die Rochen, finden in den großen Arten Vergelter und Rächer; der Heiligenbutt namentlich gilt als ein arger Feind der fast in derselben Weise wie er lebenden Rochen.
Die Fortpflanzung der Flachfische fällt in die beste Jahreszeit, in den Frühling und Vorsommer nämlich. Um diese Zeit nehmen die Eierstöcke der Rogener den größten Theil der Leibeshöhle ein, und die Hoden der Milchner strotzen von Samen. Der Laich wird auf demselben Grunde abgelegt, welcher unseren Fischen zeitweilig zum Aufenthaltsorte dient, vorzugsweise also auf sandigem Boden, außerdem zwischen Seegras und anderen Meerespflanzen. Die Jungen bemerkt man Ausgangs Sommers, insbesondere während der Ebbe, weil sie, wie ihre Eltern, oft zu faul sind, mit ein- tretender Ebbe die seichteren Meeresstellen zu verlassen und tieferes Wasser aufzusuchen, vielmehr, in den Sand gewühlt, die Rückkehr der Flut abwarten. Etwas Zierlicheres von einem Thierchen als solch' jungen Flachfisch kann man sich kaum denken. Abgesehen von der Größe, ist er in jeder Beziehung, in Färbung, Zeichnung und Lebensweise, Sitten und Gewohnheiten der Alte, scheinbar aber viel schöner, beweglicher und deshalb anmuthiger. Wie kaum ein anderer Seesisch eignet er sich für die Gefangenschaft; denn er verlangt nicht einmal Seewasser, sondern gewöhnt sich leicht an das Wasser unserer Süßwasserteiche oder Flüsse und hält hier, falls es ihm nur nicht an Nahrung fehlt, vortrefflich aus. Liebhabern von Aquarien empfehle ich gerade diese Fische, also unsere Schollen, Butten und Zungen auf das Angelegentlichste.
Groß ist die Bedeutung der Flachfische für den menschlichen Haushalt. Alle Arten haben ein schmackhaftes, mehrere von ihnen ein ganz vorzügliches Fleisch, welches noch besonders dadurch für eine ausgedehnte Benutzung sich eignet, als es sich tagelang hält, dementsprechend auf weite Strecken versandt werden kann. An den meisten Seeküsten ißt man nur die frischgefangenen Flachfische; im hohen Norden aber, wo die Ernte des Sommers zur Nahrung für den Winter dienen muß, bereitet man wenigstens die größeren Stücke für längere Aufbewahrung zu, indem man sie in Streifen schneidet und entweder einsalzt oder an der Luft wie Stockfische trocknet. Besonders geschätzt sind Goldbutt, Kliesche und Steinbutt, aber auch die übrigen werden nirgends gering geachtet. Der Handel, welcher mit Flachfischen getrieben wird, ist sehr bedeutend. So werden auf dem Fischmarkte von London jährlich allein von den Holländern, welche sich vorzugsweise mit dem Fange abgeben, für 80,000 Pfund Sterling oder in runder Summe eine halbe Million Thaler Steinbutten, von den Dänen für 15,000 Pfd. Sterl. eingeführt, derer nicht zu gedenken, welche die britischen Fischer erbeuten, da höchstens ein Viertheil des Bedarfes der Weltstadt von den Holländern geliefert wird. Jene Summe von 80,000 Pfd. Sterl. bezieht sich übrigens nur auf die von den holländischen Fischern unmittelbar nach England gebrachten Steinbutten, nicht aber auch auf diejenigen, welche die Niederländer schon auf hoher See an englische Fischer verkaufen, um der, Nichtbriten aufgelegten, Steuer zu entgehen. Wie viele Steinbutten in Holland selbst, in Deutschland, Frankreich und Jütland verbraucht werden, läßt sich nicht bestimmen; doch darf man wohl annehmen, daß der Gesammtwerth dieses Theiles der Fischerei ebenfalls gegen eine halbe Million Thaler betragen mag. Noch größer dürfte der Werth anderer Flachfische, beispielsweise der Goldbutten, Flunder und Zungen sein, so billig man dieselben auch auf allen Fischmärkten der Küstenstädte verkauft. Zuweilen fängt man sie in unglaublicher Anzahl. So kamen, laut Yarrell, eines Tages so viele Goldbutten auf den Londoner Fischmarkt, daß Hunderte von Scheffeln unverkauft blieben. Große Mengen von ihnen wurden zu einem Penny das Dutzend losgeschlagen, obgleich die einzelnen Stücke nicht unter drei Pfund wogen, somit also für zehn Pfennige unseres Geldes gegen vierzig Pfund Fische verkauft. Demungeachtet gelang es nicht, den reichen Fang entsprechend zu verwerthen; es fanden sich, selbst als man funfzig Fische für vierzig Pfennige ausbot, keine Käufer mehr, bis endlich der Lordmayor den Befehl gab, die übrig bleibenden unter die Armen zu vertheilen. An Schollen werden, nach Yarrell, jährlich etwa 86,000 Scheffel auf den Markt zu Billingsgate geliefert. Auch der Fang der Heiligbutten gibt zuweilen einen außerordentlichen Ertrag, weil man mit einer einzigen Lang-
Allgemeines über die Flachfiſche.
die Rochen, finden in den großen Arten Vergelter und Rächer; der Heiligenbutt namentlich gilt als ein arger Feind der faſt in derſelben Weiſe wie er lebenden Rochen.
Die Fortpflanzung der Flachfiſche fällt in die beſte Jahreszeit, in den Frühling und Vorſommer nämlich. Um dieſe Zeit nehmen die Eierſtöcke der Rogener den größten Theil der Leibeshöhle ein, und die Hoden der Milchner ſtrotzen von Samen. Der Laich wird auf demſelben Grunde abgelegt, welcher unſeren Fiſchen zeitweilig zum Aufenthaltsorte dient, vorzugsweiſe alſo auf ſandigem Boden, außerdem zwiſchen Seegras und anderen Meerespflanzen. Die Jungen bemerkt man Ausgangs Sommers, insbeſondere während der Ebbe, weil ſie, wie ihre Eltern, oft zu faul ſind, mit ein- tretender Ebbe die ſeichteren Meeresſtellen zu verlaſſen und tieferes Waſſer aufzuſuchen, vielmehr, in den Sand gewühlt, die Rückkehr der Flut abwarten. Etwas Zierlicheres von einem Thierchen als ſolch’ jungen Flachfiſch kann man ſich kaum denken. Abgeſehen von der Größe, iſt er in jeder Beziehung, in Färbung, Zeichnung und Lebensweiſe, Sitten und Gewohnheiten der Alte, ſcheinbar aber viel ſchöner, beweglicher und deshalb anmuthiger. Wie kaum ein anderer Seeſiſch eignet er ſich für die Gefangenſchaft; denn er verlangt nicht einmal Seewaſſer, ſondern gewöhnt ſich leicht an das Waſſer unſerer Süßwaſſerteiche oder Flüſſe und hält hier, falls es ihm nur nicht an Nahrung fehlt, vortrefflich aus. Liebhabern von Aquarien empfehle ich gerade dieſe Fiſche, alſo unſere Schollen, Butten und Zungen auf das Angelegentlichſte.
Groß iſt die Bedeutung der Flachfiſche für den menſchlichen Haushalt. Alle Arten haben ein ſchmackhaftes, mehrere von ihnen ein ganz vorzügliches Fleiſch, welches noch beſonders dadurch für eine ausgedehnte Benutzung ſich eignet, als es ſich tagelang hält, dementſprechend auf weite Strecken verſandt werden kann. An den meiſten Seeküſten ißt man nur die friſchgefangenen Flachfiſche; im hohen Norden aber, wo die Ernte des Sommers zur Nahrung für den Winter dienen muß, bereitet man wenigſtens die größeren Stücke für längere Aufbewahrung zu, indem man ſie in Streifen ſchneidet und entweder einſalzt oder an der Luft wie Stockfiſche trocknet. Beſonders geſchätzt ſind Goldbutt, Klieſche und Steinbutt, aber auch die übrigen werden nirgends gering geachtet. Der Handel, welcher mit Flachfiſchen getrieben wird, iſt ſehr bedeutend. So werden auf dem Fiſchmarkte von London jährlich allein von den Holländern, welche ſich vorzugsweiſe mit dem Fange abgeben, für 80,000 Pfund Sterling oder in runder Summe eine halbe Million Thaler Steinbutten, von den Dänen für 15,000 Pfd. Sterl. eingeführt, derer nicht zu gedenken, welche die britiſchen Fiſcher erbeuten, da höchſtens ein Viertheil des Bedarfes der Weltſtadt von den Holländern geliefert wird. Jene Summe von 80,000 Pfd. Sterl. bezieht ſich übrigens nur auf die von den holländiſchen Fiſchern unmittelbar nach England gebrachten Steinbutten, nicht aber auch auf diejenigen, welche die Niederländer ſchon auf hoher See an engliſche Fiſcher verkaufen, um der, Nichtbriten aufgelegten, Steuer zu entgehen. Wie viele Steinbutten in Holland ſelbſt, in Deutſchland, Frankreich und Jütland verbraucht werden, läßt ſich nicht beſtimmen; doch darf man wohl annehmen, daß der Geſammtwerth dieſes Theiles der Fiſcherei ebenfalls gegen eine halbe Million Thaler betragen mag. Noch größer dürfte der Werth anderer Flachfiſche, beiſpielsweiſe der Goldbutten, Flunder und Zungen ſein, ſo billig man dieſelben auch auf allen Fiſchmärkten der Küſtenſtädte verkauft. Zuweilen fängt man ſie in unglaublicher Anzahl. So kamen, laut Yarrell, eines Tages ſo viele Goldbutten auf den Londoner Fiſchmarkt, daß Hunderte von Scheffeln unverkauft blieben. Große Mengen von ihnen wurden zu einem Penny das Dutzend losgeſchlagen, obgleich die einzelnen Stücke nicht unter drei Pfund wogen, ſomit alſo für zehn Pfennige unſeres Geldes gegen vierzig Pfund Fiſche verkauft. Demungeachtet gelang es nicht, den reichen Fang entſprechend zu verwerthen; es fanden ſich, ſelbſt als man funfzig Fiſche für vierzig Pfennige ausbot, keine Käufer mehr, bis endlich der Lordmayor den Befehl gab, die übrig bleibenden unter die Armen zu vertheilen. An Schollen werden, nach Yarrell, jährlich etwa 86,000 Scheffel auf den Markt zu Billingsgate geliefert. Auch der Fang der Heiligbutten gibt zuweilen einen außerordentlichen Ertrag, weil man mit einer einzigen Lang-
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Allgemeines über die Flachfiſche.
die Rochen, finden in den großen Arten Vergelter und Rächer; der Heiligenbutt namentlich gilt als
ein arger Feind der faſt in derſelben Weiſe wie er lebenden Rochen.
Die Fortpflanzung der Flachfiſche fällt in die beſte Jahreszeit, in den Frühling und Vorſommer
nämlich. Um dieſe Zeit nehmen die Eierſtöcke der Rogener den größten Theil der Leibeshöhle ein,
und die Hoden der Milchner ſtrotzen von Samen. Der Laich wird auf demſelben Grunde abgelegt,
welcher unſeren Fiſchen zeitweilig zum Aufenthaltsorte dient, vorzugsweiſe alſo auf ſandigem Boden,
außerdem zwiſchen Seegras und anderen Meerespflanzen. Die Jungen bemerkt man Ausgangs
Sommers, insbeſondere während der Ebbe, weil ſie, wie ihre Eltern, oft zu faul ſind, mit ein-
tretender Ebbe die ſeichteren Meeresſtellen zu verlaſſen und tieferes Waſſer aufzuſuchen, vielmehr, in
den Sand gewühlt, die Rückkehr der Flut abwarten. Etwas Zierlicheres von einem Thierchen als
ſolch’ jungen Flachfiſch kann man ſich kaum denken. Abgeſehen von der Größe, iſt er in jeder
Beziehung, in Färbung, Zeichnung und Lebensweiſe, Sitten und Gewohnheiten der Alte, ſcheinbar
aber viel ſchöner, beweglicher und deshalb anmuthiger. Wie kaum ein anderer Seeſiſch eignet er ſich
für die Gefangenſchaft; denn er verlangt nicht einmal Seewaſſer, ſondern gewöhnt ſich leicht an das
Waſſer unſerer Süßwaſſerteiche oder Flüſſe und hält hier, falls es ihm nur nicht an Nahrung fehlt,
vortrefflich aus. Liebhabern von Aquarien empfehle ich gerade dieſe Fiſche, alſo unſere Schollen,
Butten und Zungen auf das Angelegentlichſte.
Groß iſt die Bedeutung der Flachfiſche für den menſchlichen Haushalt. Alle Arten haben ein
ſchmackhaftes, mehrere von ihnen ein ganz vorzügliches Fleiſch, welches noch beſonders dadurch für
eine ausgedehnte Benutzung ſich eignet, als es ſich tagelang hält, dementſprechend auf weite Strecken
verſandt werden kann. An den meiſten Seeküſten ißt man nur die friſchgefangenen Flachfiſche; im
hohen Norden aber, wo die Ernte des Sommers zur Nahrung für den Winter dienen muß, bereitet
man wenigſtens die größeren Stücke für längere Aufbewahrung zu, indem man ſie in Streifen
ſchneidet und entweder einſalzt oder an der Luft wie Stockfiſche trocknet. Beſonders geſchätzt ſind
Goldbutt, Klieſche und Steinbutt, aber auch die übrigen werden nirgends gering geachtet. Der
Handel, welcher mit Flachfiſchen getrieben wird, iſt ſehr bedeutend. So werden auf dem Fiſchmarkte
von London jährlich allein von den Holländern, welche ſich vorzugsweiſe mit dem Fange abgeben,
für 80,000 Pfund Sterling oder in runder Summe eine halbe Million Thaler Steinbutten, von den
Dänen für 15,000 Pfd. Sterl. eingeführt, derer nicht zu gedenken, welche die britiſchen Fiſcher
erbeuten, da höchſtens ein Viertheil des Bedarfes der Weltſtadt von den Holländern geliefert wird.
Jene Summe von 80,000 Pfd. Sterl. bezieht ſich übrigens nur auf die von den holländiſchen
Fiſchern unmittelbar nach England gebrachten Steinbutten, nicht aber auch auf diejenigen, welche die
Niederländer ſchon auf hoher See an engliſche Fiſcher verkaufen, um der, Nichtbriten aufgelegten,
Steuer zu entgehen. Wie viele Steinbutten in Holland ſelbſt, in Deutſchland, Frankreich und
Jütland verbraucht werden, läßt ſich nicht beſtimmen; doch darf man wohl annehmen, daß der
Geſammtwerth dieſes Theiles der Fiſcherei ebenfalls gegen eine halbe Million Thaler betragen mag.
Noch größer dürfte der Werth anderer Flachfiſche, beiſpielsweiſe der Goldbutten, Flunder und Zungen
ſein, ſo billig man dieſelben auch auf allen Fiſchmärkten der Küſtenſtädte verkauft. Zuweilen fängt
man ſie in unglaublicher Anzahl. So kamen, laut Yarrell, eines Tages ſo viele Goldbutten auf
den Londoner Fiſchmarkt, daß Hunderte von Scheffeln unverkauft blieben. Große Mengen von
ihnen wurden zu einem Penny das Dutzend losgeſchlagen, obgleich die einzelnen Stücke nicht unter
drei Pfund wogen, ſomit alſo für zehn Pfennige unſeres Geldes gegen vierzig Pfund Fiſche verkauft.
Demungeachtet gelang es nicht, den reichen Fang entſprechend zu verwerthen; es fanden ſich, ſelbſt
als man funfzig Fiſche für vierzig Pfennige ausbot, keine Käufer mehr, bis endlich der Lordmayor
den Befehl gab, die übrig bleibenden unter die Armen zu vertheilen. An Schollen werden, nach
Yarrell, jährlich etwa 86,000 Scheffel auf den Markt zu Billingsgate geliefert. Auch der Fang
der Heiligbutten gibt zuweilen einen außerordentlichen Ertrag, weil man mit einer einzigen Lang-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/651>, abgerufen am 21.12.2024.
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