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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Vierpunktige, grüne Walzencikade. Ohrenzirpe. Schaumcikade.
Flügeldecken aus, welche einen mehr walzigen Körperumriß zu Wege bringen; ihnen wie
allen folgenden kommen zwei Nebenaugen zu. Man kennt mehr denn vierhundert Arten, welche
mit wenigen Ausnahmen das südliche Amerika bewohnen. Jn der abgebildeten "Zirpengruppe"
erscheint über der jungen Orange auf dem Blatte der Passionsblume die vierpunktige Walzen-
cikade
(Tettigonia quadripunctata Germar). Die spitz dreieckige Gestalt des Kopfes und die
lange Fühlerborste läßt die Abbildung erkennen, hinsichtlich der Färbung sei bemerkt, daß die
Beine braun oder schwarz, die Flügeldecken blauschwarz, der Hinterleib schwarz, an den Seiten-
rändern und der Spitze ziegelroth sind, ebenso die Brust, das Halsschild und der Kopf, an diesem
ein großer Fleck an der Scheitelspitze, zwei Flecke an dessen Wurzel und zwei dergleichen vorn an
der Stirn, einer vor der Mitte des Halsschildes, dessen Hinterrand und einige Fleckchen an der
Brust schwarz erscheinen. -- Die grüne Walzencikade (T. viridis) ist eine der beiden europäischen
Arten, welche sich auch in Deutschland während des Septembers und Oktobers nicht selten auf
feuchten Wiesen antreffen läßt. Sie ist 4 Linien lang, am Körper gelb gefärbt, nur auf dem
Halsschilde und auf den Flügeldecken wie mit lauchgrünem Duft überzogen und auf dem Scheitel
mit zwei bis vier schwarzen Pünktchen verziert.

Gleichzeitig mit der vorigen, aber nicht auf Wiesen, sondern auf hohem Eichengebüsch lebt
in Deutschland die Ohrenzirpe (Ledra aurita), von eigenthümlichem Aussehen in Folge der
ohrenartig emporgezogen Seitenränder des Halsschildes. Der Kopf erweitert sich zu einer Scheibe
und steht schneidig und wagrecht hervor. Die graugrünen, dunkel besprengten Deckschilde werden
von einem Adernetz durchzogen. Auch hier sind die Hinterhüften in die Quere gezogen, gleichzeitig
aber ihre bestachelten Schienen durch Erweiterung nach außen scharfkantig. Südasien und Neu-
holland weisen noch mehr Gattungsgenossen auf.

Höchst interessant wird durch die Lebensweise ihrer Larve die Schaumcikade (Aphrophora
spumaria),
indem jene "die thränenden Weiden" in Scene setzt oder an einigen Wiesenpflanzen

[Abbildung] a Ginster-Blattfloh (Psylla genistae), (S. 515.) b Die Ohrenzirve (Ledra aurita). Vergrößerter Vordertheil in der
Seitenansicht darunter. c Schaumcikade (Aphrophora spumaria). d Gehörnte Dornzirpe (Centrotus cornutus), (S. 519.)
Die mittlere Figur Kopf und Halsschild von vorn.
besonders der Kukuks-Lichtnelke (Lychnis floscuculi) und dem Bocksbart (Tragopogon pratense),
den sogenannten Kukuksspeichel erzeugt. Jm Herbst hatte das Cikadenweibchen mittelst seiner
langen, in einer Bauchspalte verborgenen Legscheide die Eier zwischen Rindenritze, bei letzteren Pflanzen
wahrscheinlich an den Wurzelstock geschoben. Diesen entschlüpft im nächsten Frühjahre eine grüne,
nach hinten zugespitzte, am Bauche abgeplattete Larve, welche die betreffende Futterpflanze ansticht,
um sich zu ernähren. Die durch ihren Körper gegangenen Säfte derselben erscheinen nicht, wie bei
den Blattläusen als kleine, klebrige Tröpfchen, welche andere Jnsekten anlocken, sondern als weißer
Schaum, wie ihn Seife oder Speichel hervorbringen, dazu bestimmt, andere Jnsekten und
feindlich gesinnte Vögel abzuhalten; derselbe verhüllt die Larve vollständig. Sitzen ihrer viele auf

Vierpunktige, grüne Walzencikade. Ohrenzirpe. Schaumcikade.
Flügeldecken aus, welche einen mehr walzigen Körperumriß zu Wege bringen; ihnen wie
allen folgenden kommen zwei Nebenaugen zu. Man kennt mehr denn vierhundert Arten, welche
mit wenigen Ausnahmen das ſüdliche Amerika bewohnen. Jn der abgebildeten „Zirpengruppe“
erſcheint über der jungen Orange auf dem Blatte der Paſſionsblume die vierpunktige Walzen-
cikade
(Tettigonia quadripunctata Germar). Die ſpitz dreieckige Geſtalt des Kopfes und die
lange Fühlerborſte läßt die Abbildung erkennen, hinſichtlich der Färbung ſei bemerkt, daß die
Beine braun oder ſchwarz, die Flügeldecken blauſchwarz, der Hinterleib ſchwarz, an den Seiten-
rändern und der Spitze ziegelroth ſind, ebenſo die Bruſt, das Halsſchild und der Kopf, an dieſem
ein großer Fleck an der Scheitelſpitze, zwei Flecke an deſſen Wurzel und zwei dergleichen vorn an
der Stirn, einer vor der Mitte des Halsſchildes, deſſen Hinterrand und einige Fleckchen an der
Bruſt ſchwarz erſcheinen. — Die grüne Walzencikade (T. viridis) iſt eine der beiden europäiſchen
Arten, welche ſich auch in Deutſchland während des Septembers und Oktobers nicht ſelten auf
feuchten Wieſen antreffen läßt. Sie iſt 4 Linien lang, am Körper gelb gefärbt, nur auf dem
Halsſchilde und auf den Flügeldecken wie mit lauchgrünem Duft überzogen und auf dem Scheitel
mit zwei bis vier ſchwarzen Pünktchen verziert.

Gleichzeitig mit der vorigen, aber nicht auf Wieſen, ſondern auf hohem Eichengebüſch lebt
in Deutſchland die Ohrenzirpe (Ledra aurita), von eigenthümlichem Ausſehen in Folge der
ohrenartig emporgezogen Seitenränder des Halsſchildes. Der Kopf erweitert ſich zu einer Scheibe
und ſteht ſchneidig und wagrecht hervor. Die graugrünen, dunkel beſprengten Deckſchilde werden
von einem Adernetz durchzogen. Auch hier ſind die Hinterhüften in die Quere gezogen, gleichzeitig
aber ihre beſtachelten Schienen durch Erweiterung nach außen ſcharfkantig. Südaſien und Neu-
holland weiſen noch mehr Gattungsgenoſſen auf.

Höchſt intereſſant wird durch die Lebensweiſe ihrer Larve die Schaumcikade (Aphrophora
spumaria),
indem jene „die thränenden Weiden“ in Scene ſetzt oder an einigen Wieſenpflanzen

[Abbildung] a Ginſter-Blattfloh (Psylla genistae), (S. 515.) b Die Ohrenzirve (Ledra aurita). Vergrößerter Vordertheil in der
Seitenanſicht darunter. c Schaumcikade (Aphrophora spumaria). d Gehörnte Dornzirpe (Centrotus cornutus), (S. 519.)
Die mittlere Figur Kopf und Halsſchild von vorn.
beſonders der Kukuks-Lichtnelke (Lychnis floscuculi) und dem Bocksbart (Tragopogon pratense),
den ſogenannten Kukuksſpeichel erzeugt. Jm Herbſt hatte das Cikadenweibchen mittelſt ſeiner
langen, in einer Bauchſpalte verborgenen Legſcheide die Eier zwiſchen Rindenritze, bei letzteren Pflanzen
wahrſcheinlich an den Wurzelſtock geſchoben. Dieſen entſchlüpft im nächſten Frühjahre eine grüne,
nach hinten zugeſpitzte, am Bauche abgeplattete Larve, welche die betreffende Futterpflanze anſticht,
um ſich zu ernähren. Die durch ihren Körper gegangenen Säfte derſelben erſcheinen nicht, wie bei
den Blattläuſen als kleine, klebrige Tröpfchen, welche andere Jnſekten anlocken, ſondern als weißer
Schaum, wie ihn Seife oder Speichel hervorbringen, dazu beſtimmt, andere Jnſekten und
feindlich geſinnte Vögel abzuhalten; derſelbe verhüllt die Larve vollſtändig. Sitzen ihrer viele auf

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[517/0549] Vierpunktige, grüne Walzencikade. Ohrenzirpe. Schaumcikade. Flügeldecken aus, welche einen mehr walzigen Körperumriß zu Wege bringen; ihnen wie allen folgenden kommen zwei Nebenaugen zu. Man kennt mehr denn vierhundert Arten, welche mit wenigen Ausnahmen das ſüdliche Amerika bewohnen. Jn der abgebildeten „Zirpengruppe“ erſcheint über der jungen Orange auf dem Blatte der Paſſionsblume die vierpunktige Walzen- cikade (Tettigonia quadripunctata Germar). Die ſpitz dreieckige Geſtalt des Kopfes und die lange Fühlerborſte läßt die Abbildung erkennen, hinſichtlich der Färbung ſei bemerkt, daß die Beine braun oder ſchwarz, die Flügeldecken blauſchwarz, der Hinterleib ſchwarz, an den Seiten- rändern und der Spitze ziegelroth ſind, ebenſo die Bruſt, das Halsſchild und der Kopf, an dieſem ein großer Fleck an der Scheitelſpitze, zwei Flecke an deſſen Wurzel und zwei dergleichen vorn an der Stirn, einer vor der Mitte des Halsſchildes, deſſen Hinterrand und einige Fleckchen an der Bruſt ſchwarz erſcheinen. — Die grüne Walzencikade (T. viridis) iſt eine der beiden europäiſchen Arten, welche ſich auch in Deutſchland während des Septembers und Oktobers nicht ſelten auf feuchten Wieſen antreffen läßt. Sie iſt 4 Linien lang, am Körper gelb gefärbt, nur auf dem Halsſchilde und auf den Flügeldecken wie mit lauchgrünem Duft überzogen und auf dem Scheitel mit zwei bis vier ſchwarzen Pünktchen verziert. Gleichzeitig mit der vorigen, aber nicht auf Wieſen, ſondern auf hohem Eichengebüſch lebt in Deutſchland die Ohrenzirpe (Ledra aurita), von eigenthümlichem Ausſehen in Folge der ohrenartig emporgezogen Seitenränder des Halsſchildes. Der Kopf erweitert ſich zu einer Scheibe und ſteht ſchneidig und wagrecht hervor. Die graugrünen, dunkel beſprengten Deckſchilde werden von einem Adernetz durchzogen. Auch hier ſind die Hinterhüften in die Quere gezogen, gleichzeitig aber ihre beſtachelten Schienen durch Erweiterung nach außen ſcharfkantig. Südaſien und Neu- holland weiſen noch mehr Gattungsgenoſſen auf. Höchſt intereſſant wird durch die Lebensweiſe ihrer Larve die Schaumcikade (Aphrophora spumaria), indem jene „die thränenden Weiden“ in Scene ſetzt oder an einigen Wieſenpflanzen [Abbildung a Ginſter-Blattfloh (Psylla genistae), (S. 515.) b Die Ohrenzirve (Ledra aurita). Vergrößerter Vordertheil in der Seitenanſicht darunter. c Schaumcikade (Aphrophora spumaria). d Gehörnte Dornzirpe (Centrotus cornutus), (S. 519.) Die mittlere Figur Kopf und Halsſchild von vorn.] beſonders der Kukuks-Lichtnelke (Lychnis floscuculi) und dem Bocksbart (Tragopogon pratense), den ſogenannten Kukuksſpeichel erzeugt. Jm Herbſt hatte das Cikadenweibchen mittelſt ſeiner langen, in einer Bauchſpalte verborgenen Legſcheide die Eier zwiſchen Rindenritze, bei letzteren Pflanzen wahrſcheinlich an den Wurzelſtock geſchoben. Dieſen entſchlüpft im nächſten Frühjahre eine grüne, nach hinten zugeſpitzte, am Bauche abgeplattete Larve, welche die betreffende Futterpflanze anſticht, um ſich zu ernähren. Die durch ihren Körper gegangenen Säfte derſelben erſcheinen nicht, wie bei den Blattläuſen als kleine, klebrige Tröpfchen, welche andere Jnſekten anlocken, ſondern als weißer Schaum, wie ihn Seife oder Speichel hervorbringen, dazu beſtimmt, andere Jnſekten und feindlich geſinnte Vögel abzuhalten; derſelbe verhüllt die Larve vollſtändig. Sitzen ihrer viele auf

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/549>, abgerufen am 24.11.2024.