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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Dendrophyllia. Heliasträa. Madrepora. Porites.

Eine Einführung in die Systematik ist ohne die speciellste Kenntnißnahme von der Beschaffen-
und den Theilen der einfachen und zusammengesetzten Stöcke nicht möglich. Man pflegt die
Polypen in zwei große Haufen zu theilen; der erste, der Haufe der Vielkreisigen (Polycyclia)
begreift diejenigen, wo die Zahl der Fühler und inneren Kammern mit dem Alter zunimmt, so
daß zwei und mehr Kreise von Fühlern und Scheidewänden entstehen.

[Abbildung] Drei Mundkelche von
Heliastraea. Vergr.
Wiederum die meisten dieser polyeyclischen Polypen sondern feste, fast immer
rings geschlossene Kelchgerüste ab und bilden zusammengesetzte Stöcke. Wir
haben mit einer Heliastraea ein erstes Beispiel aus einer Unterabtheilung
gewählt, wo das Kalkgewebe dicht und porenlos ist und wo durch ein theil-
weises Jneinanderfließen der Kelche, den Ausdruck einer nicht vollständig
durchgreifenden Theilung und Knospenbildung, die Oberfläche mit unregel-
mäßig geschlungenen Thälern und Zungen bedeckt ist. An den lebenden
Exemplaren sind natürlich diese Thäler mit den Weichtheilen bedeckt und
man erkennt an den Mundöffnungen die Bezirke der einzelnen Jndividuen,
von denen man an den ausgewaschenen Stücken nur die Begrenzungen
nach zwei gegenüberliegenden Seiten hin wahrnimmt. Unsere Abbildung zeigt drei Mundkelche
und ihre Bezirke in mäßiger Vergrößerung, wodurch die mangelhafte Vorstellung, welche man
sich aus dem alleinigen Anblick des leeren oder eingetrockneten Stockes macht, eine wesentliche
Berichtigung erhält.

Eine andere große Abtheilung von Familien machen diejenigen Sippen aus, deren Stock in
der verschiedensten Weise gelockert, porös und mehr oder

[Abbildung] Madrepora verrucosa. A ein kleiner Stock in nat. Größe und B daneben einige
vergrößerte Kelche, zwei vertical durchschnitten.
minder grob durchbrochen erscheint. Man kann in der Regel
schon mit bloßem Auge diese Beschaffenheit erkennen, aber erst
gute Loupen und stärkere Vergrößerungen möglichst feiner
Schliffe geben näheren Aufschluß und gestatten die Feststellung
von Sippen und Arten. Die oben abgebildete Dendrophyllia
gehört hierher. Eine der wichtigsten und am häufigsten
genannten Sippen ist aber Madrepora, von der man oft alle
riffbildenden Korallen als Madreporen bezeichnen hört. Die
Stöcke bilden bald große unregelmäßige Lappen, bald sind sie
baumförmig, und die einzelnen Kelche treten meist von
einander geschieden aus
[Abbildung] der gemeinsamen Binde-
masse hervor.

Ein drittes, für
die mikroskopische Be-
trachtung sehr lohnen-
des Beispiel giebt die
Sippe Porites. Der
Stock ist im höchsten
Grade schwammig und
besteht aus einem laby-
rinthisch verschlungenen
feinen Blätterwerk.

Die Meere der
gemäßigten und nörd-
lichen Zone sind an Sippen und Arten dieser polycyelischen Polypen mit festem Kelchgerüst sehr
arm. Außer der oben abgebildeten Dendrophyllia ramea des Mittelmeeres, welche nur

Dendrophyllia. Heliaſträa. Madrepora. Porites.

Eine Einführung in die Syſtematik iſt ohne die ſpeciellſte Kenntnißnahme von der Beſchaffen-
und den Theilen der einfachen und zuſammengeſetzten Stöcke nicht möglich. Man pflegt die
Polypen in zwei große Haufen zu theilen; der erſte, der Haufe der Vielkreiſigen (Polycyclia)
begreift diejenigen, wo die Zahl der Fühler und inneren Kammern mit dem Alter zunimmt, ſo
daß zwei und mehr Kreiſe von Fühlern und Scheidewänden entſtehen.

[Abbildung] Drei Mundkelche von
Heliastraea. Vergr.
Wiederum die meiſten dieſer polyeycliſchen Polypen ſondern feſte, faſt immer
rings geſchloſſene Kelchgerüſte ab und bilden zuſammengeſetzte Stöcke. Wir
haben mit einer Heliastraea ein erſtes Beiſpiel aus einer Unterabtheilung
gewählt, wo das Kalkgewebe dicht und porenlos iſt und wo durch ein theil-
weiſes Jneinanderfließen der Kelche, den Ausdruck einer nicht vollſtändig
durchgreifenden Theilung und Knospenbildung, die Oberfläche mit unregel-
mäßig geſchlungenen Thälern und Zungen bedeckt iſt. An den lebenden
Exemplaren ſind natürlich dieſe Thäler mit den Weichtheilen bedeckt und
man erkennt an den Mundöffnungen die Bezirke der einzelnen Jndividuen,
von denen man an den ausgewaſchenen Stücken nur die Begrenzungen
nach zwei gegenüberliegenden Seiten hin wahrnimmt. Unſere Abbildung zeigt drei Mundkelche
und ihre Bezirke in mäßiger Vergrößerung, wodurch die mangelhafte Vorſtellung, welche man
ſich aus dem alleinigen Anblick des leeren oder eingetrockneten Stockes macht, eine weſentliche
Berichtigung erhält.

Eine andere große Abtheilung von Familien machen diejenigen Sippen aus, deren Stock in
der verſchiedenſten Weiſe gelockert, porös und mehr oder

[Abbildung] Madrepora verrucosa. A ein kleiner Stock in nat. Größe und B daneben einige
vergrößerte Kelche, zwei vertical durchſchnitten.
minder grob durchbrochen erſcheint. Man kann in der Regel
ſchon mit bloßem Auge dieſe Beſchaffenheit erkennen, aber erſt
gute Loupen und ſtärkere Vergrößerungen möglichſt feiner
Schliffe geben näheren Aufſchluß und geſtatten die Feſtſtellung
von Sippen und Arten. Die oben abgebildete Dendrophyllia
gehört hierher. Eine der wichtigſten und am häufigſten
genannten Sippen iſt aber Madrepora, von der man oft alle
riffbildenden Korallen als Madreporen bezeichnen hört. Die
Stöcke bilden bald große unregelmäßige Lappen, bald ſind ſie
baumförmig, und die einzelnen Kelche treten meiſt von
einander geſchieden aus
[Abbildung] der gemeinſamen Binde-
maſſe hervor.

Ein drittes, für
die mikroſkopiſche Be-
trachtung ſehr lohnen-
des Beiſpiel giebt die
Sippe Porites. Der
Stock iſt im höchſten
Grade ſchwammig und
beſteht aus einem laby-
rinthiſch verſchlungenen
feinen Blätterwerk.

Die Meere der
gemäßigten und nörd-
lichen Zone ſind an Sippen und Arten dieſer polycyeliſchen Polypen mit feſtem Kelchgerüſt ſehr
arm. Außer der oben abgebildeten Dendrophyllia ramea des Mittelmeeres, welche nur

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[999/1051] Dendrophyllia. Heliaſträa. Madrepora. Porites. Eine Einführung in die Syſtematik iſt ohne die ſpeciellſte Kenntnißnahme von der Beſchaffen- und den Theilen der einfachen und zuſammengeſetzten Stöcke nicht möglich. Man pflegt die Polypen in zwei große Haufen zu theilen; der erſte, der Haufe der Vielkreiſigen (Polycyclia) begreift diejenigen, wo die Zahl der Fühler und inneren Kammern mit dem Alter zunimmt, ſo daß zwei und mehr Kreiſe von Fühlern und Scheidewänden entſtehen. [Abbildung Drei Mundkelche von Heliastraea. Vergr.] Wiederum die meiſten dieſer polyeycliſchen Polypen ſondern feſte, faſt immer rings geſchloſſene Kelchgerüſte ab und bilden zuſammengeſetzte Stöcke. Wir haben mit einer Heliastraea ein erſtes Beiſpiel aus einer Unterabtheilung gewählt, wo das Kalkgewebe dicht und porenlos iſt und wo durch ein theil- weiſes Jneinanderfließen der Kelche, den Ausdruck einer nicht vollſtändig durchgreifenden Theilung und Knospenbildung, die Oberfläche mit unregel- mäßig geſchlungenen Thälern und Zungen bedeckt iſt. An den lebenden Exemplaren ſind natürlich dieſe Thäler mit den Weichtheilen bedeckt und man erkennt an den Mundöffnungen die Bezirke der einzelnen Jndividuen, von denen man an den ausgewaſchenen Stücken nur die Begrenzungen nach zwei gegenüberliegenden Seiten hin wahrnimmt. Unſere Abbildung zeigt drei Mundkelche und ihre Bezirke in mäßiger Vergrößerung, wodurch die mangelhafte Vorſtellung, welche man ſich aus dem alleinigen Anblick des leeren oder eingetrockneten Stockes macht, eine weſentliche Berichtigung erhält. Eine andere große Abtheilung von Familien machen diejenigen Sippen aus, deren Stock in der verſchiedenſten Weiſe gelockert, porös und mehr oder [Abbildung Madrepora verrucosa. A ein kleiner Stock in nat. Größe und B daneben einige vergrößerte Kelche, zwei vertical durchſchnitten.] minder grob durchbrochen erſcheint. Man kann in der Regel ſchon mit bloßem Auge dieſe Beſchaffenheit erkennen, aber erſt gute Loupen und ſtärkere Vergrößerungen möglichſt feiner Schliffe geben näheren Aufſchluß und geſtatten die Feſtſtellung von Sippen und Arten. Die oben abgebildete Dendrophyllia gehört hierher. Eine der wichtigſten und am häufigſten genannten Sippen iſt aber Madrepora, von der man oft alle riffbildenden Korallen als Madreporen bezeichnen hört. Die Stöcke bilden bald große unregelmäßige Lappen, bald ſind ſie baumförmig, und die einzelnen Kelche treten meiſt von einander geſchieden aus [Abbildung] der gemeinſamen Binde- maſſe hervor. Ein drittes, für die mikroſkopiſche Be- trachtung ſehr lohnen- des Beiſpiel giebt die Sippe Porites. Der Stock iſt im höchſten Grade ſchwammig und beſteht aus einem laby- rinthiſch verſchlungenen feinen Blätterwerk. Die Meere der gemäßigten und nörd- lichen Zone ſind an Sippen und Arten dieſer polycyeliſchen Polypen mit feſtem Kelchgerüſt ſehr arm. Außer der oben abgebildeten Dendrophyllia ramea des Mittelmeeres, welche nur

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1051>, abgerufen am 23.11.2024.