in hohlen Bambusstengeln auf den Dächern der Häuser an und bedient sich zur Anfertigung der Scheidewände, welche die Zellen trennen, der Excremente von Vögeln, welche er von den Blättern abschabt und mit Speichel vermischt. -- Nach Livingstone manert der P. Ecklonii in Süd- amerika sein Nest an einen Balken oder eine Ecke in den Häusern und trägt Raupen, Spinnen oder Grillen ein. Der P. fistularius, zu erkennen am schwarzen Hinterleibsstiele, an sechs gelben Flecken, welche den Hinterrücken verzieren und zum Theil bis nach den Seiten des Mittelrückens vorreichen und an den schwach angeräucherten Flügeln, lebt auch in Südamerika und fertigt einzelne Zellen aus Thon in der Länge von zwei Zoll und der Form eines Cocons. Mit schwirrendem Tone, einer Art von Triumphgesang, bringt das Weibchen das Baumaterial herbei, setzt es an, glättet mit Kinnbacken und Unterlippe die bildsame Masse, luftig dabei seinen Gesang fortsetzend, betastet von außen und innen mit den Beinen die ganze Wand und -- verschwindet. Meist hat, trotz der darauf fallenden Sonnenstrahlen, das neu angelegte Stückchen noch nicht einmal die Farbe des trocknen Theiles, so ist die Wespe schon wieder mit neuem Materiale da. Die fertige Zelle pfropft sie voll mit einer kleinen Spinne aus der Gattung Castra und schließt sie dann. Als Bates während seiner Streifzüge am Amazonenstrome mit seinem Canoe acht Tage an einer Stelle hielt, hatte eine dieser Wespen an einem Kastengriffe in der Cajüte ihren Bau begonnen und war gerade fertig geworden, als sich die Gesellschaft auf ihrem Fahrzeuge wieder in Bewegung setzte. So zutraulich und furchtlos sie sich bisher auch gezeigt hatte, so kam sie doch nicht wieder, obschon langsam am Ufer hingefahren wurde.
Für Deutschland und den höheren Norden Europas vertreten zwei Arten der Gattung Psammophila die größeren Sphere. Der generische Unterschied zwischen ihr und der vorigen besteht nur in den einfachen, ungezähnten Fußklauen. Bei der 9 Linien langen P. hirsuta (auch arenaria oder viatica genannt) ist der Hinterleibsstiel ungefähr nur den dritten Theil so lang wie beim Pelopoeus destillatorius. Bis auf die braunrothe Hinterleibswurzel trägt sich das ganze Thier schwarz, an Beinen und der vordern Körperhälfte zottig schwarz behaart, vorzugsweise am grob gerunzelten Hinterrücken. Den ganzen Sommer hindurch treiben sich die Thiere an sandigen Stellen umher und suchen, wenn sie hungrig sind, blühende Blumen und mit Blattläusen besetzte Sträucher auf. Bei ihren Balgereien setzt sich ein Thier auf das andere und beißt es in den Nacken; auch kommt wohl ein drittes und viertes hinzu und so entsteht ein Knäuel, welcher sich auf dem Boden wälzt und sich endlich wieder auflöst. Ob bloße Kurzweil, ob Eifersucht und ernstliche Zänkereien solchen Auftritten zu Grunde liegen, wer soll es errathen? Die Lebensweise dieser Wespe unterscheidet sich in Nichts von der in der Regel noch häufigeren, mit ihr unter- mischt vorkommenden
Gemeinen Sandwespe(Ammophila sabulosa). Wir fehen sie in unserer Abbildung, und zwar die eine mit der drohend emporgerichteten Keule ihres Hinterleibes, eine Stellung, welche sie bei ihren Spaziergängen sehr gern annehmen. Das erste Glied jener ist dünn und cylindrisch, das fast eben so lange zweite verdickt sich etwas nach hinten, und erst dann nimmt der Umfang bis zum fünften merklich zu, von wo ab eine schnelle Verjüngung nach der Spitze erfolgt. Mit einem Worte, der Hinterleibsstiel ist hier zweigliederig, sonst, besonders in der Bildung der Klauen und der Flügel, welche ruhend dem Körper platt aufliegen und nun bis zum Ende des Stieles reichen, wiederholen sich die Merkmale von Psammophila. Mit Ausnahme der bleichrothen Hinterleibswurzel herrscht auch hier die schwarze Farbe, aber an den Thoraxseiten bildet kurzes Haar Silberflecke. Ein schmales silberbehaartes Kopfschild unterscheidet das Männchen leicht vom Weibchen, bei welchem jenes breiter und kahl ist.
Man trifft die Sandwespe den ganzen Sommer hindurch an und wie es scheint, immer lustig und guter Dinge, bald geschäftig auf dem Boden umherschnüsselnd, bald bedacht für ihr Wohl auf blühenden Brombeeren oder an anderen Honigquellen. Stundenlang wird man von diesen Thieren gefesselt und kann sich nicht müde sehen an dem geschäftigen Treiben und eigenthümlichen
Die Hautflügler. Grabwespen.
in hohlen Bambusſtengeln auf den Dächern der Häuſer an und bedient ſich zur Anfertigung der Scheidewände, welche die Zellen trennen, der Excremente von Vögeln, welche er von den Blättern abſchabt und mit Speichel vermiſcht. — Nach Livingſtone manert der P. Ecklonii in Süd- amerika ſein Neſt an einen Balken oder eine Ecke in den Häuſern und trägt Raupen, Spinnen oder Grillen ein. Der P. fistularius, zu erkennen am ſchwarzen Hinterleibsſtiele, an ſechs gelben Flecken, welche den Hinterrücken verzieren und zum Theil bis nach den Seiten des Mittelrückens vorreichen und an den ſchwach angeräucherten Flügeln, lebt auch in Südamerika und fertigt einzelne Zellen aus Thon in der Länge von zwei Zoll und der Form eines Cocons. Mit ſchwirrendem Tone, einer Art von Triumphgeſang, bringt das Weibchen das Baumaterial herbei, ſetzt es an, glättet mit Kinnbacken und Unterlippe die bildſame Maſſe, luftig dabei ſeinen Geſang fortſetzend, betaſtet von außen und innen mit den Beinen die ganze Wand und — verſchwindet. Meiſt hat, trotz der darauf fallenden Sonnenſtrahlen, das neu angelegte Stückchen noch nicht einmal die Farbe des trocknen Theiles, ſo iſt die Wespe ſchon wieder mit neuem Materiale da. Die fertige Zelle pfropft ſie voll mit einer kleinen Spinne aus der Gattung Castra und ſchließt ſie dann. Als Bates während ſeiner Streifzüge am Amazonenſtrome mit ſeinem Canoe acht Tage an einer Stelle hielt, hatte eine dieſer Wespen an einem Kaſtengriffe in der Cajüte ihren Bau begonnen und war gerade fertig geworden, als ſich die Geſellſchaft auf ihrem Fahrzeuge wieder in Bewegung ſetzte. So zutraulich und furchtlos ſie ſich bisher auch gezeigt hatte, ſo kam ſie doch nicht wieder, obſchon langſam am Ufer hingefahren wurde.
Für Deutſchland und den höheren Norden Europas vertreten zwei Arten der Gattung Psammophila die größeren Sphere. Der generiſche Unterſchied zwiſchen ihr und der vorigen beſteht nur in den einfachen, ungezähnten Fußklauen. Bei der 9 Linien langen P. hirsuta (auch arenaria oder viatica genannt) iſt der Hinterleibsſtiel ungefähr nur den dritten Theil ſo lang wie beim Pelopoeus destillatorius. Bis auf die braunrothe Hinterleibswurzel trägt ſich das ganze Thier ſchwarz, an Beinen und der vordern Körperhälfte zottig ſchwarz behaart, vorzugsweiſe am grob gerunzelten Hinterrücken. Den ganzen Sommer hindurch treiben ſich die Thiere an ſandigen Stellen umher und ſuchen, wenn ſie hungrig ſind, blühende Blumen und mit Blattläuſen beſetzte Sträucher auf. Bei ihren Balgereien ſetzt ſich ein Thier auf das andere und beißt es in den Nacken; auch kommt wohl ein drittes und viertes hinzu und ſo entſteht ein Knäuel, welcher ſich auf dem Boden wälzt und ſich endlich wieder auflöſt. Ob bloße Kurzweil, ob Eiferſucht und ernſtliche Zänkereien ſolchen Auftritten zu Grunde liegen, wer ſoll es errathen? Die Lebensweiſe dieſer Wespe unterſcheidet ſich in Nichts von der in der Regel noch häufigeren, mit ihr unter- miſcht vorkommenden
Gemeinen Sandwespe(Ammophila sabulosa). Wir fehen ſie in unſerer Abbildung, und zwar die eine mit der drohend emporgerichteten Keule ihres Hinterleibes, eine Stellung, welche ſie bei ihren Spaziergängen ſehr gern annehmen. Das erſte Glied jener iſt dünn und cylindriſch, das faſt eben ſo lange zweite verdickt ſich etwas nach hinten, und erſt dann nimmt der Umfang bis zum fünften merklich zu, von wo ab eine ſchnelle Verjüngung nach der Spitze erfolgt. Mit einem Worte, der Hinterleibsſtiel iſt hier zweigliederig, ſonſt, beſonders in der Bildung der Klauen und der Flügel, welche ruhend dem Körper platt aufliegen und nun bis zum Ende des Stieles reichen, wiederholen ſich die Merkmale von Psammophila. Mit Ausnahme der bleichrothen Hinterleibswurzel herrſcht auch hier die ſchwarze Farbe, aber an den Thoraxſeiten bildet kurzes Haar Silberflecke. Ein ſchmales ſilberbehaartes Kopfſchild unterſcheidet das Männchen leicht vom Weibchen, bei welchem jenes breiter und kahl iſt.
Man trifft die Sandwespe den ganzen Sommer hindurch an und wie es ſcheint, immer luſtig und guter Dinge, bald geſchäftig auf dem Boden umherſchnüſſelnd, bald bedacht für ihr Wohl auf blühenden Brombeeren oder an anderen Honigquellen. Stundenlang wird man von dieſen Thieren gefeſſelt und kann ſich nicht müde ſehen an dem geſchäftigen Treiben und eigenthümlichen
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0252"n="230"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die Hautflügler. Grabwespen.</hi></fw><lb/>
in hohlen Bambusſtengeln auf den Dächern der Häuſer an und bedient ſich zur Anfertigung der<lb/>
Scheidewände, welche die Zellen trennen, der Excremente von Vögeln, welche er von den Blättern<lb/>
abſchabt und mit Speichel vermiſcht. — Nach <hirendition="#g">Livingſtone</hi> manert der <hirendition="#aq">P. Ecklonii</hi> in Süd-<lb/>
amerika ſein Neſt an einen Balken oder eine Ecke in den Häuſern und trägt Raupen, Spinnen<lb/>
oder Grillen ein. Der <hirendition="#aq">P. fistularius,</hi> zu erkennen am ſchwarzen Hinterleibsſtiele, an ſechs gelben<lb/>
Flecken, welche den Hinterrücken verzieren und zum Theil bis nach den Seiten des Mittelrückens<lb/>
vorreichen und an den ſchwach angeräucherten Flügeln, lebt auch in Südamerika und fertigt einzelne<lb/>
Zellen aus Thon in der Länge von zwei Zoll und der Form eines Cocons. Mit ſchwirrendem<lb/>
Tone, einer Art von Triumphgeſang, bringt das Weibchen das Baumaterial herbei, ſetzt es an,<lb/>
glättet mit Kinnbacken und Unterlippe die bildſame Maſſe, luftig dabei ſeinen Geſang fortſetzend,<lb/>
betaſtet von außen und innen mit den Beinen die ganze Wand und — verſchwindet. Meiſt hat,<lb/>
trotz der darauf fallenden Sonnenſtrahlen, das neu angelegte Stückchen noch nicht einmal die Farbe des<lb/>
trocknen Theiles, ſo iſt die Wespe ſchon wieder mit neuem Materiale da. Die fertige Zelle<lb/>
pfropft ſie voll mit einer kleinen Spinne aus der Gattung <hirendition="#aq">Castra</hi> und ſchließt ſie dann. Als<lb/><hirendition="#g">Bates</hi> während ſeiner Streifzüge am Amazonenſtrome mit ſeinem Canoe acht Tage an einer<lb/>
Stelle hielt, hatte eine dieſer Wespen an einem Kaſtengriffe in der Cajüte ihren Bau begonnen<lb/>
und war gerade fertig geworden, als ſich die Geſellſchaft auf ihrem Fahrzeuge wieder in Bewegung<lb/>ſetzte. So zutraulich und furchtlos ſie ſich bisher auch gezeigt hatte, ſo kam ſie doch nicht wieder,<lb/>
obſchon langſam am Ufer hingefahren wurde.</p><lb/><p>Für Deutſchland und den höheren Norden Europas vertreten zwei Arten der Gattung<lb/><hirendition="#aq">Psammophila</hi> die größeren Sphere. Der generiſche Unterſchied zwiſchen ihr und der vorigen beſteht<lb/>
nur in den <hirendition="#g">einfachen,</hi> ungezähnten Fußklauen. Bei der 9 Linien langen <hirendition="#aq">P. hirsuta</hi> (auch<lb/><hirendition="#aq">arenaria</hi> oder <hirendition="#aq">viatica</hi> genannt) iſt der Hinterleibsſtiel ungefähr nur den dritten Theil ſo lang wie<lb/>
beim <hirendition="#aq">Pelopoeus destillatorius.</hi> Bis auf die braunrothe Hinterleibswurzel trägt ſich das ganze Thier<lb/>ſchwarz, an Beinen und der vordern Körperhälfte zottig ſchwarz behaart, vorzugsweiſe am grob<lb/>
gerunzelten Hinterrücken. Den ganzen Sommer hindurch treiben ſich die Thiere an ſandigen<lb/>
Stellen umher und ſuchen, wenn ſie hungrig ſind, blühende Blumen und mit Blattläuſen beſetzte<lb/>
Sträucher auf. Bei ihren Balgereien ſetzt ſich ein Thier auf das andere und beißt es in den<lb/>
Nacken; auch kommt wohl ein drittes und viertes hinzu und ſo entſteht ein Knäuel, welcher<lb/>ſich auf dem Boden wälzt und ſich endlich wieder auflöſt. Ob bloße Kurzweil, ob Eiferſucht und<lb/>
ernſtliche Zänkereien ſolchen Auftritten zu Grunde liegen, wer ſoll es errathen? Die Lebensweiſe<lb/>
dieſer Wespe unterſcheidet ſich in Nichts von der in der Regel noch häufigeren, mit ihr unter-<lb/>
miſcht vorkommenden</p><lb/><p><hirendition="#g">Gemeinen Sandwespe</hi><hirendition="#aq">(Ammophila sabulosa).</hi> Wir fehen ſie in unſerer Abbildung,<lb/>
und zwar die eine mit der drohend emporgerichteten Keule ihres Hinterleibes, eine Stellung,<lb/>
welche ſie bei ihren Spaziergängen ſehr gern annehmen. Das erſte Glied jener iſt dünn und<lb/>
cylindriſch, das faſt eben ſo lange zweite verdickt ſich etwas nach hinten, und erſt dann nimmt der<lb/>
Umfang bis zum fünften merklich zu, von wo ab eine ſchnelle Verjüngung nach der Spitze<lb/>
erfolgt. Mit einem Worte, der Hinterleibsſtiel iſt hier <hirendition="#g">zweigliederig,</hi>ſonſt, beſonders in der<lb/>
Bildung der Klauen und der Flügel, welche ruhend dem Körper platt aufliegen und nun bis zum<lb/>
Ende des Stieles reichen, wiederholen ſich die Merkmale von <hirendition="#aq">Psammophila.</hi> Mit Ausnahme der<lb/>
bleichrothen Hinterleibswurzel herrſcht auch hier die ſchwarze Farbe, aber an den Thoraxſeiten<lb/>
bildet kurzes Haar Silberflecke. Ein ſchmales ſilberbehaartes Kopfſchild unterſcheidet das Männchen<lb/>
leicht vom Weibchen, bei welchem jenes breiter und kahl iſt.</p><lb/><p>Man trifft die Sandwespe den ganzen Sommer hindurch an und wie es ſcheint, immer luſtig<lb/>
und guter Dinge, bald geſchäftig auf dem Boden umherſchnüſſelnd, bald bedacht für ihr Wohl<lb/>
auf blühenden Brombeeren oder an anderen Honigquellen. Stundenlang wird man von dieſen<lb/>
Thieren gefeſſelt und kann ſich nicht müde ſehen an dem geſchäftigen Treiben und eigenthümlichen<lb/></p></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[230/0252]
Die Hautflügler. Grabwespen.
in hohlen Bambusſtengeln auf den Dächern der Häuſer an und bedient ſich zur Anfertigung der
Scheidewände, welche die Zellen trennen, der Excremente von Vögeln, welche er von den Blättern
abſchabt und mit Speichel vermiſcht. — Nach Livingſtone manert der P. Ecklonii in Süd-
amerika ſein Neſt an einen Balken oder eine Ecke in den Häuſern und trägt Raupen, Spinnen
oder Grillen ein. Der P. fistularius, zu erkennen am ſchwarzen Hinterleibsſtiele, an ſechs gelben
Flecken, welche den Hinterrücken verzieren und zum Theil bis nach den Seiten des Mittelrückens
vorreichen und an den ſchwach angeräucherten Flügeln, lebt auch in Südamerika und fertigt einzelne
Zellen aus Thon in der Länge von zwei Zoll und der Form eines Cocons. Mit ſchwirrendem
Tone, einer Art von Triumphgeſang, bringt das Weibchen das Baumaterial herbei, ſetzt es an,
glättet mit Kinnbacken und Unterlippe die bildſame Maſſe, luftig dabei ſeinen Geſang fortſetzend,
betaſtet von außen und innen mit den Beinen die ganze Wand und — verſchwindet. Meiſt hat,
trotz der darauf fallenden Sonnenſtrahlen, das neu angelegte Stückchen noch nicht einmal die Farbe des
trocknen Theiles, ſo iſt die Wespe ſchon wieder mit neuem Materiale da. Die fertige Zelle
pfropft ſie voll mit einer kleinen Spinne aus der Gattung Castra und ſchließt ſie dann. Als
Bates während ſeiner Streifzüge am Amazonenſtrome mit ſeinem Canoe acht Tage an einer
Stelle hielt, hatte eine dieſer Wespen an einem Kaſtengriffe in der Cajüte ihren Bau begonnen
und war gerade fertig geworden, als ſich die Geſellſchaft auf ihrem Fahrzeuge wieder in Bewegung
ſetzte. So zutraulich und furchtlos ſie ſich bisher auch gezeigt hatte, ſo kam ſie doch nicht wieder,
obſchon langſam am Ufer hingefahren wurde.
Für Deutſchland und den höheren Norden Europas vertreten zwei Arten der Gattung
Psammophila die größeren Sphere. Der generiſche Unterſchied zwiſchen ihr und der vorigen beſteht
nur in den einfachen, ungezähnten Fußklauen. Bei der 9 Linien langen P. hirsuta (auch
arenaria oder viatica genannt) iſt der Hinterleibsſtiel ungefähr nur den dritten Theil ſo lang wie
beim Pelopoeus destillatorius. Bis auf die braunrothe Hinterleibswurzel trägt ſich das ganze Thier
ſchwarz, an Beinen und der vordern Körperhälfte zottig ſchwarz behaart, vorzugsweiſe am grob
gerunzelten Hinterrücken. Den ganzen Sommer hindurch treiben ſich die Thiere an ſandigen
Stellen umher und ſuchen, wenn ſie hungrig ſind, blühende Blumen und mit Blattläuſen beſetzte
Sträucher auf. Bei ihren Balgereien ſetzt ſich ein Thier auf das andere und beißt es in den
Nacken; auch kommt wohl ein drittes und viertes hinzu und ſo entſteht ein Knäuel, welcher
ſich auf dem Boden wälzt und ſich endlich wieder auflöſt. Ob bloße Kurzweil, ob Eiferſucht und
ernſtliche Zänkereien ſolchen Auftritten zu Grunde liegen, wer ſoll es errathen? Die Lebensweiſe
dieſer Wespe unterſcheidet ſich in Nichts von der in der Regel noch häufigeren, mit ihr unter-
miſcht vorkommenden
Gemeinen Sandwespe (Ammophila sabulosa). Wir fehen ſie in unſerer Abbildung,
und zwar die eine mit der drohend emporgerichteten Keule ihres Hinterleibes, eine Stellung,
welche ſie bei ihren Spaziergängen ſehr gern annehmen. Das erſte Glied jener iſt dünn und
cylindriſch, das faſt eben ſo lange zweite verdickt ſich etwas nach hinten, und erſt dann nimmt der
Umfang bis zum fünften merklich zu, von wo ab eine ſchnelle Verjüngung nach der Spitze
erfolgt. Mit einem Worte, der Hinterleibsſtiel iſt hier zweigliederig, ſonſt, beſonders in der
Bildung der Klauen und der Flügel, welche ruhend dem Körper platt aufliegen und nun bis zum
Ende des Stieles reichen, wiederholen ſich die Merkmale von Psammophila. Mit Ausnahme der
bleichrothen Hinterleibswurzel herrſcht auch hier die ſchwarze Farbe, aber an den Thoraxſeiten
bildet kurzes Haar Silberflecke. Ein ſchmales ſilberbehaartes Kopfſchild unterſcheidet das Männchen
leicht vom Weibchen, bei welchem jenes breiter und kahl iſt.
Man trifft die Sandwespe den ganzen Sommer hindurch an und wie es ſcheint, immer luſtig
und guter Dinge, bald geſchäftig auf dem Boden umherſchnüſſelnd, bald bedacht für ihr Wohl
auf blühenden Brombeeren oder an anderen Honigquellen. Stundenlang wird man von dieſen
Thieren gefeſſelt und kann ſich nicht müde ſehen an dem geſchäftigen Treiben und eigenthümlichen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/252>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.