Die eigentlichen Bläulinge (Lycaena) haben ihren Namen von der schön blau gefärbten Oberseite der männlichen Flügel; auf denen der Weibchen herrscht Dunkelbraun vor, und Blau bleibt nur an der Wurzel oder als Schiller übrig. Die Unterseite ist ärmer oder reicher mit schwarzen Punkten (blinden Augen) oder Augenflecken bestrent, welche sich nach dem Saume zu in Reihen ordnen und nicht selten durch Silberkerne lebhaft erglänzen. Eines dieser blinden Augen steht immer auf der Querrippe des Vorderflügels als Kennzeichen der Gattung. Die facettirten Augen können nackt oder behaart sein. Einige, welche früh im Jahre an Buschwerk fliegen, haben je ein zartes Schwanzspitzchen am Hinterflügel, welches den meisten übrigen fehlt. Man kennt mehrere hundert Arten aus allen Welttheilen, welche sämmtlich aus Asselraupen entstehen. Alle diese kleineren Falter treiben ihr munteres Spiel überall im Hochsommer auf den Blumen der Wiesen und Felder, der Wälder und dürren Heideflächen, scheinen aber weitere Ausflüge nicht zu unternehmen. Das Gruppenbild zeigt zwischen den Ranunkelblüthen das hübsche Männchen des Hauhechel- falters (L. IcarusBorkhausen's,AlexisFabricius). Er hat noch gar viele Namen, wie die meisten seiner Gattungsgenossen, woraus hervorgeht, wie schwer es bei der großen Uebereinstimmung vieler den Autoren wurde, die bestimmte Art eines andern Schriftstellers aus den Beschreibungen wieder zu erkennen. Die Oberseite der Flügel schimmert hier schön röthlichblau und ist mit einem feinen schwarzen Rändchen vor den weißen Fransen umsäumt. Die Unterseite ist bräunlichgrau, an der Wurzel grünbläulich und mit zahlreichen Augenflecken und rothgelben Fleckchen auf den Hinterflügeln besetzt. Der Falter fliegt das ganze Jahr hindurch in zwei Generationen und ist überall gemein, aber nicht immer beständig in den Zeichnungen. Die blaßgrüne Raupe kennzeichnen ein dunkler, weißlichbesäumter Rückenstreifen und zwei Reihen dunkler Schrägstriche. Sie findet sich im Mai und dann wieder im Juli an der gemeinen Hauhechel (Ononis spinosa), deren Blüthen sie besonders verzehrt. -- Der schöne Argus, Adonis (L. Adonis), ist entschieden der prächtigste unserer deutschen Bläulinge, denn das Blau seiner Flügel wird in Feuer und Glanz von keinem andern erreicht; in Jahren, welche ihn zahlreich erzeugten, kommen auch Weibchen vor, deren sonst braune Flügel reich in Blau erglänzen. Der Falter hat zwei Generationen und lebt als Raupe auf Klee und anderen Schmetterlingsblümlern, scheint aber nur strichweise vorzukommen; dem nördlichen Tieflande fehlt er. Bei Halle und im Saalthale weiter aufwärts findet er sich dagegen häufig.
Die Dickköpfe (Hesperiadae) unterscheiden sich leicht von allen anderen Tagfaltern durch die in der deutschen Benennung ausgesprochene Eigenschaft und durch zwei Sporenpaare, welche bei den meisten die Hinterschienen bewehren. Jhre Raupen leben in zusammengezogenen Blättern. Es gibt hunderte von Arten, deren meiste wiederum Südamerika bewohnen, von denen viele durch kräftigere Gestalt, lebhafte Farben, lichte Fensterflecke, lange Schwänze an den Hinterflügeln und andere Eigen- thümlichkeiten ausgezeichnet sind. Die Europäer erreichen etwa die mittlere Größe der Bläulinge, sind aber untersetzter und einförmiger im Colorit. Die kurzen Schwingen haben derbe Rippen, die hinteren eine offene Mittelzelle. Am dicken Kopfe stehen große, nackte Augen, je eine Haarlocke an den weit von einander entfernten Fühlerwurzeln, meist eine Krümmung an der Keulenspitze, und in beiden Geschlechtern bleiben die Vorderbeine in ihrer Entwickelung gegen die übrigen nicht zurück. Dies ungefähr die Kennzeichen der artenreichen Gattung Hesperia. Jn ziemlich raschem und straffem Fluge erscheint der Dickkopf auf einer Blume, an der er sangt, oder auf dem Erdboden, sperrt die Hinterflügel weit auseinander, während er die vorderen in die Höhe richtet. So schnell wie er kam, so schnell verschwindet er wieder. Alle seine Bewegungen charakterisirt eine gewisse Elasticität und Energie. Statt aller werde hier das Strichfalterchen (Hesperia comma) genannt, welches sich im Juli und August überall zeigt und bis zu den höchsten Alpen hinaufgeht. Männchen und Weibchen, oberwärts braungelb, unten grünlichgelb, stimmen im äußern Ausehen nicht überein. Jenes hat einen dunkelbraunen Saum, fünf lichtere Flecke und eine schwarze schräge, durch eine silberglänzende Linie der Länge nach getheilt erscheinende Mittelschwiele auf den Vorder- flügeln, einen schmalen dunklen Saum und lichte Flecke daran auf den Hinterflügeln. Beim Weibchen
Hauhechelfalter. Adonis. Strichfalterchen.
Die eigentlichen Bläulinge (Lycaena) haben ihren Namen von der ſchön blau gefärbten Oberſeite der männlichen Flügel; auf denen der Weibchen herrſcht Dunkelbraun vor, und Blau bleibt nur an der Wurzel oder als Schiller übrig. Die Unterſeite iſt ärmer oder reicher mit ſchwarzen Punkten (blinden Augen) oder Augenflecken beſtrent, welche ſich nach dem Saume zu in Reihen ordnen und nicht ſelten durch Silberkerne lebhaft erglänzen. Eines dieſer blinden Augen ſteht immer auf der Querrippe des Vorderflügels als Kennzeichen der Gattung. Die facettirten Augen können nackt oder behaart ſein. Einige, welche früh im Jahre an Buſchwerk fliegen, haben je ein zartes Schwanzſpitzchen am Hinterflügel, welches den meiſten übrigen fehlt. Man kennt mehrere hundert Arten aus allen Welttheilen, welche ſämmtlich aus Aſſelraupen entſtehen. Alle dieſe kleineren Falter treiben ihr munteres Spiel überall im Hochſommer auf den Blumen der Wieſen und Felder, der Wälder und dürren Heideflächen, ſcheinen aber weitere Ausflüge nicht zu unternehmen. Das Gruppenbild zeigt zwiſchen den Ranunkelblüthen das hübſche Männchen des Hauhechel- falters (L. IcarusBorkhauſen’s,AlexisFabricius). Er hat noch gar viele Namen, wie die meiſten ſeiner Gattungsgenoſſen, woraus hervorgeht, wie ſchwer es bei der großen Uebereinſtimmung vieler den Autoren wurde, die beſtimmte Art eines andern Schriftſtellers aus den Beſchreibungen wieder zu erkennen. Die Oberſeite der Flügel ſchimmert hier ſchön röthlichblau und iſt mit einem feinen ſchwarzen Rändchen vor den weißen Franſen umſäumt. Die Unterſeite iſt bräunlichgrau, an der Wurzel grünbläulich und mit zahlreichen Augenflecken und rothgelben Fleckchen auf den Hinterflügeln beſetzt. Der Falter fliegt das ganze Jahr hindurch in zwei Generationen und iſt überall gemein, aber nicht immer beſtändig in den Zeichnungen. Die blaßgrüne Raupe kennzeichnen ein dunkler, weißlichbeſäumter Rückenſtreifen und zwei Reihen dunkler Schrägſtriche. Sie findet ſich im Mai und dann wieder im Juli an der gemeinen Hauhechel (Ononis spinosa), deren Blüthen ſie beſonders verzehrt. — Der ſchöne Argus, Adonis (L. Adonis), iſt entſchieden der prächtigſte unſerer deutſchen Bläulinge, denn das Blau ſeiner Flügel wird in Feuer und Glanz von keinem andern erreicht; in Jahren, welche ihn zahlreich erzeugten, kommen auch Weibchen vor, deren ſonſt braune Flügel reich in Blau erglänzen. Der Falter hat zwei Generationen und lebt als Raupe auf Klee und anderen Schmetterlingsblümlern, ſcheint aber nur ſtrichweiſe vorzukommen; dem nördlichen Tieflande fehlt er. Bei Halle und im Saalthale weiter aufwärts findet er ſich dagegen häufig.
Die Dickköpfe (Hesperiadae) unterſcheiden ſich leicht von allen anderen Tagfaltern durch die in der deutſchen Benennung ausgeſprochene Eigenſchaft und durch zwei Sporenpaare, welche bei den meiſten die Hinterſchienen bewehren. Jhre Raupen leben in zuſammengezogenen Blättern. Es gibt hunderte von Arten, deren meiſte wiederum Südamerika bewohnen, von denen viele durch kräftigere Geſtalt, lebhafte Farben, lichte Fenſterflecke, lange Schwänze an den Hinterflügeln und andere Eigen- thümlichkeiten ausgezeichnet ſind. Die Europäer erreichen etwa die mittlere Größe der Bläulinge, ſind aber unterſetzter und einförmiger im Colorit. Die kurzen Schwingen haben derbe Rippen, die hinteren eine offene Mittelzelle. Am dicken Kopfe ſtehen große, nackte Augen, je eine Haarlocke an den weit von einander entfernten Fühlerwurzeln, meiſt eine Krümmung an der Keulenſpitze, und in beiden Geſchlechtern bleiben die Vorderbeine in ihrer Entwickelung gegen die übrigen nicht zurück. Dies ungefähr die Kennzeichen der artenreichen Gattung Hesperia. Jn ziemlich raſchem und ſtraffem Fluge erſcheint der Dickkopf auf einer Blume, an der er ſangt, oder auf dem Erdboden, ſperrt die Hinterflügel weit auseinander, während er die vorderen in die Höhe richtet. So ſchnell wie er kam, ſo ſchnell verſchwindet er wieder. Alle ſeine Bewegungen charakteriſirt eine gewiſſe Elaſticität und Energie. Statt aller werde hier das Strichfalterchen (Hesperia comma) genannt, welches ſich im Juli und Auguſt überall zeigt und bis zu den höchſten Alpen hinaufgeht. Männchen und Weibchen, oberwärts braungelb, unten grünlichgelb, ſtimmen im äußern Auſehen nicht überein. Jenes hat einen dunkelbraunen Saum, fünf lichtere Flecke und eine ſchwarze ſchräge, durch eine ſilberglänzende Linie der Länge nach getheilt erſcheinende Mittelſchwiele auf den Vorder- flügeln, einen ſchmalen dunklen Saum und lichte Flecke daran auf den Hinterflügeln. Beim Weibchen
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0337"n="313"/><fwplace="top"type="header">Hauhechelfalter. Adonis. Strichfalterchen.</fw><lb/><p>Die eigentlichen <hirendition="#g">Bläulinge</hi> (<hirendition="#aq">Lycaena</hi>) haben ihren Namen von der ſchön blau gefärbten<lb/>
Oberſeite der männlichen Flügel; auf denen der Weibchen herrſcht Dunkelbraun vor, und Blau<lb/>
bleibt nur an der Wurzel oder als Schiller übrig. Die Unterſeite iſt ärmer oder reicher mit<lb/>ſchwarzen Punkten (blinden Augen) oder Augenflecken beſtrent, welche ſich nach dem Saume zu<lb/>
in Reihen ordnen und nicht ſelten durch Silberkerne lebhaft erglänzen. Eines dieſer blinden Augen<lb/>ſteht immer auf der Querrippe des Vorderflügels als Kennzeichen der Gattung. Die facettirten<lb/>
Augen können nackt oder behaart ſein. Einige, welche früh im Jahre an Buſchwerk fliegen,<lb/>
haben je ein zartes Schwanzſpitzchen am Hinterflügel, welches den meiſten übrigen fehlt. Man kennt<lb/>
mehrere hundert Arten aus allen Welttheilen, welche ſämmtlich aus Aſſelraupen entſtehen. Alle dieſe<lb/>
kleineren Falter treiben ihr munteres Spiel überall im Hochſommer auf den Blumen der Wieſen und<lb/>
Felder, der Wälder und dürren Heideflächen, ſcheinen aber weitere Ausflüge nicht zu unternehmen.<lb/>
Das Gruppenbild zeigt zwiſchen den Ranunkelblüthen das hübſche Männchen des <hirendition="#g">Hauhechel-<lb/>
falters</hi> (<hirendition="#aq">L. Icarus</hi><hirendition="#g">Borkhauſen’s,</hi><hirendition="#aq">Alexis</hi><hirendition="#g">Fabricius</hi>). Er hat noch gar viele Namen, wie die<lb/>
meiſten ſeiner Gattungsgenoſſen, woraus hervorgeht, wie ſchwer es bei der großen Uebereinſtimmung<lb/>
vieler den Autoren wurde, die beſtimmte Art eines andern Schriftſtellers aus den Beſchreibungen wieder<lb/>
zu erkennen. Die Oberſeite der Flügel ſchimmert hier ſchön röthlichblau und iſt mit einem feinen<lb/>ſchwarzen Rändchen vor den weißen Franſen umſäumt. Die Unterſeite iſt bräunlichgrau, an der<lb/>
Wurzel grünbläulich und mit zahlreichen Augenflecken und rothgelben Fleckchen auf den Hinterflügeln<lb/>
beſetzt. Der Falter fliegt das ganze Jahr hindurch in zwei Generationen und iſt überall gemein,<lb/>
aber nicht immer beſtändig in den Zeichnungen. Die blaßgrüne Raupe kennzeichnen ein dunkler,<lb/>
weißlichbeſäumter Rückenſtreifen und zwei Reihen dunkler Schrägſtriche. Sie findet ſich im Mai<lb/>
und dann wieder im Juli an der gemeinen Hauhechel (<hirendition="#aq">Ononis spinosa</hi>), deren Blüthen ſie beſonders<lb/>
verzehrt. — Der <hirendition="#g">ſchöne Argus, Adonis</hi> (<hirendition="#aq">L. Adonis</hi>), iſt entſchieden der prächtigſte unſerer deutſchen<lb/>
Bläulinge, denn das Blau ſeiner Flügel wird in Feuer und Glanz von keinem andern erreicht; in<lb/>
Jahren, welche ihn zahlreich erzeugten, kommen auch Weibchen vor, deren ſonſt braune Flügel reich<lb/>
in Blau erglänzen. Der Falter hat zwei Generationen und lebt als Raupe auf Klee und anderen<lb/>
Schmetterlingsblümlern, ſcheint aber nur ſtrichweiſe vorzukommen; dem nördlichen Tieflande fehlt<lb/>
er. Bei Halle und im Saalthale weiter aufwärts findet er ſich dagegen häufig.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Dickköpfe</hi> (<hirendition="#aq">Hesperiadae</hi>) unterſcheiden ſich leicht von allen anderen Tagfaltern durch die<lb/>
in der deutſchen Benennung ausgeſprochene Eigenſchaft und durch <hirendition="#g">zwei</hi> Sporenpaare, welche bei den<lb/>
meiſten die Hinterſchienen bewehren. Jhre Raupen leben in zuſammengezogenen Blättern. Es gibt<lb/>
hunderte von Arten, deren meiſte wiederum Südamerika bewohnen, von denen viele durch kräftigere<lb/>
Geſtalt, lebhafte Farben, lichte Fenſterflecke, lange Schwänze an den Hinterflügeln und andere Eigen-<lb/>
thümlichkeiten ausgezeichnet ſind. Die Europäer erreichen etwa die mittlere Größe der Bläulinge,<lb/>ſind aber unterſetzter und einförmiger im Colorit. Die kurzen Schwingen haben derbe Rippen, die<lb/>
hinteren eine offene Mittelzelle. Am dicken Kopfe ſtehen große, nackte Augen, je eine Haarlocke<lb/>
an den weit von einander entfernten Fühlerwurzeln, meiſt eine Krümmung an der Keulenſpitze, und<lb/>
in beiden Geſchlechtern bleiben die Vorderbeine in ihrer Entwickelung gegen die übrigen nicht zurück.<lb/>
Dies ungefähr die Kennzeichen der artenreichen Gattung <hirendition="#aq">Hesperia.</hi> Jn ziemlich raſchem und<lb/>ſtraffem Fluge erſcheint der Dickkopf auf einer Blume, an der er ſangt, oder auf dem Erdboden,<lb/>ſperrt die Hinterflügel weit auseinander, während er die vorderen in die Höhe richtet. So ſchnell<lb/>
wie er kam, ſo ſchnell verſchwindet er wieder. Alle ſeine Bewegungen charakteriſirt eine gewiſſe<lb/>
Elaſticität und Energie. Statt aller werde hier das <hirendition="#g">Strichfalterchen</hi> (<hirendition="#aq">Hesperia comma</hi>)<lb/>
genannt, welches ſich im Juli und Auguſt überall zeigt und bis zu den höchſten Alpen hinaufgeht.<lb/>
Männchen und Weibchen, oberwärts braungelb, unten grünlichgelb, ſtimmen im äußern Auſehen<lb/>
nicht überein. Jenes hat einen dunkelbraunen Saum, fünf lichtere Flecke und eine ſchwarze ſchräge,<lb/>
durch eine ſilberglänzende Linie der Länge nach getheilt erſcheinende Mittelſchwiele auf den Vorder-<lb/>
flügeln, einen ſchmalen dunklen Saum und lichte Flecke daran auf den Hinterflügeln. Beim Weibchen<lb/></p></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[313/0337]
Hauhechelfalter. Adonis. Strichfalterchen.
Die eigentlichen Bläulinge (Lycaena) haben ihren Namen von der ſchön blau gefärbten
Oberſeite der männlichen Flügel; auf denen der Weibchen herrſcht Dunkelbraun vor, und Blau
bleibt nur an der Wurzel oder als Schiller übrig. Die Unterſeite iſt ärmer oder reicher mit
ſchwarzen Punkten (blinden Augen) oder Augenflecken beſtrent, welche ſich nach dem Saume zu
in Reihen ordnen und nicht ſelten durch Silberkerne lebhaft erglänzen. Eines dieſer blinden Augen
ſteht immer auf der Querrippe des Vorderflügels als Kennzeichen der Gattung. Die facettirten
Augen können nackt oder behaart ſein. Einige, welche früh im Jahre an Buſchwerk fliegen,
haben je ein zartes Schwanzſpitzchen am Hinterflügel, welches den meiſten übrigen fehlt. Man kennt
mehrere hundert Arten aus allen Welttheilen, welche ſämmtlich aus Aſſelraupen entſtehen. Alle dieſe
kleineren Falter treiben ihr munteres Spiel überall im Hochſommer auf den Blumen der Wieſen und
Felder, der Wälder und dürren Heideflächen, ſcheinen aber weitere Ausflüge nicht zu unternehmen.
Das Gruppenbild zeigt zwiſchen den Ranunkelblüthen das hübſche Männchen des Hauhechel-
falters (L. Icarus Borkhauſen’s, Alexis Fabricius). Er hat noch gar viele Namen, wie die
meiſten ſeiner Gattungsgenoſſen, woraus hervorgeht, wie ſchwer es bei der großen Uebereinſtimmung
vieler den Autoren wurde, die beſtimmte Art eines andern Schriftſtellers aus den Beſchreibungen wieder
zu erkennen. Die Oberſeite der Flügel ſchimmert hier ſchön röthlichblau und iſt mit einem feinen
ſchwarzen Rändchen vor den weißen Franſen umſäumt. Die Unterſeite iſt bräunlichgrau, an der
Wurzel grünbläulich und mit zahlreichen Augenflecken und rothgelben Fleckchen auf den Hinterflügeln
beſetzt. Der Falter fliegt das ganze Jahr hindurch in zwei Generationen und iſt überall gemein,
aber nicht immer beſtändig in den Zeichnungen. Die blaßgrüne Raupe kennzeichnen ein dunkler,
weißlichbeſäumter Rückenſtreifen und zwei Reihen dunkler Schrägſtriche. Sie findet ſich im Mai
und dann wieder im Juli an der gemeinen Hauhechel (Ononis spinosa), deren Blüthen ſie beſonders
verzehrt. — Der ſchöne Argus, Adonis (L. Adonis), iſt entſchieden der prächtigſte unſerer deutſchen
Bläulinge, denn das Blau ſeiner Flügel wird in Feuer und Glanz von keinem andern erreicht; in
Jahren, welche ihn zahlreich erzeugten, kommen auch Weibchen vor, deren ſonſt braune Flügel reich
in Blau erglänzen. Der Falter hat zwei Generationen und lebt als Raupe auf Klee und anderen
Schmetterlingsblümlern, ſcheint aber nur ſtrichweiſe vorzukommen; dem nördlichen Tieflande fehlt
er. Bei Halle und im Saalthale weiter aufwärts findet er ſich dagegen häufig.
Die Dickköpfe (Hesperiadae) unterſcheiden ſich leicht von allen anderen Tagfaltern durch die
in der deutſchen Benennung ausgeſprochene Eigenſchaft und durch zwei Sporenpaare, welche bei den
meiſten die Hinterſchienen bewehren. Jhre Raupen leben in zuſammengezogenen Blättern. Es gibt
hunderte von Arten, deren meiſte wiederum Südamerika bewohnen, von denen viele durch kräftigere
Geſtalt, lebhafte Farben, lichte Fenſterflecke, lange Schwänze an den Hinterflügeln und andere Eigen-
thümlichkeiten ausgezeichnet ſind. Die Europäer erreichen etwa die mittlere Größe der Bläulinge,
ſind aber unterſetzter und einförmiger im Colorit. Die kurzen Schwingen haben derbe Rippen, die
hinteren eine offene Mittelzelle. Am dicken Kopfe ſtehen große, nackte Augen, je eine Haarlocke
an den weit von einander entfernten Fühlerwurzeln, meiſt eine Krümmung an der Keulenſpitze, und
in beiden Geſchlechtern bleiben die Vorderbeine in ihrer Entwickelung gegen die übrigen nicht zurück.
Dies ungefähr die Kennzeichen der artenreichen Gattung Hesperia. Jn ziemlich raſchem und
ſtraffem Fluge erſcheint der Dickkopf auf einer Blume, an der er ſangt, oder auf dem Erdboden,
ſperrt die Hinterflügel weit auseinander, während er die vorderen in die Höhe richtet. So ſchnell
wie er kam, ſo ſchnell verſchwindet er wieder. Alle ſeine Bewegungen charakteriſirt eine gewiſſe
Elaſticität und Energie. Statt aller werde hier das Strichfalterchen (Hesperia comma)
genannt, welches ſich im Juli und Auguſt überall zeigt und bis zu den höchſten Alpen hinaufgeht.
Männchen und Weibchen, oberwärts braungelb, unten grünlichgelb, ſtimmen im äußern Auſehen
nicht überein. Jenes hat einen dunkelbraunen Saum, fünf lichtere Flecke und eine ſchwarze ſchräge,
durch eine ſilberglänzende Linie der Länge nach getheilt erſcheinende Mittelſchwiele auf den Vorder-
flügeln, einen ſchmalen dunklen Saum und lichte Flecke daran auf den Hinterflügeln. Beim Weibchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/337>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.