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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Südafrikanische und südamerikanische Termitenhügel.
können. Hiernach besteht ihre gewöhnliche Nahrung in dürrem Grase, wenn ihnen ein sammelnder
Forscher nicht zufälliger oder unvorsichtiger Weise einmal Jnsekten oder Papiere, beispielsweise
Zeitungen als Leckerbissen vorsetzt. Um zu jenem zu gelangen fällen sie die mächtigen Halme der
dort vorherrschenden Cypergräser, zerschneiden sie mit den kräftigen Kinnbacken in etwa zolllange
Stücke und schleppen diese in ihre unterirdischen Gänge. Die Arbeit wird am hellen Tage aus-
geführt, jedoch in möglichster Eile. Dabei wimmelt es von Arbeitern und Soldaten, welche hastig
aus den unterirdischen Gängen auftauchen, sich über den Boden verbreiten, bis jedes eine passende
Last gefunden hat, mit der sie sich wieder in die Gänge hinabstürzen, welche vielleicht zwanzig
Schritte weit zu dem Hauptbau führen. Andere interessante Mittheilungen über Termiten von
Santarem am Amazonenstrome gehören gleichfalls der neuesten Zeit an. Bates berichtet
hierüber, wie folgt: "Als ich zuerst den Termiten meine Aufmerksamkeit zuzuwenden begann,
erstaunte ich über die große Verschiedenheit der Arten, welche überdies die Untersuchung ihrer
dunkeln und auffälligen Lebensweise sehr erschwert; ferner über die große Verschiedenheit in
der Lebensweise der einzelnen Arten und endlich über die Thatsache, daß eine Zahl sehr ver-
schiedener Arten verschiedene Theile eines und desselben Nestes bewohnt. Zuerst mußten die
einzelnen sicher unterschieden, die dazu gehörigen Formen festgestellt werden, und zuletzt eine
genaue Untersuchung einer bestimmten Art folgen. Jch wählte dazu eine, die diese Unter-
suchung wesentlich erleichterte und hoffe dadurch eine Anzahl wichtiger Punkte in ihrer Lebens-
weise sicher gestellt zu haben. -- Die Umgegend von Santarem besteht in einem sauren,
sandigen Boden, besetzt mit wenigen einzelnen Bäumen und in der Negenzeit mit herrlichem
Graswuchs und niedrigen Gestränchen. Eine Ebene von mehreren Quadratmeilen hinter der
Stadt ist gänzlich unbebaut und in jeder Nichtung mit Termitenhügeln bestrent. Bei oberfläch-
licher Betrachtung scheinen dieselben nur zwei Arten anzugehören, welche ungefähr gleich häufig
sind. Die einen stellen niedrige, rundliche Kegel oder längliche Haufen von 18 Zoll Höhe, durch-
weg körniger Struktur und schwarzer Farbe dar, welche von der hellen des Sandes, auf welchem
sie ruhen, stark absticht. Die andern erreichen die beträchtliche Höhe von 5 bis 6 Fuß bei einem
Durchmesser von 2 bis 3 Fuß, haben eine unregelmäßig würfelige Gestalt, die gleiche Farbe mit
dem Sandboden und große Aehnlichkeit mit Sandsteingebilden. Die ersteren sind die Werke einer
einzigen Art, die in enormer Zahl an dem Baue arbeitet, und enthalten nur ein befruchtetes
Weibchen, die sogenannte Königin nebst einem erwachsenen Männchen. Die großen Hügel dagegen
sind das Werk einer Anzahl verschiedener Arten, die in verschiedenen Theilen der Bauten wohnen
und ihre Zellen aus verschiedenartigem Material bilden. Es sind diese Termitennester die gemein-
same Besitzung von Kolonien verschiedener Termiten, die in derselben Weise, wie eine Sandbank von
allerlei Ameisen, Sphegiden und andern Hymenopteren bewohnt wird. Sie sind unzweifelhaft
sehr alt und wachsen sehr langsam. Eine der Termitenarten, die sie bewohnen, und wie ich glaube,
der eigentliche Begründer dieser Nester, beschränkt sich zur Vergrößerung der Kolonie nicht auf
ein einziges Pärchen. Einmal fand ich über 50 in den Kammern verwahrt, Männchen und Weibchen
in fast gleicher Anzahl. Außer diesen zwei Arten von Hügelsorten gibt es noch andere, kleinere,
einige im Schatten des Dickichts. Sie werden von verschiedenen Arten angelegt, die keinen Antheil
am landschaftlichen Bilde nehmen. Andere wieder leben nur unter der Erde, wie die größte
brasilianische (T. grandis), andere auf Bäumen und zwar unter abweichenden Gewohnheiten.
Die eine bewohnt eine sehr große Baumart und bekleidet den Stamm nach und nach mit einer
schwarzen Masse aus zusammengebackener Erde, eine zweite bildet rundliche Auswüchse um die
Aeste, eine dritte bewohnt sauber gebohrte Gänge in dünnen Aesten und Zweigen und scheint aus
Familien von sehr beschränkter Gliederzahl zu bestehen. Alle diese verschiedenen Formen der
Lebensweise bezeichnen stets sehr verschiedene Arten von Termiten." Bates wählte nun von allen
diesen den Termes arenarius, welcher die kleinen zahlreichen Hügel anfertigt, eben weil er Hügel
baut und weil dieselben leicht mit einem Messer zerschneidbar und mithin stets ohne Mühe zu

Südafrikaniſche und ſüdamerikaniſche Termitenhügel.
können. Hiernach beſteht ihre gewöhnliche Nahrung in dürrem Graſe, wenn ihnen ein ſammelnder
Forſcher nicht zufälliger oder unvorſichtiger Weiſe einmal Jnſekten oder Papiere, beiſpielsweiſe
Zeitungen als Leckerbiſſen vorſetzt. Um zu jenem zu gelangen fällen ſie die mächtigen Halme der
dort vorherrſchenden Cypergräſer, zerſchneiden ſie mit den kräftigen Kinnbacken in etwa zolllange
Stücke und ſchleppen dieſe in ihre unterirdiſchen Gänge. Die Arbeit wird am hellen Tage aus-
geführt, jedoch in möglichſter Eile. Dabei wimmelt es von Arbeitern und Soldaten, welche haſtig
aus den unterirdiſchen Gängen auftauchen, ſich über den Boden verbreiten, bis jedes eine paſſende
Laſt gefunden hat, mit der ſie ſich wieder in die Gänge hinabſtürzen, welche vielleicht zwanzig
Schritte weit zu dem Hauptbau führen. Andere intereſſante Mittheilungen über Termiten von
Santarem am Amazonenſtrome gehören gleichfalls der neueſten Zeit an. Bates berichtet
hierüber, wie folgt: „Als ich zuerſt den Termiten meine Aufmerkſamkeit zuzuwenden begann,
erſtaunte ich über die große Verſchiedenheit der Arten, welche überdies die Unterſuchung ihrer
dunkeln und auffälligen Lebensweiſe ſehr erſchwert; ferner über die große Verſchiedenheit in
der Lebensweiſe der einzelnen Arten und endlich über die Thatſache, daß eine Zahl ſehr ver-
ſchiedener Arten verſchiedene Theile eines und deſſelben Neſtes bewohnt. Zuerſt mußten die
einzelnen ſicher unterſchieden, die dazu gehörigen Formen feſtgeſtellt werden, und zuletzt eine
genaue Unterſuchung einer beſtimmten Art folgen. Jch wählte dazu eine, die dieſe Unter-
ſuchung weſentlich erleichterte und hoffe dadurch eine Anzahl wichtiger Punkte in ihrer Lebens-
weiſe ſicher geſtellt zu haben. — Die Umgegend von Santarem beſteht in einem ſauren,
ſandigen Boden, beſetzt mit wenigen einzelnen Bäumen und in der Negenzeit mit herrlichem
Graswuchs und niedrigen Geſtränchen. Eine Ebene von mehreren Quadratmeilen hinter der
Stadt iſt gänzlich unbebaut und in jeder Nichtung mit Termitenhügeln beſtrent. Bei oberfläch-
licher Betrachtung ſcheinen dieſelben nur zwei Arten anzugehören, welche ungefähr gleich häufig
ſind. Die einen ſtellen niedrige, rundliche Kegel oder längliche Haufen von 18 Zoll Höhe, durch-
weg körniger Struktur und ſchwarzer Farbe dar, welche von der hellen des Sandes, auf welchem
ſie ruhen, ſtark abſticht. Die andern erreichen die beträchtliche Höhe von 5 bis 6 Fuß bei einem
Durchmeſſer von 2 bis 3 Fuß, haben eine unregelmäßig würfelige Geſtalt, die gleiche Farbe mit
dem Sandboden und große Aehnlichkeit mit Sandſteingebilden. Die erſteren ſind die Werke einer
einzigen Art, die in enormer Zahl an dem Baue arbeitet, und enthalten nur ein befruchtetes
Weibchen, die ſogenannte Königin nebſt einem erwachſenen Männchen. Die großen Hügel dagegen
ſind das Werk einer Anzahl verſchiedener Arten, die in verſchiedenen Theilen der Bauten wohnen
und ihre Zellen aus verſchiedenartigem Material bilden. Es ſind dieſe Termitenneſter die gemein-
ſame Beſitzung von Kolonien verſchiedener Termiten, die in derſelben Weiſe, wie eine Sandbank von
allerlei Ameiſen, Sphegiden und andern Hymenopteren bewohnt wird. Sie ſind unzweifelhaft
ſehr alt und wachſen ſehr langſam. Eine der Termitenarten, die ſie bewohnen, und wie ich glaube,
der eigentliche Begründer dieſer Neſter, beſchränkt ſich zur Vergrößerung der Kolonie nicht auf
ein einziges Pärchen. Einmal fand ich über 50 in den Kammern verwahrt, Männchen und Weibchen
in faſt gleicher Anzahl. Außer dieſen zwei Arten von Hügelſorten gibt es noch andere, kleinere,
einige im Schatten des Dickichts. Sie werden von verſchiedenen Arten angelegt, die keinen Antheil
am landſchaftlichen Bilde nehmen. Andere wieder leben nur unter der Erde, wie die größte
braſilianiſche (T. grandis), andere auf Bäumen und zwar unter abweichenden Gewohnheiten.
Die eine bewohnt eine ſehr große Baumart und bekleidet den Stamm nach und nach mit einer
ſchwarzen Maſſe aus zuſammengebackener Erde, eine zweite bildet rundliche Auswüchſe um die
Aeſte, eine dritte bewohnt ſauber gebohrte Gänge in dünnen Aeſten und Zweigen und ſcheint aus
Familien von ſehr beſchränkter Gliederzahl zu beſtehen. Alle dieſe verſchiedenen Formen der
Lebensweiſe bezeichnen ſtets ſehr verſchiedene Arten von Termiten.“ Bates wählte nun von allen
dieſen den Termes arenarius, welcher die kleinen zahlreichen Hügel anfertigt, eben weil er Hügel
baut und weil dieſelben leicht mit einem Meſſer zerſchneidbar und mithin ſtets ohne Mühe zu

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[459/0489] Südafrikaniſche und ſüdamerikaniſche Termitenhügel. können. Hiernach beſteht ihre gewöhnliche Nahrung in dürrem Graſe, wenn ihnen ein ſammelnder Forſcher nicht zufälliger oder unvorſichtiger Weiſe einmal Jnſekten oder Papiere, beiſpielsweiſe Zeitungen als Leckerbiſſen vorſetzt. Um zu jenem zu gelangen fällen ſie die mächtigen Halme der dort vorherrſchenden Cypergräſer, zerſchneiden ſie mit den kräftigen Kinnbacken in etwa zolllange Stücke und ſchleppen dieſe in ihre unterirdiſchen Gänge. Die Arbeit wird am hellen Tage aus- geführt, jedoch in möglichſter Eile. Dabei wimmelt es von Arbeitern und Soldaten, welche haſtig aus den unterirdiſchen Gängen auftauchen, ſich über den Boden verbreiten, bis jedes eine paſſende Laſt gefunden hat, mit der ſie ſich wieder in die Gänge hinabſtürzen, welche vielleicht zwanzig Schritte weit zu dem Hauptbau führen. Andere intereſſante Mittheilungen über Termiten von Santarem am Amazonenſtrome gehören gleichfalls der neueſten Zeit an. Bates berichtet hierüber, wie folgt: „Als ich zuerſt den Termiten meine Aufmerkſamkeit zuzuwenden begann, erſtaunte ich über die große Verſchiedenheit der Arten, welche überdies die Unterſuchung ihrer dunkeln und auffälligen Lebensweiſe ſehr erſchwert; ferner über die große Verſchiedenheit in der Lebensweiſe der einzelnen Arten und endlich über die Thatſache, daß eine Zahl ſehr ver- ſchiedener Arten verſchiedene Theile eines und deſſelben Neſtes bewohnt. Zuerſt mußten die einzelnen ſicher unterſchieden, die dazu gehörigen Formen feſtgeſtellt werden, und zuletzt eine genaue Unterſuchung einer beſtimmten Art folgen. Jch wählte dazu eine, die dieſe Unter- ſuchung weſentlich erleichterte und hoffe dadurch eine Anzahl wichtiger Punkte in ihrer Lebens- weiſe ſicher geſtellt zu haben. — Die Umgegend von Santarem beſteht in einem ſauren, ſandigen Boden, beſetzt mit wenigen einzelnen Bäumen und in der Negenzeit mit herrlichem Graswuchs und niedrigen Geſtränchen. Eine Ebene von mehreren Quadratmeilen hinter der Stadt iſt gänzlich unbebaut und in jeder Nichtung mit Termitenhügeln beſtrent. Bei oberfläch- licher Betrachtung ſcheinen dieſelben nur zwei Arten anzugehören, welche ungefähr gleich häufig ſind. Die einen ſtellen niedrige, rundliche Kegel oder längliche Haufen von 18 Zoll Höhe, durch- weg körniger Struktur und ſchwarzer Farbe dar, welche von der hellen des Sandes, auf welchem ſie ruhen, ſtark abſticht. Die andern erreichen die beträchtliche Höhe von 5 bis 6 Fuß bei einem Durchmeſſer von 2 bis 3 Fuß, haben eine unregelmäßig würfelige Geſtalt, die gleiche Farbe mit dem Sandboden und große Aehnlichkeit mit Sandſteingebilden. Die erſteren ſind die Werke einer einzigen Art, die in enormer Zahl an dem Baue arbeitet, und enthalten nur ein befruchtetes Weibchen, die ſogenannte Königin nebſt einem erwachſenen Männchen. Die großen Hügel dagegen ſind das Werk einer Anzahl verſchiedener Arten, die in verſchiedenen Theilen der Bauten wohnen und ihre Zellen aus verſchiedenartigem Material bilden. Es ſind dieſe Termitenneſter die gemein- ſame Beſitzung von Kolonien verſchiedener Termiten, die in derſelben Weiſe, wie eine Sandbank von allerlei Ameiſen, Sphegiden und andern Hymenopteren bewohnt wird. Sie ſind unzweifelhaft ſehr alt und wachſen ſehr langſam. Eine der Termitenarten, die ſie bewohnen, und wie ich glaube, der eigentliche Begründer dieſer Neſter, beſchränkt ſich zur Vergrößerung der Kolonie nicht auf ein einziges Pärchen. Einmal fand ich über 50 in den Kammern verwahrt, Männchen und Weibchen in faſt gleicher Anzahl. Außer dieſen zwei Arten von Hügelſorten gibt es noch andere, kleinere, einige im Schatten des Dickichts. Sie werden von verſchiedenen Arten angelegt, die keinen Antheil am landſchaftlichen Bilde nehmen. Andere wieder leben nur unter der Erde, wie die größte braſilianiſche (T. grandis), andere auf Bäumen und zwar unter abweichenden Gewohnheiten. Die eine bewohnt eine ſehr große Baumart und bekleidet den Stamm nach und nach mit einer ſchwarzen Maſſe aus zuſammengebackener Erde, eine zweite bildet rundliche Auswüchſe um die Aeſte, eine dritte bewohnt ſauber gebohrte Gänge in dünnen Aeſten und Zweigen und ſcheint aus Familien von ſehr beſchränkter Gliederzahl zu beſtehen. Alle dieſe verſchiedenen Formen der Lebensweiſe bezeichnen ſtets ſehr verſchiedene Arten von Termiten.“ Bates wählte nun von allen dieſen den Termes arenarius, welcher die kleinen zahlreichen Hügel anfertigt, eben weil er Hügel baut und weil dieſelben leicht mit einem Meſſer zerſchneidbar und mithin ſtets ohne Mühe zu

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/489>, abgerufen am 14.06.2024.