mit solcher Schnelligkeit aus dem Wasser, daß es schien als ob eine Geschützkugel durch die Luft fahre. Die Länge dieses Sprunges mochte reichlich zwanzig Fuß betragen, war aber doch nicht genügend, um Beute zu machen. Unmittelbar nach dem Auffallen konnte man den Raubfisch mit blitzartiger Schnelligkeit durch die Wellen gleiten sehen, und bald mußte man bemerken, daß er nach jedem Sprunge die Schnelligkeit des Schwimmens steigerte. Das Meer war so glatt wie ein Spiegel; man vermochte also, jeder seiner Bewegungen zu folgen und auf weithin das Jagdgebiet
[Abbildung]
Die Goldmakrete oder Dorade (Coryphaena hippurus). Nat. Größe 3--4 Fuß.
zu übersehen. Die fliegenden Fische, welche wohl wußten, wie heiß sie verfolgt wurden, schwammen nicht mehr, sondern flogen fast beständig, d. h. fielen ein und erhoben sich augenblicklich wieder. Sie erregten die Theilnahme der Zuschauer dadurch, daß sie jedesmal die Richtung ihres Sprunges änderten, in der Hoffnung, ihrem heißhungerigen Feinde zu entkommen; dieser aber folgte ihnen unerbittlich und nahm ebenfalls sofort einen anderen Weg an, wenn er bemerkte, daß er nicht mehr auf der Spur der von ihm gehetzten Fliegfische war. Gar nicht lange währte es, und der Raum zwischen den Flüchtenden und ihrem Verfolger verkürzte sich mehr und mehr; ihre Flüge wurden kürzer, gleichzeitig auch flatternder und unsicherer, während die ungeheueren Sprünge der Goldmakrele zu beweisen schienen, daß deren Schnelligkeit und Kraft sich immer noch vermehre. Schließlich
Die Stachelfloſſer. Schillerfiſche. Sonnenfiſche.
mit ſolcher Schnelligkeit aus dem Waſſer, daß es ſchien als ob eine Geſchützkugel durch die Luft fahre. Die Länge dieſes Sprunges mochte reichlich zwanzig Fuß betragen, war aber doch nicht genügend, um Beute zu machen. Unmittelbar nach dem Auffallen konnte man den Raubfiſch mit blitzartiger Schnelligkeit durch die Wellen gleiten ſehen, und bald mußte man bemerken, daß er nach jedem Sprunge die Schnelligkeit des Schwimmens ſteigerte. Das Meer war ſo glatt wie ein Spiegel; man vermochte alſo, jeder ſeiner Bewegungen zu folgen und auf weithin das Jagdgebiet
[Abbildung]
Die Goldmakrete oder Dorade (Coryphaena hippurus). Nat. Größe 3—4 Fuß.
zu überſehen. Die fliegenden Fiſche, welche wohl wußten, wie heiß ſie verfolgt wurden, ſchwammen nicht mehr, ſondern flogen faſt beſtändig, d. h. fielen ein und erhoben ſich augenblicklich wieder. Sie erregten die Theilnahme der Zuſchauer dadurch, daß ſie jedesmal die Richtung ihres Sprunges änderten, in der Hoffnung, ihrem heißhungerigen Feinde zu entkommen; dieſer aber folgte ihnen unerbittlich und nahm ebenfalls ſofort einen anderen Weg an, wenn er bemerkte, daß er nicht mehr auf der Spur der von ihm gehetzten Fliegfiſche war. Gar nicht lange währte es, und der Raum zwiſchen den Flüchtenden und ihrem Verfolger verkürzte ſich mehr und mehr; ihre Flüge wurden kürzer, gleichzeitig auch flatternder und unſicherer, während die ungeheueren Sprünge der Goldmakrele zu beweiſen ſchienen, daß deren Schnelligkeit und Kraft ſich immer noch vermehre. Schließlich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0598"n="562"/><fwplace="top"type="header">Die Stachelfloſſer. Schillerfiſche. Sonnenfiſche.</fw><lb/>
mit ſolcher Schnelligkeit aus dem Waſſer, daß es ſchien als ob eine Geſchützkugel durch die Luft<lb/>
fahre. Die Länge dieſes Sprunges mochte reichlich zwanzig Fuß betragen, war aber doch nicht<lb/>
genügend, um Beute zu machen. Unmittelbar nach dem Auffallen konnte man den Raubfiſch<lb/>
mit blitzartiger Schnelligkeit durch die Wellen gleiten ſehen, und bald mußte man bemerken, daß er<lb/>
nach jedem Sprunge die Schnelligkeit des Schwimmens ſteigerte. Das Meer war ſo glatt wie ein<lb/>
Spiegel; man vermochte alſo, jeder ſeiner Bewegungen zu folgen und auf weithin das Jagdgebiet<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Die Goldmakrete oder Dorade</hi> (<hirendition="#aq">Coryphaena hippurus</hi>). Nat. Größe 3—4 Fuß.</hi></head></figure><lb/>
zu überſehen. Die fliegenden Fiſche, welche wohl wußten, wie heiß ſie verfolgt wurden, ſchwammen<lb/>
nicht mehr, ſondern flogen faſt beſtändig, d. h. fielen ein und erhoben ſich augenblicklich wieder. Sie<lb/>
erregten die Theilnahme der Zuſchauer dadurch, daß ſie jedesmal die Richtung ihres Sprunges<lb/>
änderten, in der Hoffnung, ihrem heißhungerigen Feinde zu entkommen; dieſer aber folgte ihnen<lb/>
unerbittlich und nahm ebenfalls ſofort einen anderen Weg an, wenn er bemerkte, daß er nicht mehr<lb/>
auf der Spur der von ihm gehetzten Fliegfiſche war. Gar nicht lange währte es, und der Raum<lb/>
zwiſchen den Flüchtenden und ihrem Verfolger verkürzte ſich mehr und mehr; ihre Flüge wurden<lb/>
kürzer, gleichzeitig auch flatternder und unſicherer, während die ungeheueren Sprünge der Goldmakrele<lb/>
zu beweiſen ſchienen, daß deren Schnelligkeit und Kraft ſich immer noch vermehre. Schließlich<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[562/0598]
Die Stachelfloſſer. Schillerfiſche. Sonnenfiſche.
mit ſolcher Schnelligkeit aus dem Waſſer, daß es ſchien als ob eine Geſchützkugel durch die Luft
fahre. Die Länge dieſes Sprunges mochte reichlich zwanzig Fuß betragen, war aber doch nicht
genügend, um Beute zu machen. Unmittelbar nach dem Auffallen konnte man den Raubfiſch
mit blitzartiger Schnelligkeit durch die Wellen gleiten ſehen, und bald mußte man bemerken, daß er
nach jedem Sprunge die Schnelligkeit des Schwimmens ſteigerte. Das Meer war ſo glatt wie ein
Spiegel; man vermochte alſo, jeder ſeiner Bewegungen zu folgen und auf weithin das Jagdgebiet
[Abbildung Die Goldmakrete oder Dorade (Coryphaena hippurus). Nat. Größe 3—4 Fuß.]
zu überſehen. Die fliegenden Fiſche, welche wohl wußten, wie heiß ſie verfolgt wurden, ſchwammen
nicht mehr, ſondern flogen faſt beſtändig, d. h. fielen ein und erhoben ſich augenblicklich wieder. Sie
erregten die Theilnahme der Zuſchauer dadurch, daß ſie jedesmal die Richtung ihres Sprunges
änderten, in der Hoffnung, ihrem heißhungerigen Feinde zu entkommen; dieſer aber folgte ihnen
unerbittlich und nahm ebenfalls ſofort einen anderen Weg an, wenn er bemerkte, daß er nicht mehr
auf der Spur der von ihm gehetzten Fliegfiſche war. Gar nicht lange währte es, und der Raum
zwiſchen den Flüchtenden und ihrem Verfolger verkürzte ſich mehr und mehr; ihre Flüge wurden
kürzer, gleichzeitig auch flatternder und unſicherer, während die ungeheueren Sprünge der Goldmakrele
zu beweiſen ſchienen, daß deren Schnelligkeit und Kraft ſich immer noch vermehre. Schließlich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/598>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.