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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Semiotus. Athous. Elater. Pyrouhorus.
beginnen, sind mehr untergeordneter Natur. Die auf die eben näher bestimmte Weise charakteri-
sirten Arten, öfter mit lichter gefärbten Flügeldecken geschmückt, gehören vorzugsweise der nörd-
lichen Halbkugel an und kommen zahlreich in Europa vor, so der zierliche, tief schwarze E. san-
guineus
, welcher auf dem gleichmäßig punktirten, in seiner hintern Hälste mit Längseindruck
versehenen Halsschilde schwarz behaart, an den stark punktstreifigen Flügeldecken scharlachroth
gefärbt ist. Dieser 5 bis 6 Linien lange Käfer findet sich nicht selten auf Kiefern, theils auf den
Radeln, theils hinter der Rinde alter Stämme. -- Sehr ähnlich ist ihm der kleinere (4 bis
5''' lange) E. pomorum, doch sehen die Flügeldecken mehr blutroth aus, Kopf und Halsschild
sind braun behaart und letzteres auf der Scheibe seiner und sparsamer punktirt als an den
Rändern. -- Von ihm wieder unterscheidet sich leicht der E. ephippium durch schwarzgraue
Behaarung und eine schwarze Naht oder einen schwarzen gemeinschaftlichen Fleck der scharlachrothen
Deckschilde. Jch fand die Art sehr zahlreich Anfangs Juni auf den Blüthen der stattlichen
Sumpfwolfsmilch (Euphorbia palustris), welche zwischen niedrigem Weidengebüsch auf einer
Wiese stand.

Das reiche Südamerika erzeugt in seinem tropischen Theile etwa hundert Arten von Schnell-
käfern, welche neben der Familieneigenthümlichkeit noch die wunderbare Kraft besitzen, wie die
Johanniswürmchen im Dunkeln zu leuchten. Man erkennt die großen, oder mittelgroßen Thiere,
"Feuerfliegen", welche meist düster braun gefärbt, dicht graugelb behaart und der Gattung
Pyrophorus zugetheilt worden sind, leicht an einem etwas aufgetriebenen, wachsgelben Flecke in
der Nähe jeder Hinterecke des Halsschildes, von welchem aus sich im Leben das magische Licht
verbreitet; dieses wirkt so intensiv, daß einer hinreicht, um an einer Taschenuhr die Zeit zu
erkennen, sechs, welche man in ein Glas einsperrt, um gewöhnliche Druckschrift lesen zu können. Die
Stirn ist abgestutzt oder abgerundet mit dickem Vorderrande, ohne Querleiste, die Augen sehr
groß, die Fühler vom vierten Gliede an oder gar nicht gesägt. Der quere Thorar wölbt sich meist
und zieht sich in den Hinterecken zu einer mehr oder weniger kräftigen Stachelspitze aus. Die
Tarsen sind zusammengedrückt, fadenförmig und unterhalb behaart. Eine Art, welche die Ein-
gebornen Cueubano nennen, fliegt vom März bis Mai auf Portorico des Nachts umher, besonders
in den Straßen der Ortschaften. Daß die Larve im Holze leben müsse, beweist das Vorkommen
des Käfers in Häusern und an Stellen, wo gefällte Baumstämme liegen. Eine der gemeinsten
Arten auf Cuba scheint der P. noetilucus zu sein, von welchem wir

[Abbildung] Der Cucujo (Pyrophorus
noctilucus.
ein Exemplar abbildeten. Seine Larve soll im Marke des Zuckerrohrs leben
und daselbst öster Schaden anrichten. Die Leuchtkraft der Feuerfliegen wird
in den verschiedenen Gegenden zu verschiedenen Zwecken benutzt. So steckt
man einige in ausgehöhlte, mit kleinen Löchern versehene Flaschenkürbisse,
um natürliche Laternen dadurch herzustellen. Sehr sinnreich ist die Ver-
wendung zu nennen, welche die Damen davon machen, um ihre Reize zu
erhöhen. Sie stecken des Abends die Käfer in ein Säckchen von seinem
Tüll, deren mehrere in Rosenform an dem Kleide befestigt werden; am
schönsten aber soll sich dieser Schmuck ausnehmen, wenn er mit künstlichen,
aus Kolibrifedern gefertigten Blumen und einzelnen Brillanten verbunden,
als Kranz im Haare getragen wird. Die Käfer, von den Spaniern
Cucujo genannt, bilden in Veracruz eben darum einen Handelsartikel.
Die Jndianer fangen sie, indem sie eine Kohle an einem Stocke hin und her schwingen, nach welcher
jene fliegen. Eingefangen hält man sie in eigens dazu angefertigten Kästchen von feinem Drahte,
füttert sie mit Scheibchen von Zuckerrohr und badet sie täglich zweimal, damit sie bei Abend ihren
Dienst nicht versagen und durch möglichst lebhaftes Leuchten bezaubern.

Die Gattung Corymbites (Diacanthus, Ludius etc.) enthält viele metallisch glänzende oder
arbige Arten, welche, der gemäßigten und kälteren Zone eigen, selbst bis zur Schneegrenze herauf-

Semiotus. Athous. Elater. Pyrouhorus.
beginnen, ſind mehr untergeordneter Natur. Die auf die eben näher beſtimmte Weiſe charakteri-
ſirten Arten, öfter mit lichter gefärbten Flügeldecken geſchmückt, gehören vorzugsweiſe der nörd-
lichen Halbkugel an und kommen zahlreich in Europa vor, ſo der zierliche, tief ſchwarze E. san-
guineus
, welcher auf dem gleichmäßig punktirten, in ſeiner hintern Hälſte mit Längseindruck
verſehenen Halsſchilde ſchwarz behaart, an den ſtark punktſtreifigen Flügeldecken ſcharlachroth
gefärbt iſt. Dieſer 5 bis 6 Linien lange Käfer findet ſich nicht ſelten auf Kiefern, theils auf den
Radeln, theils hinter der Rinde alter Stämme. — Sehr ähnlich iſt ihm der kleinere (4 bis
5‴ lange) E. pomorum, doch ſehen die Flügeldecken mehr blutroth aus, Kopf und Halsſchild
ſind braun behaart und letzteres auf der Scheibe ſeiner und ſparſamer punktirt als an den
Rändern. — Von ihm wieder unterſcheidet ſich leicht der E. ephippium durch ſchwarzgraue
Behaarung und eine ſchwarze Naht oder einen ſchwarzen gemeinſchaftlichen Fleck der ſcharlachrothen
Deckſchilde. Jch fand die Art ſehr zahlreich Anfangs Juni auf den Blüthen der ſtattlichen
Sumpfwolfsmilch (Euphorbia palustris), welche zwiſchen niedrigem Weidengebüſch auf einer
Wieſe ſtand.

Das reiche Südamerika erzeugt in ſeinem tropiſchen Theile etwa hundert Arten von Schnell-
käfern, welche neben der Familieneigenthümlichkeit noch die wunderbare Kraft beſitzen, wie die
Johanniswürmchen im Dunkeln zu leuchten. Man erkennt die großen, oder mittelgroßen Thiere,
„Feuerfliegen“, welche meiſt düſter braun gefärbt, dicht graugelb behaart und der Gattung
Pyrophorus zugetheilt worden ſind, leicht an einem etwas aufgetriebenen, wachsgelben Flecke in
der Nähe jeder Hinterecke des Halsſchildes, von welchem aus ſich im Leben das magiſche Licht
verbreitet; dieſes wirkt ſo intenſiv, daß einer hinreicht, um an einer Taſchenuhr die Zeit zu
erkennen, ſechs, welche man in ein Glas einſperrt, um gewöhnliche Druckſchrift leſen zu können. Die
Stirn iſt abgeſtutzt oder abgerundet mit dickem Vorderrande, ohne Querleiſte, die Augen ſehr
groß, die Fühler vom vierten Gliede an oder gar nicht geſägt. Der quere Thorar wölbt ſich meiſt
und zieht ſich in den Hinterecken zu einer mehr oder weniger kräftigen Stachelſpitze aus. Die
Tarſen ſind zuſammengedrückt, fadenförmig und unterhalb behaart. Eine Art, welche die Ein-
gebornen Cueubano nennen, fliegt vom März bis Mai auf Portorico des Nachts umher, beſonders
in den Straßen der Ortſchaften. Daß die Larve im Holze leben müſſe, beweiſt das Vorkommen
des Käfers in Häuſern und an Stellen, wo gefällte Baumſtämme liegen. Eine der gemeinſten
Arten auf Cuba ſcheint der P. noetilucus zu ſein, von welchem wir

[Abbildung] Der Cucujo (Pyrophorus
noctilucus.
ein Exemplar abbildeten. Seine Larve ſoll im Marke des Zuckerrohrs leben
und daſelbſt öſter Schaden anrichten. Die Leuchtkraft der Feuerfliegen wird
in den verſchiedenen Gegenden zu verſchiedenen Zwecken benutzt. So ſteckt
man einige in ausgehöhlte, mit kleinen Löchern verſehene Flaſchenkürbiſſe,
um natürliche Laternen dadurch herzuſtellen. Sehr ſinnreich iſt die Ver-
wendung zu nennen, welche die Damen davon machen, um ihre Reize zu
erhöhen. Sie ſtecken des Abends die Käfer in ein Säckchen von ſeinem
Tüll, deren mehrere in Roſenform an dem Kleide befeſtigt werden; am
ſchönſten aber ſoll ſich dieſer Schmuck ausnehmen, wenn er mit künſtlichen,
aus Kolibrifedern gefertigten Blumen und einzelnen Brillanten verbunden,
als Kranz im Haare getragen wird. Die Käfer, von den Spaniern
Cucujo genannt, bilden in Veracruz eben darum einen Handelsartikel.
Die Jndianer fangen ſie, indem ſie eine Kohle an einem Stocke hin und her ſchwingen, nach welcher
jene fliegen. Eingefangen hält man ſie in eigens dazu angefertigten Käſtchen von feinem Drahte,
füttert ſie mit Scheibchen von Zuckerrohr und badet ſie täglich zweimal, damit ſie bei Abend ihren
Dienſt nicht verſagen und durch möglichſt lebhaftes Leuchten bezaubern.

Die Gattung Corymbites (Diacanthus, Ludius ꝛc.) enthält viele metalliſch glänzende oder
arbige Arten, welche, der gemäßigten und kälteren Zone eigen, ſelbſt bis zur Schneegrenze herauf-

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[87/0105] Semiotus. Athous. Elater. Pyrouhorus. beginnen, ſind mehr untergeordneter Natur. Die auf die eben näher beſtimmte Weiſe charakteri- ſirten Arten, öfter mit lichter gefärbten Flügeldecken geſchmückt, gehören vorzugsweiſe der nörd- lichen Halbkugel an und kommen zahlreich in Europa vor, ſo der zierliche, tief ſchwarze E. san- guineus, welcher auf dem gleichmäßig punktirten, in ſeiner hintern Hälſte mit Längseindruck verſehenen Halsſchilde ſchwarz behaart, an den ſtark punktſtreifigen Flügeldecken ſcharlachroth gefärbt iſt. Dieſer 5 bis 6 Linien lange Käfer findet ſich nicht ſelten auf Kiefern, theils auf den Radeln, theils hinter der Rinde alter Stämme. — Sehr ähnlich iſt ihm der kleinere (4 bis 5‴ lange) E. pomorum, doch ſehen die Flügeldecken mehr blutroth aus, Kopf und Halsſchild ſind braun behaart und letzteres auf der Scheibe ſeiner und ſparſamer punktirt als an den Rändern. — Von ihm wieder unterſcheidet ſich leicht der E. ephippium durch ſchwarzgraue Behaarung und eine ſchwarze Naht oder einen ſchwarzen gemeinſchaftlichen Fleck der ſcharlachrothen Deckſchilde. Jch fand die Art ſehr zahlreich Anfangs Juni auf den Blüthen der ſtattlichen Sumpfwolfsmilch (Euphorbia palustris), welche zwiſchen niedrigem Weidengebüſch auf einer Wieſe ſtand. Das reiche Südamerika erzeugt in ſeinem tropiſchen Theile etwa hundert Arten von Schnell- käfern, welche neben der Familieneigenthümlichkeit noch die wunderbare Kraft beſitzen, wie die Johanniswürmchen im Dunkeln zu leuchten. Man erkennt die großen, oder mittelgroßen Thiere, „Feuerfliegen“, welche meiſt düſter braun gefärbt, dicht graugelb behaart und der Gattung Pyrophorus zugetheilt worden ſind, leicht an einem etwas aufgetriebenen, wachsgelben Flecke in der Nähe jeder Hinterecke des Halsſchildes, von welchem aus ſich im Leben das magiſche Licht verbreitet; dieſes wirkt ſo intenſiv, daß einer hinreicht, um an einer Taſchenuhr die Zeit zu erkennen, ſechs, welche man in ein Glas einſperrt, um gewöhnliche Druckſchrift leſen zu können. Die Stirn iſt abgeſtutzt oder abgerundet mit dickem Vorderrande, ohne Querleiſte, die Augen ſehr groß, die Fühler vom vierten Gliede an oder gar nicht geſägt. Der quere Thorar wölbt ſich meiſt und zieht ſich in den Hinterecken zu einer mehr oder weniger kräftigen Stachelſpitze aus. Die Tarſen ſind zuſammengedrückt, fadenförmig und unterhalb behaart. Eine Art, welche die Ein- gebornen Cueubano nennen, fliegt vom März bis Mai auf Portorico des Nachts umher, beſonders in den Straßen der Ortſchaften. Daß die Larve im Holze leben müſſe, beweiſt das Vorkommen des Käfers in Häuſern und an Stellen, wo gefällte Baumſtämme liegen. Eine der gemeinſten Arten auf Cuba ſcheint der P. noetilucus zu ſein, von welchem wir [Abbildung Der Cucujo (Pyrophorus noctilucus.] ein Exemplar abbildeten. Seine Larve ſoll im Marke des Zuckerrohrs leben und daſelbſt öſter Schaden anrichten. Die Leuchtkraft der Feuerfliegen wird in den verſchiedenen Gegenden zu verſchiedenen Zwecken benutzt. So ſteckt man einige in ausgehöhlte, mit kleinen Löchern verſehene Flaſchenkürbiſſe, um natürliche Laternen dadurch herzuſtellen. Sehr ſinnreich iſt die Ver- wendung zu nennen, welche die Damen davon machen, um ihre Reize zu erhöhen. Sie ſtecken des Abends die Käfer in ein Säckchen von ſeinem Tüll, deren mehrere in Roſenform an dem Kleide befeſtigt werden; am ſchönſten aber ſoll ſich dieſer Schmuck ausnehmen, wenn er mit künſtlichen, aus Kolibrifedern gefertigten Blumen und einzelnen Brillanten verbunden, als Kranz im Haare getragen wird. Die Käfer, von den Spaniern Cucujo genannt, bilden in Veracruz eben darum einen Handelsartikel. Die Jndianer fangen ſie, indem ſie eine Kohle an einem Stocke hin und her ſchwingen, nach welcher jene fliegen. Eingefangen hält man ſie in eigens dazu angefertigten Käſtchen von feinem Drahte, füttert ſie mit Scheibchen von Zuckerrohr und badet ſie täglich zweimal, damit ſie bei Abend ihren Dienſt nicht verſagen und durch möglichſt lebhaftes Leuchten bezaubern. Die Gattung Corymbites (Diacanthus, Ludius ꝛc.) enthält viele metalliſch glänzende oder arbige Arten, welche, der gemäßigten und kälteren Zone eigen, ſelbſt bis zur Schneegrenze herauf-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/105>, abgerufen am 30.04.2024.