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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Mauszahnrüßler, Baridien. Rhynchophorus. Kornwurm.
beine ganz enorm, was übrigens bei verschiedenen unerwähnt gebliebenen Gruppen gleichfalls vor-
kommt. Die schwarz- oder rothbraune Farbe des sehr harten Panzers herrscht vor, es finden sich
aber auch verwandte Farben, wie roth, gelb, grau, eintönig oder
[Abbildung] Rhynchophorus Schach.
in Fleckenzeichnungen. Die Männchen unterscheiden sich durch
Bildung des Rüssels, der Beine, der Fühler etc. öfter wesentlich
von ihren Weibchen. Man kennt nur wenige Larven, welche
vorzugsweise im Jnnern monocotyler Gewächse (Palmen,
Cycadeen, Bananen, Zuckerrohr) bohrend leben, wo sie mitunter
bedeutenden Schaden anrichten, weil sie oft in großen Mengen
vorkommen. Man hat sie darum wohl auch Palmbohrer
genannt, eine Bezeichnung, welche speciell dem Rh. palmarum
aus Südamerika zukommt. -- Auf die kleinsten Arten der ganzen
Sippe will Lacordaire den sonst allen gegebenen Namen
Calandra anwenden. Zwei davon haben sich durch den Handel,
aus dem Orient wahrscheinlich, verschleppt und über ganz Europa
nicht nur, sondern auch über die anderen Erdtheile ausgebreitet:
der schwarze Kornwurm (C. granaria, auch Sitophilus
granarius
) bewohnt die Magazine und Kornböden, weil er
und seine Larve vom Mehle des Getreides leben und letztere zwar
von dem einen Korne, welches die Mutter anbohrte und mit einem Eie beschenkte. Hier frißt sich
die Larve weiter und hat ihre volle Größe erlangt, wenn von jenem nur noch die Hülse vorhanden ist,
in der sie sich verpuppt. Nach fünf bis sechs Wochen vom Ei an gerechnet, erscheint Anfangs Juli
die erste Generation von den überwinterten Käfern. Vierzehn Tage später beginnen diese ihr
Brutgeschäft, und vor Winters kommt die zweite zum Abschluß, welche in den Dielenritzen,
Balkenfurchen und sonstigen Winkeln des Speichers ihren Winterschlaf hält. Man weiß längst,
daß Reinlichkeit und guter Luftdurchzug die besten Schutzmittel gegen diesen nicht zu unterschätzenden
Feind sind und hat neuerdings mit bestem Erfolge ein sinnreiches Verfahren in Anwendung
gebracht, um den Kornwurm zu vertreiben: durch eine Luftdrainage, mittelst zehn Fuß von einander
durch den Getreidehaufen gelegter Drainröhren, welche sich nach außen einzeln öffnen oder auch zu
einem Ausgange verbunden sein können, wird innerhalb des Haufens dieselbe Temperatur, wie
in der umgebenden Luft hergestellt, und die die Wärme liebenden und zur Entwickelung gebrauchenden
Käferchen verlassen den Haufen. Dieses Verfahren gestattet außerdem, die Haufen ohne Schaden
für das Getreide selbst höher aufzuschütten, als es sonst möglich wird. Der Kornkäfer ist roth-
bis schwarzbraun, an Fühlern und Beinen etwas heller, mit Ausschluß des Rüssels 1 2/3 Linien
lang, 2/3 ''' breit. Der dünne, sanft gebogene Rüssel, etwa von der Länge des Halsschildes, trägt
an seiner Wurzel, unmittelbar vor den Augen, die geknieten Fühlhörner mit sechsgliederiger, lang
eiförmig geknopfter Geisel. Das platte, vorn wenig verengte Halsschild ist dicht mit tiefen läng-
lichen
Punkten besetzt, welche nur eine glänzende Längslinie durch die Mitte freilassen. Die
Flügeldecken, von der Breite des letzteren und parallel an den Seiten, runden sich vor dem
Pygidium gemeinschaftlich ab und werden von tiefen Punktstreifen durchzogen, deren Zwischen-
räume glatt bleiben. Die Schienen sind mit einem Hornhaken an der Spitze bewehrt, die vorderen
am Jnnenrande mit kleinen Kerbzähnen. Wie dieser Käfer von Roggen, Weizen und Mais lebt,
so der sehr ähnliche C. oryzae von den Reißkörnern; ein Fleckchen jeder Schulter, eins hinter der
Mitte jeder Flügeldecke und der Seitenrand von rother Farbe auf mattem, pechschwarzem Grunde,
ein dicht und rund punktirtes Halsschild ohne deutliche glatte Mittellinie und äußerst dicht punkt-
streifige Flügeldecken, deren sehr schmale Zwischenräume abwechselnd mit gelben Börstchen besetzt
sind, unterscheiden ihn vom vorigen.



Mauszahnrüßler, Baridien. Rhynchophorus. Kornwurm.
beine ganz enorm, was übrigens bei verſchiedenen unerwähnt gebliebenen Gruppen gleichfalls vor-
kommt. Die ſchwarz- oder rothbraune Farbe des ſehr harten Panzers herrſcht vor, es finden ſich
aber auch verwandte Farben, wie roth, gelb, grau, eintönig oder
[Abbildung] Rhynchophorus Schach.
in Fleckenzeichnungen. Die Männchen unterſcheiden ſich durch
Bildung des Rüſſels, der Beine, der Fühler ꝛc. öfter weſentlich
von ihren Weibchen. Man kennt nur wenige Larven, welche
vorzugsweiſe im Jnnern monocotyler Gewächſe (Palmen,
Cycadeen, Bananen, Zuckerrohr) bohrend leben, wo ſie mitunter
bedeutenden Schaden anrichten, weil ſie oft in großen Mengen
vorkommen. Man hat ſie darum wohl auch Palmbohrer
genannt, eine Bezeichnung, welche ſpeciell dem Rh. palmarum
aus Südamerika zukommt. — Auf die kleinſten Arten der ganzen
Sippe will Lacordaire den ſonſt allen gegebenen Namen
Calandra anwenden. Zwei davon haben ſich durch den Handel,
aus dem Orient wahrſcheinlich, verſchleppt und über ganz Europa
nicht nur, ſondern auch über die anderen Erdtheile ausgebreitet:
der ſchwarze Kornwurm (C. granaria, auch Sitophilus
granarius
) bewohnt die Magazine und Kornböden, weil er
und ſeine Larve vom Mehle des Getreides leben und letztere zwar
von dem einen Korne, welches die Mutter anbohrte und mit einem Eie beſchenkte. Hier frißt ſich
die Larve weiter und hat ihre volle Größe erlangt, wenn von jenem nur noch die Hülſe vorhanden iſt,
in der ſie ſich verpuppt. Nach fünf bis ſechs Wochen vom Ei an gerechnet, erſcheint Anfangs Juli
die erſte Generation von den überwinterten Käfern. Vierzehn Tage ſpäter beginnen dieſe ihr
Brutgeſchäft, und vor Winters kommt die zweite zum Abſchluß, welche in den Dielenritzen,
Balkenfurchen und ſonſtigen Winkeln des Speichers ihren Winterſchlaf hält. Man weiß längſt,
daß Reinlichkeit und guter Luftdurchzug die beſten Schutzmittel gegen dieſen nicht zu unterſchätzenden
Feind ſind und hat neuerdings mit beſtem Erfolge ein ſinnreiches Verfahren in Anwendung
gebracht, um den Kornwurm zu vertreiben: durch eine Luftdrainage, mittelſt zehn Fuß von einander
durch den Getreidehaufen gelegter Drainröhren, welche ſich nach außen einzeln öffnen oder auch zu
einem Ausgange verbunden ſein können, wird innerhalb des Haufens dieſelbe Temperatur, wie
in der umgebenden Luft hergeſtellt, und die die Wärme liebenden und zur Entwickelung gebrauchenden
Käferchen verlaſſen den Haufen. Dieſes Verfahren geſtattet außerdem, die Haufen ohne Schaden
für das Getreide ſelbſt höher aufzuſchütten, als es ſonſt möglich wird. Der Kornkäfer iſt roth-
bis ſchwarzbraun, an Fühlern und Beinen etwas heller, mit Ausſchluß des Rüſſels 1⅔ Linien
lang, ⅔‴ breit. Der dünne, ſanft gebogene Rüſſel, etwa von der Länge des Halsſchildes, trägt
an ſeiner Wurzel, unmittelbar vor den Augen, die geknieten Fühlhörner mit ſechsgliederiger, lang
eiförmig geknopfter Geiſel. Das platte, vorn wenig verengte Halsſchild iſt dicht mit tiefen läng-
lichen
Punkten beſetzt, welche nur eine glänzende Längslinie durch die Mitte freilaſſen. Die
Flügeldecken, von der Breite des letzteren und parallel an den Seiten, runden ſich vor dem
Pygidium gemeinſchaftlich ab und werden von tiefen Punktſtreifen durchzogen, deren Zwiſchen-
räume glatt bleiben. Die Schienen ſind mit einem Hornhaken an der Spitze bewehrt, die vorderen
am Jnnenrande mit kleinen Kerbzähnen. Wie dieſer Käfer von Roggen, Weizen und Mais lebt,
ſo der ſehr ähnliche C. oryzae von den Reißkörnern; ein Fleckchen jeder Schulter, eins hinter der
Mitte jeder Flügeldecke und der Seitenrand von rother Farbe auf mattem, pechſchwarzem Grunde,
ein dicht und rund punktirtes Halsſchild ohne deutliche glatte Mittellinie und äußerſt dicht punkt-
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[127/0145] Mauszahnrüßler, Baridien. Rhynchophorus. Kornwurm. beine ganz enorm, was übrigens bei verſchiedenen unerwähnt gebliebenen Gruppen gleichfalls vor- kommt. Die ſchwarz- oder rothbraune Farbe des ſehr harten Panzers herrſcht vor, es finden ſich aber auch verwandte Farben, wie roth, gelb, grau, eintönig oder [Abbildung Rhynchophorus Schach.] in Fleckenzeichnungen. Die Männchen unterſcheiden ſich durch Bildung des Rüſſels, der Beine, der Fühler ꝛc. öfter weſentlich von ihren Weibchen. Man kennt nur wenige Larven, welche vorzugsweiſe im Jnnern monocotyler Gewächſe (Palmen, Cycadeen, Bananen, Zuckerrohr) bohrend leben, wo ſie mitunter bedeutenden Schaden anrichten, weil ſie oft in großen Mengen vorkommen. Man hat ſie darum wohl auch Palmbohrer genannt, eine Bezeichnung, welche ſpeciell dem Rh. palmarum aus Südamerika zukommt. — Auf die kleinſten Arten der ganzen Sippe will Lacordaire den ſonſt allen gegebenen Namen Calandra anwenden. Zwei davon haben ſich durch den Handel, aus dem Orient wahrſcheinlich, verſchleppt und über ganz Europa nicht nur, ſondern auch über die anderen Erdtheile ausgebreitet: der ſchwarze Kornwurm (C. granaria, auch Sitophilus granarius) bewohnt die Magazine und Kornböden, weil er und ſeine Larve vom Mehle des Getreides leben und letztere zwar von dem einen Korne, welches die Mutter anbohrte und mit einem Eie beſchenkte. Hier frißt ſich die Larve weiter und hat ihre volle Größe erlangt, wenn von jenem nur noch die Hülſe vorhanden iſt, in der ſie ſich verpuppt. Nach fünf bis ſechs Wochen vom Ei an gerechnet, erſcheint Anfangs Juli die erſte Generation von den überwinterten Käfern. Vierzehn Tage ſpäter beginnen dieſe ihr Brutgeſchäft, und vor Winters kommt die zweite zum Abſchluß, welche in den Dielenritzen, Balkenfurchen und ſonſtigen Winkeln des Speichers ihren Winterſchlaf hält. Man weiß längſt, daß Reinlichkeit und guter Luftdurchzug die beſten Schutzmittel gegen dieſen nicht zu unterſchätzenden Feind ſind und hat neuerdings mit beſtem Erfolge ein ſinnreiches Verfahren in Anwendung gebracht, um den Kornwurm zu vertreiben: durch eine Luftdrainage, mittelſt zehn Fuß von einander durch den Getreidehaufen gelegter Drainröhren, welche ſich nach außen einzeln öffnen oder auch zu einem Ausgange verbunden ſein können, wird innerhalb des Haufens dieſelbe Temperatur, wie in der umgebenden Luft hergeſtellt, und die die Wärme liebenden und zur Entwickelung gebrauchenden Käferchen verlaſſen den Haufen. Dieſes Verfahren geſtattet außerdem, die Haufen ohne Schaden für das Getreide ſelbſt höher aufzuſchütten, als es ſonſt möglich wird. Der Kornkäfer iſt roth- bis ſchwarzbraun, an Fühlern und Beinen etwas heller, mit Ausſchluß des Rüſſels 1⅔ Linien lang, ⅔‴ breit. Der dünne, ſanft gebogene Rüſſel, etwa von der Länge des Halsſchildes, trägt an ſeiner Wurzel, unmittelbar vor den Augen, die geknieten Fühlhörner mit ſechsgliederiger, lang eiförmig geknopfter Geiſel. Das platte, vorn wenig verengte Halsſchild iſt dicht mit tiefen läng- lichen Punkten beſetzt, welche nur eine glänzende Längslinie durch die Mitte freilaſſen. Die Flügeldecken, von der Breite des letzteren und parallel an den Seiten, runden ſich vor dem Pygidium gemeinſchaftlich ab und werden von tiefen Punktſtreifen durchzogen, deren Zwiſchen- räume glatt bleiben. Die Schienen ſind mit einem Hornhaken an der Spitze bewehrt, die vorderen am Jnnenrande mit kleinen Kerbzähnen. Wie dieſer Käfer von Roggen, Weizen und Mais lebt, ſo der ſehr ähnliche C. oryzae von den Reißkörnern; ein Fleckchen jeder Schulter, eins hinter der Mitte jeder Flügeldecke und der Seitenrand von rother Farbe auf mattem, pechſchwarzem Grunde, ein dicht und rund punktirtes Halsſchild ohne deutliche glatte Mittellinie und äußerſt dicht punkt- ſtreifige Flügeldecken, deren ſehr ſchmale Zwiſchenräume abwechſelnd mit gelben Börſtchen beſetzt ſind, unterſcheiden ihn vom vorigen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/145>, abgerufen am 23.11.2024.