vorn dreieckige Unterlippe mit zweigliederigen Tastern, ohne Spur von Zunge. Von oben her schließt die nicht als Kopfschild abgeschiedene Stirn in Ermangelung der Oberlippe die Mund- öffnung. Am zwölften September sammelte ich zwölf Stück solcher Larven, welche zwischen den Wurzeln ziemlich verkümmerten Kopfkohles auf einem feuchten Acker saßen, brachte sie in einen Blumentopf, in welchen ich Rübsen und Glanz säete, um durch deren Wurzeln sie mit Futter zu versorgen. Als die Pflänzchen ungefähr zwei Zoll hoch gewachsen waren, fingen sie an zu welken, besonders das Gras. Jn diesem Zustande blieb der Topf, welcher bisweilen etwas angefeuchtet wurde, über Winter im Fenster des geheizten Zimmers stehen. Jm Februar wurden einige Erbsen gelegt, die bis etwa einen Fuß lang wurden, spärlich und dünn im Wuchse, wie es die Jahreszeit mit sich brachte; plötzlich aber fingen sie an zu welken. Am sechsten Juli untersuchte ich die von zahlreichen Faserwurzeln durchzogene Erde und fand darin drei frisch ausgeschlüpfte Käfer unserer Art, die zarten, natürlich sehr verdrückten Puppenhänte ebenfalls, von den neun übrigen Larven aber keine Spur. Die Puppe sieht weiß aus, hat schwarze Augen, über denselben je ein kleines braunes Spitzchen, welches wie ein Hörnchen emporsteht, und endet in zwei kurze Schwänzchen; sie ruht lose, ohne Cocon und zwar nur einige Wochen in der Erde. Wie wenig wählerisch Drahtwürmer in ihrer Kost sind, geht daraus hervor, daß man einzelne, ich will nicht behaupten von unserer Art, angetroffen, welche sich in die Leiber anderer Jnsektenlarven eingefressen hatten. -- Unter ganz gleichen Verhältnissen und in Gesellschaft des vorigen lebt der ihm sehr ähnliche Agriotes obscurus, dessen Rückenseite gleichmäßig düsterer oder heller braun gefärbt ist, nicht die vier dunkleren Streifen auf den Flügeldecken hat, wie jener, auch wölbt sich sein Halsschild stärker und erscheint dadurch gedrungener; noch manche andere Art, deren Entwickelungsgeschichte wenig abweichen dürfte von der des Saatschnellkäfers, schließt sich hier an.
Der Cebrio gigas ist ein interessantes Thier des südlichen Frankreichs und Spaniens, welches, besonders auf Luzernfeldern (Medicago sativa) nach Gewitterregen in bisweilen großen Mengen urplötzlich erscheint und eben so schnell wieder verschwindet. Das Thier entwickelt sich nämlich zur Zeit des Spätsommers in der Erde, die von der vorhergegangenen Dürre zu fest geworden, um es herauszulassen, darum muß es warten, bis starke Regengüsse den Boden erst erweichten. Bleiben solche bis zum Oktober aus, so erscheint es erst in diesem Monate, sonst normal im August; in manchen Jahren läßt es sich auch gar nicht blicken. Die Männchen fliegen dann sehr unruhig und haftig umher, um ein Weibchen aufzusuchen, welches nicht aus der Erde heraus- kommt, sondern nur seine Hinterleibsspitze aus dem Flugloche hervorreckt. Weil erstere immer in größerer Anzahl vorhanden sind, so entspinnen sich zwischen ihnen heftige Kämpfe um so eine Hinterleibsspitze. Nach der Paarung sterben sie, und die Weibchen verschwinden in der Erde, um ihre Eier abzusetzen und dann den Männchen nachzufolgen. Jn ihrem Körperbau weichen sie wesentlich von jenen ab. Die Fühler sind kürzer als der Kopf sammt den vorstehenden, sichel- förmigen Kinnbacken, das zweite Glied sehr kurz, das dritte länger, verkehrt kegelförmig, die fol- genden bis zum vorletzten quer zusammengedrückt, allmälig breiter werdend, das letzte, elfte kurz eiförmig; die Flügeldecken, kürzer als der Hinterleib, am Ende einzeln abgerundet, klaffen aus- einander und haben keine Flügel zu schützen. Die Beine, etwas kräftiger als beim Männchen, charakterisiren vier dreieckige und ein sehr langes letztes Glied der unten bewimperten Tarsen, welche kürzer als die Schienen sind. Den Hinterleib setzen vom Bauche her sechs dreieckige Glieder zusammen. Ein lichtes Rothgelb deckt den ganzen, unbehaarten Körper. Das rostfarben fein behaarte Männchen, an Kopf, Halsschild, Fühler, Schienen und Tarsen pechbraun, auf den dicht punktirten und schwach gefurchten Flügeldecken rostgelb, hat fadenförmige Fühler von zwei Dritt-
Saatſchnellkäfer. Cebrioniden.
vorn dreieckige Unterlippe mit zweigliederigen Taſtern, ohne Spur von Zunge. Von oben her ſchließt die nicht als Kopfſchild abgeſchiedene Stirn in Ermangelung der Oberlippe die Mund- öffnung. Am zwölften September ſammelte ich zwölf Stück ſolcher Larven, welche zwiſchen den Wurzeln ziemlich verkümmerten Kopfkohles auf einem feuchten Acker ſaßen, brachte ſie in einen Blumentopf, in welchen ich Rübſen und Glanz ſäete, um durch deren Wurzeln ſie mit Futter zu verſorgen. Als die Pflänzchen ungefähr zwei Zoll hoch gewachſen waren, fingen ſie an zu welken, beſonders das Gras. Jn dieſem Zuſtande blieb der Topf, welcher bisweilen etwas angefeuchtet wurde, über Winter im Fenſter des geheizten Zimmers ſtehen. Jm Februar wurden einige Erbſen gelegt, die bis etwa einen Fuß lang wurden, ſpärlich und dünn im Wuchſe, wie es die Jahreszeit mit ſich brachte; plötzlich aber fingen ſie an zu welken. Am ſechſten Juli unterſuchte ich die von zahlreichen Faſerwurzeln durchzogene Erde und fand darin drei friſch ausgeſchlüpfte Käfer unſerer Art, die zarten, natürlich ſehr verdrückten Puppenhänte ebenfalls, von den neun übrigen Larven aber keine Spur. Die Puppe ſieht weiß aus, hat ſchwarze Augen, über denſelben je ein kleines braunes Spitzchen, welches wie ein Hörnchen emporſteht, und endet in zwei kurze Schwänzchen; ſie ruht loſe, ohne Cocon und zwar nur einige Wochen in der Erde. Wie wenig wähleriſch Drahtwürmer in ihrer Koſt ſind, geht daraus hervor, daß man einzelne, ich will nicht behaupten von unſerer Art, angetroffen, welche ſich in die Leiber anderer Jnſektenlarven eingefreſſen hatten. — Unter ganz gleichen Verhältniſſen und in Geſellſchaft des vorigen lebt der ihm ſehr ähnliche Agriotes obscurus, deſſen Rückenſeite gleichmäßig düſterer oder heller braun gefärbt iſt, nicht die vier dunkleren Streifen auf den Flügeldecken hat, wie jener, auch wölbt ſich ſein Halsſchild ſtärker und erſcheint dadurch gedrungener; noch manche andere Art, deren Entwickelungsgeſchichte wenig abweichen dürfte von der des Saatſchnellkäfers, ſchließt ſich hier an.
Der Cebrio gigas iſt ein intereſſantes Thier des ſüdlichen Frankreichs und Spaniens, welches, beſonders auf Luzernfeldern (Medicago sativa) nach Gewitterregen in bisweilen großen Mengen urplötzlich erſcheint und eben ſo ſchnell wieder verſchwindet. Das Thier entwickelt ſich nämlich zur Zeit des Spätſommers in der Erde, die von der vorhergegangenen Dürre zu feſt geworden, um es herauszulaſſen, darum muß es warten, bis ſtarke Regengüſſe den Boden erſt erweichten. Bleiben ſolche bis zum Oktober aus, ſo erſcheint es erſt in dieſem Monate, ſonſt normal im Auguſt; in manchen Jahren läßt es ſich auch gar nicht blicken. Die Männchen fliegen dann ſehr unruhig und haftig umher, um ein Weibchen aufzuſuchen, welches nicht aus der Erde heraus- kommt, ſondern nur ſeine Hinterleibsſpitze aus dem Flugloche hervorreckt. Weil erſtere immer in größerer Anzahl vorhanden ſind, ſo entſpinnen ſich zwiſchen ihnen heftige Kämpfe um ſo eine Hinterleibsſpitze. Nach der Paarung ſterben ſie, und die Weibchen verſchwinden in der Erde, um ihre Eier abzuſetzen und dann den Männchen nachzufolgen. Jn ihrem Körperbau weichen ſie weſentlich von jenen ab. Die Fühler ſind kürzer als der Kopf ſammt den vorſtehenden, ſichel- förmigen Kinnbacken, das zweite Glied ſehr kurz, das dritte länger, verkehrt kegelförmig, die fol- genden bis zum vorletzten quer zuſammengedrückt, allmälig breiter werdend, das letzte, elfte kurz eiförmig; die Flügeldecken, kürzer als der Hinterleib, am Ende einzeln abgerundet, klaffen aus- einander und haben keine Flügel zu ſchützen. Die Beine, etwas kräftiger als beim Männchen, charakteriſiren vier dreieckige und ein ſehr langes letztes Glied der unten bewimperten Tarſen, welche kürzer als die Schienen ſind. Den Hinterleib ſetzen vom Bauche her ſechs dreieckige Glieder zuſammen. Ein lichtes Rothgelb deckt den ganzen, unbehaarten Körper. Das roſtfarben fein behaarte Männchen, an Kopf, Halsſchild, Fühler, Schienen und Tarſen pechbraun, auf den dicht punktirten und ſchwach gefurchten Flügeldecken roſtgelb, hat fadenförmige Fühler von zwei Dritt-
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Saatſchnellkäfer. Cebrioniden.
vorn dreieckige Unterlippe mit zweigliederigen Taſtern, ohne Spur von Zunge. Von oben her
ſchließt die nicht als Kopfſchild abgeſchiedene Stirn in Ermangelung der Oberlippe die Mund-
öffnung. Am zwölften September ſammelte ich zwölf Stück ſolcher Larven, welche zwiſchen den
Wurzeln ziemlich verkümmerten Kopfkohles auf einem feuchten Acker ſaßen, brachte ſie in einen
Blumentopf, in welchen ich Rübſen und Glanz ſäete, um durch deren Wurzeln ſie mit Futter zu
verſorgen. Als die Pflänzchen ungefähr zwei Zoll hoch gewachſen waren, fingen ſie an zu welken,
beſonders das Gras. Jn dieſem Zuſtande blieb der Topf, welcher bisweilen etwas angefeuchtet wurde,
über Winter im Fenſter des geheizten Zimmers ſtehen. Jm Februar wurden einige Erbſen gelegt,
die bis etwa einen Fuß lang wurden, ſpärlich und dünn im Wuchſe, wie es die Jahreszeit mit
ſich brachte; plötzlich aber fingen ſie an zu welken. Am ſechſten Juli unterſuchte ich die von
zahlreichen Faſerwurzeln durchzogene Erde und fand darin drei friſch ausgeſchlüpfte Käfer unſerer
Art, die zarten, natürlich ſehr verdrückten Puppenhänte ebenfalls, von den neun übrigen Larven
aber keine Spur. Die Puppe ſieht weiß aus, hat ſchwarze Augen, über denſelben je ein kleines
braunes Spitzchen, welches wie ein Hörnchen emporſteht, und endet in zwei kurze Schwänzchen;
ſie ruht loſe, ohne Cocon und zwar nur einige Wochen in der Erde. Wie wenig wähleriſch
Drahtwürmer in ihrer Koſt ſind, geht daraus hervor, daß man einzelne, ich will nicht behaupten
von unſerer Art, angetroffen, welche ſich in die Leiber anderer Jnſektenlarven eingefreſſen hatten. —
Unter ganz gleichen Verhältniſſen und in Geſellſchaft des vorigen lebt der ihm ſehr ähnliche
Agriotes obscurus, deſſen Rückenſeite gleichmäßig düſterer oder heller braun gefärbt iſt, nicht die
vier dunkleren Streifen auf den Flügeldecken hat, wie jener, auch wölbt ſich ſein Halsſchild ſtärker
und erſcheint dadurch gedrungener; noch manche andere Art, deren Entwickelungsgeſchichte wenig
abweichen dürfte von der des Saatſchnellkäfers, ſchließt ſich hier an.
Der Cebrio gigas iſt ein intereſſantes Thier des ſüdlichen Frankreichs und Spaniens, welches,
beſonders auf Luzernfeldern (Medicago sativa) nach Gewitterregen in bisweilen großen Mengen
urplötzlich erſcheint und eben ſo ſchnell wieder verſchwindet. Das Thier entwickelt ſich nämlich
zur Zeit des Spätſommers in der Erde, die von der vorhergegangenen Dürre zu feſt geworden,
um es herauszulaſſen, darum muß es warten, bis ſtarke Regengüſſe den Boden erſt erweichten.
Bleiben ſolche bis zum Oktober aus, ſo erſcheint es erſt in dieſem Monate, ſonſt normal im
Auguſt; in manchen Jahren läßt es ſich auch gar nicht blicken. Die Männchen fliegen dann ſehr
unruhig und haftig umher, um ein Weibchen aufzuſuchen, welches nicht aus der Erde heraus-
kommt, ſondern nur ſeine Hinterleibsſpitze aus dem Flugloche hervorreckt. Weil erſtere immer in
größerer Anzahl vorhanden ſind, ſo entſpinnen ſich zwiſchen ihnen heftige Kämpfe um ſo eine
Hinterleibsſpitze. Nach der Paarung ſterben ſie, und die Weibchen verſchwinden in der Erde, um
ihre Eier abzuſetzen und dann den Männchen nachzufolgen. Jn ihrem Körperbau weichen ſie
weſentlich von jenen ab. Die Fühler ſind kürzer als der Kopf ſammt den vorſtehenden, ſichel-
förmigen Kinnbacken, das zweite Glied ſehr kurz, das dritte länger, verkehrt kegelförmig, die fol-
genden bis zum vorletzten quer zuſammengedrückt, allmälig breiter werdend, das letzte, elfte kurz
eiförmig; die Flügeldecken, kürzer als der Hinterleib, am Ende einzeln abgerundet, klaffen aus-
einander und haben keine Flügel zu ſchützen. Die Beine, etwas kräftiger als beim Männchen,
charakteriſiren vier dreieckige und ein ſehr langes letztes Glied der unten bewimperten Tarſen,
welche kürzer als die Schienen ſind. Den Hinterleib ſetzen vom Bauche her ſechs dreieckige Glieder
zuſammen. Ein lichtes Rothgelb deckt den ganzen, unbehaarten Körper. Das roſtfarben fein
behaarte Männchen, an Kopf, Halsſchild, Fühler, Schienen und Tarſen pechbraun, auf den dicht
punktirten und ſchwach gefurchten Flügeldecken roſtgelb, hat fadenförmige Fühler von zwei Dritt-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/107>, abgerufen am 23.11.2024.
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