Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Froschlurche. Froschkröten. Büchsenköpfe. Krötenfrösche.
sehen rothbraun, Bänder, welche die Flecken vom Mittelstreifen trennen, schwarzbraun aus;
die Leibesseiten sind auf graubraunem Grunde mit grünlichschwarzen, blaßgrauröthlich einge-
faßten Flecken, die grünlichen Schienbeine mit lebhaft grasgrünen Querbinden gezeichnet; der in der
Mitte gelblichweiße, an den Seiten gelbe Bauch trägt rothbraune Flecken und Punkte. Das größere
und schönere Weibchen zeigt auf dunkelgraubraunem Grunde einen breiten, glänzendgrünen Rücken-
streifen, welcher vom Auge ab jederseits einen gleichfarbigen Seitenstreifen aussendet, dabei aber das
Auge hellgrün einfaßt; auf den Backen stehen rundliche Flecken von grüner Färbung; von der Nase
zum Auge verläuft ein schwarzbrauner Streifen, welcher von der Grundfarbe durch eine feine, weiße
Linie getrennt wird; die Vorderbeine sind mit zwei grünen und zwei rothbraunen Querbinden und
einer an der äußeren Seite des Beines herablaufenden, weißen Längslinie, die Schenkel kastanien-
braun, die Schienbeine auf grünem Grunde zwei Mal braun gebändert.

Die Buchstabenkröte (Ceratophrys Bojei), welche unsere Abbildung darstellt, unterscheidet
sich hauptsächlich durch lichtere Färbung des Gesichtes und abweichende Anordnung der Warzenreihen,
ähnelt der Jtannia sonst jedoch in allen wesentlichen Stücken.

Nach den Erfahrungen des Prinzen von Wied verbreitet sich die Jtannia über den ganzen
südlichen Theil Brasiliens, von Bahia bis Rio de Janeiro; nach Azara kommt sie auch in Paraguay
vor, nach Dumeril ebenso in Guiana. "Jn den inneren Waldungen des Sertong von Bahia",
sagt der erstgenannte Naturforscher, "habe ich diese gehörnte Kröte selbst beobachtet. Sie hält sich in
dunklen, feuchten Urwäldern, besonders in den Sümpfen derselben auf und hüpft überall umher,
selbst in den trocknen Catingawäldern. Jn den inneren großen Waldungen an der Straße, welche
man längs des Flusses Jlheos nach Barra da Bareda im Sertong gebahnt hatte, bemerkte man oft
bei trockener, heißer Witterung nicht eine einzige Kröte; sobald aber ein kleiner Gewitterregen fiel,
fanden wir sogleich junge Thiere dieser Art in Menge überall umherhüpfend. Erwachsen hat die
Jtannia einen so ungeheueren Rachen, daß sie, wie man versichert, ein junges Huhn verschlingt;
Mäuse, Frösche, Schnecken und andere kleine Thiere frißt sie in Menge. Am Mucuri vernahmen
wir in der Stille des Abends in den großen Urwaldungen häufig ihre laute Stimme, welche krächzend
und eintönig ist." Auch dieses schöne Thier theilt den Abscheu der Brasilianer gegen alle Kröten,
soll dagegen, wie Dupons erwähnt, im spanischen Guiana von den Ureinwohnern angebetet oder
doch häufig in Gefangenschaft gehalten werden, bezüglich gehalten worden sein. Die guten Leute
bewahrten, falls die Geschichte wahr, sie und andere Kröten unter Töpfen als Wetterprofeten oder
richtiger, Wettermacher, verlangten von ihnen Regen oder gutes Wetter und peitschten sie, wenn sie
ihren Willen nicht erfüllten.



Jene Froschlurche Mittelafrikas, deren ich oben gedacht habe, gehören wahrscheinlich zu der
Sippe der Büchsenköpfe (Pyxicephalus), so genannt wegen ihres verhältnißmäßig riesigen und
plumpen Kopfes, neben den zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbundenen, ziemlich langen Zehen der
Hinterfüße, den Gaumenzähnen, einer großen, eiförmigen, hinten etwas getheilten freien Zunge und
beim Männchen einer großen Schallblase, dem wichtigsten Merkmale dieser Sippe.

Der Matlamatlo der Eingebornen Südafrikas (Pyxicephalus adspersus) erreicht eine Leibes-
länge von 2 bis 3 Zoll und ist oben auf grünlichbraunem Grunde mit röthlichbraunen Flecken und
gelben Streifen gezeichnet; auf den Seiten, dem Oberkopfe und Gliedern geht die Färbung ins
Grünliche über; die Untertheile sind auf hellgelbem Grunde orangengelb gefleckt und gestreift.

Neben einer zweiten Art der Sippe, welche von Dumeril aufgestellt wurde, bevölkert der
Matlamatlo in großer Anzahl alle Gewässer Süd- und Ostafrikas, und möglicherweise ist er selbst
diejenige Art, deren lauttönende, dumpfe Stimme ich unmittelbar nach dem ersten Regen allerorten
in ganz Ost-Sudahn vernommen habe. Sein Sommerleben fällt mit der Regenzeit zusammen;
sein Winterleben währt ebensolange als die Zeit der Dürre. Mit dem verdunstenden Wasser gräbt er
sich tief in den Schlamm ein, mit dem ersten Regen kommt er hervor, um sich fortzupflanzen; und bei

Die Froſchlurche. Froſchkröten. Büchſenköpfe. Krötenfröſche.
ſehen rothbraun, Bänder, welche die Flecken vom Mittelſtreifen trennen, ſchwarzbraun aus;
die Leibesſeiten ſind auf graubraunem Grunde mit grünlichſchwarzen, blaßgrauröthlich einge-
faßten Flecken, die grünlichen Schienbeine mit lebhaft grasgrünen Querbinden gezeichnet; der in der
Mitte gelblichweiße, an den Seiten gelbe Bauch trägt rothbraune Flecken und Punkte. Das größere
und ſchönere Weibchen zeigt auf dunkelgraubraunem Grunde einen breiten, glänzendgrünen Rücken-
ſtreifen, welcher vom Auge ab jederſeits einen gleichfarbigen Seitenſtreifen ausſendet, dabei aber das
Auge hellgrün einfaßt; auf den Backen ſtehen rundliche Flecken von grüner Färbung; von der Naſe
zum Auge verläuft ein ſchwarzbrauner Streifen, welcher von der Grundfarbe durch eine feine, weiße
Linie getrennt wird; die Vorderbeine ſind mit zwei grünen und zwei rothbraunen Querbinden und
einer an der äußeren Seite des Beines herablaufenden, weißen Längslinie, die Schenkel kaſtanien-
braun, die Schienbeine auf grünem Grunde zwei Mal braun gebändert.

Die Buchſtabenkröte (Ceratophrys Bojei), welche unſere Abbildung darſtellt, unterſcheidet
ſich hauptſächlich durch lichtere Färbung des Geſichtes und abweichende Anordnung der Warzenreihen,
ähnelt der Jtannia ſonſt jedoch in allen weſentlichen Stücken.

Nach den Erfahrungen des Prinzen von Wied verbreitet ſich die Jtannia über den ganzen
ſüdlichen Theil Braſiliens, von Bahia bis Rio de Janeiro; nach Azara kommt ſie auch in Paraguay
vor, nach Dumeril ebenſo in Guiana. „Jn den inneren Waldungen des Sertong von Bahia“,
ſagt der erſtgenannte Naturforſcher, „habe ich dieſe gehörnte Kröte ſelbſt beobachtet. Sie hält ſich in
dunklen, feuchten Urwäldern, beſonders in den Sümpfen derſelben auf und hüpft überall umher,
ſelbſt in den trocknen Catingawäldern. Jn den inneren großen Waldungen an der Straße, welche
man längs des Fluſſes Jlheos nach Barra da Bareda im Sertong gebahnt hatte, bemerkte man oft
bei trockener, heißer Witterung nicht eine einzige Kröte; ſobald aber ein kleiner Gewitterregen fiel,
fanden wir ſogleich junge Thiere dieſer Art in Menge überall umherhüpfend. Erwachſen hat die
Jtannia einen ſo ungeheueren Rachen, daß ſie, wie man verſichert, ein junges Huhn verſchlingt;
Mäuſe, Fröſche, Schnecken und andere kleine Thiere frißt ſie in Menge. Am Mucuri vernahmen
wir in der Stille des Abends in den großen Urwaldungen häufig ihre laute Stimme, welche krächzend
und eintönig iſt.“ Auch dieſes ſchöne Thier theilt den Abſcheu der Braſilianer gegen alle Kröten,
ſoll dagegen, wie Dupons erwähnt, im ſpaniſchen Guiana von den Ureinwohnern angebetet oder
doch häufig in Gefangenſchaft gehalten werden, bezüglich gehalten worden ſein. Die guten Leute
bewahrten, falls die Geſchichte wahr, ſie und andere Kröten unter Töpfen als Wetterprofeten oder
richtiger, Wettermacher, verlangten von ihnen Regen oder gutes Wetter und peitſchten ſie, wenn ſie
ihren Willen nicht erfüllten.



Jene Froſchlurche Mittelafrikas, deren ich oben gedacht habe, gehören wahrſcheinlich zu der
Sippe der Büchſenköpfe (Pyxicephalus), ſo genannt wegen ihres verhältnißmäßig rieſigen und
plumpen Kopfes, neben den zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbundenen, ziemlich langen Zehen der
Hinterfüße, den Gaumenzähnen, einer großen, eiförmigen, hinten etwas getheilten freien Zunge und
beim Männchen einer großen Schallblaſe, dem wichtigſten Merkmale dieſer Sippe.

Der Matlamatlo der Eingebornen Südafrikas (Pyxicephalus adspersus) erreicht eine Leibes-
länge von 2 bis 3 Zoll und iſt oben auf grünlichbraunem Grunde mit röthlichbraunen Flecken und
gelben Streifen gezeichnet; auf den Seiten, dem Oberkopfe und Gliedern geht die Färbung ins
Grünliche über; die Untertheile ſind auf hellgelbem Grunde orangengelb gefleckt und geſtreift.

Neben einer zweiten Art der Sippe, welche von Dumeril aufgeſtellt wurde, bevölkert der
Matlamatlo in großer Anzahl alle Gewäſſer Süd- und Oſtafrikas, und möglicherweiſe iſt er ſelbſt
diejenige Art, deren lauttönende, dumpfe Stimme ich unmittelbar nach dem erſten Regen allerorten
in ganz Oſt-Sudahn vernommen habe. Sein Sommerleben fällt mit der Regenzeit zuſammen;
ſein Winterleben währt ebenſolange als die Zeit der Dürre. Mit dem verdunſtenden Waſſer gräbt er
ſich tief in den Schlamm ein, mit dem erſten Regen kommt er hervor, um ſich fortzupflanzen; und bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0420" n="392"/><fw place="top" type="header">Die Fro&#x017F;chlurche. Fro&#x017F;chkröten. Büch&#x017F;enköpfe. Krötenfrö&#x017F;che.</fw><lb/>
&#x017F;ehen rothbraun, Bänder, welche die Flecken vom Mittel&#x017F;treifen trennen, &#x017F;chwarzbraun aus;<lb/>
die Leibes&#x017F;eiten &#x017F;ind auf graubraunem Grunde mit grünlich&#x017F;chwarzen, blaßgrauröthlich einge-<lb/>
faßten Flecken, die grünlichen Schienbeine mit lebhaft grasgrünen Querbinden gezeichnet; der in der<lb/>
Mitte gelblichweiße, an den Seiten gelbe Bauch trägt rothbraune Flecken und Punkte. Das größere<lb/>
und &#x017F;chönere Weibchen zeigt auf dunkelgraubraunem Grunde einen breiten, glänzendgrünen Rücken-<lb/>
&#x017F;treifen, welcher vom Auge ab jeder&#x017F;eits einen gleichfarbigen Seiten&#x017F;treifen aus&#x017F;endet, dabei aber das<lb/>
Auge hellgrün einfaßt; auf den Backen &#x017F;tehen rundliche Flecken von grüner Färbung; von der Na&#x017F;e<lb/>
zum Auge verläuft ein &#x017F;chwarzbrauner Streifen, welcher von der Grundfarbe durch eine feine, weiße<lb/>
Linie getrennt wird; die Vorderbeine &#x017F;ind mit zwei grünen und zwei rothbraunen Querbinden und<lb/>
einer an der äußeren Seite des Beines herablaufenden, weißen Längslinie, die Schenkel ka&#x017F;tanien-<lb/>
braun, die Schienbeine auf grünem Grunde zwei Mal braun gebändert.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Buch&#x017F;tabenkröte</hi> <hi rendition="#aq">(Ceratophrys Bojei),</hi> welche un&#x017F;ere Abbildung dar&#x017F;tellt, unter&#x017F;cheidet<lb/>
&#x017F;ich haupt&#x017F;ächlich durch lichtere Färbung des Ge&#x017F;ichtes und abweichende Anordnung der Warzenreihen,<lb/>
ähnelt der Jtannia &#x017F;on&#x017F;t jedoch in allen we&#x017F;entlichen Stücken.</p><lb/>
          <p>Nach den Erfahrungen des <hi rendition="#g">Prinzen von Wied</hi> verbreitet &#x017F;ich die Jtannia über den ganzen<lb/>
&#x017F;üdlichen Theil Bra&#x017F;iliens, von Bahia bis Rio de Janeiro; nach <hi rendition="#g">Azara</hi> kommt &#x017F;ie auch in Paraguay<lb/>
vor, nach <hi rendition="#g">Dumeril</hi> eben&#x017F;o in Guiana. &#x201E;Jn den inneren Waldungen des Sertong von Bahia&#x201C;,<lb/>
&#x017F;agt der er&#x017F;tgenannte Naturfor&#x017F;cher, &#x201E;habe ich die&#x017F;e gehörnte Kröte &#x017F;elb&#x017F;t beobachtet. Sie hält &#x017F;ich in<lb/>
dunklen, feuchten Urwäldern, be&#x017F;onders in den Sümpfen der&#x017F;elben auf und hüpft überall umher,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in den trocknen Catingawäldern. Jn den inneren großen Waldungen an der Straße, welche<lb/>
man längs des Flu&#x017F;&#x017F;es Jlheos nach Barra da Bareda im Sertong gebahnt hatte, bemerkte man oft<lb/>
bei trockener, heißer Witterung nicht eine einzige Kröte; &#x017F;obald aber ein kleiner Gewitterregen fiel,<lb/>
fanden wir &#x017F;ogleich junge Thiere die&#x017F;er Art in Menge überall umherhüpfend. Erwach&#x017F;en hat die<lb/>
Jtannia einen &#x017F;o ungeheueren Rachen, daß &#x017F;ie, wie man ver&#x017F;ichert, ein junges Huhn ver&#x017F;chlingt;<lb/>
Mäu&#x017F;e, Frö&#x017F;che, Schnecken und andere kleine Thiere frißt &#x017F;ie in Menge. Am Mucuri vernahmen<lb/>
wir in der Stille des Abends in den großen Urwaldungen häufig ihre laute Stimme, welche krächzend<lb/>
und eintönig i&#x017F;t.&#x201C; Auch die&#x017F;es &#x017F;chöne Thier theilt den Ab&#x017F;cheu der Bra&#x017F;ilianer gegen alle Kröten,<lb/>
&#x017F;oll dagegen, wie <hi rendition="#g">Dupons</hi> erwähnt, im &#x017F;pani&#x017F;chen Guiana von den Ureinwohnern angebetet oder<lb/>
doch häufig in Gefangen&#x017F;chaft gehalten werden, bezüglich gehalten worden &#x017F;ein. Die guten Leute<lb/>
bewahrten, falls die Ge&#x017F;chichte wahr, &#x017F;ie und andere Kröten unter Töpfen als Wetterprofeten oder<lb/>
richtiger, Wettermacher, verlangten von ihnen Regen oder gutes Wetter und peit&#x017F;chten &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie<lb/>
ihren Willen nicht erfüllten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jene Fro&#x017F;chlurche Mittelafrikas, deren ich oben gedacht habe, gehören wahr&#x017F;cheinlich zu der<lb/>
Sippe der <hi rendition="#g">Büch&#x017F;enköpfe</hi> <hi rendition="#aq">(Pyxicephalus),</hi> &#x017F;o genannt wegen ihres verhältnißmäßig rie&#x017F;igen und<lb/>
plumpen Kopfes, neben den zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbundenen, ziemlich langen Zehen der<lb/>
Hinterfüße, den Gaumenzähnen, einer großen, eiförmigen, hinten etwas getheilten freien Zunge und<lb/>
beim Männchen einer großen Schallbla&#x017F;e, dem wichtig&#x017F;ten Merkmale die&#x017F;er Sippe.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#g">Matlamatlo</hi> der Eingebornen Südafrikas <hi rendition="#aq">(Pyxicephalus adspersus)</hi> erreicht eine Leibes-<lb/>
länge von 2 bis 3 Zoll und i&#x017F;t oben auf grünlichbraunem Grunde mit röthlichbraunen Flecken und<lb/>
gelben Streifen gezeichnet; auf den Seiten, dem Oberkopfe und Gliedern geht die Färbung ins<lb/>
Grünliche über; die Untertheile &#x017F;ind auf hellgelbem Grunde orangengelb gefleckt und ge&#x017F;treift.</p><lb/>
          <p>Neben einer zweiten Art der Sippe, welche von <hi rendition="#g">Dumeril</hi> aufge&#x017F;tellt wurde, bevölkert der<lb/>
Matlamatlo in großer Anzahl alle Gewä&#x017F;&#x017F;er Süd- und O&#x017F;tafrikas, und möglicherwei&#x017F;e i&#x017F;t er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
diejenige Art, deren lauttönende, dumpfe Stimme ich unmittelbar nach dem er&#x017F;ten Regen allerorten<lb/>
in ganz O&#x017F;t-Sudahn vernommen habe. Sein Sommerleben fällt mit der Regenzeit zu&#x017F;ammen;<lb/>
&#x017F;ein Winterleben währt eben&#x017F;olange als die Zeit der Dürre. Mit dem verdun&#x017F;tenden Wa&#x017F;&#x017F;er gräbt er<lb/>
&#x017F;ich tief in den Schlamm ein, mit dem er&#x017F;ten Regen kommt er hervor, um &#x017F;ich fortzupflanzen; und bei<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0420] Die Froſchlurche. Froſchkröten. Büchſenköpfe. Krötenfröſche. ſehen rothbraun, Bänder, welche die Flecken vom Mittelſtreifen trennen, ſchwarzbraun aus; die Leibesſeiten ſind auf graubraunem Grunde mit grünlichſchwarzen, blaßgrauröthlich einge- faßten Flecken, die grünlichen Schienbeine mit lebhaft grasgrünen Querbinden gezeichnet; der in der Mitte gelblichweiße, an den Seiten gelbe Bauch trägt rothbraune Flecken und Punkte. Das größere und ſchönere Weibchen zeigt auf dunkelgraubraunem Grunde einen breiten, glänzendgrünen Rücken- ſtreifen, welcher vom Auge ab jederſeits einen gleichfarbigen Seitenſtreifen ausſendet, dabei aber das Auge hellgrün einfaßt; auf den Backen ſtehen rundliche Flecken von grüner Färbung; von der Naſe zum Auge verläuft ein ſchwarzbrauner Streifen, welcher von der Grundfarbe durch eine feine, weiße Linie getrennt wird; die Vorderbeine ſind mit zwei grünen und zwei rothbraunen Querbinden und einer an der äußeren Seite des Beines herablaufenden, weißen Längslinie, die Schenkel kaſtanien- braun, die Schienbeine auf grünem Grunde zwei Mal braun gebändert. Die Buchſtabenkröte (Ceratophrys Bojei), welche unſere Abbildung darſtellt, unterſcheidet ſich hauptſächlich durch lichtere Färbung des Geſichtes und abweichende Anordnung der Warzenreihen, ähnelt der Jtannia ſonſt jedoch in allen weſentlichen Stücken. Nach den Erfahrungen des Prinzen von Wied verbreitet ſich die Jtannia über den ganzen ſüdlichen Theil Braſiliens, von Bahia bis Rio de Janeiro; nach Azara kommt ſie auch in Paraguay vor, nach Dumeril ebenſo in Guiana. „Jn den inneren Waldungen des Sertong von Bahia“, ſagt der erſtgenannte Naturforſcher, „habe ich dieſe gehörnte Kröte ſelbſt beobachtet. Sie hält ſich in dunklen, feuchten Urwäldern, beſonders in den Sümpfen derſelben auf und hüpft überall umher, ſelbſt in den trocknen Catingawäldern. Jn den inneren großen Waldungen an der Straße, welche man längs des Fluſſes Jlheos nach Barra da Bareda im Sertong gebahnt hatte, bemerkte man oft bei trockener, heißer Witterung nicht eine einzige Kröte; ſobald aber ein kleiner Gewitterregen fiel, fanden wir ſogleich junge Thiere dieſer Art in Menge überall umherhüpfend. Erwachſen hat die Jtannia einen ſo ungeheueren Rachen, daß ſie, wie man verſichert, ein junges Huhn verſchlingt; Mäuſe, Fröſche, Schnecken und andere kleine Thiere frißt ſie in Menge. Am Mucuri vernahmen wir in der Stille des Abends in den großen Urwaldungen häufig ihre laute Stimme, welche krächzend und eintönig iſt.“ Auch dieſes ſchöne Thier theilt den Abſcheu der Braſilianer gegen alle Kröten, ſoll dagegen, wie Dupons erwähnt, im ſpaniſchen Guiana von den Ureinwohnern angebetet oder doch häufig in Gefangenſchaft gehalten werden, bezüglich gehalten worden ſein. Die guten Leute bewahrten, falls die Geſchichte wahr, ſie und andere Kröten unter Töpfen als Wetterprofeten oder richtiger, Wettermacher, verlangten von ihnen Regen oder gutes Wetter und peitſchten ſie, wenn ſie ihren Willen nicht erfüllten. Jene Froſchlurche Mittelafrikas, deren ich oben gedacht habe, gehören wahrſcheinlich zu der Sippe der Büchſenköpfe (Pyxicephalus), ſo genannt wegen ihres verhältnißmäßig rieſigen und plumpen Kopfes, neben den zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbundenen, ziemlich langen Zehen der Hinterfüße, den Gaumenzähnen, einer großen, eiförmigen, hinten etwas getheilten freien Zunge und beim Männchen einer großen Schallblaſe, dem wichtigſten Merkmale dieſer Sippe. Der Matlamatlo der Eingebornen Südafrikas (Pyxicephalus adspersus) erreicht eine Leibes- länge von 2 bis 3 Zoll und iſt oben auf grünlichbraunem Grunde mit röthlichbraunen Flecken und gelben Streifen gezeichnet; auf den Seiten, dem Oberkopfe und Gliedern geht die Färbung ins Grünliche über; die Untertheile ſind auf hellgelbem Grunde orangengelb gefleckt und geſtreift. Neben einer zweiten Art der Sippe, welche von Dumeril aufgeſtellt wurde, bevölkert der Matlamatlo in großer Anzahl alle Gewäſſer Süd- und Oſtafrikas, und möglicherweiſe iſt er ſelbſt diejenige Art, deren lauttönende, dumpfe Stimme ich unmittelbar nach dem erſten Regen allerorten in ganz Oſt-Sudahn vernommen habe. Sein Sommerleben fällt mit der Regenzeit zuſammen; ſein Winterleben währt ebenſolange als die Zeit der Dürre. Mit dem verdunſtenden Waſſer gräbt er ſich tief in den Schlamm ein, mit dem erſten Regen kommt er hervor, um ſich fortzupflanzen; und bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/420
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/420>, abgerufen am 18.05.2024.