und inneren Besichtigung unter- ziehen. Diejenigen Leser, welche sich schon mit den Jnsekten und Spinnen vertraut gemacht, werden mit um so größerer Leichtigkeit sich auch hier orientiren, zumal, wenn sie die Mühe sich nicht verdrießen lassen, an einem wirklichen Exemplar des Krebses das im Text Gesagte sich zur Anschauung zu bringen.
Der Flußkrebs erscheint, besonders wenn man ihn von oben betrachtet, aus zwei Hauptkörper- abschnitten gebildet. Der vordere, das Kopfbruststück, wird von oben von dem aus einem Stücke
[Abbildung]
Der Flußkrebs (Astacus fluviatilis).
bestehenden Rückenschilde bedeckt, welches sich seitlich nach abwärts krümmt und bis zur Einlenkung der Beine an den Körper reicht. Das Vorderende des Rückenschildes läuft in den Stirnstachel aus, an dessen Grunde die zwei Augen liegen. Letztere sind auf beweglichen Stielen, können nach verschiedenen Richtungen gestellt, oder in ein Paar schützende Halbrinnen zurück gelegt werden. Schon mit scharfen Augen, besser mit einer mäßig vergrößernden Lupe, über- zeugt man sich, daß die Oberfläche der Augen nicht glatt, wie unsre eigne Horn- haut, sondern gefeldert, facettirt ist, in vollständiger Harmonie mit den eben so be- schaffenen Augen der Jnsekten. Wir müssen es uns leider versagen, auf die nähere Be- schaffenheit solcher Gesichtswerkzeuge einzu- gehen, da es ohne das penibelste mikroskopische Detail nicht möglich wäre. Nur so viel, daß der Flußkrebs mit Hülfe derselben ohne Zweifel vollständig gut sieht und daß er, so wie die ähnlich gebauten Kruster, sowohl seine Feinde als seine Beute aus ziemlicher Entfernung erkennt. Nach ein- und abwärts von den Augen befinden sich die großen äußeren Fühler. Jhre dicken Grundglieder sind von oben durch eine bewegliche Schuppe bedeckt. Die Grundglieder tragen die lange, aus vielen kleinen Ringen bestehende Geißel. Am Grunde dieser Fühlhörner fallen zwei kegelförmige Erhebungen auf, welche mit einer inneren grünen Drüse in Verbindung stehen, nach ihrer Bedeutung aber noch nicht hinreichend bekannt sind. Die inneren Fühlhörner liegen zwischen den äußeren und ihre Basis trägt zwei Geißeln. Jnner- halb der Basis derselben befinden sich die Gehörwerkzeuge.
Zur Orientirung über diese höchst merkwürdigen, allgemein interessanten Organe des Fluß- krebses und seiner Klassengenossen im Allgemeinen muß ich mir eine Einschaltung erlauben. Wie jedes Sinneswerkzeug, bestehen auch die Gehörwerkzeuge aus einem die äußeren Eindrücke
Die Krebſe.
zahlreiche Genoſſen unter ſich, bei welchen die anfänglich vielverſprechende Gliederung beim weiteren Wachsthum ins Stocken geräth, und die nun einem Schmarotzerthum auf Fiſchen, Krebſen, wohl auch auf Würmern verfallen, in welchem ſie zu ſcheinbar lebloſen Säcken verkümmern.
Das unumgänglich nothwendige Kapital von anatomiſchen Kenntniſſen, mit welchen wir ausgerüſtet ſein müſſen, um die Merkmale der verſchiedenen Abtheilungen, Ordnungen und Gruppen der Klaſſe zu verſtehen, eignen wir uns wohl am leichteſten an, wenn wir den Allen zugänglichen, gemeinen Flußkrebs einer genaueren, äußeren und inneren Beſichtigung unter- ziehen. Diejenigen Leſer, welche ſich ſchon mit den Jnſekten und Spinnen vertraut gemacht, werden mit um ſo größerer Leichtigkeit ſich auch hier orientiren, zumal, wenn ſie die Mühe ſich nicht verdrießen laſſen, an einem wirklichen Exemplar des Krebſes das im Text Geſagte ſich zur Anſchauung zu bringen.
Der Flußkrebs erſcheint, beſonders wenn man ihn von oben betrachtet, aus zwei Hauptkörper- abſchnitten gebildet. Der vordere, das Kopfbruſtſtück, wird von oben von dem aus einem Stücke
[Abbildung]
Der Flußkrebs (Astacus fluviatilis).
beſtehenden Rückenſchilde bedeckt, welches ſich ſeitlich nach abwärts krümmt und bis zur Einlenkung der Beine an den Körper reicht. Das Vorderende des Rückenſchildes läuft in den Stirnſtachel aus, an deſſen Grunde die zwei Augen liegen. Letztere ſind auf beweglichen Stielen, können nach verſchiedenen Richtungen geſtellt, oder in ein Paar ſchützende Halbrinnen zurück gelegt werden. Schon mit ſcharfen Augen, beſſer mit einer mäßig vergrößernden Lupe, über- zeugt man ſich, daß die Oberfläche der Augen nicht glatt, wie unſre eigne Horn- haut, ſondern gefeldert, facettirt iſt, in vollſtändiger Harmonie mit den eben ſo be- ſchaffenen Augen der Jnſekten. Wir müſſen es uns leider verſagen, auf die nähere Be- ſchaffenheit ſolcher Geſichtswerkzeuge einzu- gehen, da es ohne das penibelſte mikroſkopiſche Detail nicht möglich wäre. Nur ſo viel, daß der Flußkrebs mit Hülfe derſelben ohne Zweifel vollſtändig gut ſieht und daß er, ſo wie die ähnlich gebauten Kruſter, ſowohl ſeine Feinde als ſeine Beute aus ziemlicher Entfernung erkennt. Nach ein- und abwärts von den Augen befinden ſich die großen äußeren Fühler. Jhre dicken Grundglieder ſind von oben durch eine bewegliche Schuppe bedeckt. Die Grundglieder tragen die lange, aus vielen kleinen Ringen beſtehende Geißel. Am Grunde dieſer Fühlhörner fallen zwei kegelförmige Erhebungen auf, welche mit einer inneren grünen Drüſe in Verbindung ſtehen, nach ihrer Bedeutung aber noch nicht hinreichend bekannt ſind. Die inneren Fühlhörner liegen zwiſchen den äußeren und ihre Baſis trägt zwei Geißeln. Jnner- halb der Baſis derſelben befinden ſich die Gehörwerkzeuge.
Zur Orientirung über dieſe höchſt merkwürdigen, allgemein intereſſanten Organe des Fluß- krebſes und ſeiner Klaſſengenoſſen im Allgemeinen muß ich mir eine Einſchaltung erlauben. Wie jedes Sinneswerkzeug, beſtehen auch die Gehörwerkzeuge aus einem die äußeren Eindrücke
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Die Krebſe.
zahlreiche Genoſſen unter ſich, bei welchen die anfänglich vielverſprechende Gliederung beim weiteren
Wachsthum ins Stocken geräth, und die nun einem Schmarotzerthum auf Fiſchen, Krebſen, wohl
auch auf Würmern verfallen, in welchem ſie zu ſcheinbar lebloſen Säcken verkümmern.
Das unumgänglich nothwendige Kapital von anatomiſchen Kenntniſſen, mit welchen wir
ausgerüſtet ſein müſſen, um die Merkmale der verſchiedenen Abtheilungen, Ordnungen und
Gruppen der Klaſſe zu verſtehen, eignen wir uns wohl am leichteſten an, wenn wir den Allen
zugänglichen, gemeinen Flußkrebs einer genaueren, äußeren und inneren Beſichtigung unter-
ziehen. Diejenigen Leſer, welche ſich ſchon mit den Jnſekten und Spinnen vertraut gemacht, werden
mit um ſo größerer Leichtigkeit ſich auch hier orientiren, zumal, wenn ſie die Mühe ſich nicht
verdrießen laſſen, an einem wirklichen Exemplar des Krebſes das im Text Geſagte ſich zur
Anſchauung zu bringen.
Der Flußkrebs erſcheint, beſonders wenn man ihn von oben betrachtet, aus zwei Hauptkörper-
abſchnitten gebildet. Der vordere, das Kopfbruſtſtück, wird von oben von dem aus einem Stücke
[Abbildung Der Flußkrebs (Astacus fluviatilis).]
beſtehenden Rückenſchilde bedeckt, welches
ſich ſeitlich nach abwärts krümmt und bis
zur Einlenkung der Beine an den Körper
reicht. Das Vorderende des Rückenſchildes
läuft in den Stirnſtachel aus, an deſſen
Grunde die zwei Augen liegen. Letztere
ſind auf beweglichen Stielen, können nach
verſchiedenen Richtungen geſtellt, oder in ein
Paar ſchützende Halbrinnen zurück gelegt
werden. Schon mit ſcharfen Augen, beſſer
mit einer mäßig vergrößernden Lupe, über-
zeugt man ſich, daß die Oberfläche der
Augen nicht glatt, wie unſre eigne Horn-
haut, ſondern gefeldert, facettirt iſt, in
vollſtändiger Harmonie mit den eben ſo be-
ſchaffenen Augen der Jnſekten. Wir müſſen
es uns leider verſagen, auf die nähere Be-
ſchaffenheit ſolcher Geſichtswerkzeuge einzu-
gehen, da es ohne das penibelſte mikroſkopiſche
Detail nicht möglich wäre. Nur ſo viel,
daß der Flußkrebs mit Hülfe derſelben ohne
Zweifel vollſtändig gut ſieht und daß er,
ſo wie die ähnlich gebauten Kruſter, ſowohl
ſeine Feinde als ſeine Beute aus ziemlicher
Entfernung erkennt. Nach ein- und abwärts
von den Augen befinden ſich die großen
äußeren Fühler. Jhre dicken Grundglieder ſind von oben durch eine bewegliche Schuppe
bedeckt. Die Grundglieder tragen die lange, aus vielen kleinen Ringen beſtehende Geißel. Am
Grunde dieſer Fühlhörner fallen zwei kegelförmige Erhebungen auf, welche mit einer inneren
grünen Drüſe in Verbindung ſtehen, nach ihrer Bedeutung aber noch nicht hinreichend bekannt ſind.
Die inneren Fühlhörner liegen zwiſchen den äußeren und ihre Baſis trägt zwei Geißeln. Jnner-
halb der Baſis derſelben befinden ſich die Gehörwerkzeuge.
Zur Orientirung über dieſe höchſt merkwürdigen, allgemein intereſſanten Organe des Fluß-
krebſes und ſeiner Klaſſengenoſſen im Allgemeinen muß ich mir eine Einſchaltung erlauben.
Wie jedes Sinneswerkzeug, beſtehen auch die Gehörwerkzeuge aus einem die äußeren Eindrücke
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/662>, abgerufen am 24.11.2024.
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