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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Quermäuler. Walhaie. Riesenhaie.
welche in der Oberkinnlade zu zwölf, in der unteren zu vierzehn Reihen sich ordnen, gleichen
rundlichen Höckerchen, haben eine eiförmige Wurzel und in der Mitte eine punktförmige Erhöhung.
Alle Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse, sind kielförmig gestaltet. Die Länge beträgt
etwa 3 Fuß.

Der Sternhai, welcher sich in allen europäischen Meeren findet, gehört zu den harmlosesten
Gliedern seiner Zunft, ist träge, ruhig und gesellig und ernährt sich, seinen stumpfen Zähnen ent-
sprechend, vorzugsweise von Weichthieren, insbesondere von krebsartigen, welche er mit seinem Gebiß
mehr zermahlt als zerreißt. Jhnen zu Gefallen hält er sich fast nur in den tiefen Wasserschichten auf,
nach Couch am Liebsten auf sandigem Grunde. Die Jungen, ungefähr ein Dutzend an der Zahl,
kommen wohl entwickelt im November zur Welt und begeben sich bald nach ihrer Geburt in die
tieferen Gründe des Meeres, aus welchen sie erst im nächsten Mai wieder emporsteigen:
"Plutarchus schreibt viel von natürlicher anfechtung der Thieren, dann in der forcht verschlucken
sie jre Jungen, vnd kotzen sie naher widerumb herauß. ... Die Aegyptier wo sie haben einen
menschen wöllen bedeuten der viel gefressen, zur stund kotzet, vnd widerumb frisset, haben sie der
Fisch einen gemahlet". Von dem ersteren Theile dieser Geßner'schen Angaben wissen die heutigen
Forscher Nichts mehr zu berichten.

Obgleich der Sternhai nicht eigentlich gefräßig genannt werden kann, beißt er doch leicht an die
Angel und wird namentlich an den italienischen Küsten häufig gefangen, kommt auch in namhafter
Menge auf die dortigen Fischmärkte. Sein Fleisch wird ebenso wenig geachtet, als das seiner
Verwandten und höchstens von armen Leuten gegessen.



"Dieses ist auch ein sehr grosser fisch, also dz er zu zeiten von zweyen pferden hart auff einem
wagen gezogen mag werden, die mittelmessigen kommen auff 1000 pfund, hat einen gantz breiten
kopff vnd rücken, welches Plinium verursacht hat, daß er jn vnter die Flachfisch gezehlet hat, wirt
bedeckt mit einer rauchen Haut gleich einer Feilen, vnter welcher etwas feißte ist, hat ein gar weiten
schlauch, scharpffe, harte, dreyeckichte Zän zu beyden seiten als ein sage, welcher sechs ordnungen sind,
die eusserste ordnung krümpt sich ausser dem maul, die ander ist auffrecht, die 3. 4. 5. 6. gegen den
schlauch hinein gekrümpt, hat ein vberauß weiten schlauch, maul, halß vnd magen, hat grosser runde
augen," etc. Mit diesen Worten beschreibt Geßner sehr richtig den Nasenhai (Lamna cornubia),
Vertreter einer besonderen Sippe, bezüglich Familie, welche wir Walhaie nennen, weil sie in der
Gestalt sowohl als in ihrem Wesen an gewisse Delfine erinnern. Treffender noch würde man sie
mit Tunfischen vergleichen; diesen, ihrer bevorzugten Beute, kommen sie in den äußeren Umrissen
ihres Leibes und bis zu einem gewissen Grade auch in der Stellung der Flossen sehr nahe. Sie
haben zwei stachellose Rückenflossen, eine Afterflosse, große Spritzlöcher, weite, vor den Brustflossen
gelegene Kiemenspalten, eine lange, vorgestreckte Schnauze, ein ungeheures Maul und zungenförmige,
ungesägte, zuweilen mit Nebenspitzen versehene Zähne, mit verzweigten Markröhren, welche im
Jnnern des Zahnes Netze bilden.

Der Nasenhai erreicht eine bedeutende Größe und wächst zu solcher sehr rasch heran, wenigstens
nimmt Dies Couch an, weil er fand, daß bei bereits sehr großen, erst die zweite Zahnreihe in
Thätigkeit gekommen war. Die Haut ist glatt; ihre Färbung ein gleichmäßiges Grauschwarz,
welches auf der Unterseite, wie gewöhnlich, in Weiß übergeht; am Vordertheil der Schnauze bis
gegen die Augen hin verläuft ein aus Punktflecken gebildetes Band; hinter den Augen stehen
dunklere Punkte und vor den Nasenlöchern dreieckige, dunkle Flecken; die Augen haben eine dunkel-
blaue Regenbogenhaut.

Auch dieser Hai herbergt vorzugsweise im mittelländischen Meere und kommt nur gelegentlich,
obschon keineswegs selten, bis zu den südlichen Küsten Englands herauf. Nach den Versicherungen

Die Quermäuler. Walhaie. Rieſenhaie.
welche in der Oberkinnlade zu zwölf, in der unteren zu vierzehn Reihen ſich ordnen, gleichen
rundlichen Höckerchen, haben eine eiförmige Wurzel und in der Mitte eine punktförmige Erhöhung.
Alle Floſſen, mit Ausnahme der Schwanzfloſſe, ſind kielförmig geſtaltet. Die Länge beträgt
etwa 3 Fuß.

Der Sternhai, welcher ſich in allen europäiſchen Meeren findet, gehört zu den harmloſeſten
Gliedern ſeiner Zunft, iſt träge, ruhig und geſellig und ernährt ſich, ſeinen ſtumpfen Zähnen ent-
ſprechend, vorzugsweiſe von Weichthieren, insbeſondere von krebsartigen, welche er mit ſeinem Gebiß
mehr zermahlt als zerreißt. Jhnen zu Gefallen hält er ſich faſt nur in den tiefen Waſſerſchichten auf,
nach Couch am Liebſten auf ſandigem Grunde. Die Jungen, ungefähr ein Dutzend an der Zahl,
kommen wohl entwickelt im November zur Welt und begeben ſich bald nach ihrer Geburt in die
tieferen Gründe des Meeres, aus welchen ſie erſt im nächſten Mai wieder emporſteigen:
Plutarchus ſchreibt viel von natürlicher anfechtung der Thieren, dann in der forcht verſchlucken
ſie jre Jungen, vnd kotzen ſie naher widerumb herauß. ... Die Aegyptier wo ſie haben einen
menſchen wöllen bedeuten der viel gefreſſen, zur ſtund kotzet, vnd widerumb friſſet, haben ſie der
Fiſch einen gemahlet“. Von dem erſteren Theile dieſer Geßner’ſchen Angaben wiſſen die heutigen
Forſcher Nichts mehr zu berichten.

Obgleich der Sternhai nicht eigentlich gefräßig genannt werden kann, beißt er doch leicht an die
Angel und wird namentlich an den italieniſchen Küſten häufig gefangen, kommt auch in namhafter
Menge auf die dortigen Fiſchmärkte. Sein Fleiſch wird ebenſo wenig geachtet, als das ſeiner
Verwandten und höchſtens von armen Leuten gegeſſen.



„Dieſes iſt auch ein ſehr groſſer fiſch, alſo dz er zu zeiten von zweyen pferden hart auff einem
wagen gezogen mag werden, die mittelmeſſigen kommen auff 1000 pfund, hat einen gantz breiten
kopff vnd rücken, welches Plinium verurſacht hat, daß er jn vnter die Flachfiſch gezehlet hat, wirt
bedeckt mit einer rauchen Haut gleich einer Feilen, vnter welcher etwas feißte iſt, hat ein gar weiten
ſchlauch, ſcharpffe, harte, dreyeckichte Zän zu beyden ſeiten als ein ſage, welcher ſechs ordnungen ſind,
die euſſerſte ordnung krümpt ſich auſſer dem maul, die ander iſt auffrecht, die 3. 4. 5. 6. gegen den
ſchlauch hinein gekrümpt, hat ein vberauß weiten ſchlauch, maul, halß vnd magen, hat groſſer runde
augen,“ ꝛc. Mit dieſen Worten beſchreibt Geßner ſehr richtig den Naſenhai (Lamna cornubia),
Vertreter einer beſonderen Sippe, bezüglich Familie, welche wir Walhaie nennen, weil ſie in der
Geſtalt ſowohl als in ihrem Weſen an gewiſſe Delfine erinnern. Treffender noch würde man ſie
mit Tunfiſchen vergleichen; dieſen, ihrer bevorzugten Beute, kommen ſie in den äußeren Umriſſen
ihres Leibes und bis zu einem gewiſſen Grade auch in der Stellung der Floſſen ſehr nahe. Sie
haben zwei ſtachelloſe Rückenfloſſen, eine Afterfloſſe, große Spritzlöcher, weite, vor den Bruſtfloſſen
gelegene Kiemenſpalten, eine lange, vorgeſtreckte Schnauze, ein ungeheures Maul und zungenförmige,
ungeſägte, zuweilen mit Nebenſpitzen verſehene Zähne, mit verzweigten Markröhren, welche im
Jnnern des Zahnes Netze bilden.

Der Naſenhai erreicht eine bedeutende Größe und wächſt zu ſolcher ſehr raſch heran, wenigſtens
nimmt Dies Couch an, weil er fand, daß bei bereits ſehr großen, erſt die zweite Zahnreihe in
Thätigkeit gekommen war. Die Haut iſt glatt; ihre Färbung ein gleichmäßiges Grauſchwarz,
welches auf der Unterſeite, wie gewöhnlich, in Weiß übergeht; am Vordertheil der Schnauze bis
gegen die Augen hin verläuft ein aus Punktflecken gebildetes Band; hinter den Augen ſtehen
dunklere Punkte und vor den Naſenlöchern dreieckige, dunkle Flecken; die Augen haben eine dunkel-
blaue Regenbogenhaut.

Auch dieſer Hai herbergt vorzugsweiſe im mittelländiſchen Meere und kommt nur gelegentlich,
obſchon keineswegs ſelten, bis zu den ſüdlichen Küſten Englands herauf. Nach den Verſicherungen

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[786/0828] Die Quermäuler. Walhaie. Rieſenhaie. welche in der Oberkinnlade zu zwölf, in der unteren zu vierzehn Reihen ſich ordnen, gleichen rundlichen Höckerchen, haben eine eiförmige Wurzel und in der Mitte eine punktförmige Erhöhung. Alle Floſſen, mit Ausnahme der Schwanzfloſſe, ſind kielförmig geſtaltet. Die Länge beträgt etwa 3 Fuß. Der Sternhai, welcher ſich in allen europäiſchen Meeren findet, gehört zu den harmloſeſten Gliedern ſeiner Zunft, iſt träge, ruhig und geſellig und ernährt ſich, ſeinen ſtumpfen Zähnen ent- ſprechend, vorzugsweiſe von Weichthieren, insbeſondere von krebsartigen, welche er mit ſeinem Gebiß mehr zermahlt als zerreißt. Jhnen zu Gefallen hält er ſich faſt nur in den tiefen Waſſerſchichten auf, nach Couch am Liebſten auf ſandigem Grunde. Die Jungen, ungefähr ein Dutzend an der Zahl, kommen wohl entwickelt im November zur Welt und begeben ſich bald nach ihrer Geburt in die tieferen Gründe des Meeres, aus welchen ſie erſt im nächſten Mai wieder emporſteigen: „Plutarchus ſchreibt viel von natürlicher anfechtung der Thieren, dann in der forcht verſchlucken ſie jre Jungen, vnd kotzen ſie naher widerumb herauß. ... Die Aegyptier wo ſie haben einen menſchen wöllen bedeuten der viel gefreſſen, zur ſtund kotzet, vnd widerumb friſſet, haben ſie der Fiſch einen gemahlet“. Von dem erſteren Theile dieſer Geßner’ſchen Angaben wiſſen die heutigen Forſcher Nichts mehr zu berichten. Obgleich der Sternhai nicht eigentlich gefräßig genannt werden kann, beißt er doch leicht an die Angel und wird namentlich an den italieniſchen Küſten häufig gefangen, kommt auch in namhafter Menge auf die dortigen Fiſchmärkte. Sein Fleiſch wird ebenſo wenig geachtet, als das ſeiner Verwandten und höchſtens von armen Leuten gegeſſen. „Dieſes iſt auch ein ſehr groſſer fiſch, alſo dz er zu zeiten von zweyen pferden hart auff einem wagen gezogen mag werden, die mittelmeſſigen kommen auff 1000 pfund, hat einen gantz breiten kopff vnd rücken, welches Plinium verurſacht hat, daß er jn vnter die Flachfiſch gezehlet hat, wirt bedeckt mit einer rauchen Haut gleich einer Feilen, vnter welcher etwas feißte iſt, hat ein gar weiten ſchlauch, ſcharpffe, harte, dreyeckichte Zän zu beyden ſeiten als ein ſage, welcher ſechs ordnungen ſind, die euſſerſte ordnung krümpt ſich auſſer dem maul, die ander iſt auffrecht, die 3. 4. 5. 6. gegen den ſchlauch hinein gekrümpt, hat ein vberauß weiten ſchlauch, maul, halß vnd magen, hat groſſer runde augen,“ ꝛc. Mit dieſen Worten beſchreibt Geßner ſehr richtig den Naſenhai (Lamna cornubia), Vertreter einer beſonderen Sippe, bezüglich Familie, welche wir Walhaie nennen, weil ſie in der Geſtalt ſowohl als in ihrem Weſen an gewiſſe Delfine erinnern. Treffender noch würde man ſie mit Tunfiſchen vergleichen; dieſen, ihrer bevorzugten Beute, kommen ſie in den äußeren Umriſſen ihres Leibes und bis zu einem gewiſſen Grade auch in der Stellung der Floſſen ſehr nahe. Sie haben zwei ſtachelloſe Rückenfloſſen, eine Afterfloſſe, große Spritzlöcher, weite, vor den Bruſtfloſſen gelegene Kiemenſpalten, eine lange, vorgeſtreckte Schnauze, ein ungeheures Maul und zungenförmige, ungeſägte, zuweilen mit Nebenſpitzen verſehene Zähne, mit verzweigten Markröhren, welche im Jnnern des Zahnes Netze bilden. Der Naſenhai erreicht eine bedeutende Größe und wächſt zu ſolcher ſehr raſch heran, wenigſtens nimmt Dies Couch an, weil er fand, daß bei bereits ſehr großen, erſt die zweite Zahnreihe in Thätigkeit gekommen war. Die Haut iſt glatt; ihre Färbung ein gleichmäßiges Grauſchwarz, welches auf der Unterſeite, wie gewöhnlich, in Weiß übergeht; am Vordertheil der Schnauze bis gegen die Augen hin verläuft ein aus Punktflecken gebildetes Band; hinter den Augen ſtehen dunklere Punkte und vor den Naſenlöchern dreieckige, dunkle Flecken; die Augen haben eine dunkel- blaue Regenbogenhaut. Auch dieſer Hai herbergt vorzugsweiſe im mittelländiſchen Meere und kommt nur gelegentlich, obſchon keineswegs ſelten, bis zu den ſüdlichen Küſten Englands herauf. Nach den Verſicherungen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/828>, abgerufen am 21.12.2024.