der lebhafteren Körperfarben, unter welchen sich Gelb und Schwarz vorzugsweise vertreten finden. Auf unserem Gruppenbilde, "Herrschaft der Fliegen", sehen wir ein Weibchen der schönen C. atrata unten am Eichenstamme sitzen.
Unter der Sippe der kleinen, meist licht gelblichgefärbten Mücken, deren Maden zahlreich in Pilzen leben (Pilzmücken,Myeetophilidae), gibt es auch eine Reihe, welche man wegen ihrer dunklen Flügel Trauermücken (Sciara) genaunt hat. Jhre Hüften sind nicht auffallend lang, wie sie bei den Pilzmücken zu sein pflegen, die dünnen, feinbehaarten Fühler nur aus 16, die Taster nur aus drei Gliedern zusammengesetzt, deren letztes breit ausläuft; Nebenaugen erkennt man deutlich, zwei Endsporen bewehren die Schienen, im Flügel gabelt sich die dritte Längsader, und eine kleine Querader verbindet die erste und zweite. Die überall verbreitete Thomas-Trauer- mücke (S. Thomae) ist durchaus schwarz, am Bauche gelb, an den Beinen pechbraun, wird bis vier Linien lang und hat durch ihre Made eine gewisse Berühmtheit erlangt. Dieselbe stellt nämlich, wenn sie sich in bedeutenden Mengen zusammenfindet, den sogenannten Heerwurm (Kriegs- wurm, Wurmdrachen, die Heerschlange) dar. Jm Jahre 1603 begann, von Schlesien ausgehend, der Spuk mit dieser Erscheinung, erneuerte sich von Zeit zu Zeit in den sächsischen Herzogthümern, in Thüringen, Hannover, Norwegen und Schweden und danerte, allmälig zur wissenschaftlichen Streitfrage erhoben, fort bis zum Jahre 1845, oder, wenn man will, noch acht Jahre länger, ehe er als solche seine Endschaft erreichte. Wie der gemeine Mann damals und noch bis zum Ende
[Abbildung]
Die Thomas-Tranermücke (Sciara Thomae) nebst Larve und Puppe (alle sturk vergrößert).
des vorigen Jahrhunderts darüber dachte, wird uns von den Männern, welche Aufklärung suchten, mit unzweideutigen Worten erzählt. Die Einen prophezeiten aus dem Erscheinen des Heerwurms Krieg, die Anderen den Ausfall der Ernte; so zwar, daß er den schlesischen Bergbewohnern Segen verhieß, wenn er thaleinwärts zog, Mißwachs dagegen, wenn er seinen Weg bergauf nahm; den Abergläubischen im Thüringer Walde bedeutete jene Marschrichtung Frieden, diese Krieg. Noch Andere benutzten das Erscheinen des Heerwurms als Orakel für ihre Person. Sie warfen ihm Kleider und Bänder in den Weg und schätzten sich glücklich, besonders hoffnungsvolle Frauen, wenn er darüber hinkroch, bezeichneten hingegen den als einen nahen Todeskandidaten, dessen Kleidungs- stücken er auswich. Gesetzt es wäre Juli oder Anfang des August, uns würde verkündet, wie 1756 und 1774 den Bewohnern von Eisenach, im benachbarten Holze zeige sich der Heerwurm und wir gingen hinaus, wie die Leute damals schaarenweise, aber -- vorurtheilsfrei, was würden wir dann eigentlich erblicken? Eine graue Schlange, bis zwölf Fuß lang, nicht überall gleichbreit (drei Finger bis handbreit) und etwa daumendick, bewegt sich nicht mit der jenen Reptilien eigenen Leichtigkeit über und zwischen Laub und Gras dahin, sondern schleicht mit der Schwerfälligkeit der Schnecke fort, wie diese einen silberglänzenden Streifen getrockneten Schleimes zurücklassend. Sie besteht aus tausend und abertausend bleichen Maden, welche durch jene Schleimmasse zusammen-
Die Zweiflügler. Mücken.
der lebhafteren Körperfarben, unter welchen ſich Gelb und Schwarz vorzugsweiſe vertreten finden. Auf unſerem Gruppenbilde, „Herrſchaft der Fliegen“, ſehen wir ein Weibchen der ſchönen C. atrata unten am Eichenſtamme ſitzen.
Unter der Sippe der kleinen, meiſt licht gelblichgefärbten Mücken, deren Maden zahlreich in Pilzen leben (Pilzmücken,Myeetophilidae), gibt es auch eine Reihe, welche man wegen ihrer dunklen Flügel Trauermücken (Sciara) genaunt hat. Jhre Hüften ſind nicht auffallend lang, wie ſie bei den Pilzmücken zu ſein pflegen, die dünnen, feinbehaarten Fühler nur aus 16, die Taſter nur aus drei Gliedern zuſammengeſetzt, deren letztes breit ausläuft; Nebenaugen erkennt man deutlich, zwei Endſporen bewehren die Schienen, im Flügel gabelt ſich die dritte Längsader, und eine kleine Querader verbindet die erſte und zweite. Die überall verbreitete Thomas-Trauer- mücke (S. Thomae) iſt durchaus ſchwarz, am Bauche gelb, an den Beinen pechbraun, wird bis vier Linien lang und hat durch ihre Made eine gewiſſe Berühmtheit erlangt. Dieſelbe ſtellt nämlich, wenn ſie ſich in bedeutenden Mengen zuſammenfindet, den ſogenannten Heerwurm (Kriegs- wurm, Wurmdrachen, die Heerſchlange) dar. Jm Jahre 1603 begann, von Schleſien ausgehend, der Spuk mit dieſer Erſcheinung, erneuerte ſich von Zeit zu Zeit in den ſächſiſchen Herzogthümern, in Thüringen, Hannover, Norwegen und Schweden und danerte, allmälig zur wiſſenſchaftlichen Streitfrage erhoben, fort bis zum Jahre 1845, oder, wenn man will, noch acht Jahre länger, ehe er als ſolche ſeine Endſchaft erreichte. Wie der gemeine Mann damals und noch bis zum Ende
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Die Thomas-Tranermücke (Sciara Thomae) nebſt Larve und Puppe (alle ſturk vergrößert).
des vorigen Jahrhunderts darüber dachte, wird uns von den Männern, welche Aufklärung ſuchten, mit unzweideutigen Worten erzählt. Die Einen prophezeiten aus dem Erſcheinen des Heerwurms Krieg, die Anderen den Ausfall der Ernte; ſo zwar, daß er den ſchleſiſchen Bergbewohnern Segen verhieß, wenn er thaleinwärts zog, Mißwachs dagegen, wenn er ſeinen Weg bergauf nahm; den Abergläubiſchen im Thüringer Walde bedeutete jene Marſchrichtung Frieden, dieſe Krieg. Noch Andere benutzten das Erſcheinen des Heerwurms als Orakel für ihre Perſon. Sie warfen ihm Kleider und Bänder in den Weg und ſchätzten ſich glücklich, beſonders hoffnungsvolle Frauen, wenn er darüber hinkroch, bezeichneten hingegen den als einen nahen Todeskandidaten, deſſen Kleidungs- ſtücken er auswich. Geſetzt es wäre Juli oder Anfang des Auguſt, uns würde verkündet, wie 1756 und 1774 den Bewohnern von Eiſenach, im benachbarten Holze zeige ſich der Heerwurm und wir gingen hinaus, wie die Leute damals ſchaarenweiſe, aber — vorurtheilsfrei, was würden wir dann eigentlich erblicken? Eine graue Schlange, bis zwölf Fuß lang, nicht überall gleichbreit (drei Finger bis handbreit) und etwa daumendick, bewegt ſich nicht mit der jenen Reptilien eigenen Leichtigkeit über und zwiſchen Laub und Gras dahin, ſondern ſchleicht mit der Schwerfälligkeit der Schnecke fort, wie dieſe einen ſilberglänzenden Streifen getrockneten Schleimes zurücklaſſend. Sie beſteht aus tauſend und abertauſend bleichen Maden, welche durch jene Schleimmaſſe zuſammen-
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Die Zweiflügler. Mücken.
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Auf unſerem Gruppenbilde, „Herrſchaft der Fliegen“, ſehen wir ein Weibchen der ſchönen
C. atrata unten am Eichenſtamme ſitzen.
Unter der Sippe der kleinen, meiſt licht gelblichgefärbten Mücken, deren Maden zahlreich in
Pilzen leben (Pilzmücken, Myeetophilidae), gibt es auch eine Reihe, welche man wegen ihrer
dunklen Flügel Trauermücken (Sciara) genaunt hat. Jhre Hüften ſind nicht auffallend lang,
wie ſie bei den Pilzmücken zu ſein pflegen, die dünnen, feinbehaarten Fühler nur aus 16, die
Taſter nur aus drei Gliedern zuſammengeſetzt, deren letztes breit ausläuft; Nebenaugen erkennt
man deutlich, zwei Endſporen bewehren die Schienen, im Flügel gabelt ſich die dritte Längsader, und
eine kleine Querader verbindet die erſte und zweite. Die überall verbreitete Thomas-Trauer-
mücke (S. Thomae) iſt durchaus ſchwarz, am Bauche gelb, an den Beinen pechbraun, wird bis vier
Linien lang und hat durch ihre Made eine gewiſſe Berühmtheit erlangt. Dieſelbe ſtellt nämlich,
wenn ſie ſich in bedeutenden Mengen zuſammenfindet, den ſogenannten Heerwurm (Kriegs-
wurm, Wurmdrachen, die Heerſchlange) dar. Jm Jahre 1603 begann, von Schleſien ausgehend,
der Spuk mit dieſer Erſcheinung, erneuerte ſich von Zeit zu Zeit in den ſächſiſchen Herzogthümern,
in Thüringen, Hannover, Norwegen und Schweden und danerte, allmälig zur wiſſenſchaftlichen
Streitfrage erhoben, fort bis zum Jahre 1845, oder, wenn man will, noch acht Jahre länger,
ehe er als ſolche ſeine Endſchaft erreichte. Wie der gemeine Mann damals und noch bis zum Ende
[Abbildung Die Thomas-Tranermücke (Sciara Thomae) nebſt Larve und Puppe (alle ſturk vergrößert).]
des vorigen Jahrhunderts darüber dachte, wird uns von den Männern, welche Aufklärung ſuchten, mit
unzweideutigen Worten erzählt. Die Einen prophezeiten aus dem Erſcheinen des Heerwurms
Krieg, die Anderen den Ausfall der Ernte; ſo zwar, daß er den ſchleſiſchen Bergbewohnern Segen
verhieß, wenn er thaleinwärts zog, Mißwachs dagegen, wenn er ſeinen Weg bergauf nahm; den
Abergläubiſchen im Thüringer Walde bedeutete jene Marſchrichtung Frieden, dieſe Krieg. Noch
Andere benutzten das Erſcheinen des Heerwurms als Orakel für ihre Perſon. Sie warfen ihm
Kleider und Bänder in den Weg und ſchätzten ſich glücklich, beſonders hoffnungsvolle Frauen, wenn
er darüber hinkroch, bezeichneten hingegen den als einen nahen Todeskandidaten, deſſen Kleidungs-
ſtücken er auswich. Geſetzt es wäre Juli oder Anfang des Auguſt, uns würde verkündet, wie 1756
und 1774 den Bewohnern von Eiſenach, im benachbarten Holze zeige ſich der Heerwurm und wir
gingen hinaus, wie die Leute damals ſchaarenweiſe, aber — vorurtheilsfrei, was würden wir dann
eigentlich erblicken? Eine graue Schlange, bis zwölf Fuß lang, nicht überall gleichbreit (drei
Finger bis handbreit) und etwa daumendick, bewegt ſich nicht mit der jenen Reptilien eigenen
Leichtigkeit über und zwiſchen Laub und Gras dahin, ſondern ſchleicht mit der Schwerfälligkeit der
Schnecke fort, wie dieſe einen ſilberglänzenden Streifen getrockneten Schleimes zurücklaſſend. Sie
beſteht aus tauſend und abertauſend bleichen Maden, welche durch jene Schleimmaſſe zuſammen-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/408>, abgerufen am 24.11.2024.
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