Einige nun folgende Arten mögen als Repräsentanten von eben so viel kleineren Familien heteromerer Käfer betrachtet werden, welche sich mit noch anderen an die vorhergehende anschließen, ohne im wesentlichen Baue der einzelnen Theile davon abzuweichen, aber durch ihre lebhafteren Farben, ihre Munterkeit, das Umherfliegen bei Sonnenschein, durch den Aufenthalt auf Pflanzen, deren Blättern und Blütheu einen andern Charakter an sich tragen und darum keine Vereinigung mit ihnen, aber auch nicht mit einander gestatten, ohne der einmal begonnenen Eintheilung in Familien untreu zu werden.
Die Cistela fulvipes ist ein 31/2 bis 4 Linien langes, ovales, nach vorn durch den ziemlich freien Kopf etwas schmäler werdendes Käferchen von metallisch schwarzem Glanze und rostrothen Beinen, leicht kenntlich an den kammzähnigen Fußklanen. Da dieses letztere Merkmal zusammen mit den heteromeren Tarfen der ganzen Familie eigen ist, welcher es angehört, so müssen wir als weitere Gattungscharaktere beachten: die vorn zweizähnigen Kinnbacken, das stark beilförmige End- glied der Kiefertaster, das ungetheilte, vorletzte Tarsenglied und die sich nicht berührenden Vorder- hüften. Die ziemlich langen, fädlichen Fühler sitzen vor dem Ausschnitte der nierenförmigen Augen, durch welche der Kopf seine größte Breite erlangt, etwa die des vordern Halsschildrandes; der hintere ist länger, an den Seiten rechtwinklig und kaum kürzer als die gestreckten, längsriefigen, hinten gemeinsam abgerundeten Flügeldecken, welche nichts vom Hinterleibe frei lassen; am Bauche unterscheidet man deutlich fünf Ringe. Die Schenkel sind zusammengedrückt. Es kommen auch Exemplare vor, welche braun bis röthlich gelbbraun aussehen und wohl als C. bicolor in den Sammlungen stecken. Die zahlreichen Arten beschränken sich vorzugsweise auf die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel, finden sich auf Blättern und Blumen und zeichnen sich durch Flinkheit im Laufe, wie stete Bereitschaft zum Fluge aus.
Der rauhe Wollkäfer (Lagria hirta), welcher sich in Deutschland recht häufig auf Sträuchern findet, hat ein trägeres Naturell und läuft nicht davon, wie die Cistelen, wenn man ihn ergreifen will, stellt sich vielmehr auf kurze Zeit todt; auch hat er eine wesentlich verschiedene Form, indem die nach hinten stark erweiterten weichen, wie Blasen aufgetriebenen, dicht punktirten und schwach gerippten Flügeldecken gegen die schmale vordere Partie des Körpers sehr überwiegen. Die elfgliederigen Fühler, frei vor den nierenförmigen, glotzenden Augen eingelenkt, verdicken sich schwach nach vorn und enden beim Männchen wenigstens mit einem Gliede, welches die drei vor- hergehenden zusammen an Länge übertrifft. Das Kopfschild ist ausgerandet, der Oberkiefer vorn zweispitzig, der Unterkiefer besteht aus kurzen, fast gleich großen, lang behaarten Laden und trägt beil- förmig auslaufende Taster. Ein kleines queres Kinn, eine häutige, abgerundete Zunge und eiförmig endende Taster bilden die Unterlippe. Das walzige Halsschild ist so lang wie breit, auf dem Rücken grubig eingedrückt. Die Schienen sind spornlos, das erste Glied aller Tarsen verlängert, die Klauen einfach. Fünf Bauchringe setzen den Hinterleib zusammen. Das ganze Thier ist zottig gelb behaart, schwarz bis auf die braungelben, an der Naht zugespitzten Flügeldecken, und vier bis fünf Linien lang. Bemerkt sei noch, daß das Männchen schlanker ist in Folge schmälerer Flügeldecken, welcher Umstand den Fabricius veranlaßte, ihm einen andern Namen zu geben (L. pubescens), in der Meinung, es sei eine verschiedene Art. Von der zweiten Hälfte des Mai ab erscheinen die Käfer. Nach der Paarung vergehen sechs bis zehn Tage, ehe das Weibchen seine Eier einzeln unter Sträucher in lockere Erde absetzt, am liebsten in der Nähe von Wald- bächen, in Hohlwege und an andere geschützte Plätze. Erst nach dreißig bis vierzig Tagen kommen die Larven daraus hervor und ernähren sich anfangs nur von faulen, feuchten Pflanzenüberresten, später vom abgefallenen Laube verschiedener Sträucher. Sie häuten sich viermal in sehr ver-
Die Käfer. Heteromeren.
Einige nun folgende Arten mögen als Repräſentanten von eben ſo viel kleineren Familien heteromerer Käfer betrachtet werden, welche ſich mit noch anderen an die vorhergehende anſchließen, ohne im weſentlichen Baue der einzelnen Theile davon abzuweichen, aber durch ihre lebhafteren Farben, ihre Munterkeit, das Umherfliegen bei Sonnenſchein, durch den Aufenthalt auf Pflanzen, deren Blättern und Blütheu einen andern Charakter an ſich tragen und darum keine Vereinigung mit ihnen, aber auch nicht mit einander geſtatten, ohne der einmal begonnenen Eintheilung in Familien untreu zu werden.
Die Cistela fulvipes iſt ein 3½ bis 4 Linien langes, ovales, nach vorn durch den ziemlich freien Kopf etwas ſchmäler werdendes Käferchen von metalliſch ſchwarzem Glanze und roſtrothen Beinen, leicht kenntlich an den kammzähnigen Fußklanen. Da dieſes letztere Merkmal zuſammen mit den heteromeren Tarfen der ganzen Familie eigen iſt, welcher es angehört, ſo müſſen wir als weitere Gattungscharaktere beachten: die vorn zweizähnigen Kinnbacken, das ſtark beilförmige End- glied der Kiefertaſter, das ungetheilte, vorletzte Tarſenglied und die ſich nicht berührenden Vorder- hüften. Die ziemlich langen, fädlichen Fühler ſitzen vor dem Ausſchnitte der nierenförmigen Augen, durch welche der Kopf ſeine größte Breite erlangt, etwa die des vordern Halsſchildrandes; der hintere iſt länger, an den Seiten rechtwinklig und kaum kürzer als die geſtreckten, längsriefigen, hinten gemeinſam abgerundeten Flügeldecken, welche nichts vom Hinterleibe frei laſſen; am Bauche unterſcheidet man deutlich fünf Ringe. Die Schenkel ſind zuſammengedrückt. Es kommen auch Exemplare vor, welche braun bis röthlich gelbbraun ausſehen und wohl als C. bicolor in den Sammlungen ſtecken. Die zahlreichen Arten beſchränken ſich vorzugsweiſe auf die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel, finden ſich auf Blättern und Blumen und zeichnen ſich durch Flinkheit im Laufe, wie ſtete Bereitſchaft zum Fluge aus.
Der rauhe Wollkäfer (Lagria hirta), welcher ſich in Deutſchland recht häufig auf Sträuchern findet, hat ein trägeres Naturell und läuft nicht davon, wie die Ciſtelen, wenn man ihn ergreifen will, ſtellt ſich vielmehr auf kurze Zeit todt; auch hat er eine weſentlich verſchiedene Form, indem die nach hinten ſtark erweiterten weichen, wie Blaſen aufgetriebenen, dicht punktirten und ſchwach gerippten Flügeldecken gegen die ſchmale vordere Partie des Körpers ſehr überwiegen. Die elfgliederigen Fühler, frei vor den nierenförmigen, glotzenden Augen eingelenkt, verdicken ſich ſchwach nach vorn und enden beim Männchen wenigſtens mit einem Gliede, welches die drei vor- hergehenden zuſammen an Länge übertrifft. Das Kopfſchild iſt ausgerandet, der Oberkiefer vorn zweiſpitzig, der Unterkiefer beſteht aus kurzen, faſt gleich großen, lang behaarten Laden und trägt beil- förmig auslaufende Taſter. Ein kleines queres Kinn, eine häutige, abgerundete Zunge und eiförmig endende Taſter bilden die Unterlippe. Das walzige Halsſchild iſt ſo lang wie breit, auf dem Rücken grubig eingedrückt. Die Schienen ſind ſpornlos, das erſte Glied aller Tarſen verlängert, die Klauen einfach. Fünf Bauchringe ſetzen den Hinterleib zuſammen. Das ganze Thier iſt zottig gelb behaart, ſchwarz bis auf die braungelben, an der Naht zugeſpitzten Flügeldecken, und vier bis fünf Linien lang. Bemerkt ſei noch, daß das Männchen ſchlanker iſt in Folge ſchmälerer Flügeldecken, welcher Umſtand den Fabricius veranlaßte, ihm einen andern Namen zu geben (L. pubescens), in der Meinung, es ſei eine verſchiedene Art. Von der zweiten Hälfte des Mai ab erſcheinen die Käfer. Nach der Paarung vergehen ſechs bis zehn Tage, ehe das Weibchen ſeine Eier einzeln unter Sträucher in lockere Erde abſetzt, am liebſten in der Nähe von Wald- bächen, in Hohlwege und an andere geſchützte Plätze. Erſt nach dreißig bis vierzig Tagen kommen die Larven daraus hervor und ernähren ſich anfangs nur von faulen, feuchten Pflanzenüberreſten, ſpäter vom abgefallenen Laube verſchiedener Sträucher. Sie häuten ſich viermal in ſehr ver-
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[102/0120]
Die Käfer. Heteromeren.
Einige nun folgende Arten mögen als Repräſentanten von eben ſo viel kleineren Familien
heteromerer Käfer betrachtet werden, welche ſich mit noch anderen an die vorhergehende anſchließen,
ohne im weſentlichen Baue der einzelnen Theile davon abzuweichen, aber durch ihre lebhafteren
Farben, ihre Munterkeit, das Umherfliegen bei Sonnenſchein, durch den Aufenthalt auf Pflanzen,
deren Blättern und Blütheu einen andern Charakter an ſich tragen und darum keine Vereinigung
mit ihnen, aber auch nicht mit einander geſtatten, ohne der einmal begonnenen Eintheilung in
Familien untreu zu werden.
Die Cistela fulvipes iſt ein 3½ bis 4 Linien langes, ovales, nach vorn durch den ziemlich
freien Kopf etwas ſchmäler werdendes Käferchen von metalliſch ſchwarzem Glanze und roſtrothen
Beinen, leicht kenntlich an den kammzähnigen Fußklanen. Da dieſes letztere Merkmal zuſammen
mit den heteromeren Tarfen der ganzen Familie eigen iſt, welcher es angehört, ſo müſſen wir als
weitere Gattungscharaktere beachten: die vorn zweizähnigen Kinnbacken, das ſtark beilförmige End-
glied der Kiefertaſter, das ungetheilte, vorletzte Tarſenglied und die ſich nicht berührenden Vorder-
hüften. Die ziemlich langen, fädlichen Fühler ſitzen vor dem Ausſchnitte der nierenförmigen Augen,
durch welche der Kopf ſeine größte Breite erlangt, etwa die des vordern Halsſchildrandes; der
hintere iſt länger, an den Seiten rechtwinklig und kaum kürzer als die geſtreckten, längsriefigen,
hinten gemeinſam abgerundeten Flügeldecken, welche nichts vom Hinterleibe frei laſſen; am
Bauche unterſcheidet man deutlich fünf Ringe. Die Schenkel ſind zuſammengedrückt. Es kommen
auch Exemplare vor, welche braun bis röthlich gelbbraun ausſehen und wohl als C. bicolor in
den Sammlungen ſtecken. Die zahlreichen Arten beſchränken ſich vorzugsweiſe auf die gemäßigte
Zone der nördlichen Halbkugel, finden ſich auf Blättern und Blumen und zeichnen ſich durch
Flinkheit im Laufe, wie ſtete Bereitſchaft zum Fluge aus.
Der rauhe Wollkäfer (Lagria hirta), welcher ſich in Deutſchland recht häufig auf Sträuchern
findet, hat ein trägeres Naturell und läuft nicht davon, wie die Ciſtelen, wenn man ihn ergreifen
will, ſtellt ſich vielmehr auf kurze Zeit todt; auch hat er eine weſentlich verſchiedene Form,
indem die nach hinten ſtark erweiterten weichen, wie Blaſen aufgetriebenen, dicht punktirten und
ſchwach gerippten Flügeldecken gegen die ſchmale vordere Partie des Körpers ſehr überwiegen.
Die elfgliederigen Fühler, frei vor den nierenförmigen, glotzenden Augen eingelenkt, verdicken ſich
ſchwach nach vorn und enden beim Männchen wenigſtens mit einem Gliede, welches die drei vor-
hergehenden zuſammen an Länge übertrifft. Das Kopfſchild iſt ausgerandet, der Oberkiefer vorn
zweiſpitzig, der Unterkiefer beſteht aus kurzen, faſt gleich großen, lang behaarten Laden und trägt beil-
förmig auslaufende Taſter. Ein kleines queres Kinn, eine häutige, abgerundete Zunge und eiförmig
endende Taſter bilden die Unterlippe. Das walzige Halsſchild iſt ſo lang wie breit, auf dem
Rücken grubig eingedrückt. Die Schienen ſind ſpornlos, das erſte Glied aller Tarſen verlängert,
die Klauen einfach. Fünf Bauchringe ſetzen den Hinterleib zuſammen. Das ganze Thier iſt zottig
gelb behaart, ſchwarz bis auf die braungelben, an der Naht zugeſpitzten Flügeldecken, und vier
bis fünf Linien lang. Bemerkt ſei noch, daß das Männchen ſchlanker iſt in Folge ſchmälerer
Flügeldecken, welcher Umſtand den Fabricius veranlaßte, ihm einen andern Namen zu geben
(L. pubescens), in der Meinung, es ſei eine verſchiedene Art. Von der zweiten Hälfte des Mai
ab erſcheinen die Käfer. Nach der Paarung vergehen ſechs bis zehn Tage, ehe das Weibchen
ſeine Eier einzeln unter Sträucher in lockere Erde abſetzt, am liebſten in der Nähe von Wald-
bächen, in Hohlwege und an andere geſchützte Plätze. Erſt nach dreißig bis vierzig Tagen kommen
die Larven daraus hervor und ernähren ſich anfangs nur von faulen, feuchten Pflanzenüberreſten,
ſpäter vom abgefallenen Laube verſchiedener Sträucher. Sie häuten ſich viermal in ſehr ver-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/120>, abgerufen am 23.11.2024.
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