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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Hellbender.
linge nicht; solange aber diese Frage unentschieden ist, ebensolange wird man ungewiß bleiben, ob
man in den Kiemenfischlingen vollendete Thiere vor sich hat oder nicht.

Hinsichtlich der Fischmolche (Derotremata) darf man annehmen, daß man es mit umge-
wandelten, also vollständigen Lurchen zu thun hat. Sie unterscheiden sich von den vorstehend
beschriebenen Verwandten hauptsächlich durch ein jederseits am Halse gelegenes Kiemenloch, unter
und vor welchem mit dem Zungenbein zusammenhängende Kiemenbogen stehen. "Es unterliegt fast
keinem Zweifel", meint Wagler, "daß diese Bogen des Zungenbeines in dem frühesten Lebensalter
der Thiere Kiemen tragen, die sich, wie bei den Larven der Frösche, späterhin in dieses Loch zurück-
ziehen und endlich ganz verschwinden, mithin nichts Anderes, als ein Ueberrest der ersten Athmungs-
werkzeuge dieser Fischlinge wären, und diese auch noch eine Art von Verwandlung bestünden."
Harlan bemerkte nun zwar an einem ganz jungen Thiere keine äußeren Kiemen; Dies aber will
wenig sagen, da man eben nicht weiß, wie lange das Jugendleben der Fischlinge währt, und man
ebensogut wie beim Axolotl auf Absonderlichkeiten und Unregelmäßigkeiten in der Entwicklung gefaßt
sein darf. Hinsichtlich des Leibesbaues unterscheiden sich die Fischlinge so wesentlich von einander,
daß Fitzinger sich für berechtigt hält, mehrere Familien aus ihnen zu bilden. Auffallend ist namentlich
die Schwäche der Gliedmaßen zur Länge des Leibes, das Auseinanderstehen der Vorder- und Hinter-
glieder, wodurch einige Arten ebenso an die Erdschleichen erinnern wie die Molche an die Eidechsen.
Die Füße sind zwar entwickelt, kaum aber zum Gehen tauglich, und in der That machen die Thiere
von ihnen auch nur selten einen derartigen Gebrauch. Nicht minder unvollkommen erweisen sich die
Sinneswerkzeuge. Die Augen haben bei der einen Art eine verhältnißmäßige Größe und wohl auch
eine gewisse Sehschärfe, während sie bei der anderen von einer dünnen Haut bedeckt werden; die
Nasenhöhle wird hinten von dem Knochen begrenzt; das Ohr liegt gänzlich verborgen und ist innen
höchst unvollkommen, da das Fenster des Labyrinths mit einem Deckelchen geschlossen wird; die
Zunge hängt nur vorn nicht fest mit dem Kiefer zusammen. Jm Geripp zeigen die Fischmolche noch
eine gewisse Aehnlichkeit mit den Salamandern; Gestalt und Stellung der Kopfknochen aber stimmt
wenig mit denen der letzteren überein: kurz, unsere Thiere haben etwas in jeder Hinsicht
Eigenthümliches.

Als die höchststehenden Glieder der Familie und bezüglich ersten Abtheilung derselben hat man
die Fischsalamander (Salamandrops) zu betrachten, welche durch den Hellbender oder
Schlammteufel der Amerikaner (Salamandrops giganteus) vertreten werden. Vier verhältnißmäßig
entwickelte Beine, deren Vorderfüße vier freie und deren Hinterfüße fünf seitlich gesäumte, theilweise
auch durch eine Schwimmhaut verbundene Zehen tragen, ein seitlich zusammengedrückter Ruder-
schwanz, Zähne in den Kinnladen und in einer Bogenreihe am Gaumen, gelten als die Merkmale der
Sippe und somit auch des Hellbenders.

Dieses verhältnißmäßig wohlgebildete Thier erreicht eine Länge von 2 Fuß, hat einen großen,
platten, an der Schnauze abgerundeten Kopf, dicken, sehr fleischigen Leib und einen ebenfalls
kräftigen, aber, wie bemerkt, seitlich stark zusammengedrückten Schwanz und trägt, nach Art der
Tritonen, einen vom Nacken bis zum Ende des Schwanzes verlaufenden, glatten, häutigen Kamm.
Die Augen sind dunkler als bei den Molchen, denen der Larve des Arolotl ähnlich; die Nasenlöcher
stehen ganz an der Spitze der Schnauze und öffnen sich innen hinter der zweiten Zahnreihe. Der
Magen ist weit, der Darm vielfach gewunden, die Leber mit einer großen Gallenblase versehen. Von
den neunzehn Rückenwirbeln tragen achtzehn Rippenstummeln; Schwanzwirbel sind vierundzwanzig
vorhanden. Die Grundfärbung ist ein düsteres Schiefergrau; die Zeichnung besteht aus schwarzen,
verwischten Flecken und einem dunkleren Zügelstreifen, welcher sich durch die Augen zieht.

Ein junges Stück von wenigen Monaten, welches Harlan untersuchte, hatte keine Kiemen-
büschel mehr, während diese, wie wir gesehen haben, bei den Molchen bis gegen Ende des ersten
Lebensjahres bleiben können.

Brehm, Thierleben. V. 28

Hellbender.
linge nicht; ſolange aber dieſe Frage unentſchieden iſt, ebenſolange wird man ungewiß bleiben, ob
man in den Kiemenfiſchlingen vollendete Thiere vor ſich hat oder nicht.

Hinſichtlich der Fiſchmolche (Derotremata) darf man annehmen, daß man es mit umge-
wandelten, alſo vollſtändigen Lurchen zu thun hat. Sie unterſcheiden ſich von den vorſtehend
beſchriebenen Verwandten hauptſächlich durch ein jederſeits am Halſe gelegenes Kiemenloch, unter
und vor welchem mit dem Zungenbein zuſammenhängende Kiemenbogen ſtehen. „Es unterliegt faſt
keinem Zweifel“, meint Wagler, „daß dieſe Bogen des Zungenbeines in dem früheſten Lebensalter
der Thiere Kiemen tragen, die ſich, wie bei den Larven der Fröſche, ſpäterhin in dieſes Loch zurück-
ziehen und endlich ganz verſchwinden, mithin nichts Anderes, als ein Ueberreſt der erſten Athmungs-
werkzeuge dieſer Fiſchlinge wären, und dieſe auch noch eine Art von Verwandlung beſtünden.“
Harlan bemerkte nun zwar an einem ganz jungen Thiere keine äußeren Kiemen; Dies aber will
wenig ſagen, da man eben nicht weiß, wie lange das Jugendleben der Fiſchlinge währt, und man
ebenſogut wie beim Axolotl auf Abſonderlichkeiten und Unregelmäßigkeiten in der Entwicklung gefaßt
ſein darf. Hinſichtlich des Leibesbaues unterſcheiden ſich die Fiſchlinge ſo weſentlich von einander,
daß Fitzinger ſich für berechtigt hält, mehrere Familien aus ihnen zu bilden. Auffallend iſt namentlich
die Schwäche der Gliedmaßen zur Länge des Leibes, das Auseinanderſtehen der Vorder- und Hinter-
glieder, wodurch einige Arten ebenſo an die Erdſchleichen erinnern wie die Molche an die Eidechſen.
Die Füße ſind zwar entwickelt, kaum aber zum Gehen tauglich, und in der That machen die Thiere
von ihnen auch nur ſelten einen derartigen Gebrauch. Nicht minder unvollkommen erweiſen ſich die
Sinneswerkzeuge. Die Augen haben bei der einen Art eine verhältnißmäßige Größe und wohl auch
eine gewiſſe Sehſchärfe, während ſie bei der anderen von einer dünnen Haut bedeckt werden; die
Naſenhöhle wird hinten von dem Knochen begrenzt; das Ohr liegt gänzlich verborgen und iſt innen
höchſt unvollkommen, da das Fenſter des Labyrinths mit einem Deckelchen geſchloſſen wird; die
Zunge hängt nur vorn nicht feſt mit dem Kiefer zuſammen. Jm Geripp zeigen die Fiſchmolche noch
eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Salamandern; Geſtalt und Stellung der Kopfknochen aber ſtimmt
wenig mit denen der letzteren überein: kurz, unſere Thiere haben etwas in jeder Hinſicht
Eigenthümliches.

Als die höchſtſtehenden Glieder der Familie und bezüglich erſten Abtheilung derſelben hat man
die Fiſchſalamander (Salamandrops) zu betrachten, welche durch den Hellbender oder
Schlammteufel der Amerikaner (Salamandrops giganteus) vertreten werden. Vier verhältnißmäßig
entwickelte Beine, deren Vorderfüße vier freie und deren Hinterfüße fünf ſeitlich geſäumte, theilweiſe
auch durch eine Schwimmhaut verbundene Zehen tragen, ein ſeitlich zuſammengedrückter Ruder-
ſchwanz, Zähne in den Kinnladen und in einer Bogenreihe am Gaumen, gelten als die Merkmale der
Sippe und ſomit auch des Hellbenders.

Dieſes verhältnißmäßig wohlgebildete Thier erreicht eine Länge von 2 Fuß, hat einen großen,
platten, an der Schnauze abgerundeten Kopf, dicken, ſehr fleiſchigen Leib und einen ebenfalls
kräftigen, aber, wie bemerkt, ſeitlich ſtark zuſammengedrückten Schwanz und trägt, nach Art der
Tritonen, einen vom Nacken bis zum Ende des Schwanzes verlaufenden, glatten, häutigen Kamm.
Die Augen ſind dunkler als bei den Molchen, denen der Larve des Arolotl ähnlich; die Naſenlöcher
ſtehen ganz an der Spitze der Schnauze und öffnen ſich innen hinter der zweiten Zahnreihe. Der
Magen iſt weit, der Darm vielfach gewunden, die Leber mit einer großen Gallenblaſe verſehen. Von
den neunzehn Rückenwirbeln tragen achtzehn Rippenſtummeln; Schwanzwirbel ſind vierundzwanzig
vorhanden. Die Grundfärbung iſt ein düſteres Schiefergrau; die Zeichnung beſteht aus ſchwarzen,
verwiſchten Flecken und einem dunkleren Zügelſtreifen, welcher ſich durch die Augen zieht.

Ein junges Stück von wenigen Monaten, welches Harlan unterſuchte, hatte keine Kiemen-
büſchel mehr, während dieſe, wie wir geſehen haben, bei den Molchen bis gegen Ende des erſten
Lebensjahres bleiben können.

Brehm, Thierleben. V. 28
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[433/0463] Hellbender. linge nicht; ſolange aber dieſe Frage unentſchieden iſt, ebenſolange wird man ungewiß bleiben, ob man in den Kiemenfiſchlingen vollendete Thiere vor ſich hat oder nicht. Hinſichtlich der Fiſchmolche (Derotremata) darf man annehmen, daß man es mit umge- wandelten, alſo vollſtändigen Lurchen zu thun hat. Sie unterſcheiden ſich von den vorſtehend beſchriebenen Verwandten hauptſächlich durch ein jederſeits am Halſe gelegenes Kiemenloch, unter und vor welchem mit dem Zungenbein zuſammenhängende Kiemenbogen ſtehen. „Es unterliegt faſt keinem Zweifel“, meint Wagler, „daß dieſe Bogen des Zungenbeines in dem früheſten Lebensalter der Thiere Kiemen tragen, die ſich, wie bei den Larven der Fröſche, ſpäterhin in dieſes Loch zurück- ziehen und endlich ganz verſchwinden, mithin nichts Anderes, als ein Ueberreſt der erſten Athmungs- werkzeuge dieſer Fiſchlinge wären, und dieſe auch noch eine Art von Verwandlung beſtünden.“ Harlan bemerkte nun zwar an einem ganz jungen Thiere keine äußeren Kiemen; Dies aber will wenig ſagen, da man eben nicht weiß, wie lange das Jugendleben der Fiſchlinge währt, und man ebenſogut wie beim Axolotl auf Abſonderlichkeiten und Unregelmäßigkeiten in der Entwicklung gefaßt ſein darf. Hinſichtlich des Leibesbaues unterſcheiden ſich die Fiſchlinge ſo weſentlich von einander, daß Fitzinger ſich für berechtigt hält, mehrere Familien aus ihnen zu bilden. Auffallend iſt namentlich die Schwäche der Gliedmaßen zur Länge des Leibes, das Auseinanderſtehen der Vorder- und Hinter- glieder, wodurch einige Arten ebenſo an die Erdſchleichen erinnern wie die Molche an die Eidechſen. Die Füße ſind zwar entwickelt, kaum aber zum Gehen tauglich, und in der That machen die Thiere von ihnen auch nur ſelten einen derartigen Gebrauch. Nicht minder unvollkommen erweiſen ſich die Sinneswerkzeuge. Die Augen haben bei der einen Art eine verhältnißmäßige Größe und wohl auch eine gewiſſe Sehſchärfe, während ſie bei der anderen von einer dünnen Haut bedeckt werden; die Naſenhöhle wird hinten von dem Knochen begrenzt; das Ohr liegt gänzlich verborgen und iſt innen höchſt unvollkommen, da das Fenſter des Labyrinths mit einem Deckelchen geſchloſſen wird; die Zunge hängt nur vorn nicht feſt mit dem Kiefer zuſammen. Jm Geripp zeigen die Fiſchmolche noch eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Salamandern; Geſtalt und Stellung der Kopfknochen aber ſtimmt wenig mit denen der letzteren überein: kurz, unſere Thiere haben etwas in jeder Hinſicht Eigenthümliches. Als die höchſtſtehenden Glieder der Familie und bezüglich erſten Abtheilung derſelben hat man die Fiſchſalamander (Salamandrops) zu betrachten, welche durch den Hellbender oder Schlammteufel der Amerikaner (Salamandrops giganteus) vertreten werden. Vier verhältnißmäßig entwickelte Beine, deren Vorderfüße vier freie und deren Hinterfüße fünf ſeitlich geſäumte, theilweiſe auch durch eine Schwimmhaut verbundene Zehen tragen, ein ſeitlich zuſammengedrückter Ruder- ſchwanz, Zähne in den Kinnladen und in einer Bogenreihe am Gaumen, gelten als die Merkmale der Sippe und ſomit auch des Hellbenders. Dieſes verhältnißmäßig wohlgebildete Thier erreicht eine Länge von 2 Fuß, hat einen großen, platten, an der Schnauze abgerundeten Kopf, dicken, ſehr fleiſchigen Leib und einen ebenfalls kräftigen, aber, wie bemerkt, ſeitlich ſtark zuſammengedrückten Schwanz und trägt, nach Art der Tritonen, einen vom Nacken bis zum Ende des Schwanzes verlaufenden, glatten, häutigen Kamm. Die Augen ſind dunkler als bei den Molchen, denen der Larve des Arolotl ähnlich; die Naſenlöcher ſtehen ganz an der Spitze der Schnauze und öffnen ſich innen hinter der zweiten Zahnreihe. Der Magen iſt weit, der Darm vielfach gewunden, die Leber mit einer großen Gallenblaſe verſehen. Von den neunzehn Rückenwirbeln tragen achtzehn Rippenſtummeln; Schwanzwirbel ſind vierundzwanzig vorhanden. Die Grundfärbung iſt ein düſteres Schiefergrau; die Zeichnung beſteht aus ſchwarzen, verwiſchten Flecken und einem dunkleren Zügelſtreifen, welcher ſich durch die Augen zieht. Ein junges Stück von wenigen Monaten, welches Harlan unterſuchte, hatte keine Kiemen- büſchel mehr, während dieſe, wie wir geſehen haben, bei den Molchen bis gegen Ende des erſten Lebensjahres bleiben können. Brehm, Thierleben. V. 28

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/463>, abgerufen am 05.06.2024.