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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Erlister. Seepapagei.
nicht unähnlich, nur daß die Schwanzflosse bedeutend größer erscheint; der Kopf rundet sich zur
stumpfen Schnauze zu; der Mund ist klein; die Kinnladen werden bis auf die Zähne von den dünnen,
doppelt erscheinenden Lippen bedeckt. Stirn, Schnauze und Mundgegend sind unbeschuppt, Backen,
Kiemen und der übrige Leib mit großen, eiförmigen, abgerundeten, glattrandigen, längs des
Rumpfes in acht Längsreihen geordneten Schuppen bekleidet. Der Rücken ist purpurroth, die Seite
auf rosenrothem Grunde violet, weil die Mitte jeder Schuppe diese Färbung zeigt; Brust und Bauch-
flossen sind orangegelb, letztere mit veilchenblauen Linien gezeichnet; die Rücken- wie die Afterflosse
zeigt auf graulichviolettem Grunde morgenrothe Flecke, die Schwanzflosse außerdem noch einen weißen
Saum am Rande. Jn der Rückenflosse finden sich 9 und 10, in der Brustflosse 12, in der Bauch-
flosse 1 und 5, in der Afterflosse 2 und 9, in der Schwanzflosse 13 Strahlen. Die Länge beträgt
etwas über 1 Fuß.

Das griechische Jnselmeer ist die Heimat des Seepapageies; an den italienischen Küsten soll er
sich nicht mehr finden, obgleich er früher dort häufig gewesen sein muß. Plinius sagt von ihm:
"Jetzt spricht man dem Papageifisch, welcher allein unter seinen Klassenverwandten wiederkäuen und
von Meerespflanzen, nicht von Fischen leben soll, den höchsten Rang zu. Von selbst geht er nicht
über das Vorgebirge von Troja hinaus; deswegen hat Tiberius Claudius den Optatus mit
Schiffen ausgesandt, um solche Fische zu holen und sie an der Küste von Campanien auszusetzen.
Auf diese Weise hat man fünf Jahre lang derartige gefangene Fische wieder ins Meer geworfen;
seitdem findet man sie häufig an der Küste von Jtalien, wo vorher keine gefangen worden. So hat
sich der Gaumen an dem Fische Abwechslung des Geschmacks genug zu verschaffen gewußt, und man
hat dem Meere einen neuen Bewohner gegeben, damit man sich nicht wundere, daß nur fremde Vögel
in Rom sich fortpflanzen." Außerdem berichten die Alten, daß sich die Papageifische einander sehr
lieben, sich gegenseitig aus den Netzen helfen, indem derjenige, welcher gefangen, in den ihm dar-
gereichten Schwanz eines anderen beiße und so herausgezogen werde, daß man sie fangen könne, wenn
man einen Rogener an eine Schnur binde und ihn im Meere umherschwimmen lasse, damit sich um
ihn die Milchner sammeln und gefangen würden, und Aehnliches mehr. Aus den neueren
Beobachtungen geht ungefähr Folgendes hervor: Die bekannten Arten lieben felsige Küsten,
halten sich hier in Spalten und Höhlungen unterseeischer Klippen auf, fressen Pflanzenstoffe und
zerkleinern diese wirklich zu einer breiartigen Masse, lassen sich auch nicht leicht fangen, weil sie den
ihnen vorgeworfenen Köder verschmähen und aus den Netzen durch geschicktes Springen zu
entkommen wissen.

Während der Weltausstellung des Jahres 1867 hat man, wie ich aus bestimmter Quelle
erfahren, einen dieser prachtvollen Fische in dem Aquarium der Ausstellung lebend gezeigt, ihn jedoch
nur wenige Tage lang bei gutem Wohlsein erhalten können, möglicherweise, weil man nicht im
Stande war, ihm geeignete Nahrung zu bieten. Ob Dies überhaupt möglich sein wird, steht dahin.



Die von Johannes Müller aufgestellte Familie der Trughechte (Scomberesoces) umfaßt
mehrere, meist lang gestreckte Weichflosser mit zu einem Stück verwachsenen Schlundknochen und einer
Reihe gekielter Schuppen jederseits am Bauche, deren Bauchflossen nur gegliederte Strahlen haben.
Zweckmäßiger beschränkt man den Namen wohl auf die wirklich den Hechten ähnlich gestalteten Arten,
welche von Cuvier mit den letzteren in einer und derselben Gruppe vereinigt wurden, und trennt von
ihnen die gänzlich verschiedenen Hochflieger, für welche man dann freilich eine besondere Familie
bilden muß.

Alsdann hätte man die Hornhechte (Belone) als Urbilder jener Familie anzusehen. Jhre
Merkmale liegen in dem sehr gestreckten, aalartigen Leibe, den in einen langen Schnabel aus-

Erliſter. Seepapagei.
nicht unähnlich, nur daß die Schwanzfloſſe bedeutend größer erſcheint; der Kopf rundet ſich zur
ſtumpfen Schnauze zu; der Mund iſt klein; die Kinnladen werden bis auf die Zähne von den dünnen,
doppelt erſcheinenden Lippen bedeckt. Stirn, Schnauze und Mundgegend ſind unbeſchuppt, Backen,
Kiemen und der übrige Leib mit großen, eiförmigen, abgerundeten, glattrandigen, längs des
Rumpfes in acht Längsreihen geordneten Schuppen bekleidet. Der Rücken iſt purpurroth, die Seite
auf roſenrothem Grunde violet, weil die Mitte jeder Schuppe dieſe Färbung zeigt; Bruſt und Bauch-
floſſen ſind orangegelb, letztere mit veilchenblauen Linien gezeichnet; die Rücken- wie die Afterfloſſe
zeigt auf graulichviolettem Grunde morgenrothe Flecke, die Schwanzfloſſe außerdem noch einen weißen
Saum am Rande. Jn der Rückenfloſſe finden ſich 9 und 10, in der Bruſtfloſſe 12, in der Bauch-
floſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 9, in der Schwanzfloſſe 13 Strahlen. Die Länge beträgt
etwas über 1 Fuß.

Das griechiſche Jnſelmeer iſt die Heimat des Seepapageies; an den italieniſchen Küſten ſoll er
ſich nicht mehr finden, obgleich er früher dort häufig geweſen ſein muß. Plinius ſagt von ihm:
„Jetzt ſpricht man dem Papageifiſch, welcher allein unter ſeinen Klaſſenverwandten wiederkäuen und
von Meerespflanzen, nicht von Fiſchen leben ſoll, den höchſten Rang zu. Von ſelbſt geht er nicht
über das Vorgebirge von Troja hinaus; deswegen hat Tiberius Claudius den Optatus mit
Schiffen ausgeſandt, um ſolche Fiſche zu holen und ſie an der Küſte von Campanien auszuſetzen.
Auf dieſe Weiſe hat man fünf Jahre lang derartige gefangene Fiſche wieder ins Meer geworfen;
ſeitdem findet man ſie häufig an der Küſte von Jtalien, wo vorher keine gefangen worden. So hat
ſich der Gaumen an dem Fiſche Abwechslung des Geſchmacks genug zu verſchaffen gewußt, und man
hat dem Meere einen neuen Bewohner gegeben, damit man ſich nicht wundere, daß nur fremde Vögel
in Rom ſich fortpflanzen.“ Außerdem berichten die Alten, daß ſich die Papageifiſche einander ſehr
lieben, ſich gegenſeitig aus den Netzen helfen, indem derjenige, welcher gefangen, in den ihm dar-
gereichten Schwanz eines anderen beiße und ſo herausgezogen werde, daß man ſie fangen könne, wenn
man einen Rogener an eine Schnur binde und ihn im Meere umherſchwimmen laſſe, damit ſich um
ihn die Milchner ſammeln und gefangen würden, und Aehnliches mehr. Aus den neueren
Beobachtungen geht ungefähr Folgendes hervor: Die bekannten Arten lieben felſige Küſten,
halten ſich hier in Spalten und Höhlungen unterſeeiſcher Klippen auf, freſſen Pflanzenſtoffe und
zerkleinern dieſe wirklich zu einer breiartigen Maſſe, laſſen ſich auch nicht leicht fangen, weil ſie den
ihnen vorgeworfenen Köder verſchmähen und aus den Netzen durch geſchicktes Springen zu
entkommen wiſſen.

Während der Weltausſtellung des Jahres 1867 hat man, wie ich aus beſtimmter Quelle
erfahren, einen dieſer prachtvollen Fiſche in dem Aquarium der Ausſtellung lebend gezeigt, ihn jedoch
nur wenige Tage lang bei gutem Wohlſein erhalten können, möglicherweiſe, weil man nicht im
Stande war, ihm geeignete Nahrung zu bieten. Ob Dies überhaupt möglich ſein wird, ſteht dahin.



Die von Johannes Müller aufgeſtellte Familie der Trughechte (Scomberesoces) umfaßt
mehrere, meiſt lang geſtreckte Weichfloſſer mit zu einem Stück verwachſenen Schlundknochen und einer
Reihe gekielter Schuppen jederſeits am Bauche, deren Bauchfloſſen nur gegliederte Strahlen haben.
Zweckmäßiger beſchränkt man den Namen wohl auf die wirklich den Hechten ähnlich geſtalteten Arten,
welche von Cuvier mit den letzteren in einer und derſelben Gruppe vereinigt wurden, und trennt von
ihnen die gänzlich verſchiedenen Hochflieger, für welche man dann freilich eine beſondere Familie
bilden muß.

Alsdann hätte man die Hornhechte (Belone) als Urbilder jener Familie anzuſehen. Jhre
Merkmale liegen in dem ſehr geſtreckten, aalartigen Leibe, den in einen langen Schnabel aus-

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[621/0659] Erliſter. Seepapagei. nicht unähnlich, nur daß die Schwanzfloſſe bedeutend größer erſcheint; der Kopf rundet ſich zur ſtumpfen Schnauze zu; der Mund iſt klein; die Kinnladen werden bis auf die Zähne von den dünnen, doppelt erſcheinenden Lippen bedeckt. Stirn, Schnauze und Mundgegend ſind unbeſchuppt, Backen, Kiemen und der übrige Leib mit großen, eiförmigen, abgerundeten, glattrandigen, längs des Rumpfes in acht Längsreihen geordneten Schuppen bekleidet. Der Rücken iſt purpurroth, die Seite auf roſenrothem Grunde violet, weil die Mitte jeder Schuppe dieſe Färbung zeigt; Bruſt und Bauch- floſſen ſind orangegelb, letztere mit veilchenblauen Linien gezeichnet; die Rücken- wie die Afterfloſſe zeigt auf graulichviolettem Grunde morgenrothe Flecke, die Schwanzfloſſe außerdem noch einen weißen Saum am Rande. Jn der Rückenfloſſe finden ſich 9 und 10, in der Bruſtfloſſe 12, in der Bauch- floſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 2 und 9, in der Schwanzfloſſe 13 Strahlen. Die Länge beträgt etwas über 1 Fuß. Das griechiſche Jnſelmeer iſt die Heimat des Seepapageies; an den italieniſchen Küſten ſoll er ſich nicht mehr finden, obgleich er früher dort häufig geweſen ſein muß. Plinius ſagt von ihm: „Jetzt ſpricht man dem Papageifiſch, welcher allein unter ſeinen Klaſſenverwandten wiederkäuen und von Meerespflanzen, nicht von Fiſchen leben ſoll, den höchſten Rang zu. Von ſelbſt geht er nicht über das Vorgebirge von Troja hinaus; deswegen hat Tiberius Claudius den Optatus mit Schiffen ausgeſandt, um ſolche Fiſche zu holen und ſie an der Küſte von Campanien auszuſetzen. Auf dieſe Weiſe hat man fünf Jahre lang derartige gefangene Fiſche wieder ins Meer geworfen; ſeitdem findet man ſie häufig an der Küſte von Jtalien, wo vorher keine gefangen worden. So hat ſich der Gaumen an dem Fiſche Abwechslung des Geſchmacks genug zu verſchaffen gewußt, und man hat dem Meere einen neuen Bewohner gegeben, damit man ſich nicht wundere, daß nur fremde Vögel in Rom ſich fortpflanzen.“ Außerdem berichten die Alten, daß ſich die Papageifiſche einander ſehr lieben, ſich gegenſeitig aus den Netzen helfen, indem derjenige, welcher gefangen, in den ihm dar- gereichten Schwanz eines anderen beiße und ſo herausgezogen werde, daß man ſie fangen könne, wenn man einen Rogener an eine Schnur binde und ihn im Meere umherſchwimmen laſſe, damit ſich um ihn die Milchner ſammeln und gefangen würden, und Aehnliches mehr. Aus den neueren Beobachtungen geht ungefähr Folgendes hervor: Die bekannten Arten lieben felſige Küſten, halten ſich hier in Spalten und Höhlungen unterſeeiſcher Klippen auf, freſſen Pflanzenſtoffe und zerkleinern dieſe wirklich zu einer breiartigen Maſſe, laſſen ſich auch nicht leicht fangen, weil ſie den ihnen vorgeworfenen Köder verſchmähen und aus den Netzen durch geſchicktes Springen zu entkommen wiſſen. Während der Weltausſtellung des Jahres 1867 hat man, wie ich aus beſtimmter Quelle erfahren, einen dieſer prachtvollen Fiſche in dem Aquarium der Ausſtellung lebend gezeigt, ihn jedoch nur wenige Tage lang bei gutem Wohlſein erhalten können, möglicherweiſe, weil man nicht im Stande war, ihm geeignete Nahrung zu bieten. Ob Dies überhaupt möglich ſein wird, ſteht dahin. Die von Johannes Müller aufgeſtellte Familie der Trughechte (Scomberesoces) umfaßt mehrere, meiſt lang geſtreckte Weichfloſſer mit zu einem Stück verwachſenen Schlundknochen und einer Reihe gekielter Schuppen jederſeits am Bauche, deren Bauchfloſſen nur gegliederte Strahlen haben. Zweckmäßiger beſchränkt man den Namen wohl auf die wirklich den Hechten ähnlich geſtalteten Arten, welche von Cuvier mit den letzteren in einer und derſelben Gruppe vereinigt wurden, und trennt von ihnen die gänzlich verſchiedenen Hochflieger, für welche man dann freilich eine beſondere Familie bilden muß. Alsdann hätte man die Hornhechte (Belone) als Urbilder jener Familie anzuſehen. Jhre Merkmale liegen in dem ſehr geſtreckten, aalartigen Leibe, den in einen langen Schnabel aus-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/659>, abgerufen am 06.06.2024.