Dem Menschen gewähren die Landschildkröten kaum einen nennenswerthen Nutzen. Man kann sie ebenso gut genießen als viele Fluß- und Seeschildkröten, macht aber nur hier und da zu diesem Zwecke Jagd auf sie. Eher noch bemächtigt man sich ihrer für die Gefangenschaft und läßt sie im Zimmer oder im Garten umherlaufen. Man darf sie die anspruchlosesten Thiere nennen, welche man überhaupt in Gefangenschaft halten kann; denn sie ertragen mit Ausnahme strenger Kälte alle denk- baren Verhältnisse mit der ihnen eigenen Gleichgültigkeit, können erstaunlich lange hungern und begnügen sich mit dem einfachsten Futter. Einzelne sollen gegen sechzig Jahre in solcher Sklaverei gelebt haben.
Außer dem Menschen stellen ihnen mehrere große Katzenarten eifrig nach, den südamerikanischen insbesondere der Jaguar, welcher den bewehrten Thieren doch beizukommen und mit seiner gelenkigen Tatze den Leib aus dem Panzer herauszuziehen weiß.
Die Eintheilung der Landschildkröten gründet sich auf die Anzahl der Zehen und die Gestaltung des Panzers. Jn der ersten Sippe, welche die Landschildkröten in engerem Sinne (Testudo) umfaßt, sind alle Füße fünfzehig, an den hinteren jedoch nur vier Nägel ausgebildet. Der Panzer ist stets unbeweglich; auf dem Brustschilde finden sich elf und zwölf Tafeln.
Als Vertreter der drei in Europa vorkommenden Arten dieser Sippe wird gewöhnlich die griechische Schildkröte(Testudo gracca) aufgeführt. Jhr Panzer ist im ganzen eiförmig und hoch gewölbt, nach hinten etwas verbreitert und steiler abfallend als nach vorn, der beim Weibchen platte, beim Männchen etwas gewölbte Brusttheil vorn abgestutzt, hinten tief ausgerandet. Die Schilder sind hoch, die Wirbelschilder bucklig, die vorderen Rippenschilder dreiseitig, die vierten vier- seitig; jedes einzelne ist deutlich gefurcht, der innerste Kreis gekörnelt und gepunktet. Jedes Schild ist in der Mitte schwarz, dann gelb und schwarz gesäumt; über das Brustschild verläuft ein breiter unregelmäßiger Streifen von gilblicher Färbung; die Seiten sehen ebenfalls gelb aus; das Uebrige ist schwarz. Wie bei den meisten Schildkröten überhaupt unterliegt die Farbenvertheilung manchfachem Wechsel. Kopf, Hals und andere Glieder sehen schmuziggrüngelb aus. Die Länge beträgt höchstens 1 Fuß, das Gewicht dann 4 bis 5 Pfund.
Das Vaterland der griechischen Schildkröte erstreckt sich über Griechenland, Jtalien und die Mittelmeerinseln. Auf der iberischen Halbinsel scheint sie zu fehlen; im südlichen Frankreich ist sie von Jtalien aus eingebürgert worden; an der Nordküste Afrikas, in Syrien und ums schwarze Meer wird sie durch verwandte Arten (Testudo marginata und T. mauritanica) vertreten. Sie bewohnt waldige und buschige Gegenden, einzelne in sehr großer Menge, ist namentlich in Süditalien und Griechenland sehr häufig. Jn ihrem Wesen unterscheidet sie sich, soviel bis jetzt beobachtet, nicht von anderen Gliedern der Familie; sie ist ebenso träg, gleichgültig und langweilig wie die Verwandten, dabei aber ausdauernd und nur gegen die Kälte empfindlich. Die Wärme liebt sie ungemein und setzt sich deshalb stundenlang mit höchstem Behagen den Strahlen der Mittagssonne aus: Dumeril fand sie in Sicilien, wo sie überall gemein ist, zu beiden Seiten der Straßen liegen und von der Sonne derartig durchglüht, daß er nicht im Stande war, seine Hand auf den Panzer zu legen. Gegen den Winter hin vergräbt sie sich tief in die Erde und verschläft hier die kühle Jahreszeit, Anfangs April wieder zum Vorschein kommend.
Jhre Nahrung besteht aus verschiedenen Kräutern und Früchten; nebenbei verzehrt sie Schnecken, Würmer und Kerbthiere, wird deshalb auch oft in ihrer Heimat in den Gärten gehalten, um hier dem Ungeziefer Einhalt zu thun. Abweichend von ihrer Verwandten in den Ländern des schwarzen Meeres, welche sich, nach Erber's Erfahrungen, streng an Pflanzenstoffe hält, zeigt sie sich durchaus nicht wählerisch in ihren Speisen. "Was mir die Eßlust auf Schildkrötensuppe gründlich verleidet
Griechiſche Schildkröte.
Dem Menſchen gewähren die Landſchildkröten kaum einen nennenswerthen Nutzen. Man kann ſie ebenſo gut genießen als viele Fluß- und Seeſchildkröten, macht aber nur hier und da zu dieſem Zwecke Jagd auf ſie. Eher noch bemächtigt man ſich ihrer für die Gefangenſchaft und läßt ſie im Zimmer oder im Garten umherlaufen. Man darf ſie die anſpruchloſeſten Thiere nennen, welche man überhaupt in Gefangenſchaft halten kann; denn ſie ertragen mit Ausnahme ſtrenger Kälte alle denk- baren Verhältniſſe mit der ihnen eigenen Gleichgültigkeit, können erſtaunlich lange hungern und begnügen ſich mit dem einfachſten Futter. Einzelne ſollen gegen ſechzig Jahre in ſolcher Sklaverei gelebt haben.
Außer dem Menſchen ſtellen ihnen mehrere große Katzenarten eifrig nach, den ſüdamerikaniſchen insbeſondere der Jaguar, welcher den bewehrten Thieren doch beizukommen und mit ſeiner gelenkigen Tatze den Leib aus dem Panzer herauszuziehen weiß.
Die Eintheilung der Landſchildkröten gründet ſich auf die Anzahl der Zehen und die Geſtaltung des Panzers. Jn der erſten Sippe, welche die Landſchildkröten in engerem Sinne (Testudo) umfaßt, ſind alle Füße fünfzehig, an den hinteren jedoch nur vier Nägel ausgebildet. Der Panzer iſt ſtets unbeweglich; auf dem Bruſtſchilde finden ſich elf und zwölf Tafeln.
Als Vertreter der drei in Europa vorkommenden Arten dieſer Sippe wird gewöhnlich die griechiſche Schildkröte(Testudo gracca) aufgeführt. Jhr Panzer iſt im ganzen eiförmig und hoch gewölbt, nach hinten etwas verbreitert und ſteiler abfallend als nach vorn, der beim Weibchen platte, beim Männchen etwas gewölbte Bruſttheil vorn abgeſtutzt, hinten tief ausgerandet. Die Schilder ſind hoch, die Wirbelſchilder bucklig, die vorderen Rippenſchilder dreiſeitig, die vierten vier- ſeitig; jedes einzelne iſt deutlich gefurcht, der innerſte Kreis gekörnelt und gepunktet. Jedes Schild iſt in der Mitte ſchwarz, dann gelb und ſchwarz geſäumt; über das Bruſtſchild verläuft ein breiter unregelmäßiger Streifen von gilblicher Färbung; die Seiten ſehen ebenfalls gelb aus; das Uebrige iſt ſchwarz. Wie bei den meiſten Schildkröten überhaupt unterliegt die Farbenvertheilung manchfachem Wechſel. Kopf, Hals und andere Glieder ſehen ſchmuziggrüngelb aus. Die Länge beträgt höchſtens 1 Fuß, das Gewicht dann 4 bis 5 Pfund.
Das Vaterland der griechiſchen Schildkröte erſtreckt ſich über Griechenland, Jtalien und die Mittelmeerinſeln. Auf der iberiſchen Halbinſel ſcheint ſie zu fehlen; im ſüdlichen Frankreich iſt ſie von Jtalien aus eingebürgert worden; an der Nordküſte Afrikas, in Syrien und ums ſchwarze Meer wird ſie durch verwandte Arten (Testudo marginata und T. mauritanica) vertreten. Sie bewohnt waldige und buſchige Gegenden, einzelne in ſehr großer Menge, iſt namentlich in Süditalien und Griechenland ſehr häufig. Jn ihrem Weſen unterſcheidet ſie ſich, ſoviel bis jetzt beobachtet, nicht von anderen Gliedern der Familie; ſie iſt ebenſo träg, gleichgültig und langweilig wie die Verwandten, dabei aber ausdauernd und nur gegen die Kälte empfindlich. Die Wärme liebt ſie ungemein und ſetzt ſich deshalb ſtundenlang mit höchſtem Behagen den Strahlen der Mittagsſonne aus: Dumeril fand ſie in Sicilien, wo ſie überall gemein iſt, zu beiden Seiten der Straßen liegen und von der Sonne derartig durchglüht, daß er nicht im Stande war, ſeine Hand auf den Panzer zu legen. Gegen den Winter hin vergräbt ſie ſich tief in die Erde und verſchläft hier die kühle Jahreszeit, Anfangs April wieder zum Vorſchein kommend.
Jhre Nahrung beſteht aus verſchiedenen Kräutern und Früchten; nebenbei verzehrt ſie Schnecken, Würmer und Kerbthiere, wird deshalb auch oft in ihrer Heimat in den Gärten gehalten, um hier dem Ungeziefer Einhalt zu thun. Abweichend von ihrer Verwandten in den Ländern des ſchwarzen Meeres, welche ſich, nach Erber’s Erfahrungen, ſtreng an Pflanzenſtoffe hält, zeigt ſie ſich durchaus nicht wähleriſch in ihren Speiſen. „Was mir die Eßluſt auf Schildkrötenſuppe gründlich verleidet
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0035"n="23"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Griechiſche Schildkröte.</hi></fw><lb/><p>Dem Menſchen gewähren die Landſchildkröten kaum einen nennenswerthen Nutzen. Man kann<lb/>ſie ebenſo gut genießen als viele Fluß- und Seeſchildkröten, macht aber nur hier und da zu dieſem<lb/>
Zwecke Jagd auf ſie. Eher noch bemächtigt man ſich ihrer für die Gefangenſchaft und läßt ſie im<lb/>
Zimmer oder im Garten umherlaufen. Man darf ſie die anſpruchloſeſten Thiere nennen, welche man<lb/>
überhaupt in Gefangenſchaft halten kann; denn ſie ertragen mit Ausnahme ſtrenger Kälte alle denk-<lb/>
baren Verhältniſſe mit der ihnen eigenen Gleichgültigkeit, können erſtaunlich lange hungern und<lb/>
begnügen ſich mit dem einfachſten Futter. Einzelne ſollen gegen ſechzig Jahre in ſolcher Sklaverei<lb/>
gelebt haben.</p><lb/><p>Außer dem Menſchen ſtellen ihnen mehrere große Katzenarten eifrig nach, den ſüdamerikaniſchen<lb/>
insbeſondere der Jaguar, welcher den bewehrten Thieren doch beizukommen und mit ſeiner gelenkigen<lb/>
Tatze den Leib aus dem Panzer herauszuziehen weiß.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die Eintheilung der Landſchildkröten gründet ſich auf die Anzahl der Zehen und die Geſtaltung<lb/>
des Panzers. Jn der erſten Sippe, welche die Landſchildkröten in engerem Sinne <hirendition="#aq">(Testudo)</hi> umfaßt,<lb/>ſind alle Füße fünfzehig, an den hinteren jedoch nur vier Nägel ausgebildet. Der Panzer iſt ſtets<lb/>
unbeweglich; auf dem Bruſtſchilde finden ſich elf und zwölf Tafeln.</p><lb/><p>Als Vertreter der drei in Europa vorkommenden Arten dieſer Sippe wird gewöhnlich die<lb/><hirendition="#g">griechiſche Schildkröte</hi><hirendition="#aq">(Testudo gracca)</hi> aufgeführt. Jhr Panzer iſt im ganzen eiförmig und<lb/>
hoch gewölbt, nach hinten etwas verbreitert und ſteiler abfallend als nach vorn, der beim Weibchen<lb/>
platte, beim Männchen etwas gewölbte Bruſttheil vorn abgeſtutzt, hinten tief ausgerandet. Die<lb/>
Schilder ſind hoch, die Wirbelſchilder bucklig, die vorderen Rippenſchilder dreiſeitig, die vierten vier-<lb/>ſeitig; jedes einzelne iſt deutlich gefurcht, der innerſte Kreis gekörnelt und gepunktet. Jedes Schild<lb/>
iſt in der Mitte ſchwarz, dann gelb und ſchwarz geſäumt; über das Bruſtſchild verläuft ein breiter<lb/>
unregelmäßiger Streifen von gilblicher Färbung; die Seiten ſehen ebenfalls gelb aus; das Uebrige iſt<lb/>ſchwarz. Wie bei den meiſten Schildkröten überhaupt unterliegt die Farbenvertheilung manchfachem<lb/>
Wechſel. Kopf, Hals und andere Glieder ſehen ſchmuziggrüngelb aus. Die Länge beträgt höchſtens<lb/>
1 Fuß, das Gewicht dann 4 bis 5 Pfund.</p><lb/><p>Das Vaterland der griechiſchen Schildkröte erſtreckt ſich über Griechenland, Jtalien und die<lb/>
Mittelmeerinſeln. Auf der iberiſchen Halbinſel ſcheint ſie zu fehlen; im ſüdlichen Frankreich iſt ſie<lb/>
von Jtalien aus eingebürgert worden; an der Nordküſte Afrikas, in Syrien und ums ſchwarze Meer<lb/>
wird ſie durch verwandte Arten <hirendition="#aq">(Testudo marginata</hi> und <hirendition="#aq">T. mauritanica)</hi> vertreten. Sie bewohnt<lb/>
waldige und buſchige Gegenden, einzelne in ſehr großer Menge, iſt namentlich in Süditalien und<lb/>
Griechenland ſehr häufig. Jn ihrem Weſen unterſcheidet ſie ſich, ſoviel bis jetzt beobachtet, nicht von<lb/>
anderen Gliedern der Familie; ſie iſt ebenſo träg, gleichgültig und langweilig wie die Verwandten,<lb/>
dabei aber ausdauernd und nur gegen die Kälte empfindlich. Die Wärme liebt ſie ungemein und<lb/>ſetzt ſich deshalb ſtundenlang mit höchſtem Behagen den Strahlen der Mittagsſonne aus: <hirendition="#g">Dumeril</hi><lb/>
fand ſie in Sicilien, wo ſie überall gemein iſt, zu beiden Seiten der Straßen liegen und von der<lb/>
Sonne derartig durchglüht, daß er nicht im Stande war, ſeine Hand auf den Panzer zu legen. Gegen<lb/>
den Winter hin vergräbt ſie ſich tief in die Erde und verſchläft hier die kühle Jahreszeit, Anfangs April<lb/>
wieder zum Vorſchein kommend.</p><lb/><p>Jhre Nahrung beſteht aus verſchiedenen Kräutern und Früchten; nebenbei verzehrt ſie Schnecken,<lb/>
Würmer und Kerbthiere, wird deshalb auch oft in ihrer Heimat in den Gärten gehalten, um hier dem<lb/>
Ungeziefer Einhalt zu thun. Abweichend von ihrer Verwandten in den Ländern des ſchwarzen<lb/>
Meeres, welche ſich, nach <hirendition="#g">Erber’s</hi> Erfahrungen, ſtreng an Pflanzenſtoffe hält, zeigt ſie ſich durchaus<lb/>
nicht wähleriſch in ihren Speiſen. „Was mir die Eßluſt auf Schildkrötenſuppe gründlich verleidet<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[23/0035]
Griechiſche Schildkröte.
Dem Menſchen gewähren die Landſchildkröten kaum einen nennenswerthen Nutzen. Man kann
ſie ebenſo gut genießen als viele Fluß- und Seeſchildkröten, macht aber nur hier und da zu dieſem
Zwecke Jagd auf ſie. Eher noch bemächtigt man ſich ihrer für die Gefangenſchaft und läßt ſie im
Zimmer oder im Garten umherlaufen. Man darf ſie die anſpruchloſeſten Thiere nennen, welche man
überhaupt in Gefangenſchaft halten kann; denn ſie ertragen mit Ausnahme ſtrenger Kälte alle denk-
baren Verhältniſſe mit der ihnen eigenen Gleichgültigkeit, können erſtaunlich lange hungern und
begnügen ſich mit dem einfachſten Futter. Einzelne ſollen gegen ſechzig Jahre in ſolcher Sklaverei
gelebt haben.
Außer dem Menſchen ſtellen ihnen mehrere große Katzenarten eifrig nach, den ſüdamerikaniſchen
insbeſondere der Jaguar, welcher den bewehrten Thieren doch beizukommen und mit ſeiner gelenkigen
Tatze den Leib aus dem Panzer herauszuziehen weiß.
Die Eintheilung der Landſchildkröten gründet ſich auf die Anzahl der Zehen und die Geſtaltung
des Panzers. Jn der erſten Sippe, welche die Landſchildkröten in engerem Sinne (Testudo) umfaßt,
ſind alle Füße fünfzehig, an den hinteren jedoch nur vier Nägel ausgebildet. Der Panzer iſt ſtets
unbeweglich; auf dem Bruſtſchilde finden ſich elf und zwölf Tafeln.
Als Vertreter der drei in Europa vorkommenden Arten dieſer Sippe wird gewöhnlich die
griechiſche Schildkröte (Testudo gracca) aufgeführt. Jhr Panzer iſt im ganzen eiförmig und
hoch gewölbt, nach hinten etwas verbreitert und ſteiler abfallend als nach vorn, der beim Weibchen
platte, beim Männchen etwas gewölbte Bruſttheil vorn abgeſtutzt, hinten tief ausgerandet. Die
Schilder ſind hoch, die Wirbelſchilder bucklig, die vorderen Rippenſchilder dreiſeitig, die vierten vier-
ſeitig; jedes einzelne iſt deutlich gefurcht, der innerſte Kreis gekörnelt und gepunktet. Jedes Schild
iſt in der Mitte ſchwarz, dann gelb und ſchwarz geſäumt; über das Bruſtſchild verläuft ein breiter
unregelmäßiger Streifen von gilblicher Färbung; die Seiten ſehen ebenfalls gelb aus; das Uebrige iſt
ſchwarz. Wie bei den meiſten Schildkröten überhaupt unterliegt die Farbenvertheilung manchfachem
Wechſel. Kopf, Hals und andere Glieder ſehen ſchmuziggrüngelb aus. Die Länge beträgt höchſtens
1 Fuß, das Gewicht dann 4 bis 5 Pfund.
Das Vaterland der griechiſchen Schildkröte erſtreckt ſich über Griechenland, Jtalien und die
Mittelmeerinſeln. Auf der iberiſchen Halbinſel ſcheint ſie zu fehlen; im ſüdlichen Frankreich iſt ſie
von Jtalien aus eingebürgert worden; an der Nordküſte Afrikas, in Syrien und ums ſchwarze Meer
wird ſie durch verwandte Arten (Testudo marginata und T. mauritanica) vertreten. Sie bewohnt
waldige und buſchige Gegenden, einzelne in ſehr großer Menge, iſt namentlich in Süditalien und
Griechenland ſehr häufig. Jn ihrem Weſen unterſcheidet ſie ſich, ſoviel bis jetzt beobachtet, nicht von
anderen Gliedern der Familie; ſie iſt ebenſo träg, gleichgültig und langweilig wie die Verwandten,
dabei aber ausdauernd und nur gegen die Kälte empfindlich. Die Wärme liebt ſie ungemein und
ſetzt ſich deshalb ſtundenlang mit höchſtem Behagen den Strahlen der Mittagsſonne aus: Dumeril
fand ſie in Sicilien, wo ſie überall gemein iſt, zu beiden Seiten der Straßen liegen und von der
Sonne derartig durchglüht, daß er nicht im Stande war, ſeine Hand auf den Panzer zu legen. Gegen
den Winter hin vergräbt ſie ſich tief in die Erde und verſchläft hier die kühle Jahreszeit, Anfangs April
wieder zum Vorſchein kommend.
Jhre Nahrung beſteht aus verſchiedenen Kräutern und Früchten; nebenbei verzehrt ſie Schnecken,
Würmer und Kerbthiere, wird deshalb auch oft in ihrer Heimat in den Gärten gehalten, um hier dem
Ungeziefer Einhalt zu thun. Abweichend von ihrer Verwandten in den Ländern des ſchwarzen
Meeres, welche ſich, nach Erber’s Erfahrungen, ſtreng an Pflanzenſtoffe hält, zeigt ſie ſich durchaus
nicht wähleriſch in ihren Speiſen. „Was mir die Eßluſt auf Schildkrötenſuppe gründlich verleidet
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/35>, abgerufen am 20.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.