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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Jgelsisch. Seekröpfer. Fahak. Schwimmender Kopf.
ausgesprochen, daß er aus dem oberen Stromgebiete herabkomme, mit dem Hochwasser sich in die
künstlichen Verzweigungen des Stromes vertheile. Hier sieht man ihn beim Austrocknen oft massen-
haft auf dem Schlamme und Sande liegen. "Alt und Jung", sagt Geoffroy, "freut sich ihrer
Ankunft, und die Kinder spielen mit ihnen, wie bei uns mit den Maikäfern, treiben die aufgeblasenen
und umgestürzten Kugeln auf dem Wasser umher, blasen sie auf und bedienen sich derselben, wenn
sie ausgetrocknet sind, als Bälle." Heutzutage ist es anders geworden; denn der Fahak zählt zu
den Dingen, welche von den Nilreisenden gern aufgekauft und als eine Merkwürdigkeit zur
Erinnerung an das Pharaonenland mitgenommen werden.

Jn ihrem Wesen und Betragen ähneln die Kröpfer den Doppelzähnern oder Jgelfischen wohl
in jeder Hinsicht. Jn tieferem Wasser schwimmen sie wie andere Fische; zuweilen aber begeben sie
sich an die Oberfläche, schlucken Luft, blasen ihren bis dahin runzeligen Leib soweit auf, daß er ganz

[Abbildung] Der Fahak (Totrodon Physa). Nat. Größe 10 Zoll.
glatt wird, fallen auf den Rücken und verwandeln sich in eine Kugel, von welcher allseitig Spitzen
abstehen. Andere Fische, welche diese Kugeln verschlingen wollen, treiben sie auf dem Wasser
umher, ohne sie fassen zu können, verlassen sie auch bald, weil sie sich an den Spitzen stechen. Wollen
sie aus tieferem Wasser in die Höhe steigen, so dehnen sie ihren Leib durch Muskeln auf; wollen sie
sinken, so ziehen sie dieselben ein und verdichten gleichzeitig durch kräftiges Wirken der Bauchmuskeln
die Luft in der Schwimmblase. Wenn man sie aus dem Wasser nimmt, vernimmt man eine Art
Knurren, welches durch das Austreiben der Luft hervorgebracht wird.



Fast in allen Sprachen führt ein höchst absonderlicher Fisch, der schwimmende Kopf, Meer-
mond
oder Sonnenfisch einen und denselben Namen, weil sich der hierdurch ausgedrückte Vergleich
Jedem fast von selbst aufdrängt. Der Meermond (Orthagoriscus mola), Vertreter der Mond-

Brehm, Thierleben. V. 48

Jgelſiſch. Seekröpfer. Fahak. Schwimmender Kopf.
ausgeſprochen, daß er aus dem oberen Stromgebiete herabkomme, mit dem Hochwaſſer ſich in die
künſtlichen Verzweigungen des Stromes vertheile. Hier ſieht man ihn beim Austrocknen oft maſſen-
haft auf dem Schlamme und Sande liegen. „Alt und Jung“, ſagt Geoffroy, „freut ſich ihrer
Ankunft, und die Kinder ſpielen mit ihnen, wie bei uns mit den Maikäfern, treiben die aufgeblaſenen
und umgeſtürzten Kugeln auf dem Waſſer umher, blaſen ſie auf und bedienen ſich derſelben, wenn
ſie ausgetrocknet ſind, als Bälle.“ Heutzutage iſt es anders geworden; denn der Fahak zählt zu
den Dingen, welche von den Nilreiſenden gern aufgekauft und als eine Merkwürdigkeit zur
Erinnerung an das Pharaonenland mitgenommen werden.

Jn ihrem Weſen und Betragen ähneln die Kröpfer den Doppelzähnern oder Jgelfiſchen wohl
in jeder Hinſicht. Jn tieferem Waſſer ſchwimmen ſie wie andere Fiſche; zuweilen aber begeben ſie
ſich an die Oberfläche, ſchlucken Luft, blaſen ihren bis dahin runzeligen Leib ſoweit auf, daß er ganz

[Abbildung] Der Fahak (Totrodon Physa). Nat. Größe 10 Zoll.
glatt wird, fallen auf den Rücken und verwandeln ſich in eine Kugel, von welcher allſeitig Spitzen
abſtehen. Andere Fiſche, welche dieſe Kugeln verſchlingen wollen, treiben ſie auf dem Waſſer
umher, ohne ſie faſſen zu können, verlaſſen ſie auch bald, weil ſie ſich an den Spitzen ſtechen. Wollen
ſie aus tieferem Waſſer in die Höhe ſteigen, ſo dehnen ſie ihren Leib durch Muskeln auf; wollen ſie
ſinken, ſo ziehen ſie dieſelben ein und verdichten gleichzeitig durch kräftiges Wirken der Bauchmuskeln
die Luft in der Schwimmblaſe. Wenn man ſie aus dem Waſſer nimmt, vernimmt man eine Art
Knurren, welches durch das Austreiben der Luft hervorgebracht wird.



Faſt in allen Sprachen führt ein höchſt abſonderlicher Fiſch, der ſchwimmende Kopf, Meer-
mond
oder Sonnenfiſch einen und denſelben Namen, weil ſich der hierdurch ausgedrückte Vergleich
Jedem faſt von ſelbſt aufdrängt. Der Meermond (Orthagoriscus mola), Vertreter der Mond-

Brehm, Thierleben. V. 48
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[753/0795] Jgelſiſch. Seekröpfer. Fahak. Schwimmender Kopf. ausgeſprochen, daß er aus dem oberen Stromgebiete herabkomme, mit dem Hochwaſſer ſich in die künſtlichen Verzweigungen des Stromes vertheile. Hier ſieht man ihn beim Austrocknen oft maſſen- haft auf dem Schlamme und Sande liegen. „Alt und Jung“, ſagt Geoffroy, „freut ſich ihrer Ankunft, und die Kinder ſpielen mit ihnen, wie bei uns mit den Maikäfern, treiben die aufgeblaſenen und umgeſtürzten Kugeln auf dem Waſſer umher, blaſen ſie auf und bedienen ſich derſelben, wenn ſie ausgetrocknet ſind, als Bälle.“ Heutzutage iſt es anders geworden; denn der Fahak zählt zu den Dingen, welche von den Nilreiſenden gern aufgekauft und als eine Merkwürdigkeit zur Erinnerung an das Pharaonenland mitgenommen werden. Jn ihrem Weſen und Betragen ähneln die Kröpfer den Doppelzähnern oder Jgelfiſchen wohl in jeder Hinſicht. Jn tieferem Waſſer ſchwimmen ſie wie andere Fiſche; zuweilen aber begeben ſie ſich an die Oberfläche, ſchlucken Luft, blaſen ihren bis dahin runzeligen Leib ſoweit auf, daß er ganz [Abbildung Der Fahak (Totrodon Physa). Nat. Größe 10 Zoll.] glatt wird, fallen auf den Rücken und verwandeln ſich in eine Kugel, von welcher allſeitig Spitzen abſtehen. Andere Fiſche, welche dieſe Kugeln verſchlingen wollen, treiben ſie auf dem Waſſer umher, ohne ſie faſſen zu können, verlaſſen ſie auch bald, weil ſie ſich an den Spitzen ſtechen. Wollen ſie aus tieferem Waſſer in die Höhe ſteigen, ſo dehnen ſie ihren Leib durch Muskeln auf; wollen ſie ſinken, ſo ziehen ſie dieſelben ein und verdichten gleichzeitig durch kräftiges Wirken der Bauchmuskeln die Luft in der Schwimmblaſe. Wenn man ſie aus dem Waſſer nimmt, vernimmt man eine Art Knurren, welches durch das Austreiben der Luft hervorgebracht wird. Faſt in allen Sprachen führt ein höchſt abſonderlicher Fiſch, der ſchwimmende Kopf, Meer- mond oder Sonnenfiſch einen und denſelben Namen, weil ſich der hierdurch ausgedrückte Vergleich Jedem faſt von ſelbſt aufdrängt. Der Meermond (Orthagoriscus mola), Vertreter der Mond- Brehm, Thierleben. V. 48

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/795>, abgerufen am 21.12.2024.