thiere, und obschon sie in zehn bis funfzehn haarfeine Fußglieder ausgehen, enthalten sie als Tastwerkzeuge zahlreiche Nerven, wie auch das stundenlange Zucken der vom Körper getrennten Beine beweist. Sie alle sind fleischigen Hüften angefügt, welche gedrängt hinter einander stehen und deren letztes Paar weder durch Dicke, noch durch breiteren Abstand von einander vor den übrigen etwas voraus hat.
Jm innern Körperbaue stimmen die Afterspinnen der Hauptsache nach mit den Spinnen überein. Von den zwei Nervenknoten über und unter dem Schlunde versieht der letztere, größere die Beine und den Hinterleib mit Nervenfäden. Der im Vorderleibe gelegene Magen sendet zahl- reiche, blindschlauchartige Fortsätze aus und zwar vom obern Theile vier Reihen kurzer, von den Seiten drei Paar langer, den ganzen Hinterleib durchziehender. Das Rückengefäß besteht aus drei Kammern und gestattet nur aus seinen zugespitzten beiden Enden dem Blut einen Ausweg. Wie bei allen Gliederspinnen öffnen sich auch hier die Geschlechtstheile an der Wurzel des Bauches und das Männchen besitzt die Eigenthümlichkeit, ein zapfenförmiges Organ herausstülpen zu können. Die Forscher unterscheiden zahlreiche Arten unter den mit obigen volksthümlichen Namen belegten Thieren, welche meist eine graulichgelbe, etwas mehr oder weniger dunkel gefleckte Oberseite, eine fast weiße Unterseite zeigen und sich schwerer oder leichter unterscheiden lassen. Die verbreitetste Art, welche jene Namen vorzugsweise für sich in Anspruch nimmt, wurde von LinnePhalangium opilio, von HerbstOpilio parietinus genannt, mißt im grauen oder graugelben Leibe nur 21/2 Linien und trägt an Hüften, Schenkeln und dem Kopfbruststück feine Dörnchen. Eine sehr ähnliche Art, von manchen für das Männchen dazu gehalten, ist der O. cornutus, ausgezeichnet durch einen hornartigen Ansatz hinter der Scheerenwurzel der Kieferfühler. Noch zahlreiche ähnliche Kanker leben in Europa und Amerika.
Andere Arten, von denen aber keine einzige in Europa vorkommt, zeichnen sich durch abge- rückte Hinterbeine mit verdickten Schenkeln, breitgedrückte Taster ohne Stachelborsten und durch einen gegen den viereckigen Vorderleib sehr in den Hintergrund tretenden, kleinen Hinterleib aus. Sie gehören der Gattung Cosmetus und einigen nächst verwandten an.
[Abbildung]
Männchen des krummbeinigen Gonyleptes (Gonyleptes curvipes).
Die sonderbarsten Familienglieder weist aber Süd- amerika in der Gattung Gonyleptes auf, wie der hier abgebildete G. curvipes beweist. Dieses "Krummbein", nicht das einzige seiner Gattung, ist im braunrothen Rumpfe fast ganz hartschaliges Kopfbruststück; denn der Hinterleib wird von diesem so ziemlich vollständig bedeckt; dichte, lichtgelbe Körnchen und zwei Dörnchen auf dem Augen- hügel in Form einer Gabel machen die Oberfläche rauh und bunt zugleich. Wie bei allen Gattungsgenossen treten die verlängerten Hinterbeine weit auseinander, kommen aus stark verdickten Hüften und tragen kräftige Dornen, jedoch nur beim Männchen. Das Weibchen läßt kaum eine Spur davon erkennen, dafür aber einige Ringe des Hinterleibes mit dornigen Warzen. Eine beachtenswerthe Eigenthüm- lichkeit dieser Art scheint mir der Mangel der Dornborsten an den Kieferfühlern zu sein, welcher von den Schriftstellern mit Stillschweigen übergangen wird, während doch ihre Gegenwart als Gattungscharakter gilt. Das "Krummbein" ist in Brasilien und Chili zu Hause.
Die Skorpionspinnen (Solpugina) weichen von allen Ordnungsgenossen dadurch ab, daß sich die Gliederung nicht auf den Hinterleib beschränkt, sondern auch über den Vorderleib
Die Spinnenthiere. Gliederſpinnen.
thiere, und obſchon ſie in zehn bis funfzehn haarfeine Fußglieder ausgehen, enthalten ſie als Taſtwerkzeuge zahlreiche Nerven, wie auch das ſtundenlange Zucken der vom Körper getrennten Beine beweiſt. Sie alle ſind fleiſchigen Hüften angefügt, welche gedrängt hinter einander ſtehen und deren letztes Paar weder durch Dicke, noch durch breiteren Abſtand von einander vor den übrigen etwas voraus hat.
Jm innern Körperbaue ſtimmen die Afterſpinnen der Hauptſache nach mit den Spinnen überein. Von den zwei Nervenknoten über und unter dem Schlunde verſieht der letztere, größere die Beine und den Hinterleib mit Nervenfäden. Der im Vorderleibe gelegene Magen ſendet zahl- reiche, blindſchlauchartige Fortſätze aus und zwar vom obern Theile vier Reihen kurzer, von den Seiten drei Paar langer, den ganzen Hinterleib durchziehender. Das Rückengefäß beſteht aus drei Kammern und geſtattet nur aus ſeinen zugeſpitzten beiden Enden dem Blut einen Ausweg. Wie bei allen Gliederſpinnen öffnen ſich auch hier die Geſchlechtstheile an der Wurzel des Bauches und das Männchen beſitzt die Eigenthümlichkeit, ein zapfenförmiges Organ herausſtülpen zu können. Die Forſcher unterſcheiden zahlreiche Arten unter den mit obigen volksthümlichen Namen belegten Thieren, welche meiſt eine graulichgelbe, etwas mehr oder weniger dunkel gefleckte Oberſeite, eine faſt weiße Unterſeite zeigen und ſich ſchwerer oder leichter unterſcheiden laſſen. Die verbreitetſte Art, welche jene Namen vorzugsweiſe für ſich in Anſpruch nimmt, wurde von LinnéPhalangium opilio, von HerbſtOpilio parietinus genannt, mißt im grauen oder graugelben Leibe nur 2½ Linien und trägt an Hüften, Schenkeln und dem Kopfbruſtſtück feine Dörnchen. Eine ſehr ähnliche Art, von manchen für das Männchen dazu gehalten, iſt der O. cornutus, ausgezeichnet durch einen hornartigen Anſatz hinter der Scheerenwurzel der Kieferfühler. Noch zahlreiche ähnliche Kanker leben in Europa und Amerika.
Andere Arten, von denen aber keine einzige in Europa vorkommt, zeichnen ſich durch abge- rückte Hinterbeine mit verdickten Schenkeln, breitgedrückte Taſter ohne Stachelborſten und durch einen gegen den viereckigen Vorderleib ſehr in den Hintergrund tretenden, kleinen Hinterleib aus. Sie gehören der Gattung Cosmetus und einigen nächſt verwandten an.
[Abbildung]
Männchen des krummbeinigen Gonyleptes (Gonyleptes curvipes).
Die ſonderbarſten Familienglieder weiſt aber Süd- amerika in der Gattung Gonyleptes auf, wie der hier abgebildete G. curvipes beweiſt. Dieſes „Krummbein“, nicht das einzige ſeiner Gattung, iſt im braunrothen Rumpfe faſt ganz hartſchaliges Kopfbruſtſtück; denn der Hinterleib wird von dieſem ſo ziemlich vollſtändig bedeckt; dichte, lichtgelbe Körnchen und zwei Dörnchen auf dem Augen- hügel in Form einer Gabel machen die Oberfläche rauh und bunt zugleich. Wie bei allen Gattungsgenoſſen treten die verlängerten Hinterbeine weit auseinander, kommen aus ſtark verdickten Hüften und tragen kräftige Dornen, jedoch nur beim Männchen. Das Weibchen läßt kaum eine Spur davon erkennen, dafür aber einige Ringe des Hinterleibes mit dornigen Warzen. Eine beachtenswerthe Eigenthüm- lichkeit dieſer Art ſcheint mir der Mangel der Dornborſten an den Kieferfühlern zu ſein, welcher von den Schriftſtellern mit Stillſchweigen übergangen wird, während doch ihre Gegenwart als Gattungscharakter gilt. Das „Krummbein“ iſt in Braſilien und Chili zu Hauſe.
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Die Spinnenthiere. Gliederſpinnen.
thiere, und obſchon ſie in zehn bis funfzehn haarfeine Fußglieder ausgehen, enthalten ſie als
Taſtwerkzeuge zahlreiche Nerven, wie auch das ſtundenlange Zucken der vom Körper getrennten
Beine beweiſt. Sie alle ſind fleiſchigen Hüften angefügt, welche gedrängt hinter einander ſtehen
und deren letztes Paar weder durch Dicke, noch durch breiteren Abſtand von einander vor den
übrigen etwas voraus hat.
Jm innern Körperbaue ſtimmen die Afterſpinnen der Hauptſache nach mit den Spinnen
überein. Von den zwei Nervenknoten über und unter dem Schlunde verſieht der letztere, größere
die Beine und den Hinterleib mit Nervenfäden. Der im Vorderleibe gelegene Magen ſendet zahl-
reiche, blindſchlauchartige Fortſätze aus und zwar vom obern Theile vier Reihen kurzer, von den
Seiten drei Paar langer, den ganzen Hinterleib durchziehender. Das Rückengefäß beſteht aus drei
Kammern und geſtattet nur aus ſeinen zugeſpitzten beiden Enden dem Blut einen Ausweg. Wie
bei allen Gliederſpinnen öffnen ſich auch hier die Geſchlechtstheile an der Wurzel des Bauches und
das Männchen beſitzt die Eigenthümlichkeit, ein zapfenförmiges Organ herausſtülpen zu können. Die
Forſcher unterſcheiden zahlreiche Arten unter den mit obigen volksthümlichen Namen belegten
Thieren, welche meiſt eine graulichgelbe, etwas mehr oder weniger dunkel gefleckte Oberſeite, eine
faſt weiße Unterſeite zeigen und ſich ſchwerer oder leichter unterſcheiden laſſen. Die verbreitetſte
Art, welche jene Namen vorzugsweiſe für ſich in Anſpruch nimmt, wurde von Linné Phalangium
opilio, von Herbſt Opilio parietinus genannt, mißt im grauen oder graugelben Leibe nur
2½ Linien und trägt an Hüften, Schenkeln und dem Kopfbruſtſtück feine Dörnchen. Eine ſehr
ähnliche Art, von manchen für das Männchen dazu gehalten, iſt der O. cornutus, ausgezeichnet
durch einen hornartigen Anſatz hinter der Scheerenwurzel der Kieferfühler. Noch zahlreiche
ähnliche Kanker leben in Europa und Amerika.
Andere Arten, von denen aber keine einzige in Europa vorkommt, zeichnen ſich durch abge-
rückte Hinterbeine mit verdickten Schenkeln, breitgedrückte Taſter ohne Stachelborſten und
durch einen gegen den viereckigen Vorderleib ſehr in den Hintergrund tretenden, kleinen Hinterleib
aus. Sie gehören der Gattung Cosmetus und einigen nächſt verwandten an.
[Abbildung Männchen des krummbeinigen Gonyleptes
(Gonyleptes curvipes).]
Die ſonderbarſten Familienglieder weiſt aber Süd-
amerika in der Gattung Gonyleptes auf, wie der hier
abgebildete G. curvipes beweiſt. Dieſes „Krummbein“, nicht
das einzige ſeiner Gattung, iſt im braunrothen Rumpfe
faſt ganz hartſchaliges Kopfbruſtſtück; denn der Hinterleib
wird von dieſem ſo ziemlich vollſtändig bedeckt; dichte,
lichtgelbe Körnchen und zwei Dörnchen auf dem Augen-
hügel in Form einer Gabel machen die Oberfläche rauh und
bunt zugleich. Wie bei allen Gattungsgenoſſen treten die
verlängerten Hinterbeine weit auseinander, kommen aus
ſtark verdickten Hüften und tragen kräftige Dornen, jedoch
nur beim Männchen. Das Weibchen läßt kaum eine Spur
davon erkennen, dafür aber einige Ringe des Hinterleibes
mit dornigen Warzen. Eine beachtenswerthe Eigenthüm-
lichkeit dieſer Art ſcheint mir der Mangel der Dornborſten
an den Kieferfühlern zu ſein, welcher von den Schriftſtellern
mit Stillſchweigen übergangen wird, während doch ihre Gegenwart als Gattungscharakter gilt.
Das „Krummbein“ iſt in Braſilien und Chili zu Hauſe.
Die Skorpionſpinnen (Solpugina) weichen von allen Ordnungsgenoſſen dadurch ab, daß
ſich die Gliederung nicht auf den Hinterleib beſchränkt, ſondern auch über den Vorderleib
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/600>, abgerufen am 24.11.2024.
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