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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Seekarausche. Goldfisch.
Umgegend von Havre, von wo aus zur Zeit Norddeutschland und ein großer Theil Englands fast
ausschließlich versorgt wird. Jn Deutschland hat man, wie die Fische überhaupt, auch den Goldfisch
arg vernachlässigt; denn wenn auch hier und da einzelne Liebhaber sich mit der Züchtung desselben
abgeben, hat letztere doch nirgends die Bedeutung erlangt, welche sie haben könnte. Bei der Leichtig-
keit, mit welcher sich der Goldfisch, als echtes Mitglied der Karpfenfamilie, halten und zur Fort-
pflanzung bringen läßt, wäre es wohl der Mühe werth, die Angelegenheit ernstlicher zu betreiben, als
bisher geschehen, und das Geld, welches für die Goldsische noch immer nach Frankreich wandert, mag
die Summe so hoch oder niedrig sein, wie sie will, selbst zu verdienen. Mit der Verbreitung dieses
Fisches, bisjetzt noch des einzigen Hausthieres, welches die Klasse überhaupt geliefert, wächst auch
die Liebhaberei, mit ihr selbstredend der Verbrauch, und mancher arme Dörfler könnte sich durch Hegen
und Pflegen solcher Lurusfische ein hüsches Stück Geld verdienen.

Zur Zucht legt man am Besten kleine, an einigen Stellen tiefe Teiche an, bedeckt ihren Boden
theilweise mit hohlliegenden Steinen und bepflanzt die seichten Stellen mit Wassergräsern oder Schilf,
an deren Stengeln die Weibchen ihre Eier ablegen können. Ein Teich von dreißig Fuß Durchmesser
genügt zur Zucht; kann er größer sein, so ist es um so besser. Andere Fische müssen sorgfältig fern
gehalten, Ratten und Wasserspitzmäuse nach Möglichkeit vermindert, auch die Frösche ausgerottet
werden. Zu Zuchtfischen wählt man solche, welche noch nicht in engerem Gewahrsam gehalten wurden,
sondern junge, noch unverkümmerte aus ähnlichen Teichen, setzt zu ihnen andere, etwa gleichgroße,
welche man sich aus einem von der ersten Bezugsquelle möglichst entfernten Orte verschafft, füttert sie
mit Schafmist, Brot und anderen Pflanzenstoffen, wie die Karpfen und überläßt sie sich bis zur Fort-
pflanzungszeit. Zur ersten Erziehung der von den eigenen Fischen erzeugten Jungen empfehlen sich
kleine, seichte Teiche oder, richtiger, Becken mit schlammigem Grunde, welche oberhalb des erst-
erwähnten Teiches gelegen sind und vollständig abgelassen werden können, wenn es sich nöthig macht,
die etwas herangewachsenen Goldfischchen weiter zu versetzen oder irgend welchem Ungeziefer nachzu-
spüren. Jn diese Becken bringt man während der Laichzeit, also Anfangs Mai und Juni, die Zucht-
fische, wartet, bis sie ihre Eier abgesetzt haben, fängt sie heraus und schafft sie nach dem ersten Teiche
zurück, um zu verhüten, daß sie, wie es zu geschehen pflegt, ihre eigene Brut gefährden. Bei reich-
licher Fütterung haben die Jungen gegen Ende des Herbstes die rechte Verkaufsgröße erreicht, d. h. sind
drei bis vier Zoll lang geworden und können nunmehr versandt werden.

Wenn man bedenkt, daß ein solches Fischchen aus erster Hand immerhin mit drei bis vier
Groschen unseres Geldes verkauft, in größeren Städten aber selten unter zehn bis zwölf Groschen
losgeschlagen wird, ergibt sich, daß die Zucht recht wohl alle auf sie verwandte Mühe lohnen kann.

Jm Zimmer hält man die Goldfische gewöhnlich in einem eigens hierzu halbkugeligen Glase,
besser aber in einem größeren Glasbecken, welches reichlich mit Wasserpflanzen ausgestattet und aus-
geschmückt wurde. Als Futter wirft man täglich einige zerriebene Ameisenpuppen, Semmelkrumen
oder Oblatenstückchen ins Wasser, darf jedoch des Guten nicht zu viel thun, weil das wenige Wasser,
welches ein Goldfischchenglas enthält, ohnehin bald so schlecht wird, daß minder begehrliche und
zärtlichere Fische unmöglich in ihm aushalten würden, Uebermaß an Futter auch noch einen selbst den
Goldfischen unerträglichen Schleim erzeugt. Um letztere längere Zeit am Leben zu erhalten, ist es
unbedingt nothwendig, das Wasser von Zeit zu Zeit zu wechseln und täglich mehrmals mittels eines
kleinen, mit einer feinen Spitze versehenen Blasebalges Luft ins Wasser zu treiben. Letzteres ist in
einem größeren mit Pflanzen bestandenen Becken aus dem Grunde nicht so nöthig, als die Pflanzen
selbst Sauerstoff absondern. Vor Berührung oder Störung der Gefangenen muß man sich übrigens
hüten, weil sie solche nicht vertragen; auch empfiehlt es sich sehr, in einem Glase mindestens zwei oder
drei, in einem größeren Becken mehrere von ihnen zusammenzuhalten, weil sie Geselligkeit lieben und
den Verlust gewohnter Gefährten gewöhnlich nicht lange überleben. Bei sorgfältiger Pflege gewöhnen
sie sich bald an den Gebieter, und, wenn dieser sonst geschickt ist, kann er sie ebensoweit bringen, wie
die Chinesen die ihrigen, daß sie das vorgehaltene Futter aus der Hand nehmen, oder, wenn sie in

Seekarauſche. Goldfiſch.
Umgegend von Havre, von wo aus zur Zeit Norddeutſchland und ein großer Theil Englands faſt
ausſchließlich verſorgt wird. Jn Deutſchland hat man, wie die Fiſche überhaupt, auch den Goldfiſch
arg vernachläſſigt; denn wenn auch hier und da einzelne Liebhaber ſich mit der Züchtung deſſelben
abgeben, hat letztere doch nirgends die Bedeutung erlangt, welche ſie haben könnte. Bei der Leichtig-
keit, mit welcher ſich der Goldfiſch, als echtes Mitglied der Karpfenfamilie, halten und zur Fort-
pflanzung bringen läßt, wäre es wohl der Mühe werth, die Angelegenheit ernſtlicher zu betreiben, als
bisher geſchehen, und das Geld, welches für die Goldſiſche noch immer nach Frankreich wandert, mag
die Summe ſo hoch oder niedrig ſein, wie ſie will, ſelbſt zu verdienen. Mit der Verbreitung dieſes
Fiſches, bisjetzt noch des einzigen Hausthieres, welches die Klaſſe überhaupt geliefert, wächſt auch
die Liebhaberei, mit ihr ſelbſtredend der Verbrauch, und mancher arme Dörfler könnte ſich durch Hegen
und Pflegen ſolcher Lurusfiſche ein hüſches Stück Geld verdienen.

Zur Zucht legt man am Beſten kleine, an einigen Stellen tiefe Teiche an, bedeckt ihren Boden
theilweiſe mit hohlliegenden Steinen und bepflanzt die ſeichten Stellen mit Waſſergräſern oder Schilf,
an deren Stengeln die Weibchen ihre Eier ablegen können. Ein Teich von dreißig Fuß Durchmeſſer
genügt zur Zucht; kann er größer ſein, ſo iſt es um ſo beſſer. Andere Fiſche müſſen ſorgfältig fern
gehalten, Ratten und Waſſerſpitzmäuſe nach Möglichkeit vermindert, auch die Fröſche ausgerottet
werden. Zu Zuchtfiſchen wählt man ſolche, welche noch nicht in engerem Gewahrſam gehalten wurden,
ſondern junge, noch unverkümmerte aus ähnlichen Teichen, ſetzt zu ihnen andere, etwa gleichgroße,
welche man ſich aus einem von der erſten Bezugsquelle möglichſt entfernten Orte verſchafft, füttert ſie
mit Schafmiſt, Brot und anderen Pflanzenſtoffen, wie die Karpfen und überläßt ſie ſich bis zur Fort-
pflanzungszeit. Zur erſten Erziehung der von den eigenen Fiſchen erzeugten Jungen empfehlen ſich
kleine, ſeichte Teiche oder, richtiger, Becken mit ſchlammigem Grunde, welche oberhalb des erſt-
erwähnten Teiches gelegen ſind und vollſtändig abgelaſſen werden können, wenn es ſich nöthig macht,
die etwas herangewachſenen Goldfiſchchen weiter zu verſetzen oder irgend welchem Ungeziefer nachzu-
ſpüren. Jn dieſe Becken bringt man während der Laichzeit, alſo Anfangs Mai und Juni, die Zucht-
fiſche, wartet, bis ſie ihre Eier abgeſetzt haben, fängt ſie heraus und ſchafft ſie nach dem erſten Teiche
zurück, um zu verhüten, daß ſie, wie es zu geſchehen pflegt, ihre eigene Brut gefährden. Bei reich-
licher Fütterung haben die Jungen gegen Ende des Herbſtes die rechte Verkaufsgröße erreicht, d. h. ſind
drei bis vier Zoll lang geworden und können nunmehr verſandt werden.

Wenn man bedenkt, daß ein ſolches Fiſchchen aus erſter Hand immerhin mit drei bis vier
Groſchen unſeres Geldes verkauft, in größeren Städten aber ſelten unter zehn bis zwölf Groſchen
losgeſchlagen wird, ergibt ſich, daß die Zucht recht wohl alle auf ſie verwandte Mühe lohnen kann.

Jm Zimmer hält man die Goldfiſche gewöhnlich in einem eigens hierzu halbkugeligen Glaſe,
beſſer aber in einem größeren Glasbecken, welches reichlich mit Waſſerpflanzen ausgeſtattet und aus-
geſchmückt wurde. Als Futter wirft man täglich einige zerriebene Ameiſenpuppen, Semmelkrumen
oder Oblatenſtückchen ins Waſſer, darf jedoch des Guten nicht zu viel thun, weil das wenige Waſſer,
welches ein Goldfiſchchenglas enthält, ohnehin bald ſo ſchlecht wird, daß minder begehrliche und
zärtlichere Fiſche unmöglich in ihm aushalten würden, Uebermaß an Futter auch noch einen ſelbſt den
Goldfiſchen unerträglichen Schleim erzeugt. Um letztere längere Zeit am Leben zu erhalten, iſt es
unbedingt nothwendig, das Waſſer von Zeit zu Zeit zu wechſeln und täglich mehrmals mittels eines
kleinen, mit einer feinen Spitze verſehenen Blaſebalges Luft ins Waſſer zu treiben. Letzteres iſt in
einem größeren mit Pflanzen beſtandenen Becken aus dem Grunde nicht ſo nöthig, als die Pflanzen
ſelbſt Sauerſtoff abſondern. Vor Berührung oder Störung der Gefangenen muß man ſich übrigens
hüten, weil ſie ſolche nicht vertragen; auch empfiehlt es ſich ſehr, in einem Glaſe mindeſtens zwei oder
drei, in einem größeren Becken mehrere von ihnen zuſammenzuhalten, weil ſie Geſelligkeit lieben und
den Verluſt gewohnter Gefährten gewöhnlich nicht lange überleben. Bei ſorgfältiger Pflege gewöhnen
ſie ſich bald an den Gebieter, und, wenn dieſer ſonſt geſchickt iſt, kann er ſie ebenſoweit bringen, wie
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[651/0689] Seekarauſche. Goldfiſch. Umgegend von Havre, von wo aus zur Zeit Norddeutſchland und ein großer Theil Englands faſt ausſchließlich verſorgt wird. Jn Deutſchland hat man, wie die Fiſche überhaupt, auch den Goldfiſch arg vernachläſſigt; denn wenn auch hier und da einzelne Liebhaber ſich mit der Züchtung deſſelben abgeben, hat letztere doch nirgends die Bedeutung erlangt, welche ſie haben könnte. Bei der Leichtig- keit, mit welcher ſich der Goldfiſch, als echtes Mitglied der Karpfenfamilie, halten und zur Fort- pflanzung bringen läßt, wäre es wohl der Mühe werth, die Angelegenheit ernſtlicher zu betreiben, als bisher geſchehen, und das Geld, welches für die Goldſiſche noch immer nach Frankreich wandert, mag die Summe ſo hoch oder niedrig ſein, wie ſie will, ſelbſt zu verdienen. Mit der Verbreitung dieſes Fiſches, bisjetzt noch des einzigen Hausthieres, welches die Klaſſe überhaupt geliefert, wächſt auch die Liebhaberei, mit ihr ſelbſtredend der Verbrauch, und mancher arme Dörfler könnte ſich durch Hegen und Pflegen ſolcher Lurusfiſche ein hüſches Stück Geld verdienen. Zur Zucht legt man am Beſten kleine, an einigen Stellen tiefe Teiche an, bedeckt ihren Boden theilweiſe mit hohlliegenden Steinen und bepflanzt die ſeichten Stellen mit Waſſergräſern oder Schilf, an deren Stengeln die Weibchen ihre Eier ablegen können. Ein Teich von dreißig Fuß Durchmeſſer genügt zur Zucht; kann er größer ſein, ſo iſt es um ſo beſſer. Andere Fiſche müſſen ſorgfältig fern gehalten, Ratten und Waſſerſpitzmäuſe nach Möglichkeit vermindert, auch die Fröſche ausgerottet werden. Zu Zuchtfiſchen wählt man ſolche, welche noch nicht in engerem Gewahrſam gehalten wurden, ſondern junge, noch unverkümmerte aus ähnlichen Teichen, ſetzt zu ihnen andere, etwa gleichgroße, welche man ſich aus einem von der erſten Bezugsquelle möglichſt entfernten Orte verſchafft, füttert ſie mit Schafmiſt, Brot und anderen Pflanzenſtoffen, wie die Karpfen und überläßt ſie ſich bis zur Fort- pflanzungszeit. Zur erſten Erziehung der von den eigenen Fiſchen erzeugten Jungen empfehlen ſich kleine, ſeichte Teiche oder, richtiger, Becken mit ſchlammigem Grunde, welche oberhalb des erſt- erwähnten Teiches gelegen ſind und vollſtändig abgelaſſen werden können, wenn es ſich nöthig macht, die etwas herangewachſenen Goldfiſchchen weiter zu verſetzen oder irgend welchem Ungeziefer nachzu- ſpüren. Jn dieſe Becken bringt man während der Laichzeit, alſo Anfangs Mai und Juni, die Zucht- fiſche, wartet, bis ſie ihre Eier abgeſetzt haben, fängt ſie heraus und ſchafft ſie nach dem erſten Teiche zurück, um zu verhüten, daß ſie, wie es zu geſchehen pflegt, ihre eigene Brut gefährden. Bei reich- licher Fütterung haben die Jungen gegen Ende des Herbſtes die rechte Verkaufsgröße erreicht, d. h. ſind drei bis vier Zoll lang geworden und können nunmehr verſandt werden. Wenn man bedenkt, daß ein ſolches Fiſchchen aus erſter Hand immerhin mit drei bis vier Groſchen unſeres Geldes verkauft, in größeren Städten aber ſelten unter zehn bis zwölf Groſchen losgeſchlagen wird, ergibt ſich, daß die Zucht recht wohl alle auf ſie verwandte Mühe lohnen kann. Jm Zimmer hält man die Goldfiſche gewöhnlich in einem eigens hierzu halbkugeligen Glaſe, beſſer aber in einem größeren Glasbecken, welches reichlich mit Waſſerpflanzen ausgeſtattet und aus- geſchmückt wurde. Als Futter wirft man täglich einige zerriebene Ameiſenpuppen, Semmelkrumen oder Oblatenſtückchen ins Waſſer, darf jedoch des Guten nicht zu viel thun, weil das wenige Waſſer, welches ein Goldfiſchchenglas enthält, ohnehin bald ſo ſchlecht wird, daß minder begehrliche und zärtlichere Fiſche unmöglich in ihm aushalten würden, Uebermaß an Futter auch noch einen ſelbſt den Goldfiſchen unerträglichen Schleim erzeugt. Um letztere längere Zeit am Leben zu erhalten, iſt es unbedingt nothwendig, das Waſſer von Zeit zu Zeit zu wechſeln und täglich mehrmals mittels eines kleinen, mit einer feinen Spitze verſehenen Blaſebalges Luft ins Waſſer zu treiben. Letzteres iſt in einem größeren mit Pflanzen beſtandenen Becken aus dem Grunde nicht ſo nöthig, als die Pflanzen ſelbſt Sauerſtoff abſondern. Vor Berührung oder Störung der Gefangenen muß man ſich übrigens hüten, weil ſie ſolche nicht vertragen; auch empfiehlt es ſich ſehr, in einem Glaſe mindeſtens zwei oder drei, in einem größeren Becken mehrere von ihnen zuſammenzuhalten, weil ſie Geſelligkeit lieben und den Verluſt gewohnter Gefährten gewöhnlich nicht lange überleben. Bei ſorgfältiger Pflege gewöhnen ſie ſich bald an den Gebieter, und, wenn dieſer ſonſt geſchickt iſt, kann er ſie ebenſoweit bringen, wie die Chineſen die ihrigen, daß ſie das vorgehaltene Futter aus der Hand nehmen, oder, wenn ſie in

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/689>, abgerufen am 16.07.2024.