"Da ist der Teufel!! Großer Lärm unter den Schiffsleuten! Alle griffen zu den Waffen und man sah Nichts als Spieße, Harpunen und Flinten. Jch selbst lief herbei und sah einen großen Fisch wie ein Roche, außer daß er zwei Hörner hatte wie ein Ochse. Er war immer von einem weißen Fische begleitet, welcher von Zeit zu Zeit aufs Plänkeln ausging und sich dann wieder unter ihm versteckte. Zwischen seinen Hörnern trug er einen kleinen, grauen Fisch, den man des Teufels Lootsen nannte, weil er ihn leitet und kneipt, wenn er Fische bemerkt; auf diese stürzt dann der Teufel mit der Schnelligkeit eines Pfeiles."
So erzählt ein Schriftsteller, welcher zu Ende des siebzehnten Jahrhundert nach Siam reiste und 1685 seine Reisebeschreibung herausgab. Nach ihm sprechen andere Reisende, und Forscher von denselben Teufeln, ausführlich unter Anderen auch Le Vaillant, welcher unter dem zehnten Grade nördlicher Breite drei von ihnen beobachtete. Auch diese waren von Lootsenfischen umgeben und jedem saß auf dem Horn vor dem Kopfe ein weißer, armdicker, langer Fisch, welcher ihn zu leiten schien. Es gelang, den kleinsten Teufel zu fangen, und man fand, daß es ein Roche war von 28 Fuß Breite und 21 Fuß Länge, ausschließlich des 22 Zoll langen Schwanzes. Das Maul war so weit, daß er leicht einen Menschen verschlucken konnte, der Rücken braun, der Bauch weiß. Das Gewicht schätzte man auf 20 Centner.
Man könnte versucht sein, diese Erzählungen mit eben demselben Mißtrauen aufzunehmen wie die erbaulichen Mittheilungen über den Teufel, welcher, einem Drehwurm vergleichbar, im Gehirne unserer Pfaffen spuckt, wären nicht neuerdings wiederholt ähnliche Riesen beobachtet und gefangen worden. Bei New-York tödtete man einen Rochen, welcher fast die Größe eines Walfisches und ungefähr zehntausend Pfund an Gewicht hatte. Sein Leib war 15, der Schwanz 4 Fuß lang; die Breite von einer Brustflosse zur andern betrug 18 Fuß. Die Kräfte von zwei Gespann Ochsen, zwei Pferden und zwei und zwanzig Menschen reichten kaum hin, um das Ungethüm aus Land zu ziehen. Ganz neuerdings beschrieb ein Amerikaner, Elliot, sehr ausführlich eine von ihm veranstaltete Jagd auf diesen Seeteufel, erzählt, daß derselbe im Meerbusen von Mejiko, wenn auch nicht gerade häufig, so doch regelmäßig vorkomme, außerordentlich rasch und zierlich schwimme, sich in merkwürdigen, sprung- artigen Bewegungen durch das Wasser wälze, oft eine und die andere seiner Flossen über die Ober- fläche desselben erhebend, gelegentlich sich in einer Ankerkette verwickele, das Schiff losreiße, und dann, gereizt durch den sich an ihm festhängenden Anker, mit dämonischer Kraft hin- und herschleife. "Zuweilen, wenn auch nicht oft", sagt er, "kann man sich dem riesigen Fische nähern, während er in seichtem Wasser seiner Nahrung, Garnelen und kleinen Fischen, nachgeht; immer aber hat man sich dann vorzusehen, weil seine Bewegungen außerordentlich schnell, wie die eines Vogels." Der Mann beschreibt sehr ausführlich, wie er Jagd gemacht und nach vieler Mühe endlich einen dieser Fische harpunirt, nach langem Kampfe getödtet, wirklich ans Land geschleift und gemessen habe: die Breite von einer Flossenspitze bis zur andern betrug 17 Fuß.
Aus allen diesen Schilderungen geht hervor, daß der besagte Teufel zu den Flügelrochen (Cephalopterae) gehört. Sie zeichnen sich durch ihre Gestalt ebenso aus, wie durch ihre Größe. Auch bei ihnen werden die ungemein verbreiterten Brustflossen unterbrochen und theilen sich demgemäß in Brustflossen und Schädelflossen; diese aber stehen seitlich am Kopfe und bilden die Hörner der Meer- teufel; der runde Schwanz trägt eine Rückenflosse und hinter derselben einen kräftigen Stachel; die Augen stehen sehr seitlich; das Maul liegt vor den sogenannten Hörnern und wird bewehrt durch mehrere Reihen sehr kleiner, spitzer oder höckerartiger Zähne.
Wahrscheinlich kannten die Alten eine Art dieser Sippe und bezüglich Familie, welche im mittel- ländischen Meere vorkommt und Hornroche(Cephaloptera Giorna) genannt wird; wir verdanken aber erst Risso eine genügende Beschreibung dieses Fisches. Seine Länge beträgt 4 bis 5 Fuß, ausschließlich des Schwanzes, welcher drei Mal länger ist als Leib und Kopf zusammen; das Gewicht scheint 50 Pfund selten zu übersteigen. Die Färbung ist oben dunkelbraun, auf der Seite ölgrün, unten weiß; die Flossenanhänge sehen schwärzlich aus.
Die Quermäuler. Flügelrochen.
„Da iſt der Teufel!! Großer Lärm unter den Schiffsleuten! Alle griffen zu den Waffen und man ſah Nichts als Spieße, Harpunen und Flinten. Jch ſelbſt lief herbei und ſah einen großen Fiſch wie ein Roche, außer daß er zwei Hörner hatte wie ein Ochſe. Er war immer von einem weißen Fiſche begleitet, welcher von Zeit zu Zeit aufs Plänkeln ausging und ſich dann wieder unter ihm verſteckte. Zwiſchen ſeinen Hörnern trug er einen kleinen, grauen Fiſch, den man des Teufels Lootſen nannte, weil er ihn leitet und kneipt, wenn er Fiſche bemerkt; auf dieſe ſtürzt dann der Teufel mit der Schnelligkeit eines Pfeiles.“
So erzählt ein Schriftſteller, welcher zu Ende des ſiebzehnten Jahrhundert nach Siam reiſte und 1685 ſeine Reiſebeſchreibung herausgab. Nach ihm ſprechen andere Reiſende, und Forſcher von denſelben Teufeln, ausführlich unter Anderen auch Le Vaillant, welcher unter dem zehnten Grade nördlicher Breite drei von ihnen beobachtete. Auch dieſe waren von Lootſenfiſchen umgeben und jedem ſaß auf dem Horn vor dem Kopfe ein weißer, armdicker, langer Fiſch, welcher ihn zu leiten ſchien. Es gelang, den kleinſten Teufel zu fangen, und man fand, daß es ein Roche war von 28 Fuß Breite und 21 Fuß Länge, ausſchließlich des 22 Zoll langen Schwanzes. Das Maul war ſo weit, daß er leicht einen Menſchen verſchlucken konnte, der Rücken braun, der Bauch weiß. Das Gewicht ſchätzte man auf 20 Centner.
Man könnte verſucht ſein, dieſe Erzählungen mit eben demſelben Mißtrauen aufzunehmen wie die erbaulichen Mittheilungen über den Teufel, welcher, einem Drehwurm vergleichbar, im Gehirne unſerer Pfaffen ſpuckt, wären nicht neuerdings wiederholt ähnliche Rieſen beobachtet und gefangen worden. Bei New-York tödtete man einen Rochen, welcher faſt die Größe eines Walfiſches und ungefähr zehntauſend Pfund an Gewicht hatte. Sein Leib war 15, der Schwanz 4 Fuß lang; die Breite von einer Bruſtfloſſe zur andern betrug 18 Fuß. Die Kräfte von zwei Geſpann Ochſen, zwei Pferden und zwei und zwanzig Menſchen reichten kaum hin, um das Ungethüm aus Land zu ziehen. Ganz neuerdings beſchrieb ein Amerikaner, Elliot, ſehr ausführlich eine von ihm veranſtaltete Jagd auf dieſen Seeteufel, erzählt, daß derſelbe im Meerbuſen von Mejiko, wenn auch nicht gerade häufig, ſo doch regelmäßig vorkomme, außerordentlich raſch und zierlich ſchwimme, ſich in merkwürdigen, ſprung- artigen Bewegungen durch das Waſſer wälze, oft eine und die andere ſeiner Floſſen über die Ober- fläche deſſelben erhebend, gelegentlich ſich in einer Ankerkette verwickele, das Schiff losreiße, und dann, gereizt durch den ſich an ihm feſthängenden Anker, mit dämoniſcher Kraft hin- und herſchleife. „Zuweilen, wenn auch nicht oft“, ſagt er, „kann man ſich dem rieſigen Fiſche nähern, während er in ſeichtem Waſſer ſeiner Nahrung, Garnelen und kleinen Fiſchen, nachgeht; immer aber hat man ſich dann vorzuſehen, weil ſeine Bewegungen außerordentlich ſchnell, wie die eines Vogels.“ Der Mann beſchreibt ſehr ausführlich, wie er Jagd gemacht und nach vieler Mühe endlich einen dieſer Fiſche harpunirt, nach langem Kampfe getödtet, wirklich ans Land geſchleift und gemeſſen habe: die Breite von einer Floſſenſpitze bis zur andern betrug 17 Fuß.
Aus allen dieſen Schilderungen geht hervor, daß der beſagte Teufel zu den Flügelrochen (Cephalopterae) gehört. Sie zeichnen ſich durch ihre Geſtalt ebenſo aus, wie durch ihre Größe. Auch bei ihnen werden die ungemein verbreiterten Bruſtfloſſen unterbrochen und theilen ſich demgemäß in Bruſtfloſſen und Schädelfloſſen; dieſe aber ſtehen ſeitlich am Kopfe und bilden die Hörner der Meer- teufel; der runde Schwanz trägt eine Rückenfloſſe und hinter derſelben einen kräftigen Stachel; die Augen ſtehen ſehr ſeitlich; das Maul liegt vor den ſogenannten Hörnern und wird bewehrt durch mehrere Reihen ſehr kleiner, ſpitzer oder höckerartiger Zähne.
Wahrſcheinlich kannten die Alten eine Art dieſer Sippe und bezüglich Familie, welche im mittel- ländiſchen Meere vorkommt und Hornroche(Cephaloptera Giorna) genannt wird; wir verdanken aber erſt Riſſo eine genügende Beſchreibung dieſes Fiſches. Seine Länge beträgt 4 bis 5 Fuß, ausſchließlich des Schwanzes, welcher drei Mal länger iſt als Leib und Kopf zuſammen; das Gewicht ſcheint 50 Pfund ſelten zu überſteigen. Die Färbung iſt oben dunkelbraun, auf der Seite ölgrün, unten weiß; die Floſſenanhänge ſehen ſchwärzlich aus.
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ihm verſteckte. Zwiſchen ſeinen Hörnern trug er einen kleinen, grauen Fiſch, den man des Teufels
Lootſen nannte, weil er ihn leitet und kneipt, wenn er Fiſche bemerkt; auf dieſe ſtürzt dann der Teufel
mit der Schnelligkeit eines Pfeiles.“
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und 1685 ſeine Reiſebeſchreibung herausgab. Nach ihm ſprechen andere Reiſende, und Forſcher von
denſelben Teufeln, ausführlich unter Anderen auch Le Vaillant, welcher unter dem zehnten Grade
nördlicher Breite drei von ihnen beobachtete. Auch dieſe waren von Lootſenfiſchen umgeben und jedem
ſaß auf dem Horn vor dem Kopfe ein weißer, armdicker, langer Fiſch, welcher ihn zu leiten ſchien.
Es gelang, den kleinſten Teufel zu fangen, und man fand, daß es ein Roche war von 28 Fuß Breite
und 21 Fuß Länge, ausſchließlich des 22 Zoll langen Schwanzes. Das Maul war ſo weit, daß er
leicht einen Menſchen verſchlucken konnte, der Rücken braun, der Bauch weiß. Das Gewicht ſchätzte
man auf 20 Centner.
Man könnte verſucht ſein, dieſe Erzählungen mit eben demſelben Mißtrauen aufzunehmen wie
die erbaulichen Mittheilungen über den Teufel, welcher, einem Drehwurm vergleichbar, im Gehirne
unſerer Pfaffen ſpuckt, wären nicht neuerdings wiederholt ähnliche Rieſen beobachtet und gefangen
worden. Bei New-York tödtete man einen Rochen, welcher faſt die Größe eines Walfiſches und ungefähr
zehntauſend Pfund an Gewicht hatte. Sein Leib war 15, der Schwanz 4 Fuß lang; die Breite von
einer Bruſtfloſſe zur andern betrug 18 Fuß. Die Kräfte von zwei Geſpann Ochſen, zwei Pferden
und zwei und zwanzig Menſchen reichten kaum hin, um das Ungethüm aus Land zu ziehen. Ganz
neuerdings beſchrieb ein Amerikaner, Elliot, ſehr ausführlich eine von ihm veranſtaltete Jagd auf
dieſen Seeteufel, erzählt, daß derſelbe im Meerbuſen von Mejiko, wenn auch nicht gerade häufig, ſo
doch regelmäßig vorkomme, außerordentlich raſch und zierlich ſchwimme, ſich in merkwürdigen, ſprung-
artigen Bewegungen durch das Waſſer wälze, oft eine und die andere ſeiner Floſſen über die Ober-
fläche deſſelben erhebend, gelegentlich ſich in einer Ankerkette verwickele, das Schiff losreiße, und dann,
gereizt durch den ſich an ihm feſthängenden Anker, mit dämoniſcher Kraft hin- und herſchleife.
„Zuweilen, wenn auch nicht oft“, ſagt er, „kann man ſich dem rieſigen Fiſche nähern, während er in
ſeichtem Waſſer ſeiner Nahrung, Garnelen und kleinen Fiſchen, nachgeht; immer aber hat man ſich
dann vorzuſehen, weil ſeine Bewegungen außerordentlich ſchnell, wie die eines Vogels.“ Der Mann
beſchreibt ſehr ausführlich, wie er Jagd gemacht und nach vieler Mühe endlich einen dieſer Fiſche
harpunirt, nach langem Kampfe getödtet, wirklich ans Land geſchleift und gemeſſen habe: die Breite
von einer Floſſenſpitze bis zur andern betrug 17 Fuß.
Aus allen dieſen Schilderungen geht hervor, daß der beſagte Teufel zu den Flügelrochen
(Cephalopterae) gehört. Sie zeichnen ſich durch ihre Geſtalt ebenſo aus, wie durch ihre Größe. Auch
bei ihnen werden die ungemein verbreiterten Bruſtfloſſen unterbrochen und theilen ſich demgemäß in
Bruſtfloſſen und Schädelfloſſen; dieſe aber ſtehen ſeitlich am Kopfe und bilden die Hörner der Meer-
teufel; der runde Schwanz trägt eine Rückenfloſſe und hinter derſelben einen kräftigen Stachel; die
Augen ſtehen ſehr ſeitlich; das Maul liegt vor den ſogenannten Hörnern und wird bewehrt durch
mehrere Reihen ſehr kleiner, ſpitzer oder höckerartiger Zähne.
Wahrſcheinlich kannten die Alten eine Art dieſer Sippe und bezüglich Familie, welche im mittel-
ländiſchen Meere vorkommt und Hornroche (Cephaloptera Giorna) genannt wird; wir verdanken
aber erſt Riſſo eine genügende Beſchreibung dieſes Fiſches. Seine Länge beträgt 4 bis 5 Fuß,
ausſchließlich des Schwanzes, welcher drei Mal länger iſt als Leib und Kopf zuſammen; das Gewicht
ſcheint 50 Pfund ſelten zu überſteigen. Die Färbung iſt oben dunkelbraun, auf der Seite ölgrün,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/846>, abgerufen am 20.12.2024.
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