runden, festen Panzer darstellt. Abweichend von allen übrigen Tausendsüßlern sinden sich hier bei den Männchen am Ende des Hinterleibes zwei fußartige Griffel oder Copulationswerkzeuge, während die Geschlechtsöffnungen regelrecht bei Männchen und Weibchen unter einer Art von Schuppe am Grunde des zweiten Beinpaares angebracht sind.
Die einzigen heimischen Arten der ganzen Familie gehören der Gattung Schalenassel (Glomeris) an, welche durch zwölf Körperringe, siebenzehn Beinpaare und jederseits eine Bogen- reihe quergestellter, einfacher Augen charakterisirt sind; die Fühler sitzen auf der Stirn und zeichnen sich durch Verlängerung des dritten und sechsten Gliedes aus. Man findet diese vollkommen harmlosen Schalenasseln einzeln oder in kleinen Gesellschaften und dann in verschiedenen Größen unter Steinen, abgefallenem Laube, an feuchten, reichlich mit Dammerde versehenen, unbebaueten Orten, also vor- herrschend in den Wäldern. Es sind ungemein träge Thiere, welche meist zusammengekugelt in ihren Verstecken ruhen und zwar in einer Höhlung der lockern Erde, welche eine oder mehrere zusammen aus- füllen. Jedoch sieht man sie auch langsam in gerader Richtung mit vorantastenden Fühlern dahin- gleiten nach Art der Juliden, nur ohne Wellenbewegung auf ihrem bedeutend kürzeren Rücken. So wie sie aber eine Gefahr ahnen, kugeln sie sich zusammen und bleiben lange in dieser Stellung liegen, benutzen dieselbe wohl auch, um über abschüssigen Boden schneller hinwegzukommen, sich -- herab- rollen zu lassen. Jhre Nahrung besteht in verwesenden Pflanzenüberresten. Ueber ihre Entwickelung fehlen, meines Wissens nach, jegliche Beobachtungen. Sie häuten sich, gleich den übrigen, und verkriechen sich hierzu in die Erde bis die anfängliche Weichheit der Oberfläche und die Blässe in der Färbung ihres Körpers der gewöhnlichen Beschaffenheit gewichen sind.
Von den beiden in Deutschland allgemeiner verbreiteten Arten ist hier die nirgends seltene gesäumte Schalenassel (G. limbata) dargestellt, welche Brandt und Natzeburg in ihrer "Medizinischen Zoologie" unter dem Namen G. mar-
[Abbildung]
Die gesäumte Schalenassel (Glomeris Umbata).
ginata abbilden. Sie ist durchaus glänzend schwarz- braun und an den sichtbaren Rändern sämmtlicher Rückenschilde gleichmäßig gelb eingefaßt, ändert aber nicht nur im Tode ihre Farbe mehrfach, sondern schon bei Lebzeiten, so daß Verwirrungen in den Namen nicht ausbleiben konnten; besonders kommen dunkler und heller gefleckte, fast marmorirte Jndivi- duen zwischen den regelrecht ausgefärbten nicht selten vor. Die genannte Art lebt in Deutschland und geht südlich bis Jtalien und Kleinasien.
Eine zweite, seltenere, die getupfte Schalenassel (G. guttulata) ist etwas kleiner, ziemlich ebenso gefärbt, aber mit vier gelbrothen Punkten auf dem ersten Ringe und je zweien auf jedem der folgenden gezeichnet, ohne jedoch darin beständig zu sein. -- Außer den beiden genanuten kommt noch ein und die andere Art in Europa, aber weniger allgemein verbreitet und meist in seinen südlicheren Theilen vor.
Bedeutend größere, als die europäischen, bis über zwei Zoll lange und entsprechend breite Rollthiere leben im heißen Afrika wie in Asien und unterscheiden sich durch dreizehn Körperringe, einundzwanzig Beinpaare, runde Augengruppen auf jeder Seite des Kopfes und meist mehr keulen- förmige Fühler. Sie gehören den Gattungen Sphaerotherium, Zephonia u. a. an.
Gefäumte und getupfte Schalenaſſel.
runden, feſten Panzer darſtellt. Abweichend von allen übrigen Tauſendſüßlern ſinden ſich hier bei den Männchen am Ende des Hinterleibes zwei fußartige Griffel oder Copulationswerkzeuge, während die Geſchlechtsöffnungen regelrecht bei Männchen und Weibchen unter einer Art von Schuppe am Grunde des zweiten Beinpaares angebracht ſind.
Die einzigen heimiſchen Arten der ganzen Familie gehören der Gattung Schalenaſſel (Glomeris) an, welche durch zwölf Körperringe, ſiebenzehn Beinpaare und jederſeits eine Bogen- reihe quergeſtellter, einfacher Augen charakteriſirt ſind; die Fühler ſitzen auf der Stirn und zeichnen ſich durch Verlängerung des dritten und ſechſten Gliedes aus. Man findet dieſe vollkommen harmloſen Schalenaſſeln einzeln oder in kleinen Geſellſchaften und dann in verſchiedenen Größen unter Steinen, abgefallenem Laube, an feuchten, reichlich mit Dammerde verſehenen, unbebaueten Orten, alſo vor- herrſchend in den Wäldern. Es ſind ungemein träge Thiere, welche meiſt zuſammengekugelt in ihren Verſtecken ruhen und zwar in einer Höhlung der lockern Erde, welche eine oder mehrere zuſammen aus- füllen. Jedoch ſieht man ſie auch langſam in gerader Richtung mit vorantaſtenden Fühlern dahin- gleiten nach Art der Juliden, nur ohne Wellenbewegung auf ihrem bedeutend kürzeren Rücken. So wie ſie aber eine Gefahr ahnen, kugeln ſie ſich zuſammen und bleiben lange in dieſer Stellung liegen, benutzen dieſelbe wohl auch, um über abſchüſſigen Boden ſchneller hinwegzukommen, ſich — herab- rollen zu laſſen. Jhre Nahrung beſteht in verweſenden Pflanzenüberreſten. Ueber ihre Entwickelung fehlen, meines Wiſſens nach, jegliche Beobachtungen. Sie häuten ſich, gleich den übrigen, und verkriechen ſich hierzu in die Erde bis die anfängliche Weichheit der Oberfläche und die Bläſſe in der Färbung ihres Körpers der gewöhnlichen Beſchaffenheit gewichen ſind.
Von den beiden in Deutſchland allgemeiner verbreiteten Arten iſt hier die nirgends ſeltene geſäumte Schalenaſſel (G. limbata) dargeſtellt, welche Brandt und Natzeburg in ihrer „Mediziniſchen Zoologie“ unter dem Namen G. mar-
[Abbildung]
Die geſäumte Schalenaſſel (Glomeris Umbata).
ginata abbilden. Sie iſt durchaus glänzend ſchwarz- braun und an den ſichtbaren Rändern ſämmtlicher Rückenſchilde gleichmäßig gelb eingefaßt, ändert aber nicht nur im Tode ihre Farbe mehrfach, ſondern ſchon bei Lebzeiten, ſo daß Verwirrungen in den Namen nicht ausbleiben konnten; beſonders kommen dunkler und heller gefleckte, faſt marmorirte Jndivi- duen zwiſchen den regelrecht ausgefärbten nicht ſelten vor. Die genannte Art lebt in Deutſchland und geht ſüdlich bis Jtalien und Kleinaſien.
Eine zweite, ſeltenere, die getupfte Schalenaſſel (G. guttulata) iſt etwas kleiner, ziemlich ebenſo gefärbt, aber mit vier gelbrothen Punkten auf dem erſten Ringe und je zweien auf jedem der folgenden gezeichnet, ohne jedoch darin beſtändig zu ſein. — Außer den beiden genanuten kommt noch ein und die andere Art in Europa, aber weniger allgemein verbreitet und meiſt in ſeinen ſüdlicheren Theilen vor.
Bedeutend größere, als die europäiſchen, bis über zwei Zoll lange und entſprechend breite Rollthiere leben im heißen Afrika wie in Aſien und unterſcheiden ſich durch dreizehn Körperringe, einundzwanzig Beinpaare, runde Augengruppen auf jeder Seite des Kopfes und meiſt mehr keulen- förmige Fühler. Sie gehören den Gattungen Sphaerotherium, Zephonia u. a. an.
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[553/0589]
Gefäumte und getupfte Schalenaſſel.
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bei den Männchen am Ende des Hinterleibes zwei fußartige Griffel oder Copulationswerkzeuge,
während die Geſchlechtsöffnungen regelrecht bei Männchen und Weibchen unter einer Art von Schuppe
am Grunde des zweiten Beinpaares angebracht ſind.
Die einzigen heimiſchen Arten der ganzen Familie gehören der Gattung Schalenaſſel
(Glomeris) an, welche durch zwölf Körperringe, ſiebenzehn Beinpaare und jederſeits eine Bogen-
reihe quergeſtellter, einfacher Augen charakteriſirt ſind; die Fühler ſitzen auf der Stirn und zeichnen ſich
durch Verlängerung des dritten und ſechſten Gliedes aus. Man findet dieſe vollkommen harmloſen
Schalenaſſeln einzeln oder in kleinen Geſellſchaften und dann in verſchiedenen Größen unter Steinen,
abgefallenem Laube, an feuchten, reichlich mit Dammerde verſehenen, unbebaueten Orten, alſo vor-
herrſchend in den Wäldern. Es ſind ungemein träge Thiere, welche meiſt zuſammengekugelt in ihren
Verſtecken ruhen und zwar in einer Höhlung der lockern Erde, welche eine oder mehrere zuſammen aus-
füllen. Jedoch ſieht man ſie auch langſam in gerader Richtung mit vorantaſtenden Fühlern dahin-
gleiten nach Art der Juliden, nur ohne Wellenbewegung auf ihrem bedeutend kürzeren Rücken. So
wie ſie aber eine Gefahr ahnen, kugeln ſie ſich zuſammen und bleiben lange in dieſer Stellung liegen,
benutzen dieſelbe wohl auch, um über abſchüſſigen Boden ſchneller hinwegzukommen, ſich — herab-
rollen zu laſſen. Jhre Nahrung beſteht in verweſenden Pflanzenüberreſten. Ueber ihre Entwickelung
fehlen, meines Wiſſens nach, jegliche Beobachtungen. Sie häuten ſich, gleich den übrigen, und
verkriechen ſich hierzu in die Erde bis die anfängliche Weichheit der Oberfläche und die Bläſſe in
der Färbung ihres Körpers der gewöhnlichen Beſchaffenheit gewichen ſind.
Von den beiden in Deutſchland allgemeiner verbreiteten Arten iſt hier die nirgends ſeltene
geſäumte Schalenaſſel (G. limbata) dargeſtellt, welche Brandt und Natzeburg in ihrer
„Mediziniſchen Zoologie“ unter dem Namen G. mar-
[Abbildung Die geſäumte Schalenaſſel (Glomeris Umbata).]
ginata abbilden. Sie iſt durchaus glänzend ſchwarz-
braun und an den ſichtbaren Rändern ſämmtlicher
Rückenſchilde gleichmäßig gelb eingefaßt, ändert aber
nicht nur im Tode ihre Farbe mehrfach, ſondern
ſchon bei Lebzeiten, ſo daß Verwirrungen in den
Namen nicht ausbleiben konnten; beſonders kommen
dunkler und heller gefleckte, faſt marmorirte Jndivi-
duen zwiſchen den regelrecht ausgefärbten nicht ſelten
vor. Die genannte Art lebt in Deutſchland und geht
ſüdlich bis Jtalien und Kleinaſien.
Eine zweite, ſeltenere, die getupfte Schalenaſſel (G. guttulata) iſt etwas kleiner, ziemlich
ebenſo gefärbt, aber mit vier gelbrothen Punkten auf dem erſten Ringe und je zweien auf jedem
der folgenden gezeichnet, ohne jedoch darin beſtändig zu ſein. — Außer den beiden genanuten
kommt noch ein und die andere Art in Europa, aber weniger allgemein verbreitet und meiſt in
ſeinen ſüdlicheren Theilen vor.
Bedeutend größere, als die europäiſchen, bis über zwei Zoll lange und entſprechend breite
Rollthiere leben im heißen Afrika wie in Aſien und unterſcheiden ſich durch dreizehn Körperringe,
einundzwanzig Beinpaare, runde Augengruppen auf jeder Seite des Kopfes und meiſt mehr keulen-
förmige Fühler. Sie gehören den Gattungen Sphaerotherium, Zephonia u. a. an.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/589>, abgerufen am 24.11.2024.
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