Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Spinnenthiere. Gliederspinnen.
Hinterleibe, welche nur am Ende zu einem kleinen Knoten anschwellen. Vom Betragen und von
der Lebensweise dieser Skorpione, deren eine Art in Mexico und noch einige sehr ähnliche im
heißen Asien heimaten, ist nichts bekannt geworden.

[Abbildung] Der geschwänzte Fadenskorpion (Thelyphonus caudatus).

Der langarmige Tarantelskorpion (Phrynus lunatus) vergegenwärtigt die andere, schon
mehr spinnenartige Form. Auch hier treten die zweiten Kiefern als lange Geiseln auf, das erste
Paar als längere oder kürzere, mehr oder weniger bedornte Arme, welche in eine einfache Klaue
auslaufen. Zwischen dem die Kinnladen bildenden Wurzeltheile beider Arme steht ein beweglicher
Kinndorn, die Kieferfühler enden gleichfalls in eine einfache Klaue und bergen wahrscheinlich die
Giftdrüsen. Am beinahe nierenförmigen Kopfbruststück vertheilen sich die Augen, wie die Figur
S. 563 anzeigt, zwei stehen vorn, je drei weit davon entfernt und seitwärts. Dadurch, daß der
elfgliedrige Hinterleib vorn eingeschnürt ist, entsteht die Spinnenähnlichkeit in der Körpertracht.
Die Phrynen athmen jedoch gleichfalls durch Lungen, welche an der Bauchwurzel in vier
Luftlöcher münden und die Weibchen gebären lebendige Junge, wodurch sich die nähere Ver-
wandtschaft mit den Skorpionen bekundet. Bei der hier abgebildeten fahlbraungelben Art, welche
in Surinam, nach Gervais in Bengalen lebt, ist der Schenkeltheil der Scheerenarme
bedeutend länger als der entsprechende an den Beinen, und unbewehrt, der Schienentheil fast
ebenso lang und vor der Spitze mit drei sehr langen Dornen versehen. Unbegreiflicherweise
bildet der genannte Schriftsteller diese Art unter dem Namen Phrynus reniformis ab und citirt
dabei eine andere Abbildung von Herbst, welche aber bewehrte Arme hat und der seinigen nicht
im Entferntesten ähnlich sieht. Die anderen Arten unterscheiden sich hauptsächlich durch die
Bildung der kürzeren, stärker bedornten Arme der Kiefertaster und erscheinen der kräftigen Dornen
wegen noch drohender.



Die Spinnenthiere. Gliederſpinnen.
Hinterleibe, welche nur am Ende zu einem kleinen Knoten anſchwellen. Vom Betragen und von
der Lebensweiſe dieſer Skorpione, deren eine Art in Mexico und noch einige ſehr ähnliche im
heißen Aſien heimaten, iſt nichts bekannt geworden.

[Abbildung] Der geſchwänzte Fadenſkorpion (Thelyphonus caudatus).

Der langarmige Tarantelſkorpion (Phrynus lunatus) vergegenwärtigt die andere, ſchon
mehr ſpinnenartige Form. Auch hier treten die zweiten Kiefern als lange Geiſeln auf, das erſte
Paar als längere oder kürzere, mehr oder weniger bedornte Arme, welche in eine einfache Klaue
auslaufen. Zwiſchen dem die Kinnladen bildenden Wurzeltheile beider Arme ſteht ein beweglicher
Kinndorn, die Kieferfühler enden gleichfalls in eine einfache Klaue und bergen wahrſcheinlich die
Giftdrüſen. Am beinahe nierenförmigen Kopfbruſtſtück vertheilen ſich die Augen, wie die Figur
S. 563 anzeigt, zwei ſtehen vorn, je drei weit davon entfernt und ſeitwärts. Dadurch, daß der
elfgliedrige Hinterleib vorn eingeſchnürt iſt, entſteht die Spinnenähnlichkeit in der Körpertracht.
Die Phrynen athmen jedoch gleichfalls durch Lungen, welche an der Bauchwurzel in vier
Luftlöcher münden und die Weibchen gebären lebendige Junge, wodurch ſich die nähere Ver-
wandtſchaft mit den Skorpionen bekundet. Bei der hier abgebildeten fahlbraungelben Art, welche
in Surinam, nach Gervais in Bengalen lebt, iſt der Schenkeltheil der Scheerenarme
bedeutend länger als der entſprechende an den Beinen, und unbewehrt, der Schienentheil faſt
ebenſo lang und vor der Spitze mit drei ſehr langen Dornen verſehen. Unbegreiflicherweiſe
bildet der genannte Schriftſteller dieſe Art unter dem Namen Phrynus reniformis ab und citirt
dabei eine andere Abbildung von Herbſt, welche aber bewehrte Arme hat und der ſeinigen nicht
im Entfernteſten ähnlich ſieht. Die anderen Arten unterſcheiden ſich hauptſächlich durch die
Bildung der kürzeren, ſtärker bedornten Arme der Kiefertaſter und erſcheinen der kräftigen Dornen
wegen noch drohender.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <div n="3">
                <p><pb facs="#f0598" n="562"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Spinnenthiere. Glieder&#x017F;pinnen</hi>.</fw><lb/>
Hinterleibe, welche nur am Ende zu einem kleinen Knoten an&#x017F;chwellen. Vom Betragen und von<lb/>
der Lebenswei&#x017F;e die&#x017F;er Skorpione, deren eine Art in Mexico und noch einige &#x017F;ehr ähnliche im<lb/>
heißen A&#x017F;ien heimaten, i&#x017F;t nichts bekannt geworden.</p><lb/>
                <figure>
                  <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der ge&#x017F;chwänzte Faden&#x017F;korpion</hi> (<hi rendition="#aq">Thelyphonus caudatus</hi>).</hi> </head>
                </figure><lb/>
                <p>Der <hi rendition="#g">langarmige Tarantel&#x017F;korpion</hi> (<hi rendition="#aq">Phrynus lunatus</hi>) vergegenwärtigt die andere, &#x017F;chon<lb/>
mehr &#x017F;pinnenartige Form. Auch hier treten die zweiten Kiefern als lange Gei&#x017F;eln auf, das er&#x017F;te<lb/>
Paar als längere oder kürzere, mehr oder weniger bedornte Arme, welche in eine einfache Klaue<lb/>
auslaufen. Zwi&#x017F;chen dem die Kinnladen bildenden Wurzeltheile beider Arme &#x017F;teht ein beweglicher<lb/>
Kinndorn, die Kieferfühler enden gleichfalls in eine einfache Klaue und bergen wahr&#x017F;cheinlich die<lb/>
Giftdrü&#x017F;en. Am beinahe nierenförmigen Kopfbru&#x017F;t&#x017F;tück vertheilen &#x017F;ich die Augen, wie die Figur<lb/>
S. 563 anzeigt, zwei &#x017F;tehen vorn, je drei weit davon entfernt und &#x017F;eitwärts. Dadurch, daß der<lb/>
elfgliedrige Hinterleib vorn einge&#x017F;chnürt i&#x017F;t, ent&#x017F;teht die Spinnenähnlichkeit in der Körpertracht.<lb/>
Die Phrynen athmen jedoch gleichfalls durch Lungen, welche an der Bauchwurzel in vier<lb/>
Luftlöcher münden und die Weibchen gebären lebendige Junge, wodurch &#x017F;ich die nähere Ver-<lb/>
wandt&#x017F;chaft mit den Skorpionen bekundet. Bei der hier abgebildeten fahlbraungelben Art, welche<lb/>
in Surinam, nach <hi rendition="#g">Gervais</hi> in Bengalen lebt, i&#x017F;t der Schenkeltheil der Scheerenarme<lb/>
bedeutend länger als der ent&#x017F;prechende an den Beinen, und unbewehrt, der Schienentheil fa&#x017F;t<lb/>
eben&#x017F;o lang und vor der Spitze mit drei &#x017F;ehr langen Dornen ver&#x017F;ehen. Unbegreiflicherwei&#x017F;e<lb/>
bildet der genannte Schrift&#x017F;teller die&#x017F;e Art unter dem Namen <hi rendition="#aq">Phrynus reniformis</hi> ab und citirt<lb/>
dabei eine andere Abbildung von <hi rendition="#g">Herb&#x017F;t</hi>, welche aber bewehrte Arme hat und der &#x017F;einigen nicht<lb/>
im Entfernte&#x017F;ten ähnlich &#x017F;ieht. Die anderen Arten unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich haupt&#x017F;ächlich durch die<lb/>
Bildung der kürzeren, &#x017F;tärker bedornten Arme der Kieferta&#x017F;ter und er&#x017F;cheinen der kräftigen Dornen<lb/>
wegen noch drohender.</p><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[562/0598] Die Spinnenthiere. Gliederſpinnen. Hinterleibe, welche nur am Ende zu einem kleinen Knoten anſchwellen. Vom Betragen und von der Lebensweiſe dieſer Skorpione, deren eine Art in Mexico und noch einige ſehr ähnliche im heißen Aſien heimaten, iſt nichts bekannt geworden. [Abbildung Der geſchwänzte Fadenſkorpion (Thelyphonus caudatus).] Der langarmige Tarantelſkorpion (Phrynus lunatus) vergegenwärtigt die andere, ſchon mehr ſpinnenartige Form. Auch hier treten die zweiten Kiefern als lange Geiſeln auf, das erſte Paar als längere oder kürzere, mehr oder weniger bedornte Arme, welche in eine einfache Klaue auslaufen. Zwiſchen dem die Kinnladen bildenden Wurzeltheile beider Arme ſteht ein beweglicher Kinndorn, die Kieferfühler enden gleichfalls in eine einfache Klaue und bergen wahrſcheinlich die Giftdrüſen. Am beinahe nierenförmigen Kopfbruſtſtück vertheilen ſich die Augen, wie die Figur S. 563 anzeigt, zwei ſtehen vorn, je drei weit davon entfernt und ſeitwärts. Dadurch, daß der elfgliedrige Hinterleib vorn eingeſchnürt iſt, entſteht die Spinnenähnlichkeit in der Körpertracht. Die Phrynen athmen jedoch gleichfalls durch Lungen, welche an der Bauchwurzel in vier Luftlöcher münden und die Weibchen gebären lebendige Junge, wodurch ſich die nähere Ver- wandtſchaft mit den Skorpionen bekundet. Bei der hier abgebildeten fahlbraungelben Art, welche in Surinam, nach Gervais in Bengalen lebt, iſt der Schenkeltheil der Scheerenarme bedeutend länger als der entſprechende an den Beinen, und unbewehrt, der Schienentheil faſt ebenſo lang und vor der Spitze mit drei ſehr langen Dornen verſehen. Unbegreiflicherweiſe bildet der genannte Schriftſteller dieſe Art unter dem Namen Phrynus reniformis ab und citirt dabei eine andere Abbildung von Herbſt, welche aber bewehrte Arme hat und der ſeinigen nicht im Entfernteſten ähnlich ſieht. Die anderen Arten unterſcheiden ſich hauptſächlich durch die Bildung der kürzeren, ſtärker bedornten Arme der Kiefertaſter und erſcheinen der kräftigen Dornen wegen noch drohender.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/598
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/598>, abgerufen am 24.11.2024.