Die Andrenen, Erd- oder Sandbienen (Andrena) machen, das kann man dreist behaupten, den dritten Theil aller Bienen aus, welche wir den Sommer hindurch im Freien zu sehen bekommen, wenn die Hausbienen und die Hummeln bei der Berechnung ausgeschlossen bleiben. Jm ersten Frühjahre sind sie es, welche wilden Fluges in Gesellschaft der besonneneren und ruhigeren Hausbiene um die Weidenkätzchen fausen und sich lange besinnen, ehe sie sich niederlassen, um schmausend das Auferstehungsfest der lebenden Creatur zu feiern. Sie sind es, die an sonnigen Hängen aus ihren Wiegen, Loch bei Loch emporsteigen und sich an solchen Stellen in Massen umhertreiben, um Pflanzstätten ihren Nachkommen zu bereiten; auf Wegen und Stegen, wo man wenig Blumen bemerkt, summen sie umher und verschwinden mit ihren gelben Höschen in runden Erdlöchern, manchmal mitten auf dem hartgetretenen Fußpfade, untermengt mit ihren Vettern, den gleich zu erwähnenden Ballenbienen. Sie endlich sind es, die mit denselben in den Distel- köpfen und anderen großen Blumen, vornehmlich den Syngenesisten, schlafen oder sich gegen einen vorübergehenden Regenschauer bergen. Sie haben meist ein schlichtes, einförmiges Gewand, kleiden sich in Gelbbraun mit etwas Schwarz oder Grau gemischt, auch kommen unter ihnen solche vor, deren Körperhaut nicht, wie gewöhnlich, schwarz, sondern wenigstens an der Wurzel des Hinter- leibes braunroth gefärbt ist. Es wird hier weniger schwierig, die beiden Geschlechter einer Art als solche zu erkennen, um so schwieriger aber, die verschiedenen Arten von einander mit Sicher- heit zu unterscheiden. Die Sandbienen stimmen zunächst alle überein in der kurzen Zunge, die sich nicht zurückschlägt im Ruhestand, sondern sich auf der Oberseite des Kinns zurückzieht, dabei aber immer noch eine lanzettförmige Gestalt hat (Fig. 3. S. 4), so daß sie Westwood anderen Verwandten als "Spitzzüngler" entgegenstellte. Die zugehörigen Taster sind eingestaltig und vier- gliederig, die des Unterkiefers sechsgliederig. Die Randzelle der Vorderflügel wird in der hinteren Hälfte wenig schmäler und liegt mit der gerundeten Spitze der Randader nicht an. Von den drei geschlossenen Unterrandzellen erreicht die erste fast die Länge der beiden anderen zusammen, die zweite ist die kleinste, ziemlich quadratisch und nimmt den ersten rücklaufenden Nerv fast in ihrer Mitte auf, die dritte verengt sich bedeutend nach oben und empfängt die andere der eben genannten Adern weit hinter ihrer Mitte. Die ganze Außenseite der Hinterbeine bis zum Ende der Ferse ist beim Weibchen mit dichten Sammelhaaren besetzt und nicht minder die Seiten des Thorax; innen an der Ferse bildet kürzeres, dichtes Haar die sogenannte Fersenbürste, so daß die Weibchen an allen diesen Theilen dicht mit Blüthenstaub bedeckt heimkehren. Auch hier sind die Fußklauen hinter ihrer Mitte mit einem Seitenzähnchen versehen und haben zwischen sich ein merkliches Hautläppchen. Der Hinterleib verschmälert sich an seiner Wurzel, ist oval, lanzett- förmig oder eirund. An ihm erkennt man leicht den Unterschied beider Geschlechter. Beim Weibchen ist er flacher gedrückt, an der Spitze, d. h. am fünften Segment, mit einer Haarein- fassung, der "Endfranse", versehen, welche das kleine sechste Segment mehr oder weniger bedeckt. Das kleinere Männchen, obschon im Hinterleibe gestreckter und oben mehr gewölbt, nimmt in ihm doch nie die Linienform an, durch die Fühler unterscheidet es sich kaum vom Weibchen, denn sie werden unmerklich länger, dafür ist ihm ein starker Haarschopf im Gesicht eigen und die Ober- lippe manchmal in ihrer ganzen Ausdehnung licht gefärbt, niemals aber blos am Vorderrande; weil es nicht einsammelt, fällt die Behaarung der Hinterbeine viel sparsamer bei ihm aus, als beim Weibchen. -- Die Andrenen sind reich an Schmarotzern, unter denen die kleinen Wespen- bienen (Nomada), ferner ein merkwürdiges Thier, welches wir später unter dem Namen Stylops noch etwas näher kennen lernen werden, und selbst die Larven von Käfern (Meloe) eine hervor- ragende Rolle spielen.
Wenn ich vorher erwähnte, daß sich viele Arten sehr ähnlich sähen und schwer von einander zu unterscheiden wären, und noch hinzufüge, daß F. Smith in seinem Verzeichnisse der britischen Bienen 68 Arten anführt, so darf wohl hier kein weiteres Eingehen erwartet werden. Es sei nur mit ein paar Worten der beiden Arten gedacht, welche an der Frühlingsfeier in unserer
Die Hautflügler. Blumenwespen. Schenkelſammler.
Die Andrenen, Erd- oder Sandbienen (Andrena) machen, das kann man dreiſt behaupten, den dritten Theil aller Bienen aus, welche wir den Sommer hindurch im Freien zu ſehen bekommen, wenn die Hausbienen und die Hummeln bei der Berechnung ausgeſchloſſen bleiben. Jm erſten Frühjahre ſind ſie es, welche wilden Fluges in Geſellſchaft der beſonneneren und ruhigeren Hausbiene um die Weidenkätzchen fauſen und ſich lange beſinnen, ehe ſie ſich niederlaſſen, um ſchmauſend das Auferſtehungsfeſt der lebenden Creatur zu feiern. Sie ſind es, die an ſonnigen Hängen aus ihren Wiegen, Loch bei Loch emporſteigen und ſich an ſolchen Stellen in Maſſen umhertreiben, um Pflanzſtätten ihren Nachkommen zu bereiten; auf Wegen und Stegen, wo man wenig Blumen bemerkt, ſummen ſie umher und verſchwinden mit ihren gelben Höschen in runden Erdlöchern, manchmal mitten auf dem hartgetretenen Fußpfade, untermengt mit ihren Vettern, den gleich zu erwähnenden Ballenbienen. Sie endlich ſind es, die mit denſelben in den Diſtel- köpfen und anderen großen Blumen, vornehmlich den Syngeneſiſten, ſchlafen oder ſich gegen einen vorübergehenden Regenſchauer bergen. Sie haben meiſt ein ſchlichtes, einförmiges Gewand, kleiden ſich in Gelbbraun mit etwas Schwarz oder Grau gemiſcht, auch kommen unter ihnen ſolche vor, deren Körperhaut nicht, wie gewöhnlich, ſchwarz, ſondern wenigſtens an der Wurzel des Hinter- leibes braunroth gefärbt iſt. Es wird hier weniger ſchwierig, die beiden Geſchlechter einer Art als ſolche zu erkennen, um ſo ſchwieriger aber, die verſchiedenen Arten von einander mit Sicher- heit zu unterſcheiden. Die Sandbienen ſtimmen zunächſt alle überein in der kurzen Zunge, die ſich nicht zurückſchlägt im Ruheſtand, ſondern ſich auf der Oberſeite des Kinns zurückzieht, dabei aber immer noch eine lanzettförmige Geſtalt hat (Fig. 3. S. 4), ſo daß ſie Weſtwood anderen Verwandten als „Spitzzüngler“ entgegenſtellte. Die zugehörigen Taſter ſind eingeſtaltig und vier- gliederig, die des Unterkiefers ſechsgliederig. Die Randzelle der Vorderflügel wird in der hinteren Hälfte wenig ſchmäler und liegt mit der gerundeten Spitze der Randader nicht an. Von den drei geſchloſſenen Unterrandzellen erreicht die erſte faſt die Länge der beiden anderen zuſammen, die zweite iſt die kleinſte, ziemlich quadratiſch und nimmt den erſten rücklaufenden Nerv faſt in ihrer Mitte auf, die dritte verengt ſich bedeutend nach oben und empfängt die andere der eben genannten Adern weit hinter ihrer Mitte. Die ganze Außenſeite der Hinterbeine bis zum Ende der Ferſe iſt beim Weibchen mit dichten Sammelhaaren beſetzt und nicht minder die Seiten des Thorax; innen an der Ferſe bildet kürzeres, dichtes Haar die ſogenannte Ferſenbürſte, ſo daß die Weibchen an allen dieſen Theilen dicht mit Blüthenſtaub bedeckt heimkehren. Auch hier ſind die Fußklauen hinter ihrer Mitte mit einem Seitenzähnchen verſehen und haben zwiſchen ſich ein merkliches Hautläppchen. Der Hinterleib verſchmälert ſich an ſeiner Wurzel, iſt oval, lanzett- förmig oder eirund. An ihm erkennt man leicht den Unterſchied beider Geſchlechter. Beim Weibchen iſt er flacher gedrückt, an der Spitze, d. h. am fünften Segment, mit einer Haarein- faſſung, der „Endfranſe“, verſehen, welche das kleine ſechſte Segment mehr oder weniger bedeckt. Das kleinere Männchen, obſchon im Hinterleibe geſtreckter und oben mehr gewölbt, nimmt in ihm doch nie die Linienform an, durch die Fühler unterſcheidet es ſich kaum vom Weibchen, denn ſie werden unmerklich länger, dafür iſt ihm ein ſtarker Haarſchopf im Geſicht eigen und die Ober- lippe manchmal in ihrer ganzen Ausdehnung licht gefärbt, niemals aber blos am Vorderrande; weil es nicht einſammelt, fällt die Behaarung der Hinterbeine viel ſparſamer bei ihm aus, als beim Weibchen. — Die Andrenen ſind reich an Schmarotzern, unter denen die kleinen Wespen- bienen (Nomada), ferner ein merkwürdiges Thier, welches wir ſpäter unter dem Namen Stylops noch etwas näher kennen lernen werden, und ſelbſt die Larven von Käfern (Meloë) eine hervor- ragende Rolle ſpielen.
Wenn ich vorher erwähnte, daß ſich viele Arten ſehr ähnlich ſähen und ſchwer von einander zu unterſcheiden wären, und noch hinzufüge, daß F. Smith in ſeinem Verzeichniſſe der britiſchen Bienen 68 Arten anführt, ſo darf wohl hier kein weiteres Eingehen erwartet werden. Es ſei nur mit ein paar Worten der beiden Arten gedacht, welche an der Frühlingsfeier in unſerer
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Die Hautflügler. Blumenwespen. Schenkelſammler.
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behaupten, den dritten Theil aller Bienen aus, welche wir den Sommer hindurch im Freien zu
ſehen bekommen, wenn die Hausbienen und die Hummeln bei der Berechnung ausgeſchloſſen bleiben.
Jm erſten Frühjahre ſind ſie es, welche wilden Fluges in Geſellſchaft der beſonneneren und ruhigeren
Hausbiene um die Weidenkätzchen fauſen und ſich lange beſinnen, ehe ſie ſich niederlaſſen, um
ſchmauſend das Auferſtehungsfeſt der lebenden Creatur zu feiern. Sie ſind es, die an ſonnigen
Hängen aus ihren Wiegen, Loch bei Loch emporſteigen und ſich an ſolchen Stellen in Maſſen
umhertreiben, um Pflanzſtätten ihren Nachkommen zu bereiten; auf Wegen und Stegen, wo man
wenig Blumen bemerkt, ſummen ſie umher und verſchwinden mit ihren gelben Höschen in runden
Erdlöchern, manchmal mitten auf dem hartgetretenen Fußpfade, untermengt mit ihren Vettern,
den gleich zu erwähnenden Ballenbienen. Sie endlich ſind es, die mit denſelben in den Diſtel-
köpfen und anderen großen Blumen, vornehmlich den Syngeneſiſten, ſchlafen oder ſich gegen einen
vorübergehenden Regenſchauer bergen. Sie haben meiſt ein ſchlichtes, einförmiges Gewand, kleiden
ſich in Gelbbraun mit etwas Schwarz oder Grau gemiſcht, auch kommen unter ihnen ſolche vor,
deren Körperhaut nicht, wie gewöhnlich, ſchwarz, ſondern wenigſtens an der Wurzel des Hinter-
leibes braunroth gefärbt iſt. Es wird hier weniger ſchwierig, die beiden Geſchlechter einer Art
als ſolche zu erkennen, um ſo ſchwieriger aber, die verſchiedenen Arten von einander mit Sicher-
heit zu unterſcheiden. Die Sandbienen ſtimmen zunächſt alle überein in der kurzen Zunge, die
ſich nicht zurückſchlägt im Ruheſtand, ſondern ſich auf der Oberſeite des Kinns zurückzieht, dabei
aber immer noch eine lanzettförmige Geſtalt hat (Fig. 3. S. 4), ſo daß ſie Weſtwood anderen
Verwandten als „Spitzzüngler“ entgegenſtellte. Die zugehörigen Taſter ſind eingeſtaltig und vier-
gliederig, die des Unterkiefers ſechsgliederig. Die Randzelle der Vorderflügel wird in der hinteren
Hälfte wenig ſchmäler und liegt mit der gerundeten Spitze der Randader nicht an. Von den
drei geſchloſſenen Unterrandzellen erreicht die erſte faſt die Länge der beiden anderen zuſammen,
die zweite iſt die kleinſte, ziemlich quadratiſch und nimmt den erſten rücklaufenden Nerv faſt in
ihrer Mitte auf, die dritte verengt ſich bedeutend nach oben und empfängt die andere der eben
genannten Adern weit hinter ihrer Mitte. Die ganze Außenſeite der Hinterbeine bis zum Ende
der Ferſe iſt beim Weibchen mit dichten Sammelhaaren beſetzt und nicht minder die Seiten des
Thorax; innen an der Ferſe bildet kürzeres, dichtes Haar die ſogenannte Ferſenbürſte, ſo daß
die Weibchen an allen dieſen Theilen dicht mit Blüthenſtaub bedeckt heimkehren. Auch hier ſind
die Fußklauen hinter ihrer Mitte mit einem Seitenzähnchen verſehen und haben zwiſchen ſich ein
merkliches Hautläppchen. Der Hinterleib verſchmälert ſich an ſeiner Wurzel, iſt oval, lanzett-
förmig oder eirund. An ihm erkennt man leicht den Unterſchied beider Geſchlechter. Beim
Weibchen iſt er flacher gedrückt, an der Spitze, d. h. am fünften Segment, mit einer Haarein-
faſſung, der „Endfranſe“, verſehen, welche das kleine ſechſte Segment mehr oder weniger bedeckt.
Das kleinere Männchen, obſchon im Hinterleibe geſtreckter und oben mehr gewölbt, nimmt in
ihm doch nie die Linienform an, durch die Fühler unterſcheidet es ſich kaum vom Weibchen, denn
ſie werden unmerklich länger, dafür iſt ihm ein ſtarker Haarſchopf im Geſicht eigen und die Ober-
lippe manchmal in ihrer ganzen Ausdehnung licht gefärbt, niemals aber blos am Vorderrande;
weil es nicht einſammelt, fällt die Behaarung der Hinterbeine viel ſparſamer bei ihm aus, als
beim Weibchen. — Die Andrenen ſind reich an Schmarotzern, unter denen die kleinen Wespen-
bienen (Nomada), ferner ein merkwürdiges Thier, welches wir ſpäter unter dem Namen Stylops
noch etwas näher kennen lernen werden, und ſelbſt die Larven von Käfern (Meloë) eine hervor-
ragende Rolle ſpielen.
Wenn ich vorher erwähnte, daß ſich viele Arten ſehr ähnlich ſähen und ſchwer von einander
zu unterſcheiden wären, und noch hinzufüge, daß F. Smith in ſeinem Verzeichniſſe der britiſchen
Bienen 68 Arten anführt, ſo darf wohl hier kein weiteres Eingehen erwartet werden. Es ſei
nur mit ein paar Worten der beiden Arten gedacht, welche an der Frühlingsfeier in unſerer
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/210>, abgerufen am 24.11.2024.
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