etwas höher zu sein als letzteres. Die Länge übersteigt bei uns selten 1 Fuß, das Gewicht 11/2 Pfund; doch kommen in gewissen Seen Stücke von 3 bis 4 Pfund Gewicht vor, so im Zellersee im Linzgau, und, nach Yarrell, in mehreren Gewässern Englands, woselbst noch schwerere gefangen worden sein sollen, laut Pennant, einstmals sogar einer von 9 Pfund Gewicht.
Wie leicht erklärlich, führt der Flußbarsch, ein allen Fischern und Anglern wohlbekannter, volksthümlicher Fisch, auch in Deutschland mehrere Namen. Schon der alte Geßner sagt, er sei nicht bloß den Schweizern, sondern auch allen andern Nationen wohlbekannt, und es wäre zu merken, "daß er seinen Namen verendert nach zahl der Jaren oder Alter. Dann so bald sie worden, nach dem Laych, werden sie Heurling genannt; so er größer worden, doch in dem ersten Jar, Tränlin. Jm andern Jar, Eglin. Jm dritten Jar, Stichling. Jm vierdten vnd weiter werden sie Reeling vnd Bersich genannt. Bey vns vmb den Costentzersee erstlich Hürling, so er grösser worden, Kretzer, Stichling. Jm dritten Schaubfisch. Zum letzten Eglin." Nach Heckel und Kner heißt er in Unterösterreich Bärschling, Berster, in Oberösterreich Schrap, Warschieger, Anbeiß, in Baiern Bürstel, in Preußen Bars, Börs etc.
Das Verbreitungsge- biet des Flußbarsches dehnt sich über ganz Europa und einen großen Theil von Nordasien aus. Man findet ihn von Jtalien bis Lappland in allen stehen- den und fließenden Ge- wässern. Nach Yarrell soll er in Schottland selten sein und auf den Orkney- und Shetlandsinseln gänz- lich fehlen. Auf der
[Abbildung]
Der Flußbarsch(Perca fluvlatilis). 1/4 der nat. Größe.
skandinavischen Halbinsel bewohnt er alle- süßen Gewässer, auch solche, welche viel nördlicher liegen als gedachte Jnseln. Seen mit klarem Wasser bilden seinen Lieblingsaufenthalt, und in ihnen gedeiht er am Besten; doch fehlt er auch Flüssen oder tiefen Bächen und Teichen nicht.
Jn den Flüssen zieht er die Uferseiten und die Stellen mit geringerem Strom der Mitte und dem lebhaften Strome vor, in den Seen die oberen Schichten des Wassers, ist jedoch ebensowohl fähig, in größere Tiefen hinabzusteigen und wird aus solchen gar nicht selten heraufgefischt, läßt auch an untrüglichen Merkmalen erkennen, daß er hier längere Zeit zugebracht. "Es ist", sagt schon Geßner, "die sag der Fischer vmb den Genffersee, daß die Eglin winterszeit, so sie in ein Garn gezogen, ein rotes bläterlin zum Maul außhencken, welches sie mit gewalt bezwingt, oben in dem Wasser empor zu schwimmen, vermeynen es geschehe jnen von Zorn." Siebold hat dieselbe Beob- achtung gemacht und die Wahrnehmung jener Fischer vollständig bestätigt. "An allen solchen aus großen Tiefen des Bodensees bei dem Kilchenfang mit heraufgezogenen Barschen", berichtet er, "sah ich die Rachenhöhle mit einem sonderbaren, einer geschwollenen Zunge ähnlichen Körper ausgefüllt, welcher bei einigen sich sogar aus dem Munde hervordrängte. Bei näherer Untersuchung überzeugte ich mich, daß dieser pralle, kegelförmige Körper der nach außen umgestülpte Magen dieser Raubfische war. Durch Oeffnen der Leibeshöhle überzeugte ich mich ferner, daß die Schwimmblase, deren Wandungen durch die beim Heraufziehen der Barsche aus einer Tiefe von dreißig bis vierzig Klaftern stark ausgedehnte Luft von innen nach außen zu stark gespannt und zuletzt geborsten war, wodurch die in die Bauchhöhle ausgetretene Luft Gelegenheit fand, den Magensack nach der Mundhöhle hinaus umzustülpen."
Flußbarſch.
etwas höher zu ſein als letzteres. Die Länge überſteigt bei uns ſelten 1 Fuß, das Gewicht 1½ Pfund; doch kommen in gewiſſen Seen Stücke von 3 bis 4 Pfund Gewicht vor, ſo im Zellerſee im Linzgau, und, nach Yarrell, in mehreren Gewäſſern Englands, woſelbſt noch ſchwerere gefangen worden ſein ſollen, laut Pennant, einſtmals ſogar einer von 9 Pfund Gewicht.
Wie leicht erklärlich, führt der Flußbarſch, ein allen Fiſchern und Anglern wohlbekannter, volksthümlicher Fiſch, auch in Deutſchland mehrere Namen. Schon der alte Geßner ſagt, er ſei nicht bloß den Schweizern, ſondern auch allen andern Nationen wohlbekannt, und es wäre zu merken, „daß er ſeinen Namen verendert nach zahl der Jaren oder Alter. Dann ſo bald ſie worden, nach dem Laych, werden ſie Heurling genannt; ſo er größer worden, doch in dem erſten Jar, Tränlin. Jm andern Jar, Eglin. Jm dritten Jar, Stichling. Jm vierdten vnd weiter werden ſie Reeling vnd Berſich genannt. Bey vns vmb den Coſtentzerſee erſtlich Hürling, ſo er gröſſer worden, Kretzer, Stichling. Jm dritten Schaubfiſch. Zum letzten Eglin.“ Nach Heckel und Kner heißt er in Unteröſterreich Bärſchling, Berſter, in Oberöſterreich Schrap, Warſchieger, Anbeiß, in Baiern Bürſtel, in Preußen Bars, Börs ꝛc.
Das Verbreitungsge- biet des Flußbarſches dehnt ſich über ganz Europa und einen großen Theil von Nordaſien aus. Man findet ihn von Jtalien bis Lappland in allen ſtehen- den und fließenden Ge- wäſſern. Nach Yarrell ſoll er in Schottland ſelten ſein und auf den Orkney- und Shetlandsinſeln gänz- lich fehlen. Auf der
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Der Flußbarſch(Perca fluvlatilis). ¼ der nat. Größe.
ſkandinaviſchen Halbinſel bewohnt er alle- ſüßen Gewäſſer, auch ſolche, welche viel nördlicher liegen als gedachte Jnſeln. Seen mit klarem Waſſer bilden ſeinen Lieblingsaufenthalt, und in ihnen gedeiht er am Beſten; doch fehlt er auch Flüſſen oder tiefen Bächen und Teichen nicht.
Jn den Flüſſen zieht er die Uferſeiten und die Stellen mit geringerem Strom der Mitte und dem lebhaften Strome vor, in den Seen die oberen Schichten des Waſſers, iſt jedoch ebenſowohl fähig, in größere Tiefen hinabzuſteigen und wird aus ſolchen gar nicht ſelten heraufgefiſcht, läßt auch an untrüglichen Merkmalen erkennen, daß er hier längere Zeit zugebracht. „Es iſt“, ſagt ſchon Geßner, „die ſag der Fiſcher vmb den Genfferſee, daß die Eglin winterszeit, ſo ſie in ein Garn gezogen, ein rotes bläterlin zum Maul außhencken, welches ſie mit gewalt bezwingt, oben in dem Waſſer empor zu ſchwimmen, vermeynen es geſchehe jnen von Zorn.“ Siebold hat dieſelbe Beob- achtung gemacht und die Wahrnehmung jener Fiſcher vollſtändig beſtätigt. „An allen ſolchen aus großen Tiefen des Bodenſees bei dem Kilchenfang mit heraufgezogenen Barſchen“, berichtet er, „ſah ich die Rachenhöhle mit einem ſonderbaren, einer geſchwollenen Zunge ähnlichen Körper ausgefüllt, welcher bei einigen ſich ſogar aus dem Munde hervordrängte. Bei näherer Unterſuchung überzeugte ich mich, daß dieſer pralle, kegelförmige Körper der nach außen umgeſtülpte Magen dieſer Raubfiſche war. Durch Oeffnen der Leibeshöhle überzeugte ich mich ferner, daß die Schwimmblaſe, deren Wandungen durch die beim Heraufziehen der Barſche aus einer Tiefe von dreißig bis vierzig Klaftern ſtark ausgedehnte Luft von innen nach außen zu ſtark geſpannt und zuletzt geborſten war, wodurch die in die Bauchhöhle ausgetretene Luft Gelegenheit fand, den Magenſack nach der Mundhöhle hinaus umzuſtülpen.“
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[473/0503]
Flußbarſch.
etwas höher zu ſein als letzteres. Die Länge überſteigt bei uns ſelten 1 Fuß, das Gewicht 1½ Pfund;
doch kommen in gewiſſen Seen Stücke von 3 bis 4 Pfund Gewicht vor, ſo im Zellerſee im Linzgau,
und, nach Yarrell, in mehreren Gewäſſern Englands, woſelbſt noch ſchwerere gefangen worden
ſein ſollen, laut Pennant, einſtmals ſogar einer von 9 Pfund Gewicht.
Wie leicht erklärlich, führt der Flußbarſch, ein allen Fiſchern und Anglern wohlbekannter,
volksthümlicher Fiſch, auch in Deutſchland mehrere Namen. Schon der alte Geßner ſagt, er ſei
nicht bloß den Schweizern, ſondern auch allen andern Nationen wohlbekannt, und es wäre zu merken,
„daß er ſeinen Namen verendert nach zahl der Jaren oder Alter. Dann ſo bald ſie worden, nach
dem Laych, werden ſie Heurling genannt; ſo er größer worden, doch in dem erſten Jar, Tränlin.
Jm andern Jar, Eglin. Jm dritten Jar, Stichling. Jm vierdten vnd weiter werden ſie Reeling
vnd Berſich genannt. Bey vns vmb den Coſtentzerſee erſtlich Hürling, ſo er gröſſer worden, Kretzer,
Stichling. Jm dritten Schaubfiſch. Zum letzten Eglin.“ Nach Heckel und Kner heißt er in
Unteröſterreich Bärſchling, Berſter, in Oberöſterreich Schrap, Warſchieger, Anbeiß, in Baiern
Bürſtel, in Preußen Bars, Börs ꝛc.
Das Verbreitungsge-
biet des Flußbarſches dehnt
ſich über ganz Europa und
einen großen Theil von
Nordaſien aus. Man
findet ihn von Jtalien bis
Lappland in allen ſtehen-
den und fließenden Ge-
wäſſern. Nach Yarrell
ſoll er in Schottland ſelten
ſein und auf den Orkney-
und Shetlandsinſeln gänz-
lich fehlen. Auf der
[Abbildung Der Flußbarſch (Perca fluvlatilis). ¼ der nat. Größe.]
ſkandinaviſchen Halbinſel bewohnt er alle- ſüßen Gewäſſer, auch ſolche, welche viel nördlicher
liegen als gedachte Jnſeln. Seen mit klarem Waſſer bilden ſeinen Lieblingsaufenthalt, und in
ihnen gedeiht er am Beſten; doch fehlt er auch Flüſſen oder tiefen Bächen und Teichen nicht.
Jn den Flüſſen zieht er die Uferſeiten und die Stellen mit geringerem Strom der Mitte und
dem lebhaften Strome vor, in den Seen die oberen Schichten des Waſſers, iſt jedoch ebenſowohl
fähig, in größere Tiefen hinabzuſteigen und wird aus ſolchen gar nicht ſelten heraufgefiſcht, läßt auch
an untrüglichen Merkmalen erkennen, daß er hier längere Zeit zugebracht. „Es iſt“, ſagt ſchon
Geßner, „die ſag der Fiſcher vmb den Genfferſee, daß die Eglin winterszeit, ſo ſie in ein Garn
gezogen, ein rotes bläterlin zum Maul außhencken, welches ſie mit gewalt bezwingt, oben in dem
Waſſer empor zu ſchwimmen, vermeynen es geſchehe jnen von Zorn.“ Siebold hat dieſelbe Beob-
achtung gemacht und die Wahrnehmung jener Fiſcher vollſtändig beſtätigt. „An allen ſolchen aus
großen Tiefen des Bodenſees bei dem Kilchenfang mit heraufgezogenen Barſchen“, berichtet er, „ſah
ich die Rachenhöhle mit einem ſonderbaren, einer geſchwollenen Zunge ähnlichen Körper ausgefüllt,
welcher bei einigen ſich ſogar aus dem Munde hervordrängte. Bei näherer Unterſuchung überzeugte
ich mich, daß dieſer pralle, kegelförmige Körper der nach außen umgeſtülpte Magen dieſer Raubfiſche
war. Durch Oeffnen der Leibeshöhle überzeugte ich mich ferner, daß die Schwimmblaſe, deren
Wandungen durch die beim Heraufziehen der Barſche aus einer Tiefe von dreißig bis vierzig Klaftern
ſtark ausgedehnte Luft von innen nach außen zu ſtark geſpannt und zuletzt geborſten war, wodurch
die in die Bauchhöhle ausgetretene Luft Gelegenheit fand, den Magenſack nach der Mundhöhle
hinaus umzuſtülpen.“
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/503>, abgerufen am 21.12.2024.
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