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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Käfer. Heteromeren.
mit Schmerzen erwartet. Sie gleitet herunter von ihrer Wohlthäterin und setzt sich auf das Ei.
Jene schließt die Zelle und hat Alles gethan, was ihr die zärtliche Muttersorge eingab. Für unser
Lärvchen beginnt nun eigentlich erst das Leben. Es verzehrt das Ei, seine erste Nahrung, legt
die Maske ab, welche es bisher trug und wird zu einer weichhäutigen, wesentlich anders aus-
sehenden Larve, welche nun den Honig vertragen kann, ihn unter sichtlichem Gedeihen zu sich
nimmt und zu ihrer völligen Größe gelangt. Wie nun, wird man mit Recht fragen, wenn eine
solche Bienenlaus sich versieht, eine männliche Biene besteigt, oder eine haarige Fliege und so
niemals ihren Zweck erreichen kann? Es sind einzelne Fälle beobachtet worden, sie kommen
also vor, wo sie im Jrrthum war und wahrscheinlich zu Grunde gehen mußte. Weil die weitere
Entwickelung hier von mehr Vorbedingungen abhängig ist, als bei anderen, darum hat die Natur
zum Schutze der Art den weiblichen Eierstock auch vorzugsweise gesegnet. Andererseits hat sie
aber auch jenen Lärvchen den Trieb eingepflanzt und sie unter solchen Bedingungen geboren werden
lassen, daß sie diejenigen Bienen (besonders der Gattung Anthophora, Macrocera angehörig, auch
Apis u. a.) herausfinden, welche ihnen nöthig sind. Man sollte meinen, daß nun wenigstens, nach-
dem die Larve den Honig verzehrt hat und vollkommen erwachsen ist, der gewöhnliche Entwickelungs-
gang eintreten und sie sich verpuppen werde. Dem ist aber nicht so. Es hebt sich vielmehr ihre
Haut ab, ohne zu bersten, und innerhalb zeigt sich eine hornige Puppenform, dem Umrisse der
vorigen Larve sehr ähnlich. Jnnerhalb dieser Puppe, deren Hornhaut sich abermals löst, tritt
von Neuem eine weichhäutige Larve auf, und erst diese wird zur wahren Puppe. Dies der Hergang
der Verwandlung, welcher bei einigen vollständig beobachtet wurde, bei anderen in einzelnen Phasen,
weshalb man aber wegen der Aehnlichkeit beider auch hier denselben Verlauf vermuthet. Was nun
die vollkommenen Jnsekten selbst anlangt, so ist der Kopf herzförmig oder dreiseitig, nach unten
gerichtet und nach hinten halsartig verengt, meist breiter als das Halsschild, er trägt in der Regel
elfgliederige Fühler, seine Unterlippe eine ausgebuchtete oder zweilappige Zunge und der Unterkiefer
zwei hornige Lappen, deren innerer bisweilen schwindet. Am Halsschilde verschmilzt der Rücken
mit den Weichen; die biegsamen, manchmal den Körper sehr unvollkommen verbergenden Flügel-
decken sind breiter als jenes. Die sehr großen, zapfenförmig weit vortretenden Hüften berühren
sich an den zwei ersten Paaren der Beine, und die Pfannen des ersten bleiben hinten nicht nur
weit offen, sondern stehen auch mit einander in Verbindung, die Schienen tragen Enddornen, je
fünf Tarsenglieder an den vorderen, nur vier an den hintersten Füßen. Die Klauen dieser
spalten sich, und der Hinterleib besteht aus sechs, auch sieben freien Ringen. Die Blasenkäfer
ernähren sich von Blättern, einige von den Befruchtungstheilen der Blüthen und breiten sich auf
der ganzen Erdoberfläche aus, vorzugsweise aber in den heißen Ländern; in Europa kennt man
hundert und einige Arten.

Die Maiwürmer, Oelkäfer (Oelmutter, Meloe) vertheilen sich in zahlreichen Arten fast
über die ganze alte Welt, außer im südlichen Asien, finden sich auch einzeln in Amerika, nicht
aber in Australien und Polynesien. Jm ersten Frühjahre -- ich habe die gemeine Art schon am
11. März gefunden -- kriechen die Thiere träg im Grase, an dessen Stengeln und auf Wegen
umher, sie sind leicht kenntlich an dem sehr dicken, nackten Hinterleibe, welcher sich bei den Weibchen
so unförmlich erweitert, daß die Flügeldecken wie ein Paar verkümmerte Hautlappen erscheinen,
und an dem braunen, ölartigen Safte, welcher aus den Gelenken der Beine hervortritt, sobald
man sie zwischen die Finger nimmt. Er ist es, welcher das sogenannte Cantharidin enthält,
jenen sich durch blasenziehende Wirkung auszeichnenden Körper; von diesen Thieren hat man ihn
bisher wenig in der Medizin angewendet, allenfalls bei gewissen Pferdekrankheiten, empfiehlt ihn aber
in neuerer Zeit mehr und zwar zum innern Gebrauch. Die Oelwürmer sind ziemlich große,
plumpe Thiere ohne Flügel, von schwarzer, dunkelblauer oder grüner Farbe mit metallischem Glanze.
Der Kopf ist dreieckig, das Endglied der Kiefertaster eiförmig; die schnurförmigen, beim Männchen
längeren, öfter vor der Mitte durch einige krumme Glieder wie gebrochenen Fühler stehen weit

Die Käfer. Heteromeren.
mit Schmerzen erwartet. Sie gleitet herunter von ihrer Wohlthäterin und ſetzt ſich auf das Ei.
Jene ſchließt die Zelle und hat Alles gethan, was ihr die zärtliche Mutterſorge eingab. Für unſer
Lärvchen beginnt nun eigentlich erſt das Leben. Es verzehrt das Ei, ſeine erſte Nahrung, legt
die Maske ab, welche es bisher trug und wird zu einer weichhäutigen, weſentlich anders aus-
ſehenden Larve, welche nun den Honig vertragen kann, ihn unter ſichtlichem Gedeihen zu ſich
nimmt und zu ihrer völligen Größe gelangt. Wie nun, wird man mit Recht fragen, wenn eine
ſolche Bienenlaus ſich verſieht, eine männliche Biene beſteigt, oder eine haarige Fliege und ſo
niemals ihren Zweck erreichen kann? Es ſind einzelne Fälle beobachtet worden, ſie kommen
alſo vor, wo ſie im Jrrthum war und wahrſcheinlich zu Grunde gehen mußte. Weil die weitere
Entwickelung hier von mehr Vorbedingungen abhängig iſt, als bei anderen, darum hat die Natur
zum Schutze der Art den weiblichen Eierſtock auch vorzugsweiſe geſegnet. Andererſeits hat ſie
aber auch jenen Lärvchen den Trieb eingepflanzt und ſie unter ſolchen Bedingungen geboren werden
laſſen, daß ſie diejenigen Bienen (beſonders der Gattung Anthophora, Macrocera angehörig, auch
Apis u. a.) herausfinden, welche ihnen nöthig ſind. Man ſollte meinen, daß nun wenigſtens, nach-
dem die Larve den Honig verzehrt hat und vollkommen erwachſen iſt, der gewöhnliche Entwickelungs-
gang eintreten und ſie ſich verpuppen werde. Dem iſt aber nicht ſo. Es hebt ſich vielmehr ihre
Haut ab, ohne zu berſten, und innerhalb zeigt ſich eine hornige Puppenform, dem Umriſſe der
vorigen Larve ſehr ähnlich. Jnnerhalb dieſer Puppe, deren Hornhaut ſich abermals löſt, tritt
von Neuem eine weichhäutige Larve auf, und erſt dieſe wird zur wahren Puppe. Dies der Hergang
der Verwandlung, welcher bei einigen vollſtändig beobachtet wurde, bei anderen in einzelnen Phaſen,
weshalb man aber wegen der Aehnlichkeit beider auch hier denſelben Verlauf vermuthet. Was nun
die vollkommenen Jnſekten ſelbſt anlangt, ſo iſt der Kopf herzförmig oder dreiſeitig, nach unten
gerichtet und nach hinten halsartig verengt, meiſt breiter als das Halsſchild, er trägt in der Regel
elfgliederige Fühler, ſeine Unterlippe eine ausgebuchtete oder zweilappige Zunge und der Unterkiefer
zwei hornige Lappen, deren innerer bisweilen ſchwindet. Am Halsſchilde verſchmilzt der Rücken
mit den Weichen; die biegſamen, manchmal den Körper ſehr unvollkommen verbergenden Flügel-
decken ſind breiter als jenes. Die ſehr großen, zapfenförmig weit vortretenden Hüften berühren
ſich an den zwei erſten Paaren der Beine, und die Pfannen des erſten bleiben hinten nicht nur
weit offen, ſondern ſtehen auch mit einander in Verbindung, die Schienen tragen Enddornen, je
fünf Tarſenglieder an den vorderen, nur vier an den hinterſten Füßen. Die Klauen dieſer
ſpalten ſich, und der Hinterleib beſteht aus ſechs, auch ſieben freien Ringen. Die Blaſenkäfer
ernähren ſich von Blättern, einige von den Befruchtungstheilen der Blüthen und breiten ſich auf
der ganzen Erdoberfläche aus, vorzugsweiſe aber in den heißen Ländern; in Europa kennt man
hundert und einige Arten.

Die Maiwürmer, Oelkäfer (Oelmutter, Meloë) vertheilen ſich in zahlreichen Arten faſt
über die ganze alte Welt, außer im ſüdlichen Aſien, finden ſich auch einzeln in Amerika, nicht
aber in Auſtralien und Polyneſien. Jm erſten Frühjahre — ich habe die gemeine Art ſchon am
11. März gefunden — kriechen die Thiere träg im Graſe, an deſſen Stengeln und auf Wegen
umher, ſie ſind leicht kenntlich an dem ſehr dicken, nackten Hinterleibe, welcher ſich bei den Weibchen
ſo unförmlich erweitert, daß die Flügeldecken wie ein Paar verkümmerte Hautlappen erſcheinen,
und an dem braunen, ölartigen Safte, welcher aus den Gelenken der Beine hervortritt, ſobald
man ſie zwiſchen die Finger nimmt. Er iſt es, welcher das ſogenannte Cantharidin enthält,
jenen ſich durch blaſenziehende Wirkung auszeichnenden Körper; von dieſen Thieren hat man ihn
bisher wenig in der Medizin angewendet, allenfalls bei gewiſſen Pferdekrankheiten, empfiehlt ihn aber
in neuerer Zeit mehr und zwar zum innern Gebrauch. Die Oelwürmer ſind ziemlich große,
plumpe Thiere ohne Flügel, von ſchwarzer, dunkelblauer oder grüner Farbe mit metalliſchem Glanze.
Der Kopf iſt dreieckig, das Endglied der Kiefertaſter eiförmig; die ſchnurförmigen, beim Männchen
längeren, öfter vor der Mitte durch einige krumme Glieder wie gebrochenen Fühler ſtehen weit

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[106/0124] Die Käfer. Heteromeren. mit Schmerzen erwartet. Sie gleitet herunter von ihrer Wohlthäterin und ſetzt ſich auf das Ei. Jene ſchließt die Zelle und hat Alles gethan, was ihr die zärtliche Mutterſorge eingab. Für unſer Lärvchen beginnt nun eigentlich erſt das Leben. Es verzehrt das Ei, ſeine erſte Nahrung, legt die Maske ab, welche es bisher trug und wird zu einer weichhäutigen, weſentlich anders aus- ſehenden Larve, welche nun den Honig vertragen kann, ihn unter ſichtlichem Gedeihen zu ſich nimmt und zu ihrer völligen Größe gelangt. Wie nun, wird man mit Recht fragen, wenn eine ſolche Bienenlaus ſich verſieht, eine männliche Biene beſteigt, oder eine haarige Fliege und ſo niemals ihren Zweck erreichen kann? Es ſind einzelne Fälle beobachtet worden, ſie kommen alſo vor, wo ſie im Jrrthum war und wahrſcheinlich zu Grunde gehen mußte. Weil die weitere Entwickelung hier von mehr Vorbedingungen abhängig iſt, als bei anderen, darum hat die Natur zum Schutze der Art den weiblichen Eierſtock auch vorzugsweiſe geſegnet. Andererſeits hat ſie aber auch jenen Lärvchen den Trieb eingepflanzt und ſie unter ſolchen Bedingungen geboren werden laſſen, daß ſie diejenigen Bienen (beſonders der Gattung Anthophora, Macrocera angehörig, auch Apis u. a.) herausfinden, welche ihnen nöthig ſind. Man ſollte meinen, daß nun wenigſtens, nach- dem die Larve den Honig verzehrt hat und vollkommen erwachſen iſt, der gewöhnliche Entwickelungs- gang eintreten und ſie ſich verpuppen werde. Dem iſt aber nicht ſo. Es hebt ſich vielmehr ihre Haut ab, ohne zu berſten, und innerhalb zeigt ſich eine hornige Puppenform, dem Umriſſe der vorigen Larve ſehr ähnlich. Jnnerhalb dieſer Puppe, deren Hornhaut ſich abermals löſt, tritt von Neuem eine weichhäutige Larve auf, und erſt dieſe wird zur wahren Puppe. Dies der Hergang der Verwandlung, welcher bei einigen vollſtändig beobachtet wurde, bei anderen in einzelnen Phaſen, weshalb man aber wegen der Aehnlichkeit beider auch hier denſelben Verlauf vermuthet. Was nun die vollkommenen Jnſekten ſelbſt anlangt, ſo iſt der Kopf herzförmig oder dreiſeitig, nach unten gerichtet und nach hinten halsartig verengt, meiſt breiter als das Halsſchild, er trägt in der Regel elfgliederige Fühler, ſeine Unterlippe eine ausgebuchtete oder zweilappige Zunge und der Unterkiefer zwei hornige Lappen, deren innerer bisweilen ſchwindet. Am Halsſchilde verſchmilzt der Rücken mit den Weichen; die biegſamen, manchmal den Körper ſehr unvollkommen verbergenden Flügel- decken ſind breiter als jenes. Die ſehr großen, zapfenförmig weit vortretenden Hüften berühren ſich an den zwei erſten Paaren der Beine, und die Pfannen des erſten bleiben hinten nicht nur weit offen, ſondern ſtehen auch mit einander in Verbindung, die Schienen tragen Enddornen, je fünf Tarſenglieder an den vorderen, nur vier an den hinterſten Füßen. Die Klauen dieſer ſpalten ſich, und der Hinterleib beſteht aus ſechs, auch ſieben freien Ringen. Die Blaſenkäfer ernähren ſich von Blättern, einige von den Befruchtungstheilen der Blüthen und breiten ſich auf der ganzen Erdoberfläche aus, vorzugsweiſe aber in den heißen Ländern; in Europa kennt man hundert und einige Arten. Die Maiwürmer, Oelkäfer (Oelmutter, Meloë) vertheilen ſich in zahlreichen Arten faſt über die ganze alte Welt, außer im ſüdlichen Aſien, finden ſich auch einzeln in Amerika, nicht aber in Auſtralien und Polyneſien. Jm erſten Frühjahre — ich habe die gemeine Art ſchon am 11. März gefunden — kriechen die Thiere träg im Graſe, an deſſen Stengeln und auf Wegen umher, ſie ſind leicht kenntlich an dem ſehr dicken, nackten Hinterleibe, welcher ſich bei den Weibchen ſo unförmlich erweitert, daß die Flügeldecken wie ein Paar verkümmerte Hautlappen erſcheinen, und an dem braunen, ölartigen Safte, welcher aus den Gelenken der Beine hervortritt, ſobald man ſie zwiſchen die Finger nimmt. Er iſt es, welcher das ſogenannte Cantharidin enthält, jenen ſich durch blaſenziehende Wirkung auszeichnenden Körper; von dieſen Thieren hat man ihn bisher wenig in der Medizin angewendet, allenfalls bei gewiſſen Pferdekrankheiten, empfiehlt ihn aber in neuerer Zeit mehr und zwar zum innern Gebrauch. Die Oelwürmer ſind ziemlich große, plumpe Thiere ohne Flügel, von ſchwarzer, dunkelblauer oder grüner Farbe mit metalliſchem Glanze. Der Kopf iſt dreieckig, das Endglied der Kiefertaſter eiförmig; die ſchnurförmigen, beim Männchen längeren, öfter vor der Mitte durch einige krumme Glieder wie gebrochenen Fühler ſtehen weit

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/124>, abgerufen am 30.04.2024.