Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Allgemeines.
Wirbelsäule neben den Dornfortsätzen der Wirbel verläuft ein langer, starker Muskel, welcher die
Wirbelsäule streckt und von mehreren anderen, schwer von ihm zu trennenden unterstützt wird. Die
Muskeln des Schwanzes sind zahlreich und überaus stark, die Bauchmuskeln dünn und hautartig,
die der Glieder dick und kräftig. Zwischen Lunge und Leber und zwar auf jeder Seite liegt ein
breiter, dünner Muskel mit sehniger Haut, welcher sich an die innere Fläche des Brustbeines ansetzt
und an das Zwerchfell der höheren Thiere erinnert, auch unzweifelhaft beim Athmen wichtige Dienste
leistet. Die kleine Schädelhöhle, welche kaum den zwölften Theil des Kopfes beträgt, wird von dem
Hirne ausgefüllt. Dieses bildet von obenan gesehen fünf Abtheilungen, zwei große vordere Massen,
zwei kleinere mittlere und eine kleine, dreieckige hintere. Das Rückenmark und die Nerven über-
haupt sind verhältnißmäßig sehr ansehnlich. Die weite Speiseröhre erweitert sich zu dem auf der
linken Seite in der Bauchhöhle liegenden, aus zwei Theilen bestehenden Magen; der eine Theil ist
größer als der andere und bildet einen hinten abgerundeten Sack, der zweite, welcher mit ihm blos
durch eine rundliche Oeffnung in Verbindung steht, gleichsam nur einen Anhang zum anderen.
Der Darmschlauch ist kurz, der Mastdarm weit, die Bauchspeicheldrüse ziemlich, die doppellappige
Leber sehr groß, die Gallenblase birnförmig, die Milz klein. Die gelappten, dunkelrothen Nieren
liegen an den Lendenwirbeln; die Harngefäße verbinden sich zu Aesten und bilden den Harnleiter,
welcher in die Kloake einmündet, dicht neben den Samengängen, welche von den neben den Nieren in
der Bauchhöhle liegenden Hoden herabkommen. Die im hinteren Theile der Kloake liegende Ruthe
ist einfach kegelförmig und mit einer tiefen, der Länge nach verlaufenden, gewundenen Rinne versehen.
Der Kehlkopf mündet durch eine Spalte hinter der Wurzel der Zunge, erweitert sich etwas und geht
dann in die Luströhre über, welche im Halse herabsteigt, in die Brusthöhle eintritt und sich in zwei
langgekrümmte Röhren theilt, die ihrerseits in große Luftbehälter, inmitten der beiden Lungen
münden, und aus welchen die eingeathmete Luft dann in die zahlreichen Zellen eindringt. Das Herz
ist verhältnißmäßig klein, wird von einem starken Beutel umschlossen und ist im Jnneren in drei
Abtheilungen geschieden, aus welchen ebensoviele Schlagadern entspringen. Die rechte und größte
Abtheilung, welche das Blut aus den Hohladern aufnimmt, steht auch mit der linken Abtheilung in
Verbindung durch mehrere kleinere Oeffnungen, welche sich in der Scheidewand befinden und durch
eine andere Oeffnung mit der kleinen, dritten Abtheilung, aus welcher die Lungenschlagadern ent-
springen. Da nun die linke Abtheilung der Herzkammer das Blut aus dem Lungenvenensack
empfängt, kann sich das durch Athmen gereinigte Blut mit dem aus den Hohladern zurückkehrenden
mit dem in den drei Höhlen der Herzkammer vermischen, indem es durch Oeffnungen von einer
Hohlader in die andere gelangt. "Wenn das Thier einathmet", sagt Schinz, dessen Naturgeschichte
ich benutzt habe, "erhalten die Kammern eine beinah gleiche Menge Blut. Dasjenige, welches durch
die Hohlader zurückkommt, gelangt aus der Kammer zum Theil in die linke Hauptschlagader; der
größere Theil aber fließt in die Lungenschlagader, sodaß also doch der größere Theil des venösen
Blutes der Lunge zugeführt und der Luft ausgesetzt wird; die Lungenschlagader aber führt das Blut
aus den Lungen in den Lungenvenensack und von da in die Aortkammer, sodaß also das Lungenblut
durch den Körper strömt und dessen Theilen beinahe rein zugeführt wird."

Ueber die willkürlichen Bewegungen, das Wesen und die Lebensweise der Krokodile brauche ich
an dieser Stelle Nichts zu sagen, da ich mir vorgenommen habe, die wichtigen Arten der Familie zu
beschreiben. Jhre Schilderung wird uns zugleich mit der Verbreitung und dem Aufenthalte der jetzt
lebenden Arten genügend bekannt machen.



Die neuere Anschauung der Thierkundigen trennt die Familie der Krokodile in mehrere Sippen.
Unter diesen können wir die Rüsselkrokodile oder Gaviale (Rhamphostoma) obenanstellen.
Sie zeichnen sich von ihren Verwandten aus durch ihre sehr lange, dünne zierliche Schnauze, einen

Allgemeines.
Wirbelſäule neben den Dornfortſätzen der Wirbel verläuft ein langer, ſtarker Muskel, welcher die
Wirbelſäule ſtreckt und von mehreren anderen, ſchwer von ihm zu trennenden unterſtützt wird. Die
Muskeln des Schwanzes ſind zahlreich und überaus ſtark, die Bauchmuskeln dünn und hautartig,
die der Glieder dick und kräftig. Zwiſchen Lunge und Leber und zwar auf jeder Seite liegt ein
breiter, dünner Muskel mit ſehniger Haut, welcher ſich an die innere Fläche des Bruſtbeines anſetzt
und an das Zwerchfell der höheren Thiere erinnert, auch unzweifelhaft beim Athmen wichtige Dienſte
leiſtet. Die kleine Schädelhöhle, welche kaum den zwölften Theil des Kopfes beträgt, wird von dem
Hirne ausgefüllt. Dieſes bildet von obenan geſehen fünf Abtheilungen, zwei große vordere Maſſen,
zwei kleinere mittlere und eine kleine, dreieckige hintere. Das Rückenmark und die Nerven über-
haupt ſind verhältnißmäßig ſehr anſehnlich. Die weite Speiſeröhre erweitert ſich zu dem auf der
linken Seite in der Bauchhöhle liegenden, aus zwei Theilen beſtehenden Magen; der eine Theil iſt
größer als der andere und bildet einen hinten abgerundeten Sack, der zweite, welcher mit ihm blos
durch eine rundliche Oeffnung in Verbindung ſteht, gleichſam nur einen Anhang zum anderen.
Der Darmſchlauch iſt kurz, der Maſtdarm weit, die Bauchſpeicheldrüſe ziemlich, die doppellappige
Leber ſehr groß, die Gallenblaſe birnförmig, die Milz klein. Die gelappten, dunkelrothen Nieren
liegen an den Lendenwirbeln; die Harngefäße verbinden ſich zu Aeſten und bilden den Harnleiter,
welcher in die Kloake einmündet, dicht neben den Samengängen, welche von den neben den Nieren in
der Bauchhöhle liegenden Hoden herabkommen. Die im hinteren Theile der Kloake liegende Ruthe
iſt einfach kegelförmig und mit einer tiefen, der Länge nach verlaufenden, gewundenen Rinne verſehen.
Der Kehlkopf mündet durch eine Spalte hinter der Wurzel der Zunge, erweitert ſich etwas und geht
dann in die Luſtröhre über, welche im Halſe herabſteigt, in die Bruſthöhle eintritt und ſich in zwei
langgekrümmte Röhren theilt, die ihrerſeits in große Luftbehälter, inmitten der beiden Lungen
münden, und aus welchen die eingeathmete Luft dann in die zahlreichen Zellen eindringt. Das Herz
iſt verhältnißmäßig klein, wird von einem ſtarken Beutel umſchloſſen und iſt im Jnneren in drei
Abtheilungen geſchieden, aus welchen ebenſoviele Schlagadern entſpringen. Die rechte und größte
Abtheilung, welche das Blut aus den Hohladern aufnimmt, ſteht auch mit der linken Abtheilung in
Verbindung durch mehrere kleinere Oeffnungen, welche ſich in der Scheidewand befinden und durch
eine andere Oeffnung mit der kleinen, dritten Abtheilung, aus welcher die Lungenſchlagadern ent-
ſpringen. Da nun die linke Abtheilung der Herzkammer das Blut aus dem Lungenvenenſack
empfängt, kann ſich das durch Athmen gereinigte Blut mit dem aus den Hohladern zurückkehrenden
mit dem in den drei Höhlen der Herzkammer vermiſchen, indem es durch Oeffnungen von einer
Hohlader in die andere gelangt. „Wenn das Thier einathmet“, ſagt Schinz, deſſen Naturgeſchichte
ich benutzt habe, „erhalten die Kammern eine beinah gleiche Menge Blut. Dasjenige, welches durch
die Hohlader zurückkommt, gelangt aus der Kammer zum Theil in die linke Hauptſchlagader; der
größere Theil aber fließt in die Lungenſchlagader, ſodaß alſo doch der größere Theil des venöſen
Blutes der Lunge zugeführt und der Luft ausgeſetzt wird; die Lungenſchlagader aber führt das Blut
aus den Lungen in den Lungenvenenſack und von da in die Aortkammer, ſodaß alſo das Lungenblut
durch den Körper ſtrömt und deſſen Theilen beinahe rein zugeführt wird.“

Ueber die willkürlichen Bewegungen, das Weſen und die Lebensweiſe der Krokodile brauche ich
an dieſer Stelle Nichts zu ſagen, da ich mir vorgenommen habe, die wichtigen Arten der Familie zu
beſchreiben. Jhre Schilderung wird uns zugleich mit der Verbreitung und dem Aufenthalte der jetzt
lebenden Arten genügend bekannt machen.



Die neuere Anſchauung der Thierkundigen trennt die Familie der Krokodile in mehrere Sippen.
Unter dieſen können wir die Rüſſelkrokodile oder Gaviale (Rhamphostoma) obenanſtellen.
Sie zeichnen ſich von ihren Verwandten aus durch ihre ſehr lange, dünne zierliche Schnauze, einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0073" n="59"/><fw place="top" type="header">Allgemeines.</fw><lb/>
Wirbel&#x017F;äule neben den Dornfort&#x017F;ätzen der Wirbel verläuft ein langer, &#x017F;tarker Muskel, welcher die<lb/>
Wirbel&#x017F;äule &#x017F;treckt und von mehreren anderen, &#x017F;chwer von ihm zu trennenden unter&#x017F;tützt wird. Die<lb/>
Muskeln des Schwanzes &#x017F;ind zahlreich und überaus &#x017F;tark, die Bauchmuskeln dünn und hautartig,<lb/>
die der Glieder dick und kräftig. Zwi&#x017F;chen Lunge und Leber und zwar auf jeder Seite liegt ein<lb/>
breiter, dünner Muskel mit &#x017F;ehniger Haut, welcher &#x017F;ich an die innere Fläche des Bru&#x017F;tbeines an&#x017F;etzt<lb/>
und an das Zwerchfell der höheren Thiere erinnert, auch unzweifelhaft beim Athmen wichtige Dien&#x017F;te<lb/>
lei&#x017F;tet. Die kleine Schädelhöhle, welche kaum den zwölften Theil des Kopfes beträgt, wird von dem<lb/>
Hirne ausgefüllt. Die&#x017F;es bildet von obenan ge&#x017F;ehen fünf Abtheilungen, zwei große vordere Ma&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
zwei kleinere mittlere und eine kleine, dreieckige hintere. Das Rückenmark und die Nerven über-<lb/>
haupt &#x017F;ind verhältnißmäßig &#x017F;ehr an&#x017F;ehnlich. Die weite Spei&#x017F;eröhre erweitert &#x017F;ich zu dem auf der<lb/>
linken Seite in der Bauchhöhle liegenden, aus zwei Theilen be&#x017F;tehenden Magen; der eine Theil i&#x017F;t<lb/>
größer als der andere und bildet einen hinten abgerundeten Sack, der zweite, welcher mit ihm blos<lb/>
durch eine rundliche Oeffnung in Verbindung &#x017F;teht, gleich&#x017F;am nur einen Anhang zum anderen.<lb/>
Der Darm&#x017F;chlauch i&#x017F;t kurz, der Ma&#x017F;tdarm weit, die Bauch&#x017F;peicheldrü&#x017F;e ziemlich, die doppellappige<lb/>
Leber &#x017F;ehr groß, die Gallenbla&#x017F;e birnförmig, die Milz klein. Die gelappten, dunkelrothen Nieren<lb/>
liegen an den Lendenwirbeln; die Harngefäße verbinden &#x017F;ich zu Ae&#x017F;ten und bilden den Harnleiter,<lb/>
welcher in die Kloake einmündet, dicht neben den Samengängen, welche von den neben den Nieren in<lb/>
der Bauchhöhle liegenden Hoden herabkommen. Die im hinteren Theile der Kloake liegende Ruthe<lb/>
i&#x017F;t einfach kegelförmig und mit einer tiefen, der Länge nach verlaufenden, gewundenen Rinne ver&#x017F;ehen.<lb/>
Der Kehlkopf mündet durch eine Spalte hinter der Wurzel der Zunge, erweitert &#x017F;ich etwas und geht<lb/>
dann in die Lu&#x017F;tröhre über, welche im Hal&#x017F;e herab&#x017F;teigt, in die Bru&#x017F;thöhle eintritt und &#x017F;ich in zwei<lb/>
langgekrümmte Röhren theilt, die ihrer&#x017F;eits in große Luftbehälter, inmitten der beiden Lungen<lb/>
münden, und aus welchen die eingeathmete Luft dann in die zahlreichen Zellen eindringt. Das Herz<lb/>
i&#x017F;t verhältnißmäßig klein, wird von einem &#x017F;tarken Beutel um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und i&#x017F;t im Jnneren in drei<lb/>
Abtheilungen ge&#x017F;chieden, aus welchen eben&#x017F;oviele Schlagadern ent&#x017F;pringen. Die rechte und größte<lb/>
Abtheilung, welche das Blut aus den Hohladern aufnimmt, &#x017F;teht auch mit der linken Abtheilung in<lb/>
Verbindung durch mehrere kleinere Oeffnungen, welche &#x017F;ich in der Scheidewand befinden und durch<lb/>
eine andere Oeffnung mit der kleinen, dritten Abtheilung, aus welcher die Lungen&#x017F;chlagadern ent-<lb/>
&#x017F;pringen. Da nun die linke Abtheilung der Herzkammer das Blut aus dem Lungenvenen&#x017F;ack<lb/>
empfängt, kann &#x017F;ich das durch Athmen gereinigte Blut mit dem aus den Hohladern zurückkehrenden<lb/>
mit dem in den drei Höhlen der Herzkammer vermi&#x017F;chen, indem es durch Oeffnungen von einer<lb/>
Hohlader in die andere gelangt. &#x201E;Wenn das Thier einathmet&#x201C;, &#x017F;agt <hi rendition="#g">Schinz,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Naturge&#x017F;chichte<lb/>
ich benutzt habe, &#x201E;erhalten die Kammern eine beinah gleiche Menge Blut. Dasjenige, welches durch<lb/>
die Hohlader zurückkommt, gelangt aus der Kammer zum Theil in die linke Haupt&#x017F;chlagader; der<lb/>
größere Theil aber fließt in die Lungen&#x017F;chlagader, &#x017F;odaß al&#x017F;o doch der größere Theil des venö&#x017F;en<lb/>
Blutes der Lunge zugeführt und der Luft ausge&#x017F;etzt wird; die Lungen&#x017F;chlagader aber führt das Blut<lb/>
aus den Lungen in den Lungenvenen&#x017F;ack und von da in die Aortkammer, &#x017F;odaß al&#x017F;o das Lungenblut<lb/>
durch den Körper &#x017F;trömt und de&#x017F;&#x017F;en Theilen beinahe rein zugeführt wird.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Ueber die willkürlichen Bewegungen, das We&#x017F;en und die Lebenswei&#x017F;e der Krokodile brauche ich<lb/>
an die&#x017F;er Stelle Nichts zu &#x017F;agen, da ich mir vorgenommen habe, die wichtigen Arten der Familie zu<lb/>
be&#x017F;chreiben. Jhre Schilderung wird uns zugleich mit der Verbreitung und dem Aufenthalte der jetzt<lb/>
lebenden Arten genügend bekannt machen.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p>Die neuere An&#x017F;chauung der Thierkundigen trennt die Familie der Krokodile in mehrere Sippen.<lb/>
Unter die&#x017F;en können wir die <hi rendition="#g">&#x017F;&#x017F;elkrokodile</hi> oder <hi rendition="#g">Gaviale</hi> <hi rendition="#aq">(Rhamphostoma)</hi> obenan&#x017F;tellen.<lb/>
Sie zeichnen &#x017F;ich von ihren Verwandten aus durch ihre &#x017F;ehr lange, dünne zierliche Schnauze, einen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0073] Allgemeines. Wirbelſäule neben den Dornfortſätzen der Wirbel verläuft ein langer, ſtarker Muskel, welcher die Wirbelſäule ſtreckt und von mehreren anderen, ſchwer von ihm zu trennenden unterſtützt wird. Die Muskeln des Schwanzes ſind zahlreich und überaus ſtark, die Bauchmuskeln dünn und hautartig, die der Glieder dick und kräftig. Zwiſchen Lunge und Leber und zwar auf jeder Seite liegt ein breiter, dünner Muskel mit ſehniger Haut, welcher ſich an die innere Fläche des Bruſtbeines anſetzt und an das Zwerchfell der höheren Thiere erinnert, auch unzweifelhaft beim Athmen wichtige Dienſte leiſtet. Die kleine Schädelhöhle, welche kaum den zwölften Theil des Kopfes beträgt, wird von dem Hirne ausgefüllt. Dieſes bildet von obenan geſehen fünf Abtheilungen, zwei große vordere Maſſen, zwei kleinere mittlere und eine kleine, dreieckige hintere. Das Rückenmark und die Nerven über- haupt ſind verhältnißmäßig ſehr anſehnlich. Die weite Speiſeröhre erweitert ſich zu dem auf der linken Seite in der Bauchhöhle liegenden, aus zwei Theilen beſtehenden Magen; der eine Theil iſt größer als der andere und bildet einen hinten abgerundeten Sack, der zweite, welcher mit ihm blos durch eine rundliche Oeffnung in Verbindung ſteht, gleichſam nur einen Anhang zum anderen. Der Darmſchlauch iſt kurz, der Maſtdarm weit, die Bauchſpeicheldrüſe ziemlich, die doppellappige Leber ſehr groß, die Gallenblaſe birnförmig, die Milz klein. Die gelappten, dunkelrothen Nieren liegen an den Lendenwirbeln; die Harngefäße verbinden ſich zu Aeſten und bilden den Harnleiter, welcher in die Kloake einmündet, dicht neben den Samengängen, welche von den neben den Nieren in der Bauchhöhle liegenden Hoden herabkommen. Die im hinteren Theile der Kloake liegende Ruthe iſt einfach kegelförmig und mit einer tiefen, der Länge nach verlaufenden, gewundenen Rinne verſehen. Der Kehlkopf mündet durch eine Spalte hinter der Wurzel der Zunge, erweitert ſich etwas und geht dann in die Luſtröhre über, welche im Halſe herabſteigt, in die Bruſthöhle eintritt und ſich in zwei langgekrümmte Röhren theilt, die ihrerſeits in große Luftbehälter, inmitten der beiden Lungen münden, und aus welchen die eingeathmete Luft dann in die zahlreichen Zellen eindringt. Das Herz iſt verhältnißmäßig klein, wird von einem ſtarken Beutel umſchloſſen und iſt im Jnneren in drei Abtheilungen geſchieden, aus welchen ebenſoviele Schlagadern entſpringen. Die rechte und größte Abtheilung, welche das Blut aus den Hohladern aufnimmt, ſteht auch mit der linken Abtheilung in Verbindung durch mehrere kleinere Oeffnungen, welche ſich in der Scheidewand befinden und durch eine andere Oeffnung mit der kleinen, dritten Abtheilung, aus welcher die Lungenſchlagadern ent- ſpringen. Da nun die linke Abtheilung der Herzkammer das Blut aus dem Lungenvenenſack empfängt, kann ſich das durch Athmen gereinigte Blut mit dem aus den Hohladern zurückkehrenden mit dem in den drei Höhlen der Herzkammer vermiſchen, indem es durch Oeffnungen von einer Hohlader in die andere gelangt. „Wenn das Thier einathmet“, ſagt Schinz, deſſen Naturgeſchichte ich benutzt habe, „erhalten die Kammern eine beinah gleiche Menge Blut. Dasjenige, welches durch die Hohlader zurückkommt, gelangt aus der Kammer zum Theil in die linke Hauptſchlagader; der größere Theil aber fließt in die Lungenſchlagader, ſodaß alſo doch der größere Theil des venöſen Blutes der Lunge zugeführt und der Luft ausgeſetzt wird; die Lungenſchlagader aber führt das Blut aus den Lungen in den Lungenvenenſack und von da in die Aortkammer, ſodaß alſo das Lungenblut durch den Körper ſtrömt und deſſen Theilen beinahe rein zugeführt wird.“ Ueber die willkürlichen Bewegungen, das Weſen und die Lebensweiſe der Krokodile brauche ich an dieſer Stelle Nichts zu ſagen, da ich mir vorgenommen habe, die wichtigen Arten der Familie zu beſchreiben. Jhre Schilderung wird uns zugleich mit der Verbreitung und dem Aufenthalte der jetzt lebenden Arten genügend bekannt machen. Die neuere Anſchauung der Thierkundigen trennt die Familie der Krokodile in mehrere Sippen. Unter dieſen können wir die Rüſſelkrokodile oder Gaviale (Rhamphostoma) obenanſtellen. Sie zeichnen ſich von ihren Verwandten aus durch ihre ſehr lange, dünne zierliche Schnauze, einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/73
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/73>, abgerufen am 07.05.2024.