seine Hinterbeine über einander in Form eines X und beginnt nun in die der Leibesspitze zugekehrte Winkelöffnung die gestreckten, nach oben gespitzten, nach unten breiteren Eier zu legen, welche mit ihrer klebrigen Oberfläche senkrecht an einander hasten und den Winkel nach und nach aus- füllen. Jst damit erst der Anfang gemacht, so bedarf es der Richtschnur und des Halters nicht mehr, weil jene schwimmen. Die Hinterbeine werden nun hoch in die Luft gehalten, in welcher Stellung die Mücken gern ruhen. Endlich ist ein kleines, vorn und hinten zugespitztes, plattes Boot flott, welches 250 bis 350 Eier zusammensetzen. Am untern Ende kriechen die Larven bald aus, und die Eischalen treiben auf dem Wasser umher, bis sie von ihm zerstört werden. Wenn man nun berücksichtigt, daß ein Weibchen durchschnittlich 300 Eier legt, aus diesen in vier bis fünf Wochen fortpflanzungsfähige Mücken hervorgehen, so kann man sich einen Begriff davon machen, wo die ungeheuren Schwärme derselben herkommen, und daß feuchte Jahre, in welchen es nicht an Dümpeln und Pfützen, ihren Geburtsstätten, fehlt, ihrer Entwickelung und Vermehrung besonders günstig sind. Die befruchteten Weibchen der letzten Generation überwintern an den verschiedensten Schlupfwinkeln, besonders gern in Kellern, um im nächsten Frühjahre ihre Art fortzupflanzen. -- Auf der Jnsel Barbados sind es besonders die drei Arten: Culex molestus, trifureatus und pulicaris, welche als Mosquitos in Verruf stehen. Daß man diesen Plaggeistern auch eine gute Seite abgewinnen könne, beweist ein Heilverfahren, welches zu Vera-Cruz ein Arzt Namens Delacour mit einer Dame einleitete. Diese lag in Folge einer Gehirnentzündung seit zwölf Stunden in tiefer Schlassucht, und trug die Kennzeichen eines baldigen Todes an sich. Der Arzt öffnete das Bett und setzte die Kranke zwei Stunden lang den Stichen der Mosquitos aus. Die Schlaffucht hörte in Folge dessen auf und die Patientin befand sich am andern Tage nicht nur noch unter den Lebenden, sondern auch um vieles besser.
Die Zuckmücken (Chironomus) bilden ein anderes sehr artenreiches Geschlecht, welches an der Bildung der Fühler und Flügel leicht zu erkennen ist. Der kleine, kurz schnauzenartig vortretende Kopf hat viergliedrige, vorgestreckte, aber eingekrümmte Taster, wirtelhaarige siebengliedrige Fühler beim Weibchen, während die des Männchens buschig und aus vierzehn Gliedern zusammengesetzt sind. Das vorn stark gewölbte Rückenschild schiebt sich kapuzenartig über den Kopf vor. Die langen und schmalen Flügel legen sich wie ein Dach über den Hinterleib, bedecken ihn aber nicht in seiner ganzen Länge. Jhre erste Längsader ist doppelt, die zweite fehlt, die dritte zweigt sich aus der ersten ab und verbindet sich in der Flügelspitze mit der Randader, die vierte ist bis zur Querrippe dicker, dann sehr zart, wie die beiden folgenden, welche aus einem gemeinsamen Stiele kommen. Die hintere Wurzelzelle ist offen und die Flügellappen springen vor. Die kleinen bis mittelgroßen Arten treten in der Regel massenhaft auf, durchtanzen besonders des Abends die Luft in gewaltigen Schwärmen und strecken in der Ruhe die langen Vorderbeine vor, mit welchen sie fortwährend zucken. Die Larven, soweit man sie kennt, leben im Wasser, in der Erde oder im Dünger. Die Federbusch-Zuckmücke (Ch. plumosus) ist bei fünf bis sechs Linien Länge eine der größten, und verläßt schon im allerersten Frühjahre ihre Schlupfwinkel. Den grünlich- grauen Brustkasten zieren gelbbraune Striemen, den Hinterleib schwarze Ringe und die Querader der weißen Flügel ein dunkles Fleckchen. Wie eine Kette werden vom Weibchen die Eier an einander gereiht und in stehende Gewässer gelegt. Daraus entwickeln sich hell blutrothe Larven, welche durch Kiemen athmen, weil sie nicht, wie die Stechmückenlarve, schwimmend an die Ober- fläche kommen.
Die Gattung Tipula nebst den zahlreichen Verwandten enthält die größten Mücken, welche allgemein unter dem Namen der Schnaken oder Bachmücken bekannnt sind, sich auf Wiesen, Gebüsch oder an Baumstämmen umhertreiben, und mit ihrem kurzen, fleischigen Rüssel nicht stechen können. Man erkennt sie an der deutlichen Querfurche des Mittelrückens, an den viel-
Die Zweiflügler. Mücken.
ſeine Hinterbeine über einander in Form eines X und beginnt nun in die der Leibesſpitze zugekehrte Winkelöffnung die geſtreckten, nach oben geſpitzten, nach unten breiteren Eier zu legen, welche mit ihrer klebrigen Oberfläche ſenkrecht an einander haſten und den Winkel nach und nach aus- füllen. Jſt damit erſt der Anfang gemacht, ſo bedarf es der Richtſchnur und des Halters nicht mehr, weil jene ſchwimmen. Die Hinterbeine werden nun hoch in die Luft gehalten, in welcher Stellung die Mücken gern ruhen. Endlich iſt ein kleines, vorn und hinten zugeſpitztes, plattes Boot flott, welches 250 bis 350 Eier zuſammenſetzen. Am untern Ende kriechen die Larven bald aus, und die Eiſchalen treiben auf dem Waſſer umher, bis ſie von ihm zerſtört werden. Wenn man nun berückſichtigt, daß ein Weibchen durchſchnittlich 300 Eier legt, aus dieſen in vier bis fünf Wochen fortpflanzungsfähige Mücken hervorgehen, ſo kann man ſich einen Begriff davon machen, wo die ungeheuren Schwärme derſelben herkommen, und daß feuchte Jahre, in welchen es nicht an Dümpeln und Pfützen, ihren Geburtsſtätten, fehlt, ihrer Entwickelung und Vermehrung beſonders günſtig ſind. Die befruchteten Weibchen der letzten Generation überwintern an den verſchiedenſten Schlupfwinkeln, beſonders gern in Kellern, um im nächſten Frühjahre ihre Art fortzupflanzen. — Auf der Jnſel Barbados ſind es beſonders die drei Arten: Culex molestus, trifureatus und pulicaris, welche als Mosquitos in Verruf ſtehen. Daß man dieſen Plaggeiſtern auch eine gute Seite abgewinnen könne, beweiſt ein Heilverfahren, welches zu Vera-Cruz ein Arzt Namens Delacour mit einer Dame einleitete. Dieſe lag in Folge einer Gehirnentzündung ſeit zwölf Stunden in tiefer Schlaſſucht, und trug die Kennzeichen eines baldigen Todes an ſich. Der Arzt öffnete das Bett und ſetzte die Kranke zwei Stunden lang den Stichen der Mosquitos aus. Die Schlaffucht hörte in Folge deſſen auf und die Patientin befand ſich am andern Tage nicht nur noch unter den Lebenden, ſondern auch um vieles beſſer.
Die Zuckmücken (Chironomus) bilden ein anderes ſehr artenreiches Geſchlecht, welches an der Bildung der Fühler und Flügel leicht zu erkennen iſt. Der kleine, kurz ſchnauzenartig vortretende Kopf hat viergliedrige, vorgeſtreckte, aber eingekrümmte Taſter, wirtelhaarige ſiebengliedrige Fühler beim Weibchen, während die des Männchens buſchig und aus vierzehn Gliedern zuſammengeſetzt ſind. Das vorn ſtark gewölbte Rückenſchild ſchiebt ſich kapuzenartig über den Kopf vor. Die langen und ſchmalen Flügel legen ſich wie ein Dach über den Hinterleib, bedecken ihn aber nicht in ſeiner ganzen Länge. Jhre erſte Längsader iſt doppelt, die zweite fehlt, die dritte zweigt ſich aus der erſten ab und verbindet ſich in der Flügelſpitze mit der Randader, die vierte iſt bis zur Querrippe dicker, dann ſehr zart, wie die beiden folgenden, welche aus einem gemeinſamen Stiele kommen. Die hintere Wurzelzelle iſt offen und die Flügellappen ſpringen vor. Die kleinen bis mittelgroßen Arten treten in der Regel maſſenhaft auf, durchtanzen beſonders des Abends die Luft in gewaltigen Schwärmen und ſtrecken in der Ruhe die langen Vorderbeine vor, mit welchen ſie fortwährend zucken. Die Larven, ſoweit man ſie kennt, leben im Waſſer, in der Erde oder im Dünger. Die Federbuſch-Zuckmücke (Ch. plumosus) iſt bei fünf bis ſechs Linien Länge eine der größten, und verläßt ſchon im allererſten Frühjahre ihre Schlupfwinkel. Den grünlich- grauen Bruſtkaſten zieren gelbbraune Striemen, den Hinterleib ſchwarze Ringe und die Querader der weißen Flügel ein dunkles Fleckchen. Wie eine Kette werden vom Weibchen die Eier an einander gereiht und in ſtehende Gewäſſer gelegt. Daraus entwickeln ſich hell blutrothe Larven, welche durch Kiemen athmen, weil ſie nicht, wie die Stechmückenlarve, ſchwimmend an die Ober- fläche kommen.
Die Gattung Tipula nebſt den zahlreichen Verwandten enthält die größten Mücken, welche allgemein unter dem Namen der Schnaken oder Bachmücken bekannnt ſind, ſich auf Wieſen, Gebüſch oder an Baumſtämmen umhertreiben, und mit ihrem kurzen, fleiſchigen Rüſſel nicht ſtechen können. Man erkennt ſie an der deutlichen Querfurche des Mittelrückens, an den viel-
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[382/0406]
Die Zweiflügler. Mücken.
ſeine Hinterbeine über einander in Form eines X und beginnt nun in die der Leibesſpitze zugekehrte
Winkelöffnung die geſtreckten, nach oben geſpitzten, nach unten breiteren Eier zu legen, welche
mit ihrer klebrigen Oberfläche ſenkrecht an einander haſten und den Winkel nach und nach aus-
füllen. Jſt damit erſt der Anfang gemacht, ſo bedarf es der Richtſchnur und des Halters nicht
mehr, weil jene ſchwimmen. Die Hinterbeine werden nun hoch in die Luft gehalten, in welcher
Stellung die Mücken gern ruhen. Endlich iſt ein kleines, vorn und hinten zugeſpitztes, plattes
Boot flott, welches 250 bis 350 Eier zuſammenſetzen. Am untern Ende kriechen die Larven
bald aus, und die Eiſchalen treiben auf dem Waſſer umher, bis ſie von ihm zerſtört werden.
Wenn man nun berückſichtigt, daß ein Weibchen durchſchnittlich 300 Eier legt, aus dieſen
in vier bis fünf Wochen fortpflanzungsfähige Mücken hervorgehen, ſo kann man ſich einen Begriff
davon machen, wo die ungeheuren Schwärme derſelben herkommen, und daß feuchte Jahre, in
welchen es nicht an Dümpeln und Pfützen, ihren Geburtsſtätten, fehlt, ihrer Entwickelung und
Vermehrung beſonders günſtig ſind. Die befruchteten Weibchen der letzten Generation überwintern
an den verſchiedenſten Schlupfwinkeln, beſonders gern in Kellern, um im nächſten Frühjahre ihre
Art fortzupflanzen. — Auf der Jnſel Barbados ſind es beſonders die drei Arten: Culex molestus,
trifureatus und pulicaris, welche als Mosquitos in Verruf ſtehen. Daß man dieſen Plaggeiſtern
auch eine gute Seite abgewinnen könne, beweiſt ein Heilverfahren, welches zu Vera-Cruz ein Arzt
Namens Delacour mit einer Dame einleitete. Dieſe lag in Folge einer Gehirnentzündung ſeit
zwölf Stunden in tiefer Schlaſſucht, und trug die Kennzeichen eines baldigen Todes an ſich. Der
Arzt öffnete das Bett und ſetzte die Kranke zwei Stunden lang den Stichen der Mosquitos aus.
Die Schlaffucht hörte in Folge deſſen auf und die Patientin befand ſich am andern Tage nicht
nur noch unter den Lebenden, ſondern auch um vieles beſſer.
Die Zuckmücken (Chironomus) bilden ein anderes ſehr artenreiches Geſchlecht, welches an der
Bildung der Fühler und Flügel leicht zu erkennen iſt. Der kleine, kurz ſchnauzenartig vortretende
Kopf hat viergliedrige, vorgeſtreckte, aber eingekrümmte Taſter, wirtelhaarige ſiebengliedrige Fühler
beim Weibchen, während die des Männchens buſchig und aus vierzehn Gliedern zuſammengeſetzt
ſind. Das vorn ſtark gewölbte Rückenſchild ſchiebt ſich kapuzenartig über den Kopf vor. Die
langen und ſchmalen Flügel legen ſich wie ein Dach über den Hinterleib, bedecken ihn aber nicht
in ſeiner ganzen Länge. Jhre erſte Längsader iſt doppelt, die zweite fehlt, die dritte zweigt ſich
aus der erſten ab und verbindet ſich in der Flügelſpitze mit der Randader, die vierte iſt bis zur
Querrippe dicker, dann ſehr zart, wie die beiden folgenden, welche aus einem gemeinſamen Stiele
kommen. Die hintere Wurzelzelle iſt offen und die Flügellappen ſpringen vor. Die kleinen bis
mittelgroßen Arten treten in der Regel maſſenhaft auf, durchtanzen beſonders des Abends die
Luft in gewaltigen Schwärmen und ſtrecken in der Ruhe die langen Vorderbeine vor, mit welchen
ſie fortwährend zucken. Die Larven, ſoweit man ſie kennt, leben im Waſſer, in der Erde oder
im Dünger. Die Federbuſch-Zuckmücke (Ch. plumosus) iſt bei fünf bis ſechs Linien Länge
eine der größten, und verläßt ſchon im allererſten Frühjahre ihre Schlupfwinkel. Den grünlich-
grauen Bruſtkaſten zieren gelbbraune Striemen, den Hinterleib ſchwarze Ringe und die Querader
der weißen Flügel ein dunkles Fleckchen. Wie eine Kette werden vom Weibchen die Eier an
einander gereiht und in ſtehende Gewäſſer gelegt. Daraus entwickeln ſich hell blutrothe Larven,
welche durch Kiemen athmen, weil ſie nicht, wie die Stechmückenlarve, ſchwimmend an die Ober-
fläche kommen.
Die Gattung Tipula nebſt den zahlreichen Verwandten enthält die größten Mücken, welche
allgemein unter dem Namen der Schnaken oder Bachmücken bekannnt ſind, ſich auf Wieſen,
Gebüſch oder an Baumſtämmen umhertreiben, und mit ihrem kurzen, fleiſchigen Rüſſel nicht
ſtechen können. Man erkennt ſie an der deutlichen Querfurche des Mittelrückens, an den viel-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/406>, abgerufen am 24.11.2024.
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