Die Stachelflosser. Armflosser. Froschfische. Seeteufel.
Nach Neill's Versicherung bringt man oft kleinere Wolfsfische zu Edinburg auf den Markt und findet auch willige Käufer für sie, weil Diejenigen, welche ihren Abscheu vor dem häßlichen Fische überwunden haben, das Fleisch als trefflich rühmen. Auch die Nordländer essen dieses, jedoch nur, nachdem sie den Seewolf vorher enthäutet. Der Geruch soll zwar keineswegs einladend sein, beim Kochen jedoch mehr oder weniger verschwinden. Aus der Haut bereitet man Beutel oder Fischleim.
Zu den häßlichsten und ungestaltetsten aller Fische gehören die Armflosser (Pediculati). "Ein sonder scheußlich, häßlich Thier sollen diese Meerkrotten seyn", sagt der alte Geßner, von der bei uns vorkommenden Art der Familie sprechend, "an etlichen orten auff drey Elen mit jhrer lenge kommen, mit so einem weiten maul, daß sie auch einen gemeinen Jaghundt verschlingen mögen. Jst sonst von zähem Fleisch als flach von gestalt, mit einem grossen dicken kopff, also daß gar nah nichts an dem Fisch ist, dann der kopff, wie ein gropff. Der vnder Kiffbacken streckt sich für den obern herauß, auß vrsach jhm sein Maul allzeit offen steht. Auff dem kopff vnd vmb die augen hat er viel spitz oder Dörn, sein Kiffbacken beyde der rachen, Zungen voller zänen. Vornen auff dem Kopff hat er zwey streußle, auch etliche hinden auff dem Rücken, aber kleiner, welche sehr vbel stincken sollen. So diese Fisch außgezogen, vnd weit zerspannt werden, vnd ein Liecht darein gethan wirt, so gibt es ein wunder scheußliche Laternen, als dann auch sonst der Fisch scheußlich anzusehen ist, aus vrsach jn etliche Nationen Meerteuffel nenneu. Diese Fisch sollen an krautechten Gestaden wohnen, sehr frässig seyn, dem Menschen nachstellen, auff die schwimmenden acht haben, sie bey den Gemächten erfassen, vnd zu grund ziehen, endtlich fressen. Er füllet sich auch so voll anderer Fischen, daß die Einwohner der Meer Gestaden, wo sie einen grossen fahen, hauwen sie jhn auff, daß sie die frischen Fisch jhm auß seinem Bauch nehmen. Viel der Fischen sind die sich mit sonderm list, vnd betrug so jnen von natur geben weyden vnd speisen. Jn solchem soll diese Meerkrott andere vbertreffen, dann als gehört, so haben sie vornen an jhrem Maul Züttele oder Hörnle, welche sie bewegen, in dem lätt oder kaat verschloffen, als ob es Würmle weren, welchen so die kleinen Fisch nachhalten als Würmlein, werden sie von jhnen gefressen. Das Fleisch der Thiere sol nicht in die speiß kommen, dann es ist blutt, vnlieblich, eines häßlichen geruchs. So sol der Bauch von jhm das beste seyn." Diese Beschreibung ist im Wesentlichen richtig; denn die Armflosser leben in der That ganz ähnlich als Geßner es geschildert, erfüllen noch heutigentages jedes Auge mit Abscheu und sind in Wahrheit so gefräßig, daß auch gegenwärtig die englischen Fischer der von Geßner beschriebenen Art den Bauch aufschneiden, um die darin befindlichen Fische zu gewinnen und zu verwerthen.
Als wichtigstes Merkmal der Familie müssen die verlängerten Handknochen der Brustflossen angesehen werden, welche gewissermaßen einen Fuß bilden und auch wirklich zur Stütze dienen, ja sogar sie befähigen, nach Art der Säugethiere über schlammigen Grund wegzukriechen. Sonderbare Anhängsel, welche wirklich gebraucht werden, um andere Fische herbeizulocken, stehen auf dem meist ungeheuerlich verbreiterten Kopfe; die Kiemendeckel öffnen nur eine kleine Spalte oder runde Höhle unter den Brustflossen; der Unteraugenknochen fehlt; das übrige Geripp ist halb knorpelig, die Haut in der Regel schuppenlos, bei einzelnen Geschlechtern jedoch mit knochigen Höckern oder dickfüßigen Dornen besetzt. Das Maul ist außerordentlich groß, der Magen ein weiter Sack, der Darmschlauch hingegen sehr kurz.
Jn den nördlichen Meeren leben wenige Arten; denn auch diese Familie gehört vorzugsweise den Gleicherländern an und entfaltet hier ihre eigentliche Manchfaltigkeit. Ueber die Lebensweise sind eigentlich nur bei einer Art Beobachtungen angestellt worden; diese aber genügen vollkommen, um zu beweisen, daß das Wesen dieser Fische mit ihrer Gestalt im Einklange steht, nämlich ebenso sonderbar und eigenthümlich ist wie diese.
Die Stachelfloſſer. Armfloſſer. Froſchfiſche. Seeteufel.
Nach Neill’s Verſicherung bringt man oft kleinere Wolfsfiſche zu Edinburg auf den Markt und findet auch willige Käufer für ſie, weil Diejenigen, welche ihren Abſcheu vor dem häßlichen Fiſche überwunden haben, das Fleiſch als trefflich rühmen. Auch die Nordländer eſſen dieſes, jedoch nur, nachdem ſie den Seewolf vorher enthäutet. Der Geruch ſoll zwar keineswegs einladend ſein, beim Kochen jedoch mehr oder weniger verſchwinden. Aus der Haut bereitet man Beutel oder Fiſchleim.
Zu den häßlichſten und ungeſtaltetſten aller Fiſche gehören die Armfloſſer (Pediculati). „Ein ſonder ſcheußlich, häßlich Thier ſollen dieſe Meerkrotten ſeyn“, ſagt der alte Geßner, von der bei uns vorkommenden Art der Familie ſprechend, „an etlichen orten auff drey Elen mit jhrer lenge kommen, mit ſo einem weiten maul, daß ſie auch einen gemeinen Jaghundt verſchlingen mögen. Jſt ſonſt von zähem Fleiſch als flach von geſtalt, mit einem groſſen dicken kopff, alſo daß gar nah nichts an dem Fiſch iſt, dann der kopff, wie ein gropff. Der vnder Kiffbacken ſtreckt ſich für den obern herauß, auß vrſach jhm ſein Maul allzeit offen ſteht. Auff dem kopff vnd vmb die augen hat er viel ſpitz oder Dörn, ſein Kiffbacken beyde der rachen, Zungen voller zänen. Vornen auff dem Kopff hat er zwey ſtreußle, auch etliche hinden auff dem Rücken, aber kleiner, welche ſehr vbel ſtincken ſollen. So dieſe Fiſch außgezogen, vnd weit zerſpannt werden, vnd ein Liecht darein gethan wirt, ſo gibt es ein wunder ſcheußliche Laternen, als dann auch ſonſt der Fiſch ſcheußlich anzuſehen iſt, aus vrſach jn etliche Nationen Meerteuffel nenneu. Dieſe Fiſch ſollen an krautechten Geſtaden wohnen, ſehr fräſſig ſeyn, dem Menſchen nachſtellen, auff die ſchwimmenden acht haben, ſie bey den Gemächten erfaſſen, vnd zu grund ziehen, endtlich freſſen. Er füllet ſich auch ſo voll anderer Fiſchen, daß die Einwohner der Meer Geſtaden, wo ſie einen groſſen fahen, hauwen ſie jhn auff, daß ſie die friſchen Fiſch jhm auß ſeinem Bauch nehmen. Viel der Fiſchen ſind die ſich mit ſonderm liſt, vnd betrug ſo jnen von natur geben weyden vnd ſpeiſen. Jn ſolchem ſoll dieſe Meerkrott andere vbertreffen, dann als gehört, ſo haben ſie vornen an jhrem Maul Züttele oder Hörnle, welche ſie bewegen, in dem lätt oder kaat verſchloffen, als ob es Würmle weren, welchen ſo die kleinen Fiſch nachhalten als Würmlein, werden ſie von jhnen gefreſſen. Das Fleiſch der Thiere ſol nicht in die ſpeiß kommen, dann es iſt blutt, vnlieblich, eines häßlichen geruchs. So ſol der Bauch von jhm das beſte ſeyn.“ Dieſe Beſchreibung iſt im Weſentlichen richtig; denn die Armfloſſer leben in der That ganz ähnlich als Geßner es geſchildert, erfüllen noch heutigentages jedes Auge mit Abſcheu und ſind in Wahrheit ſo gefräßig, daß auch gegenwärtig die engliſchen Fiſcher der von Geßner beſchriebenen Art den Bauch aufſchneiden, um die darin befindlichen Fiſche zu gewinnen und zu verwerthen.
Als wichtigſtes Merkmal der Familie müſſen die verlängerten Handknochen der Bruſtfloſſen angeſehen werden, welche gewiſſermaßen einen Fuß bilden und auch wirklich zur Stütze dienen, ja ſogar ſie befähigen, nach Art der Säugethiere über ſchlammigen Grund wegzukriechen. Sonderbare Anhängſel, welche wirklich gebraucht werden, um andere Fiſche herbeizulocken, ſtehen auf dem meiſt ungeheuerlich verbreiterten Kopfe; die Kiemendeckel öffnen nur eine kleine Spalte oder runde Höhle unter den Bruſtfloſſen; der Unteraugenknochen fehlt; das übrige Geripp iſt halb knorpelig, die Haut in der Regel ſchuppenlos, bei einzelnen Geſchlechtern jedoch mit knochigen Höckern oder dickfüßigen Dornen beſetzt. Das Maul iſt außerordentlich groß, der Magen ein weiter Sack, der Darmſchlauch hingegen ſehr kurz.
Jn den nördlichen Meeren leben wenige Arten; denn auch dieſe Familie gehört vorzugsweiſe den Gleicherländern an und entfaltet hier ihre eigentliche Manchfaltigkeit. Ueber die Lebensweiſe ſind eigentlich nur bei einer Art Beobachtungen angeſtellt worden; dieſe aber genügen vollkommen, um zu beweiſen, daß das Weſen dieſer Fiſche mit ihrer Geſtalt im Einklange ſteht, nämlich ebenſo ſonderbar und eigenthümlich iſt wie dieſe.
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Nach Neill’s Verſicherung bringt man oft kleinere Wolfsfiſche zu Edinburg auf den Markt
und findet auch willige Käufer für ſie, weil Diejenigen, welche ihren Abſcheu vor dem häßlichen
Fiſche überwunden haben, das Fleiſch als trefflich rühmen. Auch die Nordländer eſſen dieſes, jedoch
nur, nachdem ſie den Seewolf vorher enthäutet. Der Geruch ſoll zwar keineswegs einladend ſein,
beim Kochen jedoch mehr oder weniger verſchwinden. Aus der Haut bereitet man Beutel oder Fiſchleim.
Zu den häßlichſten und ungeſtaltetſten aller Fiſche gehören die Armfloſſer (Pediculati). „Ein
ſonder ſcheußlich, häßlich Thier ſollen dieſe Meerkrotten ſeyn“, ſagt der alte Geßner, von der bei
uns vorkommenden Art der Familie ſprechend, „an etlichen orten auff drey Elen mit jhrer lenge
kommen, mit ſo einem weiten maul, daß ſie auch einen gemeinen Jaghundt verſchlingen mögen. Jſt
ſonſt von zähem Fleiſch als flach von geſtalt, mit einem groſſen dicken kopff, alſo daß gar nah
nichts an dem Fiſch iſt, dann der kopff, wie ein gropff. Der vnder Kiffbacken ſtreckt ſich für den
obern herauß, auß vrſach jhm ſein Maul allzeit offen ſteht. Auff dem kopff vnd vmb die augen hat
er viel ſpitz oder Dörn, ſein Kiffbacken beyde der rachen, Zungen voller zänen. Vornen auff dem
Kopff hat er zwey ſtreußle, auch etliche hinden auff dem Rücken, aber kleiner, welche ſehr vbel ſtincken
ſollen. So dieſe Fiſch außgezogen, vnd weit zerſpannt werden, vnd ein Liecht darein gethan wirt,
ſo gibt es ein wunder ſcheußliche Laternen, als dann auch ſonſt der Fiſch ſcheußlich anzuſehen iſt, aus
vrſach jn etliche Nationen Meerteuffel nenneu. Dieſe Fiſch ſollen an krautechten Geſtaden wohnen,
ſehr fräſſig ſeyn, dem Menſchen nachſtellen, auff die ſchwimmenden acht haben, ſie bey den Gemächten
erfaſſen, vnd zu grund ziehen, endtlich freſſen. Er füllet ſich auch ſo voll anderer Fiſchen, daß die
Einwohner der Meer Geſtaden, wo ſie einen groſſen fahen, hauwen ſie jhn auff, daß ſie die friſchen
Fiſch jhm auß ſeinem Bauch nehmen. Viel der Fiſchen ſind die ſich mit ſonderm liſt, vnd betrug ſo
jnen von natur geben weyden vnd ſpeiſen. Jn ſolchem ſoll dieſe Meerkrott andere vbertreffen,
dann als gehört, ſo haben ſie vornen an jhrem Maul Züttele oder Hörnle, welche ſie bewegen, in
dem lätt oder kaat verſchloffen, als ob es Würmle weren, welchen ſo die kleinen Fiſch nachhalten als
Würmlein, werden ſie von jhnen gefreſſen. Das Fleiſch der Thiere ſol nicht in die ſpeiß kommen,
dann es iſt blutt, vnlieblich, eines häßlichen geruchs. So ſol der Bauch von jhm das beſte ſeyn.“
Dieſe Beſchreibung iſt im Weſentlichen richtig; denn die Armfloſſer leben in der That ganz
ähnlich als Geßner es geſchildert, erfüllen noch heutigentages jedes Auge mit Abſcheu und ſind in
Wahrheit ſo gefräßig, daß auch gegenwärtig die engliſchen Fiſcher der von Geßner beſchriebenen Art
den Bauch aufſchneiden, um die darin befindlichen Fiſche zu gewinnen und zu verwerthen.
Als wichtigſtes Merkmal der Familie müſſen die verlängerten Handknochen der Bruſtfloſſen
angeſehen werden, welche gewiſſermaßen einen Fuß bilden und auch wirklich zur Stütze dienen,
ja ſogar ſie befähigen, nach Art der Säugethiere über ſchlammigen Grund wegzukriechen.
Sonderbare Anhängſel, welche wirklich gebraucht werden, um andere Fiſche herbeizulocken, ſtehen
auf dem meiſt ungeheuerlich verbreiterten Kopfe; die Kiemendeckel öffnen nur eine kleine Spalte oder
runde Höhle unter den Bruſtfloſſen; der Unteraugenknochen fehlt; das übrige Geripp iſt halb knorpelig,
die Haut in der Regel ſchuppenlos, bei einzelnen Geſchlechtern jedoch mit knochigen Höckern oder
dickfüßigen Dornen beſetzt. Das Maul iſt außerordentlich groß, der Magen ein weiter Sack, der
Darmſchlauch hingegen ſehr kurz.
Jn den nördlichen Meeren leben wenige Arten; denn auch dieſe Familie gehört vorzugsweiſe
den Gleicherländern an und entfaltet hier ihre eigentliche Manchfaltigkeit. Ueber die Lebensweiſe
ſind eigentlich nur bei einer Art Beobachtungen angeſtellt worden; dieſe aber genügen vollkommen,
um zu beweiſen, daß das Weſen dieſer Fiſche mit ihrer Geſtalt im Einklange ſteht, nämlich ebenſo
ſonderbar und eigenthümlich iſt wie dieſe.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/622>, abgerufen am 23.12.2024.
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