Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schuppenechsen. Haftzeher.

Die Fächerfüße (Ptyodactylus) tragen an ihren zierlichen, auf der Unterseite mit Schildern
bekleideten Zehen nur am Endgliede eine Blattscheibe, zwischen deren Mittelfurche der stark gekrümmte
Nagel versteckt werden kann. Alle Zehen haben Krallen.

Der Fächerzeher (Ptyodactylus lobatus) erreicht eine Länge von 6 Zoll und ist auf dem
röthlichbraunen Rücken weiß gefleckt. Der abgerundete Schwanz, die große Bindehaut zwischen den
Zehen, die langen und mageren Beine dürfen als anderweitige Kennzeichen angesehen werden. --

Ein Verwandter von ihm, der Fransenfuß (Ptyodactylus fimbriatus), lebt auf Madagaskar,
erreicht 9 Zoll an Länge und ist auf fahlem oder röthlichgelbem Grunde mit braunen Streifen, Linien
und Flecken gezeichnet.

Bei den Scheidenzehern (Theocodactylus) sind die Zehen ihrer ganzen Länge nach aus-
gebreitet und unterhalb mit Querschuppen besetzt. Eine Längsfurche theilt die letzteren und nimmt
den Nagel auf. Am Daumen fehlt derselbe. --

Der Glattgeko (Theocodactylus laevis), ein Vertreter dieser Sippe, ist auf grauem Grunde
braun marmorirt, auf der Unterseite lichter. Die Oberhaut ist nur mit kleinen Körnchen ohne
Knötchen, die Unterseite mit kleinen Schuppen bedeckt. Das Vaterland erstreckt sich über den
größten Theil Südamerikas, einschließlich der Antillen.

Die Winkelfinger (Gonyodactylus) haben zierlich zugespitzte, bekrallte, an den Rändern
gezähnelte, aber winkelig geknickte Zehen. --

Zu dieser Gruppe zählt der Plattschwanz (Gonyodactylus platyurus) aus Neuholland, ein
wegen seines blattförmig verbreiterten Schwanzes und der zahlreichen, stacheligen Knötchen, welche
den Leib und den Schwanz bedecken, sehr ausgezeichnetes Thierchen von graubraun marmorirter
Färbung.

Alle Gekos haben ungefähr denselben Aufenthalt und führen mehr oder weniger dieselbe Lebens-
weise. Sie bewohnen Felswände und Bäume, Steingeröll, Gemäuer und sehr gern die menschlichen
Wohnungen, vom Keller an bis zum Dache hinauf. Einzelne Arten scheinen nur auf Bäumen
Wohnung zu nehmen, andere sich ebensowohl hier, als auch an Mauern und in Häusern aufzuhalten.
Da, wo sie vorkommen, treten sie in der Regel sehr häufig auf, und sie verstehen es auch, die Auf-
merksamkeit des Menschen auf sich zu ziehen. Uebertages machen sie sich wenig bemerklich: denn ihr
eigentliches Leben beginnt erst nach Einbruch der Dämmerung; doch sieht man sie sich ebenso behaglich
wie andere Kriechthiere im Strahl der Mittagssonne wärmen und an solchen Mauern, welche nur
zeitweilig beschienen werden, mit den fortschreitenden Schatten sich weiter bewegen. Jn Gegenden,
wo man sie nicht stört, bemerkt man Hunderte an einer und derselben Mauer, Dutzende an einem und
demselben Baume, weil sie, wenn auch nicht gerade in Frieden zusammenleben, doch die Geselligkeit
lieben oder nach und nach die passendsten Wohnorte innerhalb eines Gebietes herausfinden und sich
hier zu größeren Scharen ansammeln. Mit Einbruch der Nacht werden sie munter und beginnen
ihre Jagd auf Gezieser verschiedener Art, namentlich auf Fliegen, Mücken, Spinnen, Käfer, Räupchen
und dergleichen, deren sie sich mit überraschender Sicherheit zu bemächtigen wissen. Den Anfang
ihrer Thätigkeit zeigen sie gewöhnlich durch ein lautes oder doch wohl vernehmliches, kurzes Geschrei
an, welches durch die Silben "Gek" oder "Tokei" ungefähr wiedergegeben werden kann, gelegentlich
auch in höhere oder tiefere Laute übergeht. Jhr Treiben währt die ganze Nacht hindurch und hat in
der That etwas höchst Auffälliges. Kein Wunder, daß es den Neuling befremdet, zu sehen, wie der
Geko, ein eidechsenähnliches Thier, mit wunderbarer Gewandtheit und unfehlbarer Sicherheit an

Die Schuppenechſen. Haftzeher.

Die Fächerfüße (Ptyodactylus) tragen an ihren zierlichen, auf der Unterſeite mit Schildern
bekleideten Zehen nur am Endgliede eine Blattſcheibe, zwiſchen deren Mittelfurche der ſtark gekrümmte
Nagel verſteckt werden kann. Alle Zehen haben Krallen.

Der Fächerzeher (Ptyodactylus lobatus) erreicht eine Länge von 6 Zoll und iſt auf dem
röthlichbraunen Rücken weiß gefleckt. Der abgerundete Schwanz, die große Bindehaut zwiſchen den
Zehen, die langen und mageren Beine dürfen als anderweitige Kennzeichen angeſehen werden. —

Ein Verwandter von ihm, der Franſenfuß (Ptyodactylus fimbriatus), lebt auf Madagaskar,
erreicht 9 Zoll an Länge und iſt auf fahlem oder röthlichgelbem Grunde mit braunen Streifen, Linien
und Flecken gezeichnet.

Bei den Scheidenzehern (Theocodactylus) ſind die Zehen ihrer ganzen Länge nach aus-
gebreitet und unterhalb mit Querſchuppen beſetzt. Eine Längsfurche theilt die letzteren und nimmt
den Nagel auf. Am Daumen fehlt derſelbe. —

Der Glattgeko (Theocodactylus laevis), ein Vertreter dieſer Sippe, iſt auf grauem Grunde
braun marmorirt, auf der Unterſeite lichter. Die Oberhaut iſt nur mit kleinen Körnchen ohne
Knötchen, die Unterſeite mit kleinen Schuppen bedeckt. Das Vaterland erſtreckt ſich über den
größten Theil Südamerikas, einſchließlich der Antillen.

Die Winkelfinger (Gonyodactylus) haben zierlich zugeſpitzte, bekrallte, an den Rändern
gezähnelte, aber winkelig geknickte Zehen. —

Zu dieſer Gruppe zählt der Plattſchwanz (Gonyodactylus platyurus) aus Neuholland, ein
wegen ſeines blattförmig verbreiterten Schwanzes und der zahlreichen, ſtacheligen Knötchen, welche
den Leib und den Schwanz bedecken, ſehr ausgezeichnetes Thierchen von graubraun marmorirter
Färbung.

Alle Gekos haben ungefähr denſelben Aufenthalt und führen mehr oder weniger dieſelbe Lebens-
weiſe. Sie bewohnen Felswände und Bäume, Steingeröll, Gemäuer und ſehr gern die menſchlichen
Wohnungen, vom Keller an bis zum Dache hinauf. Einzelne Arten ſcheinen nur auf Bäumen
Wohnung zu nehmen, andere ſich ebenſowohl hier, als auch an Mauern und in Häuſern aufzuhalten.
Da, wo ſie vorkommen, treten ſie in der Regel ſehr häufig auf, und ſie verſtehen es auch, die Auf-
merkſamkeit des Menſchen auf ſich zu ziehen. Uebertages machen ſie ſich wenig bemerklich: denn ihr
eigentliches Leben beginnt erſt nach Einbruch der Dämmerung; doch ſieht man ſie ſich ebenſo behaglich
wie andere Kriechthiere im Strahl der Mittagsſonne wärmen und an ſolchen Mauern, welche nur
zeitweilig beſchienen werden, mit den fortſchreitenden Schatten ſich weiter bewegen. Jn Gegenden,
wo man ſie nicht ſtört, bemerkt man Hunderte an einer und derſelben Mauer, Dutzende an einem und
demſelben Baume, weil ſie, wenn auch nicht gerade in Frieden zuſammenleben, doch die Geſelligkeit
lieben oder nach und nach die paſſendſten Wohnorte innerhalb eines Gebietes herausfinden und ſich
hier zu größeren Scharen anſammeln. Mit Einbruch der Nacht werden ſie munter und beginnen
ihre Jagd auf Gezieſer verſchiedener Art, namentlich auf Fliegen, Mücken, Spinnen, Käfer, Räupchen
und dergleichen, deren ſie ſich mit überraſchender Sicherheit zu bemächtigen wiſſen. Den Anfang
ihrer Thätigkeit zeigen ſie gewöhnlich durch ein lautes oder doch wohl vernehmliches, kurzes Geſchrei
an, welches durch die Silben „Gek“ oder „Tokei“ ungefähr wiedergegeben werden kann, gelegentlich
auch in höhere oder tiefere Laute übergeht. Jhr Treiben währt die ganze Nacht hindurch und hat in
der That etwas höchſt Auffälliges. Kein Wunder, daß es den Neuling befremdet, zu ſehen, wie der
Geko, ein eidechſenähnliches Thier, mit wunderbarer Gewandtheit und unfehlbarer Sicherheit an

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0170" n="150"/>
            <fw place="top" type="header">Die Schuppenech&#x017F;en. Haftzeher.</fw><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">Fächerfüße</hi> <hi rendition="#aq">(Ptyodactylus)</hi> tragen an ihren zierlichen, auf der Unter&#x017F;eite mit Schildern<lb/>
bekleideten Zehen nur am Endgliede eine Blatt&#x017F;cheibe, zwi&#x017F;chen deren Mittelfurche der &#x017F;tark gekrümmte<lb/>
Nagel ver&#x017F;teckt werden kann. Alle Zehen haben Krallen.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Fächerzeher</hi> <hi rendition="#aq">(Ptyodactylus lobatus)</hi> erreicht eine Länge von 6 Zoll und i&#x017F;t auf dem<lb/>
röthlichbraunen Rücken weiß gefleckt. Der abgerundete Schwanz, die große Bindehaut zwi&#x017F;chen den<lb/>
Zehen, die langen und mageren Beine dürfen als anderweitige Kennzeichen ange&#x017F;ehen werden. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Ein Verwandter von ihm, der <hi rendition="#g">Fran&#x017F;enfuß</hi> <hi rendition="#aq">(Ptyodactylus fimbriatus),</hi> lebt auf Madagaskar,<lb/>
erreicht 9 Zoll an Länge und i&#x017F;t auf fahlem oder röthlichgelbem Grunde mit braunen Streifen, Linien<lb/>
und Flecken gezeichnet.</p><lb/>
            <p>Bei den <hi rendition="#g">Scheidenzehern</hi> <hi rendition="#aq">(Theocodactylus)</hi> &#x017F;ind die Zehen ihrer ganzen Länge nach aus-<lb/>
gebreitet und unterhalb mit Quer&#x017F;chuppen be&#x017F;etzt. Eine Längsfurche theilt die letzteren und nimmt<lb/>
den Nagel auf. Am Daumen fehlt der&#x017F;elbe. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Glattgeko</hi> <hi rendition="#aq">(Theocodactylus laevis),</hi> ein Vertreter die&#x017F;er Sippe, i&#x017F;t auf grauem Grunde<lb/>
braun marmorirt, auf der Unter&#x017F;eite lichter. Die Oberhaut i&#x017F;t nur mit kleinen Körnchen ohne<lb/>
Knötchen, die Unter&#x017F;eite mit kleinen Schuppen bedeckt. Das Vaterland er&#x017F;treckt &#x017F;ich über den<lb/>
größten Theil Südamerikas, ein&#x017F;chließlich der Antillen.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">Winkelfinger</hi> <hi rendition="#aq">(Gonyodactylus)</hi> haben zierlich zuge&#x017F;pitzte, bekrallte, an den Rändern<lb/>
gezähnelte, aber winkelig geknickte Zehen. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Zu die&#x017F;er Gruppe zählt der <hi rendition="#g">Platt&#x017F;chwanz</hi> <hi rendition="#aq">(Gonyodactylus platyurus)</hi> aus Neuholland, ein<lb/>
wegen &#x017F;eines blattförmig verbreiterten Schwanzes und der zahlreichen, &#x017F;tacheligen Knötchen, welche<lb/>
den Leib und den Schwanz bedecken, &#x017F;ehr ausgezeichnetes Thierchen von graubraun marmorirter<lb/>
Färbung.</p><lb/>
            <p>Alle Gekos haben ungefähr den&#x017F;elben Aufenthalt und führen mehr oder weniger die&#x017F;elbe Lebens-<lb/>
wei&#x017F;e. Sie bewohnen Felswände und Bäume, Steingeröll, Gemäuer und &#x017F;ehr gern die men&#x017F;chlichen<lb/>
Wohnungen, vom Keller an bis zum Dache hinauf. Einzelne Arten &#x017F;cheinen nur auf Bäumen<lb/>
Wohnung zu nehmen, andere &#x017F;ich eben&#x017F;owohl hier, als auch an Mauern und in Häu&#x017F;ern aufzuhalten.<lb/>
Da, wo &#x017F;ie vorkommen, treten &#x017F;ie in der Regel &#x017F;ehr häufig auf, und &#x017F;ie ver&#x017F;tehen es auch, die Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit des Men&#x017F;chen auf &#x017F;ich zu ziehen. Uebertages machen &#x017F;ie &#x017F;ich wenig bemerklich: denn ihr<lb/>
eigentliches Leben beginnt er&#x017F;t nach Einbruch der Dämmerung; doch &#x017F;ieht man &#x017F;ie &#x017F;ich eben&#x017F;o behaglich<lb/>
wie andere Kriechthiere im Strahl der Mittags&#x017F;onne wärmen und an &#x017F;olchen Mauern, welche nur<lb/>
zeitweilig be&#x017F;chienen werden, mit den fort&#x017F;chreitenden Schatten &#x017F;ich weiter bewegen. Jn Gegenden,<lb/>
wo man &#x017F;ie nicht &#x017F;tört, bemerkt man Hunderte an einer und der&#x017F;elben Mauer, Dutzende an einem und<lb/>
dem&#x017F;elben Baume, weil &#x017F;ie, wenn auch nicht gerade in Frieden zu&#x017F;ammenleben, doch die Ge&#x017F;elligkeit<lb/>
lieben oder nach und nach die pa&#x017F;&#x017F;end&#x017F;ten Wohnorte innerhalb eines Gebietes herausfinden und &#x017F;ich<lb/>
hier zu größeren Scharen an&#x017F;ammeln. Mit Einbruch der Nacht werden &#x017F;ie munter und beginnen<lb/>
ihre Jagd auf Gezie&#x017F;er ver&#x017F;chiedener Art, namentlich auf Fliegen, Mücken, Spinnen, Käfer, Räupchen<lb/>
und dergleichen, deren &#x017F;ie &#x017F;ich mit überra&#x017F;chender Sicherheit zu bemächtigen wi&#x017F;&#x017F;en. Den Anfang<lb/>
ihrer Thätigkeit zeigen &#x017F;ie gewöhnlich durch ein lautes oder doch wohl vernehmliches, kurzes Ge&#x017F;chrei<lb/>
an, welches durch die Silben &#x201E;Gek&#x201C; oder &#x201E;Tokei&#x201C; ungefähr wiedergegeben werden kann, gelegentlich<lb/>
auch in höhere oder tiefere Laute übergeht. Jhr Treiben währt die ganze Nacht hindurch und hat in<lb/>
der That etwas höch&#x017F;t Auffälliges. Kein Wunder, daß es den Neuling befremdet, zu &#x017F;ehen, wie der<lb/>
Geko, ein eidech&#x017F;enähnliches Thier, mit wunderbarer Gewandtheit und unfehlbarer Sicherheit an<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0170] Die Schuppenechſen. Haftzeher. Die Fächerfüße (Ptyodactylus) tragen an ihren zierlichen, auf der Unterſeite mit Schildern bekleideten Zehen nur am Endgliede eine Blattſcheibe, zwiſchen deren Mittelfurche der ſtark gekrümmte Nagel verſteckt werden kann. Alle Zehen haben Krallen. Der Fächerzeher (Ptyodactylus lobatus) erreicht eine Länge von 6 Zoll und iſt auf dem röthlichbraunen Rücken weiß gefleckt. Der abgerundete Schwanz, die große Bindehaut zwiſchen den Zehen, die langen und mageren Beine dürfen als anderweitige Kennzeichen angeſehen werden. — Ein Verwandter von ihm, der Franſenfuß (Ptyodactylus fimbriatus), lebt auf Madagaskar, erreicht 9 Zoll an Länge und iſt auf fahlem oder röthlichgelbem Grunde mit braunen Streifen, Linien und Flecken gezeichnet. Bei den Scheidenzehern (Theocodactylus) ſind die Zehen ihrer ganzen Länge nach aus- gebreitet und unterhalb mit Querſchuppen beſetzt. Eine Längsfurche theilt die letzteren und nimmt den Nagel auf. Am Daumen fehlt derſelbe. — Der Glattgeko (Theocodactylus laevis), ein Vertreter dieſer Sippe, iſt auf grauem Grunde braun marmorirt, auf der Unterſeite lichter. Die Oberhaut iſt nur mit kleinen Körnchen ohne Knötchen, die Unterſeite mit kleinen Schuppen bedeckt. Das Vaterland erſtreckt ſich über den größten Theil Südamerikas, einſchließlich der Antillen. Die Winkelfinger (Gonyodactylus) haben zierlich zugeſpitzte, bekrallte, an den Rändern gezähnelte, aber winkelig geknickte Zehen. — Zu dieſer Gruppe zählt der Plattſchwanz (Gonyodactylus platyurus) aus Neuholland, ein wegen ſeines blattförmig verbreiterten Schwanzes und der zahlreichen, ſtacheligen Knötchen, welche den Leib und den Schwanz bedecken, ſehr ausgezeichnetes Thierchen von graubraun marmorirter Färbung. Alle Gekos haben ungefähr denſelben Aufenthalt und führen mehr oder weniger dieſelbe Lebens- weiſe. Sie bewohnen Felswände und Bäume, Steingeröll, Gemäuer und ſehr gern die menſchlichen Wohnungen, vom Keller an bis zum Dache hinauf. Einzelne Arten ſcheinen nur auf Bäumen Wohnung zu nehmen, andere ſich ebenſowohl hier, als auch an Mauern und in Häuſern aufzuhalten. Da, wo ſie vorkommen, treten ſie in der Regel ſehr häufig auf, und ſie verſtehen es auch, die Auf- merkſamkeit des Menſchen auf ſich zu ziehen. Uebertages machen ſie ſich wenig bemerklich: denn ihr eigentliches Leben beginnt erſt nach Einbruch der Dämmerung; doch ſieht man ſie ſich ebenſo behaglich wie andere Kriechthiere im Strahl der Mittagsſonne wärmen und an ſolchen Mauern, welche nur zeitweilig beſchienen werden, mit den fortſchreitenden Schatten ſich weiter bewegen. Jn Gegenden, wo man ſie nicht ſtört, bemerkt man Hunderte an einer und derſelben Mauer, Dutzende an einem und demſelben Baume, weil ſie, wenn auch nicht gerade in Frieden zuſammenleben, doch die Geſelligkeit lieben oder nach und nach die paſſendſten Wohnorte innerhalb eines Gebietes herausfinden und ſich hier zu größeren Scharen anſammeln. Mit Einbruch der Nacht werden ſie munter und beginnen ihre Jagd auf Gezieſer verſchiedener Art, namentlich auf Fliegen, Mücken, Spinnen, Käfer, Räupchen und dergleichen, deren ſie ſich mit überraſchender Sicherheit zu bemächtigen wiſſen. Den Anfang ihrer Thätigkeit zeigen ſie gewöhnlich durch ein lautes oder doch wohl vernehmliches, kurzes Geſchrei an, welches durch die Silben „Gek“ oder „Tokei“ ungefähr wiedergegeben werden kann, gelegentlich auch in höhere oder tiefere Laute übergeht. Jhr Treiben währt die ganze Nacht hindurch und hat in der That etwas höchſt Auffälliges. Kein Wunder, daß es den Neuling befremdet, zu ſehen, wie der Geko, ein eidechſenähnliches Thier, mit wunderbarer Gewandtheit und unfehlbarer Sicherheit an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/170
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/170>, abgerufen am 02.05.2024.