Die Büschelkiemer gehören dem letzten Schöpfungsabschnitte an; wenigstens hat man bisher in den Steinschichten früherer Zeiträume keine Spuren von ihnen gefunden. Sie bewohnen ohne Aus- nahme die See, südlichere Meere, wie leicht begreiflich, in größerer Manchfaltigkeit und Reichhaltig- keit als die nordischen, halten sich in der Regel nah dem Strande, am Liebsten zwischen Seepflanzen auf und ernähren sich von kleinen Krustern, Würmern, vielleicht auch von den Eiern anderer Fische. Ueber ihre Fortpflanzung hat man sich lange Zeit gestritten. Harlaß hielt sie, weil er niemals einen Milchner unter ihnen fand, für Zwitter, welche lebendige Junge zur Welt bringen; Bloch nahm zuerst die Eier wahr und zwar, wie er glaubte, innerhalb einer Blase unterwärts am Bauche dicht hinter dem After, meinte aber ebenfalls noch, daß sie lebende Junge zur Welt brächten, weil er die Blase falsch deutete. Erst die neueren Beobachtungen haben Licht auf die Fortpflanzung der Büschelkiemer geworfen. Gegenwärtig wissen wir, daß die Eier dem Männchen außen angeheftet werden und hier sich entwickeln.
Die Familie der Seenadeln (Syngnathi) trägt einen wirklich bezeichnenden Namen. Der kantige Rumpf ist sehr verlängert und wird nach hinten allmälig dünner; die Schnauze ist röhren- förmig vorgezogen, indem Siebbein, Pflugscharbein, Trommelbein, Vorkiemendeckel und Unter- kiemendeckel sich verlängern; der Mund steht vorn und öffnet sich fast senkrecht nach oben; die Kiemen- öffnung befindet sich in der Gegend des Nackens. Bauchflossen fehlen gänzlich; die Brustflossen, welche dicht hinter den Kiemen ansetzen, sind klein, aber wohl entwickelt; die Rückenflosse übertrifft alle übrigen an Größe; die Schwanzflosse breitet sich wie ein kleiner Fächer an einem langen Stiele am Ende des dünnen Schwanzes aus. Die Eier entwickeln sich in einer sacksörmigen Erweiterung der Haut, welche unter dem Bauche oder unter dem Schwanze des Männchens liegt, und die Jungen treten durch eine Spalte hervor. Mehrere Arten sollen eine absonderliche Fürsorge für ihre Brut zeigen und den Jungen auch nach dem Ausschlüpfen noch Zuflucht gewähren. Die Lebensweise der ver- schiedenen Arten unterscheidet sich je nach den beiden wichtigsten Sippen.
Obenan pflegt man die Nadelfische (Syngnathus) zu stellen, ausgezeichnet durch ungemein gestreckten Bau des Leibes, von welchem der Kopf die Fortsetzung bildet und in derselben Ebene mit dem Leibe liegt. Die Wurzel der Rückenflosse erhebt sich nicht über den Rücken; die Schwanzflosse ist deutlich entwickelt, der Eiersack unten offen.
Eine der gemeinsten und verbreitetsten Arten dieser Sippe ist die Seenadel (Synguathus acus), ein äußerst schmächtiges Fischchen, welches bis 2 Fuß an Länge erreichen kann und auf blaßbraunem Grunde dunkelbraun gebändert erscheint. Jn der Rückenflosse zählt man 40, in der Brustflosse 12, in der Afterflosse 4, in der Schwanzflosse 10 Strahlen.
Von der Ostsee verbreitet sich die Seenadel längs der europäischen Küsten durch das atlantische Meer, wird aber im Mittelmeer durch verwandte Arten ersetzt. Gewöhnlich bemerkt man sie zwischen oder über Tangen und anderen Wasserpflanzen, oft massenhaft vereinigt und in den verschiedensten Stellungen, einzelne mit dem Kopfe nach oben, andere nach unten gerichtet, diese wagerecht, jene schief sich haltend und alle langsam sich weiter bewegend. Bei der außerordentlichen Länge des Körpers und der Kleinheit der Brust- und Schwanzflossen kommt eigentlich nur die Rückenflosse als Bewegungs- werkzeug zur Geltung, und zwar geschieht die Ortsveränderung in Folge eines ununterbrochenen Wellenschlages -- ich weiß mich anders nicht auszudrücken -- dieser Flosse, welche Kraftäußerung ein stetes und gleichmäßiges Weiterschieben des Körpers bewirkt. Da man neuerdings Seenadeln häufig in Gefangenschaft hält, kann man diese Art der Bewegung leicht beobachten, und es wird Einem dann sehr bald klar, daß Brust- und Schwanzflosse nur zur Regelung des einzuschlagenden Weges benutzt werden. So mangelhaft nun auch die Bewegungswerkzeuge zu sein scheinen, so
Die Büſchelkiemer. Seenadeln. Nadelfiſche.
Die Büſchelkiemer gehören dem letzten Schöpfungsabſchnitte an; wenigſtens hat man bisher in den Steinſchichten früherer Zeiträume keine Spuren von ihnen gefunden. Sie bewohnen ohne Aus- nahme die See, ſüdlichere Meere, wie leicht begreiflich, in größerer Manchfaltigkeit und Reichhaltig- keit als die nordiſchen, halten ſich in der Regel nah dem Strande, am Liebſten zwiſchen Seepflanzen auf und ernähren ſich von kleinen Kruſtern, Würmern, vielleicht auch von den Eiern anderer Fiſche. Ueber ihre Fortpflanzung hat man ſich lange Zeit geſtritten. Harlaß hielt ſie, weil er niemals einen Milchner unter ihnen fand, für Zwitter, welche lebendige Junge zur Welt bringen; Bloch nahm zuerſt die Eier wahr und zwar, wie er glaubte, innerhalb einer Blaſe unterwärts am Bauche dicht hinter dem After, meinte aber ebenfalls noch, daß ſie lebende Junge zur Welt brächten, weil er die Blaſe falſch deutete. Erſt die neueren Beobachtungen haben Licht auf die Fortpflanzung der Büſchelkiemer geworfen. Gegenwärtig wiſſen wir, daß die Eier dem Männchen außen angeheftet werden und hier ſich entwickeln.
Die Familie der Seenadeln (Syngnathi) trägt einen wirklich bezeichnenden Namen. Der kantige Rumpf iſt ſehr verlängert und wird nach hinten allmälig dünner; die Schnauze iſt röhren- förmig vorgezogen, indem Siebbein, Pflugſcharbein, Trommelbein, Vorkiemendeckel und Unter- kiemendeckel ſich verlängern; der Mund ſteht vorn und öffnet ſich faſt ſenkrecht nach oben; die Kiemen- öffnung befindet ſich in der Gegend des Nackens. Bauchfloſſen fehlen gänzlich; die Bruſtfloſſen, welche dicht hinter den Kiemen anſetzen, ſind klein, aber wohl entwickelt; die Rückenfloſſe übertrifft alle übrigen an Größe; die Schwanzfloſſe breitet ſich wie ein kleiner Fächer an einem langen Stiele am Ende des dünnen Schwanzes aus. Die Eier entwickeln ſich in einer ſackſörmigen Erweiterung der Haut, welche unter dem Bauche oder unter dem Schwanze des Männchens liegt, und die Jungen treten durch eine Spalte hervor. Mehrere Arten ſollen eine abſonderliche Fürſorge für ihre Brut zeigen und den Jungen auch nach dem Ausſchlüpfen noch Zuflucht gewähren. Die Lebensweiſe der ver- ſchiedenen Arten unterſcheidet ſich je nach den beiden wichtigſten Sippen.
Obenan pflegt man die Nadelfiſche (Syngnathus) zu ſtellen, ausgezeichnet durch ungemein geſtreckten Bau des Leibes, von welchem der Kopf die Fortſetzung bildet und in derſelben Ebene mit dem Leibe liegt. Die Wurzel der Rückenfloſſe erhebt ſich nicht über den Rücken; die Schwanzfloſſe iſt deutlich entwickelt, der Eierſack unten offen.
Eine der gemeinſten und verbreitetſten Arten dieſer Sippe iſt die Seenadel (Synguathus acus), ein äußerſt ſchmächtiges Fiſchchen, welches bis 2 Fuß an Länge erreichen kann und auf blaßbraunem Grunde dunkelbraun gebändert erſcheint. Jn der Rückenfloſſe zählt man 40, in der Bruſtfloſſe 12, in der Afterfloſſe 4, in der Schwanzfloſſe 10 Strahlen.
Von der Oſtſee verbreitet ſich die Seenadel längs der europäiſchen Küſten durch das atlantiſche Meer, wird aber im Mittelmeer durch verwandte Arten erſetzt. Gewöhnlich bemerkt man ſie zwiſchen oder über Tangen und anderen Waſſerpflanzen, oft maſſenhaft vereinigt und in den verſchiedenſten Stellungen, einzelne mit dem Kopfe nach oben, andere nach unten gerichtet, dieſe wagerecht, jene ſchief ſich haltend und alle langſam ſich weiter bewegend. Bei der außerordentlichen Länge des Körpers und der Kleinheit der Bruſt- und Schwanzfloſſen kommt eigentlich nur die Rückenfloſſe als Bewegungs- werkzeug zur Geltung, und zwar geſchieht die Ortsveränderung in Folge eines ununterbrochenen Wellenſchlages — ich weiß mich anders nicht auszudrücken — dieſer Floſſe, welche Kraftäußerung ein ſtetes und gleichmäßiges Weiterſchieben des Körpers bewirkt. Da man neuerdings Seenadeln häufig in Gefangenſchaft hält, kann man dieſe Art der Bewegung leicht beobachten, und es wird Einem dann ſehr bald klar, daß Bruſt- und Schwanzfloſſe nur zur Regelung des einzuſchlagenden Weges benutzt werden. So mangelhaft nun auch die Bewegungswerkzeuge zu ſein ſcheinen, ſo
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Die Büſchelkiemer. Seenadeln. Nadelfiſche.
Die Büſchelkiemer gehören dem letzten Schöpfungsabſchnitte an; wenigſtens hat man bisher in
den Steinſchichten früherer Zeiträume keine Spuren von ihnen gefunden. Sie bewohnen ohne Aus-
nahme die See, ſüdlichere Meere, wie leicht begreiflich, in größerer Manchfaltigkeit und Reichhaltig-
keit als die nordiſchen, halten ſich in der Regel nah dem Strande, am Liebſten zwiſchen Seepflanzen
auf und ernähren ſich von kleinen Kruſtern, Würmern, vielleicht auch von den Eiern anderer Fiſche.
Ueber ihre Fortpflanzung hat man ſich lange Zeit geſtritten. Harlaß hielt ſie, weil er niemals
einen Milchner unter ihnen fand, für Zwitter, welche lebendige Junge zur Welt bringen; Bloch
nahm zuerſt die Eier wahr und zwar, wie er glaubte, innerhalb einer Blaſe unterwärts am Bauche
dicht hinter dem After, meinte aber ebenfalls noch, daß ſie lebende Junge zur Welt brächten, weil er
die Blaſe falſch deutete. Erſt die neueren Beobachtungen haben Licht auf die Fortpflanzung der
Büſchelkiemer geworfen. Gegenwärtig wiſſen wir, daß die Eier dem Männchen außen angeheftet
werden und hier ſich entwickeln.
Die Familie der Seenadeln (Syngnathi) trägt einen wirklich bezeichnenden Namen. Der
kantige Rumpf iſt ſehr verlängert und wird nach hinten allmälig dünner; die Schnauze iſt röhren-
förmig vorgezogen, indem Siebbein, Pflugſcharbein, Trommelbein, Vorkiemendeckel und Unter-
kiemendeckel ſich verlängern; der Mund ſteht vorn und öffnet ſich faſt ſenkrecht nach oben; die Kiemen-
öffnung befindet ſich in der Gegend des Nackens. Bauchfloſſen fehlen gänzlich; die Bruſtfloſſen,
welche dicht hinter den Kiemen anſetzen, ſind klein, aber wohl entwickelt; die Rückenfloſſe übertrifft alle
übrigen an Größe; die Schwanzfloſſe breitet ſich wie ein kleiner Fächer an einem langen Stiele am
Ende des dünnen Schwanzes aus. Die Eier entwickeln ſich in einer ſackſörmigen Erweiterung der
Haut, welche unter dem Bauche oder unter dem Schwanze des Männchens liegt, und die Jungen
treten durch eine Spalte hervor. Mehrere Arten ſollen eine abſonderliche Fürſorge für ihre Brut
zeigen und den Jungen auch nach dem Ausſchlüpfen noch Zuflucht gewähren. Die Lebensweiſe der ver-
ſchiedenen Arten unterſcheidet ſich je nach den beiden wichtigſten Sippen.
Obenan pflegt man die Nadelfiſche (Syngnathus) zu ſtellen, ausgezeichnet durch ungemein
geſtreckten Bau des Leibes, von welchem der Kopf die Fortſetzung bildet und in derſelben Ebene mit
dem Leibe liegt. Die Wurzel der Rückenfloſſe erhebt ſich nicht über den Rücken; die Schwanzfloſſe iſt
deutlich entwickelt, der Eierſack unten offen.
Eine der gemeinſten und verbreitetſten Arten dieſer Sippe iſt die Seenadel (Synguathus acus),
ein äußerſt ſchmächtiges Fiſchchen, welches bis 2 Fuß an Länge erreichen kann und auf blaßbraunem
Grunde dunkelbraun gebändert erſcheint. Jn der Rückenfloſſe zählt man 40, in der Bruſtfloſſe 12, in
der Afterfloſſe 4, in der Schwanzfloſſe 10 Strahlen.
Von der Oſtſee verbreitet ſich die Seenadel längs der europäiſchen Küſten durch das atlantiſche
Meer, wird aber im Mittelmeer durch verwandte Arten erſetzt. Gewöhnlich bemerkt man ſie zwiſchen
oder über Tangen und anderen Waſſerpflanzen, oft maſſenhaft vereinigt und in den verſchiedenſten
Stellungen, einzelne mit dem Kopfe nach oben, andere nach unten gerichtet, dieſe wagerecht, jene ſchief
ſich haltend und alle langſam ſich weiter bewegend. Bei der außerordentlichen Länge des Körpers und
der Kleinheit der Bruſt- und Schwanzfloſſen kommt eigentlich nur die Rückenfloſſe als Bewegungs-
werkzeug zur Geltung, und zwar geſchieht die Ortsveränderung in Folge eines ununterbrochenen
Wellenſchlages — ich weiß mich anders nicht auszudrücken — dieſer Floſſe, welche Kraftäußerung
ein ſtetes und gleichmäßiges Weiterſchieben des Körpers bewirkt. Da man neuerdings Seenadeln
häufig in Gefangenſchaft hält, kann man dieſe Art der Bewegung leicht beobachten, und es wird
Einem dann ſehr bald klar, daß Bruſt- und Schwanzfloſſe nur zur Regelung des einzuſchlagenden
Weges benutzt werden. So mangelhaft nun auch die Bewegungswerkzeuge zu ſein ſcheinen, ſo
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/800>, abgerufen am 20.12.2024.
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