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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Geoffroy's Ruderwanze. Gemeiner Rückenschwimmer.
tungen bis zum Herbste meist ihre volle Größe, indem sie sich von allerlei Geschmeiß ihrer reich
bevölkerten Umgebung, dasselbe mit dem Schnabel anspießend und aussaugend, ernährend. Ver-
borgen im Schlamme der Wasserlöcher verschlafen sie nun den Winter, um im nächsten Jahre
ihr Geschlecht fortzupflanzen. Jn dieser Weise wenigstens scheint sich für die heimischen Arten
der Lebensfaden abzuwickeln. Sei es zum Vergnügen, sei es, um andere, ihnen genehmere und
vielleicht nahrungsreichere Wohnplätze aufzusuchen, sei es endlich, um ihr Geschlecht auszubreiten,
genug die vollkommen entwickelten Wanzen bedienen sich des Vortheils, welchen sie vor dem Larven-
stande voraushaben, und fliegen umher, aber nur bei Nacht. Ueberdies verstehen sie es meister-
haft, denjenigen empfindlich mit ihrem Schnabel in die Finger zu stechen, welcher sich erkühnt,
ihnen die Freiheit rauben zu wollen. Man hat die Wasserwanzen in drei Familien zerlegt.

Ein großer und breiter, schief nach unten und hinten gerichteter Kopf ohne Nebenaugen, mit
breitgerundeter Stirn, einem kurzen und dicken, nur die Mitte der Brust erreichenden Schnabel,
mehr oder weniger breitgedrückte, an Schiene und Fuß einseitig oder beiderseits bewimperte Hinter-
beine und ein gestreckter, plattgedrückter Körper charakterisiren die Ruderfüßer (Pediremi) oder
Rückenschwimmer (Notonectini). Die letzte Bezeichnung erscheint darum weniger passend, weil
nur wenige Arten auf die durch dieselbe angedeutete Weise sich bewegen, während alle in Folge
der Ruderfüße geschickte Schwimmer sind.

Geoffroy's Ruderwanze (Corixa Geoffroyi) belebt in vier Eremplaren, und zwar auf
der rechten Ecke der abgebildeten Wasserwanzengruppe die dargestellte Lache. Auf der platten
Rückenfläche des 51/2 Linien messenden Körpers herrscht schwarzgrüne Färbung vor, welche auf dem
Halsschilde durch mindestens fünfzehn feine gelbe Wellenlinien, auf den Flügeldecken durch gelbe
Sprenkel ihre Geltung verliert. Die gelbe Unterseite erscheint am Grunde des Bauches und der
Brust schwarzfleckig. Durch die messerförmige Gestalt des Vordersußes unterscheidet sich überdies
die genannte von den zahlreichen, sehr ähnlichen, meist kleineren Arten. Die Weibchen der Ruder-
wanzen legen im Frühjahre ihre Eier, zu platten Kuchen vereinigt, an Wasserpflanzen. Die Eier
zweier merikanischer Arten (C. mercenaria und fomorata) werden gesammelt und in verschiedener
Weise als Nahrungsmittel zubereitet. Die überwiegende Länge und kegelförmige Verdickung des
dritten und gleichzeitig vorletzten Fühlergliedes, der eingliedrige, stark beborstete und breit-
gedrückte Vorderfuß, vor allem aber ein unsichtbares, vom Vorderrücken bedecktes Schildchen
charakterisiren die artenreiche, soeben besprochene Gattung Corixa.

Der gemeine Rückenschwimmer (Notonecta glauca) erscheint unmittelbar über den vier
Ruderwanzen gleichfalls auf dem Gruppenbilde und zwar von der Rücken- und Bauchseite. Jn
letzterer Stellung beobachtet man ihn gewöhnlich bei Ausübung seines vollendeten Schwimmver-
mögens, weshalb er seinen Namen mit vollem Rechte verdient. Die gelbe, flache Brust nach
oben, den stumpfkieligen Rücken nach unten gerichtet fährt diese Wanze, ihrer Gestalt nach ein
kleines Boot, mittelst der kräftigen, elastischen Hinterbeine auf und nieder. Hat man sie aus dem
Wasser auf das Trockne gebracht, so schnellen eben diese Beine den Körper in den unterhaltendsten
Sprüngen fort, um ihn seinem Elemente wieder zuzuführen; denn die Wanze liebt weder das
Trockne, noch eine kriechende Bewegung. Den Bauch bedecken dichte Haare, in welchem sich die
zum Athmen nöthige Luft fängt. Nachdem der Rückenschwimmer dieselbe verbraucht hat, kehrt er
an die Oberfläche des Wassers zurück, um neue aufzunehmen; daraus erklären sich auch die auf-
und absteigenden Bewegungen, welche man von ihm mit Vorliebe ausführen sieht. Von der grün-
lichgelben Rückenfläche sticht das große dreieckige Schildchen durch sammtschwarze Färbung lebhaft
ab. Die vier vordern, unter sich ziemlich gleichen Beine haben auscheinend nur zwei Fußglieder
mit zwei Klauen, bei genauerer Betrachtung entdeckt man jedoch von der Unterseite her noch ein
drittes, sehr kurzes Grundglied, während das zweite, gleichzeitig auch letzte Fußglied der Hinter-
beine ohne Klaue endigt. -- Mit Beginn des Frühjahres legen die Weibchen ihre ovalen, hell-
gelben Eier an den untern Theil einer Wasserpflanze oder auf den Boden, indem sie dieselben

Geoffroy’s Ruderwanze. Gemeiner Rückenſchwimmer.
tungen bis zum Herbſte meiſt ihre volle Größe, indem ſie ſich von allerlei Geſchmeiß ihrer reich
bevölkerten Umgebung, dasſelbe mit dem Schnabel anſpießend und ausſaugend, ernährend. Ver-
borgen im Schlamme der Waſſerlöcher verſchlafen ſie nun den Winter, um im nächſten Jahre
ihr Geſchlecht fortzupflanzen. Jn dieſer Weiſe wenigſtens ſcheint ſich für die heimiſchen Arten
der Lebensfaden abzuwickeln. Sei es zum Vergnügen, ſei es, um andere, ihnen genehmere und
vielleicht nahrungsreichere Wohnplätze aufzuſuchen, ſei es endlich, um ihr Geſchlecht auszubreiten,
genug die vollkommen entwickelten Wanzen bedienen ſich des Vortheils, welchen ſie vor dem Larven-
ſtande voraushaben, und fliegen umher, aber nur bei Nacht. Ueberdies verſtehen ſie es meiſter-
haft, denjenigen empfindlich mit ihrem Schnabel in die Finger zu ſtechen, welcher ſich erkühnt,
ihnen die Freiheit rauben zu wollen. Man hat die Waſſerwanzen in drei Familien zerlegt.

Ein großer und breiter, ſchief nach unten und hinten gerichteter Kopf ohne Nebenaugen, mit
breitgerundeter Stirn, einem kurzen und dicken, nur die Mitte der Bruſt erreichenden Schnabel,
mehr oder weniger breitgedrückte, an Schiene und Fuß einſeitig oder beiderſeits bewimperte Hinter-
beine und ein geſtreckter, plattgedrückter Körper charakteriſiren die Ruderfüßer (Pediremi) oder
Rückenſchwimmer (Notonectini). Die letzte Bezeichnung erſcheint darum weniger paſſend, weil
nur wenige Arten auf die durch dieſelbe angedeutete Weiſe ſich bewegen, während alle in Folge
der Ruderfüße geſchickte Schwimmer ſind.

Geoffroy’s Ruderwanze (Corixa Geoffroyi) belebt in vier Eremplaren, und zwar auf
der rechten Ecke der abgebildeten Waſſerwanzengruppe die dargeſtellte Lache. Auf der platten
Rückenfläche des 5½ Linien meſſenden Körpers herrſcht ſchwarzgrüne Färbung vor, welche auf dem
Halsſchilde durch mindeſtens fünfzehn feine gelbe Wellenlinien, auf den Flügeldecken durch gelbe
Sprenkel ihre Geltung verliert. Die gelbe Unterſeite erſcheint am Grunde des Bauches und der
Bruſt ſchwarzfleckig. Durch die meſſerförmige Geſtalt des Vorderſußes unterſcheidet ſich überdies
die genannte von den zahlreichen, ſehr ähnlichen, meiſt kleineren Arten. Die Weibchen der Ruder-
wanzen legen im Frühjahre ihre Eier, zu platten Kuchen vereinigt, an Waſſerpflanzen. Die Eier
zweier merikaniſcher Arten (C. mercenaria und fomorata) werden geſammelt und in verſchiedener
Weiſe als Nahrungsmittel zubereitet. Die überwiegende Länge und kegelförmige Verdickung des
dritten und gleichzeitig vorletzten Fühlergliedes, der eingliedrige, ſtark beborſtete und breit-
gedrückte Vorderfuß, vor allem aber ein unſichtbares, vom Vorderrücken bedecktes Schildchen
charakteriſiren die artenreiche, ſoeben beſprochene Gattung Corixa.

Der gemeine Rückenſchwimmer (Notonecta glauca) erſcheint unmittelbar über den vier
Ruderwanzen gleichfalls auf dem Gruppenbilde und zwar von der Rücken- und Bauchſeite. Jn
letzterer Stellung beobachtet man ihn gewöhnlich bei Ausübung ſeines vollendeten Schwimmver-
mögens, weshalb er ſeinen Namen mit vollem Rechte verdient. Die gelbe, flache Bruſt nach
oben, den ſtumpfkieligen Rücken nach unten gerichtet fährt dieſe Wanze, ihrer Geſtalt nach ein
kleines Boot, mittelſt der kräftigen, elaſtiſchen Hinterbeine auf und nieder. Hat man ſie aus dem
Waſſer auf das Trockne gebracht, ſo ſchnellen eben dieſe Beine den Körper in den unterhaltendſten
Sprüngen fort, um ihn ſeinem Elemente wieder zuzuführen; denn die Wanze liebt weder das
Trockne, noch eine kriechende Bewegung. Den Bauch bedecken dichte Haare, in welchem ſich die
zum Athmen nöthige Luft fängt. Nachdem der Rückenſchwimmer dieſelbe verbraucht hat, kehrt er
an die Oberfläche des Waſſers zurück, um neue aufzunehmen; daraus erklären ſich auch die auf-
und abſteigenden Bewegungen, welche man von ihm mit Vorliebe ausführen ſieht. Von der grün-
lichgelben Rückenfläche ſticht das große dreieckige Schildchen durch ſammtſchwarze Färbung lebhaft
ab. Die vier vordern, unter ſich ziemlich gleichen Beine haben auſcheinend nur zwei Fußglieder
mit zwei Klauen, bei genauerer Betrachtung entdeckt man jedoch von der Unterſeite her noch ein
drittes, ſehr kurzes Grundglied, während das zweite, gleichzeitig auch letzte Fußglied der Hinter-
beine ohne Klaue endigt. — Mit Beginn des Frühjahres legen die Weibchen ihre ovalen, hell-
gelben Eier an den untern Theil einer Waſſerpflanze oder auf den Boden, indem ſie dieſelben

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[525/0561] Geoffroy’s Ruderwanze. Gemeiner Rückenſchwimmer. tungen bis zum Herbſte meiſt ihre volle Größe, indem ſie ſich von allerlei Geſchmeiß ihrer reich bevölkerten Umgebung, dasſelbe mit dem Schnabel anſpießend und ausſaugend, ernährend. Ver- borgen im Schlamme der Waſſerlöcher verſchlafen ſie nun den Winter, um im nächſten Jahre ihr Geſchlecht fortzupflanzen. Jn dieſer Weiſe wenigſtens ſcheint ſich für die heimiſchen Arten der Lebensfaden abzuwickeln. Sei es zum Vergnügen, ſei es, um andere, ihnen genehmere und vielleicht nahrungsreichere Wohnplätze aufzuſuchen, ſei es endlich, um ihr Geſchlecht auszubreiten, genug die vollkommen entwickelten Wanzen bedienen ſich des Vortheils, welchen ſie vor dem Larven- ſtande voraushaben, und fliegen umher, aber nur bei Nacht. Ueberdies verſtehen ſie es meiſter- haft, denjenigen empfindlich mit ihrem Schnabel in die Finger zu ſtechen, welcher ſich erkühnt, ihnen die Freiheit rauben zu wollen. Man hat die Waſſerwanzen in drei Familien zerlegt. Ein großer und breiter, ſchief nach unten und hinten gerichteter Kopf ohne Nebenaugen, mit breitgerundeter Stirn, einem kurzen und dicken, nur die Mitte der Bruſt erreichenden Schnabel, mehr oder weniger breitgedrückte, an Schiene und Fuß einſeitig oder beiderſeits bewimperte Hinter- beine und ein geſtreckter, plattgedrückter Körper charakteriſiren die Ruderfüßer (Pediremi) oder Rückenſchwimmer (Notonectini). Die letzte Bezeichnung erſcheint darum weniger paſſend, weil nur wenige Arten auf die durch dieſelbe angedeutete Weiſe ſich bewegen, während alle in Folge der Ruderfüße geſchickte Schwimmer ſind. Geoffroy’s Ruderwanze (Corixa Geoffroyi) belebt in vier Eremplaren, und zwar auf der rechten Ecke der abgebildeten Waſſerwanzengruppe die dargeſtellte Lache. Auf der platten Rückenfläche des 5½ Linien meſſenden Körpers herrſcht ſchwarzgrüne Färbung vor, welche auf dem Halsſchilde durch mindeſtens fünfzehn feine gelbe Wellenlinien, auf den Flügeldecken durch gelbe Sprenkel ihre Geltung verliert. Die gelbe Unterſeite erſcheint am Grunde des Bauches und der Bruſt ſchwarzfleckig. Durch die meſſerförmige Geſtalt des Vorderſußes unterſcheidet ſich überdies die genannte von den zahlreichen, ſehr ähnlichen, meiſt kleineren Arten. Die Weibchen der Ruder- wanzen legen im Frühjahre ihre Eier, zu platten Kuchen vereinigt, an Waſſerpflanzen. Die Eier zweier merikaniſcher Arten (C. mercenaria und fomorata) werden geſammelt und in verſchiedener Weiſe als Nahrungsmittel zubereitet. Die überwiegende Länge und kegelförmige Verdickung des dritten und gleichzeitig vorletzten Fühlergliedes, der eingliedrige, ſtark beborſtete und breit- gedrückte Vorderfuß, vor allem aber ein unſichtbares, vom Vorderrücken bedecktes Schildchen charakteriſiren die artenreiche, ſoeben beſprochene Gattung Corixa. Der gemeine Rückenſchwimmer (Notonecta glauca) erſcheint unmittelbar über den vier Ruderwanzen gleichfalls auf dem Gruppenbilde und zwar von der Rücken- und Bauchſeite. Jn letzterer Stellung beobachtet man ihn gewöhnlich bei Ausübung ſeines vollendeten Schwimmver- mögens, weshalb er ſeinen Namen mit vollem Rechte verdient. Die gelbe, flache Bruſt nach oben, den ſtumpfkieligen Rücken nach unten gerichtet fährt dieſe Wanze, ihrer Geſtalt nach ein kleines Boot, mittelſt der kräftigen, elaſtiſchen Hinterbeine auf und nieder. Hat man ſie aus dem Waſſer auf das Trockne gebracht, ſo ſchnellen eben dieſe Beine den Körper in den unterhaltendſten Sprüngen fort, um ihn ſeinem Elemente wieder zuzuführen; denn die Wanze liebt weder das Trockne, noch eine kriechende Bewegung. Den Bauch bedecken dichte Haare, in welchem ſich die zum Athmen nöthige Luft fängt. Nachdem der Rückenſchwimmer dieſelbe verbraucht hat, kehrt er an die Oberfläche des Waſſers zurück, um neue aufzunehmen; daraus erklären ſich auch die auf- und abſteigenden Bewegungen, welche man von ihm mit Vorliebe ausführen ſieht. Von der grün- lichgelben Rückenfläche ſticht das große dreieckige Schildchen durch ſammtſchwarze Färbung lebhaft ab. Die vier vordern, unter ſich ziemlich gleichen Beine haben auſcheinend nur zwei Fußglieder mit zwei Klauen, bei genauerer Betrachtung entdeckt man jedoch von der Unterſeite her noch ein drittes, ſehr kurzes Grundglied, während das zweite, gleichzeitig auch letzte Fußglied der Hinter- beine ohne Klaue endigt. — Mit Beginn des Frühjahres legen die Weibchen ihre ovalen, hell- gelben Eier an den untern Theil einer Waſſerpflanze oder auf den Boden, indem ſie dieſelben

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/561>, abgerufen am 24.11.2024.