So geräuschvoll sich die Viehbremsen ihren Opfern nahen, so still und hinterlistig thun es zwei andere Fliegen, die auch zur Familie gehören und großen Geschmack an Menschenblut finden. Die erste ist die prächtig goldängige Blindbremse (Chrysops coeculions). Goldäugig und doch blind? Das scheint ein gewaltiger Widerspruch zu sein. Man gab vermuthlich dieser Fliege jenen Namen, weil sie gegen jede Gefahr, die ihr droht, blind ist, wenn sie sich einmal zum Saugen eingerichtet hat. Jhre Zudringlichkeit kennt keine Grenzen. Die schöne Fliege setzt sich besonders an recht drückend heißen Tagen nicht nur an die entblößten Körperstellen dessen, der einen breiten Waldweg dahin wandelt, sondern auch an die Kleidungsstücke und versucht hier, oft mit gutem Erfolge, die scharfen Klingen ihres Rüssels einzubohren, da sie gewöhnt ist, unter dem dicken Felle der Rinder und Pferde die Blutgesäße ausfindig zu machen. Sie hat etwa die Gestalt der vorigen, nur einen hinten mehr gerundeten, in seinem Verlaufe fast gleichbreiten, aber gleichfalls niedergedrückten Hinterleib und mißt nur 4 Linien in die Länge. Der schwarze Vorderrand und eine schwarze Querbinde über die Flügel machen sie außer den feurigen Goldaugen auch auf unserm Bilde "Herrschaft der Fliegen" leicht kenntlich; die Fühler sind pfriemförmig, drei deutliche Nebenaugen, welche anderen Bremsen fehlen, und Endsporen an den Hinterschienen unterscheiden die Gattung von der vorigen. Den schwarzen Hinterleib zeichnen einige gelbe Flecke. Man findet diese Fliege und einige andere, schwer davon zu unterscheidende Arten im Mai und Juni honigsaugend auf Blumen. Die Gewitterschwüle scheint sie erst zudringlich und blutdürstig zu machen. Jn den genannten Monaten erscheinen die Mitglieder der ganzen Familie, im Juli haben sie schon sehr abgenommen und sind im August mit wenigen Ausnahmen, wozu diese und die folgende Art gehört, fast ganz verschwunden. Nach Herrn Jännicke's Beobachtungen in Frankfurt am Main scheint jedoch die glauäugige Bremse (Tabanus glaucopis) nur im Herbst zu fliegen.
Kaum größer, aber schlanker ist die dunkelbraune, grau gezeichnete Regenbremse (Haemo- topota pluvialis). Sie hat schwarzgraue, hell marmorirte Flügel, in der obern Hälfte purpurn strahlende Netzaugen, keine Nebenaugen und keine Enddornen an den Hinterschienen. Beim Männchen ist das erste Fühlerglied dick angeschwollen, beim Weibchen lang und dünn, hier wie dort das Endglied pfriemförmig und an der Spitze dreiringelig. Die lichtgrauen Zeichnungen bestehen am Rückenschilde aus Längsstriemen, am Hinterleibe aus Punktreihen und den Quer- linien der Gelenkeinschnitte. Jhren Namen verdankt die Fliege der besondern Liebhaberei, bei Sprühregen oder auch vor drohenden Gewittern am zudringlichsten und blutdürstigsten sich zu zeigen, zu zehn und zwanzig sammeln sie sich dann auf der Unterseite eines aufgespannten Regenschirmes an und schwer wird es, sich ihrer zu erwehren; an irgend einer Stelle weiß eine und die andere, und wäre es durch die Kleidung hindurch, ein Blutgefäß zu treffen. Die Renthiere Lapplands sollen von ihnen ganz unglaublich heimgesucht werden und manchmal von den zahl- reichen Stichwunden auf der ganzen Haut mit Grind überzogen sein. Die Entwickelung der beiden genannten Arten verläuft in derselben Weise wie bei der Rinderbremse.
Blut ist, wie wir sahen, die Losung der weiblichen Bremsen, Blut, aber kein warmes und rothes, sondern solches, wie es in einem Kerfleibe fließt, die Losung von Männchen und Weibchen zahlreicher Arten, welche zur Familie der Raubfliegen (Asilidae) vereinigt wurden, und die Namen: Habichts-, Wolfs-, Mord-, Raubfliegen u. a. lassen uns den Charakter einzelner Stämme dieses Volkes einigermaßen errathen. Die Raubfliegen erkennt man an dem meist schlanken, gestreckten Körper, den kräftigen Beinen, welche zwischen den Klauen zwei Haftlappen tragen, an dem Knebel- und Backenbarte im Untergesichte und dem meist langgestreckten dritten und letzten Fühlergliede, welches eine Endborste oder einen gegliederten Griffel trägt; der kurze,
Die Zweiflügler. Fliegen.
So geräuſchvoll ſich die Viehbremſen ihren Opfern nahen, ſo ſtill und hinterliſtig thun es zwei andere Fliegen, die auch zur Familie gehören und großen Geſchmack an Menſchenblut finden. Die erſte iſt die prächtig goldängige Blindbremſe (Chrysops coeculions). Goldäugig und doch blind? Das ſcheint ein gewaltiger Widerſpruch zu ſein. Man gab vermuthlich dieſer Fliege jenen Namen, weil ſie gegen jede Gefahr, die ihr droht, blind iſt, wenn ſie ſich einmal zum Saugen eingerichtet hat. Jhre Zudringlichkeit kennt keine Grenzen. Die ſchöne Fliege ſetzt ſich beſonders an recht drückend heißen Tagen nicht nur an die entblößten Körperſtellen deſſen, der einen breiten Waldweg dahin wandelt, ſondern auch an die Kleidungsſtücke und verſucht hier, oft mit gutem Erfolge, die ſcharfen Klingen ihres Rüſſels einzubohren, da ſie gewöhnt iſt, unter dem dicken Felle der Rinder und Pferde die Blutgeſäße ausfindig zu machen. Sie hat etwa die Geſtalt der vorigen, nur einen hinten mehr gerundeten, in ſeinem Verlaufe faſt gleichbreiten, aber gleichfalls niedergedrückten Hinterleib und mißt nur 4 Linien in die Länge. Der ſchwarze Vorderrand und eine ſchwarze Querbinde über die Flügel machen ſie außer den feurigen Goldaugen auch auf unſerm Bilde „Herrſchaft der Fliegen“ leicht kenntlich; die Fühler ſind pfriemförmig, drei deutliche Nebenaugen, welche anderen Bremſen fehlen, und Endſporen an den Hinterſchienen unterſcheiden die Gattung von der vorigen. Den ſchwarzen Hinterleib zeichnen einige gelbe Flecke. Man findet dieſe Fliege und einige andere, ſchwer davon zu unterſcheidende Arten im Mai und Juni honigſaugend auf Blumen. Die Gewitterſchwüle ſcheint ſie erſt zudringlich und blutdürſtig zu machen. Jn den genannten Monaten erſcheinen die Mitglieder der ganzen Familie, im Juli haben ſie ſchon ſehr abgenommen und ſind im Auguſt mit wenigen Ausnahmen, wozu dieſe und die folgende Art gehört, faſt ganz verſchwunden. Nach Herrn Jännicke’s Beobachtungen in Frankfurt am Main ſcheint jedoch die glauäugige Bremſe (Tabanus glaucopis) nur im Herbſt zu fliegen.
Kaum größer, aber ſchlanker iſt die dunkelbraune, grau gezeichnete Regenbremſe (Haemo- topota pluvialis). Sie hat ſchwarzgraue, hell marmorirte Flügel, in der obern Hälfte purpurn ſtrahlende Netzaugen, keine Nebenaugen und keine Enddornen an den Hinterſchienen. Beim Männchen iſt das erſte Fühlerglied dick angeſchwollen, beim Weibchen lang und dünn, hier wie dort das Endglied pfriemförmig und an der Spitze dreiringelig. Die lichtgrauen Zeichnungen beſtehen am Rückenſchilde aus Längsſtriemen, am Hinterleibe aus Punktreihen und den Quer- linien der Gelenkeinſchnitte. Jhren Namen verdankt die Fliege der beſondern Liebhaberei, bei Sprühregen oder auch vor drohenden Gewittern am zudringlichſten und blutdürſtigſten ſich zu zeigen, zu zehn und zwanzig ſammeln ſie ſich dann auf der Unterſeite eines aufgeſpannten Regenſchirmes an und ſchwer wird es, ſich ihrer zu erwehren; an irgend einer Stelle weiß eine und die andere, und wäre es durch die Kleidung hindurch, ein Blutgefäß zu treffen. Die Renthiere Lapplands ſollen von ihnen ganz unglaublich heimgeſucht werden und manchmal von den zahl- reichen Stichwunden auf der ganzen Haut mit Grind überzogen ſein. Die Entwickelung der beiden genannten Arten verläuft in derſelben Weiſe wie bei der Rinderbremſe.
Blut iſt, wie wir ſahen, die Loſung der weiblichen Bremſen, Blut, aber kein warmes und rothes, ſondern ſolches, wie es in einem Kerfleibe fließt, die Loſung von Männchen und Weibchen zahlreicher Arten, welche zur Familie der Raubfliegen (Asilidae) vereinigt wurden, und die Namen: Habichts-, Wolfs-, Mord-, Raubfliegen u. a. laſſen uns den Charakter einzelner Stämme dieſes Volkes einigermaßen errathen. Die Raubfliegen erkennt man an dem meiſt ſchlanken, geſtreckten Körper, den kräftigen Beinen, welche zwiſchen den Klauen zwei Haftlappen tragen, an dem Knebel- und Backenbarte im Untergeſichte und dem meiſt langgeſtreckten dritten und letzten Fühlergliede, welches eine Endborſte oder einen gegliederten Griffel trägt; der kurze,
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Die Zweiflügler. Fliegen.
So geräuſchvoll ſich die Viehbremſen ihren Opfern nahen, ſo ſtill und hinterliſtig thun es zwei
andere Fliegen, die auch zur Familie gehören und großen Geſchmack an Menſchenblut finden.
Die erſte iſt die prächtig goldängige Blindbremſe (Chrysops coeculions). Goldäugig und doch
blind? Das ſcheint ein gewaltiger Widerſpruch zu ſein. Man gab vermuthlich dieſer Fliege jenen
Namen, weil ſie gegen jede Gefahr, die ihr droht, blind iſt, wenn ſie ſich einmal zum Saugen
eingerichtet hat. Jhre Zudringlichkeit kennt keine Grenzen. Die ſchöne Fliege ſetzt ſich beſonders
an recht drückend heißen Tagen nicht nur an die entblößten Körperſtellen deſſen, der einen breiten
Waldweg dahin wandelt, ſondern auch an die Kleidungsſtücke und verſucht hier, oft mit gutem
Erfolge, die ſcharfen Klingen ihres Rüſſels einzubohren, da ſie gewöhnt iſt, unter dem dicken
Felle der Rinder und Pferde die Blutgeſäße ausfindig zu machen. Sie hat etwa die Geſtalt der
vorigen, nur einen hinten mehr gerundeten, in ſeinem Verlaufe faſt gleichbreiten, aber gleichfalls
niedergedrückten Hinterleib und mißt nur 4 Linien in die Länge. Der ſchwarze Vorderrand und
eine ſchwarze Querbinde über die Flügel machen ſie außer den feurigen Goldaugen auch auf
unſerm Bilde „Herrſchaft der Fliegen“ leicht kenntlich; die Fühler ſind pfriemförmig, drei deutliche
Nebenaugen, welche anderen Bremſen fehlen, und Endſporen an den Hinterſchienen unterſcheiden
die Gattung von der vorigen. Den ſchwarzen Hinterleib zeichnen einige gelbe Flecke. Man
findet dieſe Fliege und einige andere, ſchwer davon zu unterſcheidende Arten im Mai und Juni
honigſaugend auf Blumen. Die Gewitterſchwüle ſcheint ſie erſt zudringlich und blutdürſtig zu
machen. Jn den genannten Monaten erſcheinen die Mitglieder der ganzen Familie, im Juli haben
ſie ſchon ſehr abgenommen und ſind im Auguſt mit wenigen Ausnahmen, wozu dieſe und die folgende
Art gehört, faſt ganz verſchwunden. Nach Herrn Jännicke’s Beobachtungen in Frankfurt am
Main ſcheint jedoch die glauäugige Bremſe (Tabanus glaucopis) nur im Herbſt zu fliegen.
Kaum größer, aber ſchlanker iſt die dunkelbraune, grau gezeichnete Regenbremſe (Haemo-
topota pluvialis). Sie hat ſchwarzgraue, hell marmorirte Flügel, in der obern Hälfte purpurn
ſtrahlende Netzaugen, keine Nebenaugen und keine Enddornen an den Hinterſchienen. Beim
Männchen iſt das erſte Fühlerglied dick angeſchwollen, beim Weibchen lang und dünn, hier wie
dort das Endglied pfriemförmig und an der Spitze dreiringelig. Die lichtgrauen Zeichnungen
beſtehen am Rückenſchilde aus Längsſtriemen, am Hinterleibe aus Punktreihen und den Quer-
linien der Gelenkeinſchnitte. Jhren Namen verdankt die Fliege der beſondern Liebhaberei, bei
Sprühregen oder auch vor drohenden Gewittern am zudringlichſten und blutdürſtigſten ſich zu
zeigen, zu zehn und zwanzig ſammeln ſie ſich dann auf der Unterſeite eines aufgeſpannten
Regenſchirmes an und ſchwer wird es, ſich ihrer zu erwehren; an irgend einer Stelle weiß eine
und die andere, und wäre es durch die Kleidung hindurch, ein Blutgefäß zu treffen. Die Renthiere
Lapplands ſollen von ihnen ganz unglaublich heimgeſucht werden und manchmal von den zahl-
reichen Stichwunden auf der ganzen Haut mit Grind überzogen ſein. Die Entwickelung der beiden
genannten Arten verläuft in derſelben Weiſe wie bei der Rinderbremſe.
Blut iſt, wie wir ſahen, die Loſung der weiblichen Bremſen, Blut, aber kein warmes und
rothes, ſondern ſolches, wie es in einem Kerfleibe fließt, die Loſung von Männchen und Weibchen
zahlreicher Arten, welche zur Familie der Raubfliegen (Asilidae) vereinigt wurden, und die
Namen: Habichts-, Wolfs-, Mord-, Raubfliegen u. a. laſſen uns den Charakter einzelner
Stämme dieſes Volkes einigermaßen errathen. Die Raubfliegen erkennt man an dem meiſt
ſchlanken, geſtreckten Körper, den kräftigen Beinen, welche zwiſchen den Klauen zwei Haftlappen
tragen, an dem Knebel- und Backenbarte im Untergeſichte und dem meiſt langgeſtreckten dritten
und letzten Fühlergliede, welches eine Endborſte oder einen gegliederten Griffel trägt; der kurze,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/416>, abgerufen am 24.11.2024.
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