Augen. Die Milbenspinne (Tetranychus telarius oder tiliarum oder socius), um welche es sich hier handelt, ist kaum 1/2 Linie lang, orangegelb von Farbe, an den Seiten des eirunden Leibes mit je einem rostgelben Fleckchen verziert und fein behaart. Die Kieferfühler sind nadel- förmig, die Kiefertaster kurz, mit dicker Klaue versehen. Die beiden vordersten Beinpaare, deren erstes das längste ist, stehen von den beiden hintersten weit ab. Am vordern Rückentheile bemerkt man, alles natürlich nur bei starker Vergrößerung, zwei kleine Augen. Wie Linne behauptet, soll diese Milbe bisweilen an Treibhauspflanzen lästig fallen, da jedoch viele Pflanzen auf der Unterseite ihrer Blätter in dieser, wenn auch nicht immer so auffälligen Weise befallen werden, so ist wohl anzunehmen, daß hier mehrere, noch nicht zur Genüge unterschiedene Arten in Betracht kommen, welche eine Krankheit (la grise der Franzosen) an den Pflanzen erzeugen, die sich durch Matt- und Grauwerden der Blätter ankündigt und außer den Milben noch andere Urheber, wie die früher erwähnten Blasenfüße, die Rosencikade etc. haben dürfte.
Andere Milben kennzeichnen sich durch schwertförmige Kieferfühler und lange Kiefertaster (Erythracus), womit jedoch die Unterschiede zwischen ihnen und den vorigen noch nicht erschöpft sind.
Die rothe Schneemilbe (Rhyncholophus nivalis) findet sich gesellschaftlich in einer Höhe von über 9000 Fuß auf den Schweizer Alpen unter Steinen. Höchst wahrscheinlich gehört auch die Herbst-Grasmilbe (Leptus autumnalis) zu dieser Familie. Man kennt sie bisher nur in ihrer sechsbeinigen Form, die man für den Jugendzustand hält. Jm Juli, August und September lebt dieses rothe Pünktchen in großen Mengen an dürrem Grase, Getreidehalmen (Stachelbeer- büschen) und gelangt an den Körper der Schnitter oder solcher Leute, welche sich unvorsichtig auf von ihnen bewohnte Grasplätze niederließen. Gleich den Zecken bohren sie sich mit dem Schnabel ein und erzeugen ein unleidliches Fressen und Jucken. Bei näherer Besichtigung mit einer Lupe weisen sie sich als winzige, rothe Pünktchen aus. Durch Benzin oder Tabakslauge werden sie leicht sortgeschafft und getödtet. White fand Kieselsteine mit den Eiern dieser Milbe überzogen und bei näherer Untersuchung derselben, daß sie früher als eine verborgenblüthige Pflanze (Craterium pyriforme) beschrieben worden sind.
Alle diese und noch sehr viele ähnliche Milben, welche hinsichtlich der klauen- oder nadelför- migen Kieferfühler, der kurzen und gedrungenen, in zwei scheerenartig gegenüberstehende Endglieder auslaufenden Kiefertaster, der plumpen Gangbeine und des weichhäutigen, meist lebhaft gefärbten Körpers übereinstimmen, bilden die Familie der Lauf-, Land- oder Pflanzenmilben (Trombi- didae). Sie halten sich an Pflanzen oder an der Erde auf, laufen meist sehr schnell und schmarotzen zum Theil in ihrer Jugend als nur sechsbeinige Spinnen an andern Gliederthieren ihrer nächsten Umgebung. Die Pflanzenbewohner stimmen vielfach in ihrer Lebensweise überein, wie die meisten Blattlänse in der ihrigen. Sie fertigen nämlich einen sehr zarten Seidenüberzug über die Unterseite der Blätter und treiben unter dieser silberglänzenden Decke ihr Unwesen, d. h. sie saugen Saft, vermehren sich und erzeugen jene Krankheit, wenn die Kolonie an Kopfzahl bedeutend zugenommen hat.
Ganz anders und höchst eigenthümlich gestalten sich die Lebensverhältnisse der Wassermilben (Hydrarachnidac), welche sich ausschließlich in Wasser, stehendem wie fließendem, einige neuerdings beobachtete sogar im Meere aufhalten. Die meisten dieser mikroskopischen Thierchen erscheinen als scharlachrothe, einige als grünliche Kügelchen, welche mit Hilfe ihrer bewimperten Füße geschickt schwimmen oder sich sehr hurtig zwischen den untergetauchten Pflanzen und auf dem Grunde umherbewegen, ohne je zum Athmen an die Oberfläche zu kommen. Da ihnen die Kiemen fehlen, so müssen wohl ihre Luftröhren die Luft aus dem Wasser aufnehmen können und in ähnlicher Weise eingerichtet sein, wie sie bei einigen Libellenlarven zur Sprache kamen. Die Lebensgeschichte
Die Spinnenthiere. Laufmilben. Waſſermilben.
Augen. Die Milbenſpinne (Tetranychus telarius oder tiliarum oder socius), um welche es ſich hier handelt, iſt kaum ½ Linie lang, orangegelb von Farbe, an den Seiten des eirunden Leibes mit je einem roſtgelben Fleckchen verziert und fein behaart. Die Kieferfühler ſind nadel- förmig, die Kiefertaſter kurz, mit dicker Klaue verſehen. Die beiden vorderſten Beinpaare, deren erſtes das längſte iſt, ſtehen von den beiden hinterſten weit ab. Am vordern Rückentheile bemerkt man, alles natürlich nur bei ſtarker Vergrößerung, zwei kleine Augen. Wie Linné behauptet, ſoll dieſe Milbe bisweilen an Treibhauspflanzen läſtig fallen, da jedoch viele Pflanzen auf der Unterſeite ihrer Blätter in dieſer, wenn auch nicht immer ſo auffälligen Weiſe befallen werden, ſo iſt wohl anzunehmen, daß hier mehrere, noch nicht zur Genüge unterſchiedene Arten in Betracht kommen, welche eine Krankheit (la grise der Franzoſen) an den Pflanzen erzeugen, die ſich durch Matt- und Grauwerden der Blätter ankündigt und außer den Milben noch andere Urheber, wie die früher erwähnten Blaſenfüße, die Roſencikade ꝛc. haben dürfte.
Andere Milben kennzeichnen ſich durch ſchwertförmige Kieferfühler und lange Kiefertaſter (Erythracus), womit jedoch die Unterſchiede zwiſchen ihnen und den vorigen noch nicht erſchöpft ſind.
Die rothe Schneemilbe (Rhyncholophus nivalis) findet ſich geſellſchaftlich in einer Höhe von über 9000 Fuß auf den Schweizer Alpen unter Steinen. Höchſt wahrſcheinlich gehört auch die Herbſt-Grasmilbe (Leptus autumnalis) zu dieſer Familie. Man kennt ſie bisher nur in ihrer ſechsbeinigen Form, die man für den Jugendzuſtand hält. Jm Juli, Auguſt und September lebt dieſes rothe Pünktchen in großen Mengen an dürrem Graſe, Getreidehalmen (Stachelbeer- büſchen) und gelangt an den Körper der Schnitter oder ſolcher Leute, welche ſich unvorſichtig auf von ihnen bewohnte Grasplätze niederließen. Gleich den Zecken bohren ſie ſich mit dem Schnabel ein und erzeugen ein unleidliches Freſſen und Jucken. Bei näherer Beſichtigung mit einer Lupe weiſen ſie ſich als winzige, rothe Pünktchen aus. Durch Benzin oder Tabakslauge werden ſie leicht ſortgeſchafft und getödtet. White fand Kieſelſteine mit den Eiern dieſer Milbe überzogen und bei näherer Unterſuchung derſelben, daß ſie früher als eine verborgenblüthige Pflanze (Craterium pyriforme) beſchrieben worden ſind.
Alle dieſe und noch ſehr viele ähnliche Milben, welche hinſichtlich der klauen- oder nadelför- migen Kieferfühler, der kurzen und gedrungenen, in zwei ſcheerenartig gegenüberſtehende Endglieder auslaufenden Kiefertaſter, der plumpen Gangbeine und des weichhäutigen, meiſt lebhaft gefärbten Körpers übereinſtimmen, bilden die Familie der Lauf-, Land- oder Pflanzenmilben (Trombi- didae). Sie halten ſich an Pflanzen oder an der Erde auf, laufen meiſt ſehr ſchnell und ſchmarotzen zum Theil in ihrer Jugend als nur ſechsbeinige Spinnen an andern Gliederthieren ihrer nächſten Umgebung. Die Pflanzenbewohner ſtimmen vielfach in ihrer Lebensweiſe überein, wie die meiſten Blattlänſe in der ihrigen. Sie fertigen nämlich einen ſehr zarten Seidenüberzug über die Unterſeite der Blätter und treiben unter dieſer ſilberglänzenden Decke ihr Unweſen, d. h. ſie ſaugen Saft, vermehren ſich und erzeugen jene Krankheit, wenn die Kolonie an Kopfzahl bedeutend zugenommen hat.
Ganz anders und höchſt eigenthümlich geſtalten ſich die Lebensverhältniſſe der Waſſermilben (Hydrarachnidac), welche ſich ausſchließlich in Waſſer, ſtehendem wie fließendem, einige neuerdings beobachtete ſogar im Meere aufhalten. Die meiſten dieſer mikroskopiſchen Thierchen erſcheinen als ſcharlachrothe, einige als grünliche Kügelchen, welche mit Hilfe ihrer bewimperten Füße geſchickt ſchwimmen oder ſich ſehr hurtig zwiſchen den untergetauchten Pflanzen und auf dem Grunde umherbewegen, ohne je zum Athmen an die Oberfläche zu kommen. Da ihnen die Kiemen fehlen, ſo müſſen wohl ihre Luftröhren die Luft aus dem Waſſer aufnehmen können und in ähnlicher Weiſe eingerichtet ſein, wie ſie bei einigen Libellenlarven zur Sprache kamen. Die Lebensgeſchichte
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Die Spinnenthiere. Laufmilben. Waſſermilben.
Augen. Die Milbenſpinne (Tetranychus telarius oder tiliarum oder socius), um welche es
ſich hier handelt, iſt kaum ½ Linie lang, orangegelb von Farbe, an den Seiten des eirunden
Leibes mit je einem roſtgelben Fleckchen verziert und fein behaart. Die Kieferfühler ſind nadel-
förmig, die Kiefertaſter kurz, mit dicker Klaue verſehen. Die beiden vorderſten Beinpaare, deren
erſtes das längſte iſt, ſtehen von den beiden hinterſten weit ab. Am vordern Rückentheile bemerkt
man, alles natürlich nur bei ſtarker Vergrößerung, zwei kleine Augen. Wie Linné behauptet,
ſoll dieſe Milbe bisweilen an Treibhauspflanzen läſtig fallen, da jedoch viele Pflanzen auf der
Unterſeite ihrer Blätter in dieſer, wenn auch nicht immer ſo auffälligen Weiſe befallen werden,
ſo iſt wohl anzunehmen, daß hier mehrere, noch nicht zur Genüge unterſchiedene Arten in Betracht
kommen, welche eine Krankheit (la grise der Franzoſen) an den Pflanzen erzeugen, die ſich durch
Matt- und Grauwerden der Blätter ankündigt und außer den Milben noch andere Urheber, wie
die früher erwähnten Blaſenfüße, die Roſencikade ꝛc. haben dürfte.
Andere Milben kennzeichnen ſich durch ſchwertförmige Kieferfühler und lange Kiefertaſter
(Erythracus), womit jedoch die Unterſchiede zwiſchen ihnen und den vorigen noch nicht erſchöpft ſind.
Die rothe Schneemilbe (Rhyncholophus nivalis) findet ſich geſellſchaftlich in einer Höhe
von über 9000 Fuß auf den Schweizer Alpen unter Steinen. Höchſt wahrſcheinlich gehört auch
die Herbſt-Grasmilbe (Leptus autumnalis) zu dieſer Familie. Man kennt ſie bisher nur in
ihrer ſechsbeinigen Form, die man für den Jugendzuſtand hält. Jm Juli, Auguſt und September
lebt dieſes rothe Pünktchen in großen Mengen an dürrem Graſe, Getreidehalmen (Stachelbeer-
büſchen) und gelangt an den Körper der Schnitter oder ſolcher Leute, welche ſich unvorſichtig auf
von ihnen bewohnte Grasplätze niederließen. Gleich den Zecken bohren ſie ſich mit dem Schnabel
ein und erzeugen ein unleidliches Freſſen und Jucken. Bei näherer Beſichtigung mit einer Lupe
weiſen ſie ſich als winzige, rothe Pünktchen aus. Durch Benzin oder Tabakslauge werden ſie
leicht ſortgeſchafft und getödtet. White fand Kieſelſteine mit den Eiern dieſer Milbe überzogen
und bei näherer Unterſuchung derſelben, daß ſie früher als eine verborgenblüthige Pflanze
(Craterium pyriforme) beſchrieben worden ſind.
Alle dieſe und noch ſehr viele ähnliche Milben, welche hinſichtlich der klauen- oder nadelför-
migen Kieferfühler, der kurzen und gedrungenen, in zwei ſcheerenartig gegenüberſtehende Endglieder
auslaufenden Kiefertaſter, der plumpen Gangbeine und des weichhäutigen, meiſt lebhaft gefärbten
Körpers übereinſtimmen, bilden die Familie der Lauf-, Land- oder Pflanzenmilben (Trombi-
didae). Sie halten ſich an Pflanzen oder an der Erde auf, laufen meiſt ſehr ſchnell und ſchmarotzen
zum Theil in ihrer Jugend als nur ſechsbeinige Spinnen an andern Gliederthieren ihrer nächſten
Umgebung. Die Pflanzenbewohner ſtimmen vielfach in ihrer Lebensweiſe überein, wie die meiſten
Blattlänſe in der ihrigen. Sie fertigen nämlich einen ſehr zarten Seidenüberzug über die Unterſeite
der Blätter und treiben unter dieſer ſilberglänzenden Decke ihr Unweſen, d. h. ſie ſaugen Saft,
vermehren ſich und erzeugen jene Krankheit, wenn die Kolonie an Kopfzahl bedeutend zugenommen hat.
Ganz anders und höchſt eigenthümlich geſtalten ſich die Lebensverhältniſſe der Waſſermilben
(Hydrarachnidac), welche ſich ausſchließlich in Waſſer, ſtehendem wie fließendem, einige neuerdings
beobachtete ſogar im Meere aufhalten. Die meiſten dieſer mikroskopiſchen Thierchen erſcheinen
als ſcharlachrothe, einige als grünliche Kügelchen, welche mit Hilfe ihrer bewimperten Füße geſchickt
ſchwimmen oder ſich ſehr hurtig zwiſchen den untergetauchten Pflanzen und auf dem Grunde
umherbewegen, ohne je zum Athmen an die Oberfläche zu kommen. Da ihnen die Kiemen fehlen,
ſo müſſen wohl ihre Luftröhren die Luft aus dem Waſſer aufnehmen können und in ähnlicher
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/640>, abgerufen am 24.11.2024.
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