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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Schlangen. Giftnattern. Schildvipern.
essen der aspiden fleisch ohne scheüchen, wie Galenus schreybt, welches ein wunder ist, weyl jr fleisch
so vergifft vnd schedlich, daß man dasselbig in keine artzneyen vermischen vnd brauchen darff. Es sind
ettliche zauberer, welche die aspiden mit gewüssen bestimpten worten bezauberen, vnd jnen jr gifft
nemmen, oder sie zwingen vnd beschweren können, daß man sie ohne gefahr fahen, vnd daß gewechs,
so jnen gleych einer wartzen an der stirnen steht, abreissen darff. Ja sie bringen sovil mit der zauberey
zuwegen, daß die aspiden vnschedlich werden vnd in der zauberey willen läben müssen"....

"Es erzeigt sich an denen so von aspiden gebissen worden kein sondere wunden, denn der bisß
ist, gleych als wenn er mit einer nadlen gestochen, ohne geschwulst, so fließt oder tropffet wenig blut
darauß, vnd dasselbig schwartz, die augen fahen alsbald an tunckel werden vnd verfinsteren, deß
gantzen leybsfarbe verenderet sich vnd wirt mehrtheils grasgrün. Sonst empfinden vnd leiden sie
kein grossen schmertzen: Nicander sagt dises gifft tödte ohne wehtagen. Sölichs hat die Königin
Cleopatra geglaubt vnd selbst mit jrem end bestätigt. Denn als der Keyser Augustus sie überwand,
daß sie kein hoffnung mehr haben konnt, da fragte sie in der malzeyt die, so vmb den tisch stünden,
welchs der ringste vnd sauffteste tod were, vnd weyl sie wußte, das wenn sie erstochen vnd verwundt
sölte werden, sölchs nit ohn grossen schmertzen zugehn wurde, das es auch bitter vnd grausam wäre
durch gifft zu sterben (dann die yenigen die mit gifft hingericht werden, plaget der krampff vnd erleyden
groß hertzbrennen) da sahe sie für gut an den tod, der auff der aspidenbisß volget, als den geringsten
vnd leychtesten, fürzunemmen. Wie nun deß Keisers Octauij volck sie todt fanden, konten sie erstlich,
wiewol sie fleyssig vnd eigentlich warnamen vnd nachsuchten, nicht gespüren vnd erfahren welchs tods
die königin gestorben were. Zu letst aber sahen sie zwey kleine vnscheynbare püncklin, vnd der
Aspiden gespür, darauß leychtlich abzunemmen was, wie sie jr läben geendet hette. Diser bisß sol
auß der vrsach so klein vnd vnachtbar seyn, dieweyl jr gifft so scharpff vnd schedlich von stundan ohn
verzug in leyb tringt, vnd sich dareyn verschlecht, also das sich vnder der haut vnd ausserthalb nichts
daruon erzeigen mag.... Vber diß, wenn einer gebissen wirt, so fahren die vergiffte dämpff dem
hertzen zu, auff welches dann hertzweh, beyssen vnd nagen deß magens volget, die stirn erbleichet vnd
zeücht sich zusammen, sie können die augen kaum offen behalten, als weren sie voller schlaffs, sie
erstarren vnd erkalten am leyb, thun nichts dann geinen, hencken den kopff, sind faul, vnd haben ein
schwer haupt, zuletst fallen sie in ein tieffen vnüberwindtlichen schlaaff, vnd enden mit dem Spasino
jr läben. Offtermals wenn die gifftige matery jren gang durch die därme bekompt, bringt vnd
wirfft sie der durchlauff inn ohmachten, vnd jr vilen gereichen dieselben bauchflüß zum tod.... Kein
schlangengifft ist so scharpff vnd tödtlich als der Aspiden, dann so einer von natern oder andern der-
gleychen sehr vergifften schlangen geheckt vnd verwundt wirt, sind wol mittel die, so mans bey zeyten
vnd recht braucht, helffen vnd das läben erhalten. Auff disen biß ist mehrtheil nichts dann der tod
zuerwarten, vnd so bald der kranck wund vnd sein blut vergifft wirt, so fart er in drey oder vier
stunden daruon.... Galenus schreybt das er in Egypten erfaren vnd gesehen, wie geschwind jr
gifft den menschen außmache, namlich an denen übelthäteren die zu disem tod auß gnaden verurtheilt
wurden, damit sie bald ab der marter kemen. Dann wenn man jnen ein Aspisschlangen auff die
brust geworffen vnd sie geheissen ein wenig spatzieren vnd vmbher gehen, so seyen sie ohn verzug
verscheiden. Noch vil mehr aber sol jr bisß tödtlich vnd grausam sein, wann sie zuuor ein frösch
verschluckt vnd geässen haben."

"Weyl nun diser bisß auffs behendest das läben nimmt vnd außlöscht, so muß man ernstlich
warnemmen vnd anhalten, das man erstlich das gifft heraußziehe, es geschehe dann mit schräpff-
hörnlin, oder durch hanen, tauben vnd dergleychen die mit dem hinderen darüber gebunden, das böß
an sich saugen mögen. Es wirt darneben erfordert, das man sie vom schlaaf enthalte, auffwecke, vnd
den leyb mit spatzieren oder sonst ermundtere. So muß man auch den bisß so klein vnd vnscheynbar
er ist, auffschneyden, erweytern, vnd dem blut lufft machen, vnd auch solchem erst artzneyen, die disem
gifft zuwider, aufflegen vnd eyngeben. So das gifft in leyb getrungen ist, fürdere man das brechen
oder speyen, mit knoblauch in bier. Dioscorides vnd andere erfarne glehrte artzet, heissen das

Die Schlangen. Giftnattern. Schildvipern.
eſſen der aſpiden fleiſch ohne ſcheüchen, wie Galenus ſchreybt, welches ein wunder iſt, weyl jr fleiſch
ſo vergifft vnd ſchedlich, daß man daſſelbig in keine artzneyen vermiſchen vnd brauchen darff. Es ſind
ettliche zauberer, welche die aſpiden mit gewüſſen beſtimpten worten bezauberen, vnd jnen jr gifft
nemmen, oder ſie zwingen vnd beſchweren können, daß man ſie ohne gefahr fahen, vnd daß gewechs,
ſo jnen gleych einer wartzen an der ſtirnen ſteht, abreiſſen darff. Ja ſie bringen ſovil mit der zauberey
zuwegen, daß die aſpiden vnſchedlich werden vnd in der zauberey willen läben müſſen“....

„Es erzeigt ſich an denen ſo von aſpiden gebiſſen worden kein ſondere wunden, denn der biſß
iſt, gleych als wenn er mit einer nadlen geſtochen, ohne geſchwulſt, ſo fließt oder tropffet wenig blut
darauß, vnd daſſelbig ſchwartz, die augen fahen alsbald an tunckel werden vnd verfinſteren, deß
gantzen leybsfarbe verenderet ſich vnd wirt mehrtheils grasgrün. Sonſt empfinden vnd leiden ſie
kein groſſen ſchmertzen: Nicander ſagt diſes gifft tödte ohne wehtagen. Sölichs hat die Königin
Cleopatra geglaubt vnd ſelbſt mit jrem end beſtätigt. Denn als der Keyſer Auguſtus ſie überwand,
daß ſie kein hoffnung mehr haben konnt, da fragte ſie in der malzeyt die, ſo vmb den tiſch ſtünden,
welchs der ringſte vnd ſauffteſte tod were, vnd weyl ſie wußte, das wenn ſie erſtochen vnd verwundt
ſölte werden, ſölchs nit ohn groſſen ſchmertzen zugehn wurde, das es auch bitter vnd grauſam wäre
durch gifft zu ſterben (dann die yenigen die mit gifft hingericht werden, plaget der krampff vnd erleyden
groß hertzbrennen) da ſahe ſie für gut an den tod, der auff der aſpidenbiſß volget, als den geringſten
vnd leychteſten, fürzunemmen. Wie nun deß Keiſers Octauij volck ſie todt fanden, konten ſie erſtlich,
wiewol ſie fleyſſig vnd eigentlich warnamen vnd nachſuchten, nicht geſpüren vnd erfahren welchs tods
die königin geſtorben were. Zu letſt aber ſahen ſie zwey kleine vnſcheynbare püncklin, vnd der
Aſpiden geſpür, darauß leychtlich abzunemmen was, wie ſie jr läben geendet hette. Diſer biſß ſol
auß der vrſach ſo klein vnd vnachtbar ſeyn, dieweyl jr gifft ſo ſcharpff vnd ſchedlich von ſtundan ohn
verzug in leyb tringt, vnd ſich dareyn verſchlecht, alſo das ſich vnder der haut vnd auſſerthalb nichts
daruon erzeigen mag.... Vber diß, wenn einer gebiſſen wirt, ſo fahren die vergiffte dämpff dem
hertzen zu, auff welches dann hertzweh, beyſſen vnd nagen deß magens volget, die ſtirn erbleichet vnd
zeücht ſich zuſammen, ſie können die augen kaum offen behalten, als weren ſie voller ſchlaffs, ſie
erſtarren vnd erkalten am leyb, thun nichts dann geinen, hencken den kopff, ſind faul, vnd haben ein
ſchwer haupt, zuletſt fallen ſie in ein tieffen vnüberwindtlichen ſchlaaff, vnd enden mit dem Spaſino
jr läben. Offtermals wenn die gifftige matery jren gang durch die därme bekompt, bringt vnd
wirfft ſie der durchlauff inn ohmachten, vnd jr vilen gereichen dieſelben bauchflüß zum tod.... Kein
ſchlangengifft iſt ſo ſcharpff vnd tödtlich als der Aſpiden, dann ſo einer von natern oder andern der-
gleychen ſehr vergifften ſchlangen geheckt vnd verwundt wirt, ſind wol mittel die, ſo mans bey zeyten
vnd recht braucht, helffen vnd das läben erhalten. Auff diſen biß iſt mehrtheil nichts dann der tod
zuerwarten, vnd ſo bald der kranck wund vnd ſein blut vergifft wirt, ſo fart er in drey oder vier
ſtunden daruon.... Galenus ſchreybt das er in Egypten erfaren vnd geſehen, wie geſchwind jr
gifft den menſchen außmache, namlich an denen übelthäteren die zu diſem tod auß gnaden verurtheilt
wurden, damit ſie bald ab der marter kemen. Dann wenn man jnen ein Aſpisſchlangen auff die
bruſt geworffen vnd ſie geheiſſen ein wenig ſpatzieren vnd vmbher gehen, ſo ſeyen ſie ohn verzug
verſcheiden. Noch vil mehr aber ſol jr biſß tödtlich vnd grauſam ſein, wann ſie zuuor ein fröſch
verſchluckt vnd geäſſen haben.“

„Weyl nun diſer biſß auffs behendeſt das läben nimmt vnd außlöſcht, ſo muß man ernſtlich
warnemmen vnd anhalten, das man erſtlich das gifft heraußziehe, es geſchehe dann mit ſchräpff-
hörnlin, oder durch hanen, tauben vnd dergleychen die mit dem hinderen darüber gebunden, das böß
an ſich ſaugen mögen. Es wirt darneben erfordert, das man ſie vom ſchlaaf enthalte, auffwecke, vnd
den leyb mit ſpatzieren oder ſonſt ermundtere. So muß man auch den biſß ſo klein vnd vnſcheynbar
er iſt, auffſchneyden, erweytern, vnd dem blut lufft machen, vnd auch ſolchem erſt artzneyen, die diſem
gifft zuwider, aufflegen vnd eyngeben. So das gifft in leyb getrungen iſt, fürdere man das brechen
oder ſpeyen, mit knoblauch in bier. Dioſcorides vnd andere erfarne glehrte artzet, heiſſen das

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[278/0300] Die Schlangen. Giftnattern. Schildvipern. eſſen der aſpiden fleiſch ohne ſcheüchen, wie Galenus ſchreybt, welches ein wunder iſt, weyl jr fleiſch ſo vergifft vnd ſchedlich, daß man daſſelbig in keine artzneyen vermiſchen vnd brauchen darff. Es ſind ettliche zauberer, welche die aſpiden mit gewüſſen beſtimpten worten bezauberen, vnd jnen jr gifft nemmen, oder ſie zwingen vnd beſchweren können, daß man ſie ohne gefahr fahen, vnd daß gewechs, ſo jnen gleych einer wartzen an der ſtirnen ſteht, abreiſſen darff. Ja ſie bringen ſovil mit der zauberey zuwegen, daß die aſpiden vnſchedlich werden vnd in der zauberey willen läben müſſen“.... „Es erzeigt ſich an denen ſo von aſpiden gebiſſen worden kein ſondere wunden, denn der biſß iſt, gleych als wenn er mit einer nadlen geſtochen, ohne geſchwulſt, ſo fließt oder tropffet wenig blut darauß, vnd daſſelbig ſchwartz, die augen fahen alsbald an tunckel werden vnd verfinſteren, deß gantzen leybsfarbe verenderet ſich vnd wirt mehrtheils grasgrün. Sonſt empfinden vnd leiden ſie kein groſſen ſchmertzen: Nicander ſagt diſes gifft tödte ohne wehtagen. Sölichs hat die Königin Cleopatra geglaubt vnd ſelbſt mit jrem end beſtätigt. Denn als der Keyſer Auguſtus ſie überwand, daß ſie kein hoffnung mehr haben konnt, da fragte ſie in der malzeyt die, ſo vmb den tiſch ſtünden, welchs der ringſte vnd ſauffteſte tod were, vnd weyl ſie wußte, das wenn ſie erſtochen vnd verwundt ſölte werden, ſölchs nit ohn groſſen ſchmertzen zugehn wurde, das es auch bitter vnd grauſam wäre durch gifft zu ſterben (dann die yenigen die mit gifft hingericht werden, plaget der krampff vnd erleyden groß hertzbrennen) da ſahe ſie für gut an den tod, der auff der aſpidenbiſß volget, als den geringſten vnd leychteſten, fürzunemmen. Wie nun deß Keiſers Octauij volck ſie todt fanden, konten ſie erſtlich, wiewol ſie fleyſſig vnd eigentlich warnamen vnd nachſuchten, nicht geſpüren vnd erfahren welchs tods die königin geſtorben were. Zu letſt aber ſahen ſie zwey kleine vnſcheynbare püncklin, vnd der Aſpiden geſpür, darauß leychtlich abzunemmen was, wie ſie jr läben geendet hette. Diſer biſß ſol auß der vrſach ſo klein vnd vnachtbar ſeyn, dieweyl jr gifft ſo ſcharpff vnd ſchedlich von ſtundan ohn verzug in leyb tringt, vnd ſich dareyn verſchlecht, alſo das ſich vnder der haut vnd auſſerthalb nichts daruon erzeigen mag.... Vber diß, wenn einer gebiſſen wirt, ſo fahren die vergiffte dämpff dem hertzen zu, auff welches dann hertzweh, beyſſen vnd nagen deß magens volget, die ſtirn erbleichet vnd zeücht ſich zuſammen, ſie können die augen kaum offen behalten, als weren ſie voller ſchlaffs, ſie erſtarren vnd erkalten am leyb, thun nichts dann geinen, hencken den kopff, ſind faul, vnd haben ein ſchwer haupt, zuletſt fallen ſie in ein tieffen vnüberwindtlichen ſchlaaff, vnd enden mit dem Spaſino jr läben. Offtermals wenn die gifftige matery jren gang durch die därme bekompt, bringt vnd wirfft ſie der durchlauff inn ohmachten, vnd jr vilen gereichen dieſelben bauchflüß zum tod.... Kein ſchlangengifft iſt ſo ſcharpff vnd tödtlich als der Aſpiden, dann ſo einer von natern oder andern der- gleychen ſehr vergifften ſchlangen geheckt vnd verwundt wirt, ſind wol mittel die, ſo mans bey zeyten vnd recht braucht, helffen vnd das läben erhalten. Auff diſen biß iſt mehrtheil nichts dann der tod zuerwarten, vnd ſo bald der kranck wund vnd ſein blut vergifft wirt, ſo fart er in drey oder vier ſtunden daruon.... Galenus ſchreybt das er in Egypten erfaren vnd geſehen, wie geſchwind jr gifft den menſchen außmache, namlich an denen übelthäteren die zu diſem tod auß gnaden verurtheilt wurden, damit ſie bald ab der marter kemen. Dann wenn man jnen ein Aſpisſchlangen auff die bruſt geworffen vnd ſie geheiſſen ein wenig ſpatzieren vnd vmbher gehen, ſo ſeyen ſie ohn verzug verſcheiden. Noch vil mehr aber ſol jr biſß tödtlich vnd grauſam ſein, wann ſie zuuor ein fröſch verſchluckt vnd geäſſen haben.“ „Weyl nun diſer biſß auffs behendeſt das läben nimmt vnd außlöſcht, ſo muß man ernſtlich warnemmen vnd anhalten, das man erſtlich das gifft heraußziehe, es geſchehe dann mit ſchräpff- hörnlin, oder durch hanen, tauben vnd dergleychen die mit dem hinderen darüber gebunden, das böß an ſich ſaugen mögen. Es wirt darneben erfordert, das man ſie vom ſchlaaf enthalte, auffwecke, vnd den leyb mit ſpatzieren oder ſonſt ermundtere. So muß man auch den biſß ſo klein vnd vnſcheynbar er iſt, auffſchneyden, erweytern, vnd dem blut lufft machen, vnd auch ſolchem erſt artzneyen, die diſem gifft zuwider, aufflegen vnd eyngeben. So das gifft in leyb getrungen iſt, fürdere man das brechen oder ſpeyen, mit knoblauch in bier. Dioſcorides vnd andere erfarne glehrte artzet, heiſſen das

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/300>, abgerufen am 17.05.2024.