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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Harbei. Hardun.

Alle Dornenschwänze haben ein höchst eigenthümliches Aussehen und rufen den Eindruck hervor,
als ob sie ungefüge und ungelenke Geschöpfe sein müßten; Dies ist jedoch keineswegs der Fall: denn
auch sie wissen sich gewandt und schnell zu bewegen. Zu ihrem Aufenthaltsorte erwählen sie sich
stets öde oder wüste, steinige Gegenden, ohne jedoch die Nähe bewohnter Ortschaften zu meiden.
Hier sieht man sie übertages frei auf den Felsblöcken sitzen, in einzelnen Gegenden, wie bereits früher
(Band II, Seite 723) angegeben, in Gesellschaft anderer Thiere, mit welchen sie keine Verwandt-
schaft haben. Bei größerer Annäherung eines Menschen eilen sie mit schlängelnden Bewegungen
ihres Leibes, welche, der Kürze und Plumpheit des letzteren und der Steifheit des Schwanzes halber,
höchst sonderbar aussehen, so eilig als möglich ihren Versteckplätzen zu, am liebsten schmalen, aber
tiefen Felsspalten oder Höhlen unter den größeren Blöcken. Jn diesen Schlupfwinkeln kann man
sie längere Zeit beobachten, weil sie, wenn sie erst eine gewisse Tiefe erreicht haben, unbeweglich zu
sitzen oder, richtiger, am Gestein kleben zu bleiben pflegen, gleichsam als ob sie wüßten, daß man
ihnen hier nicht oder doch nur schwer beikommen kann. Schneidet man ihnen zufällig oder durch
geschicktes Herbeischleichen den Weg zu ihrer Wohnung ab, so stellen sie sich dem Gegner, lassen ein
dumpfes Blasen vernehmen und versuchen zu beißen. Jhre Angriffe geschehen überraschend schnell,
und die Kraft ihrer Kinnladen ist so groß, daß man sich wohl vor ihnen in Acht zu nehmen hat.

Wahrscheinlich fressen sie, wenn nicht ausschließlich, sodoch hauptsächlich Pflanzenstoffe,
namentlich Gräser und niedrige, am Boden wachsende Kräuter, dieselben, welche auch die Klipp-
schliefer abweiden, und hieraus dürfte sich das Zusammenleben letztgenannter Dickhäuter und unserer
Kriechthiere wohl erklären lassen. Ob diese im Freileben wirkliche Jagd auf kleine Thiere machen,
bleibt sehr fraglich. Bestimmte Beobachtungen hierüber liegen nicht vor, wohl aber solche, welche
das Gegentheil zu beweisen scheinen. Rüppell sah eine der schönsten Arten der Sippe Gras
fressen, und Effeldt erfuhr zu seinem Schmerz, daß die Gefangenen, welche er pflegte, nach Fleisch-
genuß regelmäßig zu Grunde gingen. Allerdings packten und verschluckten sie das ihnen vorgehaltene
Fleischstück; aber schon am nächsten oder doch in den nächsten Tagen bekundeten sie durch ihre Trägheit
und Stumpfheit, daß sie erkrankt waren, und keine von allen erholte sich wieder.

Ob diese auffallenden Geschöpfe bei pflanzlicher Kost lange am Leben geblieben sein würden,
kann freilich auch nicht behauptet werden, scheint mir nach der Rüppell'schen Beobachtung aber doch
sehr wahrscheinlich. Von den Arabern, welche die Dornenschwänze sehr häufig fangen, auf die Märkte
bringen und gelegentlich ihrer Gaukeleien mit der Brillenschlange und der Sandechse dem erstaunten
Volke vorzeigen, erfährt man hierüber aus dem einfachen Grunde Nichts, weil diese Leute, wie bereits
erwähnt, sich niemals dazu herbeilassen, ihre Gefangenen zu füttern.

Ueber die Fortpflanzung mangeln bis jetzt alle Nachrichten.



Die Schleuderschwänze (Stellio) unterscheiden sich von den beschriebenen Verwandten durch
den schlanken Leib und langen, verhältnißmäßig dünnen Schwanz, welcher rund umlaufende, stachelige
Wirtelschuppen trägt, sowie die großen Kiel- und Stachelschuppen, welche sich auf der Rückenseite
zwischen den feinen einmischen. Das vertiefte Ohr wird von Stachelschuppen umgeben. Jm Gebiß
bemerkt man deutlich Eckzähne oben und unten, außerdem vier Vorderzähne in jedem, vierzehn
Backenzähne im oberen, funfzehn im Unterkiefer.



Die Schleuderschwänze (Stellio) unterscheiden sich von den beschriebenen Verwandten durch
den schlanken Leib und langen, verhältnißmäßig dünnen Schwanz, welcher rund umlaufende, stachelige
Wirtelschuppen trägt, sowie die großen Kiel- und Stachelschuppen, welche sich auf der Rückenseite
zwischen den feinen einmischen. Das vertiefte Ohr wird von Stachelschuppen umgeben. Jm Gebiß
bemerkt man deutlich Eckzähne oben und unten, außerdem vier Vorderzähne in jedem, vierzehn
Backenzähne im oberen, funfzehn im Unterkiefer.

Der Hardun der Araber (Stellio vulgaris) erreicht eine Länge von mehr als einem Fuß,
wovon der Schwanz reichlich die Hälfte wegnimmt. Die Färbung ist ein helleres oder dunkleres
Oelgelb, welches hier und da dunklere Stellen zeigt.

Eine verwandte, weit schönere Art, der Arrad (Stellio cyanogaster) lebt südlicher, in Nubien
und Arabien. Ueber seine Färbung läßt sich etwas Bestimmtes nicht sagen, weil diese schneller als

Harbei. Hardun.

Alle Dornenſchwänze haben ein höchſt eigenthümliches Ausſehen und rufen den Eindruck hervor,
als ob ſie ungefüge und ungelenke Geſchöpfe ſein müßten; Dies iſt jedoch keineswegs der Fall: denn
auch ſie wiſſen ſich gewandt und ſchnell zu bewegen. Zu ihrem Aufenthaltsorte erwählen ſie ſich
ſtets öde oder wüſte, ſteinige Gegenden, ohne jedoch die Nähe bewohnter Ortſchaften zu meiden.
Hier ſieht man ſie übertages frei auf den Felsblöcken ſitzen, in einzelnen Gegenden, wie bereits früher
(Band II, Seite 723) angegeben, in Geſellſchaft anderer Thiere, mit welchen ſie keine Verwandt-
ſchaft haben. Bei größerer Annäherung eines Menſchen eilen ſie mit ſchlängelnden Bewegungen
ihres Leibes, welche, der Kürze und Plumpheit des letzteren und der Steifheit des Schwanzes halber,
höchſt ſonderbar ausſehen, ſo eilig als möglich ihren Verſteckplätzen zu, am liebſten ſchmalen, aber
tiefen Felsſpalten oder Höhlen unter den größeren Blöcken. Jn dieſen Schlupfwinkeln kann man
ſie längere Zeit beobachten, weil ſie, wenn ſie erſt eine gewiſſe Tiefe erreicht haben, unbeweglich zu
ſitzen oder, richtiger, am Geſtein kleben zu bleiben pflegen, gleichſam als ob ſie wüßten, daß man
ihnen hier nicht oder doch nur ſchwer beikommen kann. Schneidet man ihnen zufällig oder durch
geſchicktes Herbeiſchleichen den Weg zu ihrer Wohnung ab, ſo ſtellen ſie ſich dem Gegner, laſſen ein
dumpfes Blaſen vernehmen und verſuchen zu beißen. Jhre Angriffe geſchehen überraſchend ſchnell,
und die Kraft ihrer Kinnladen iſt ſo groß, daß man ſich wohl vor ihnen in Acht zu nehmen hat.

Wahrſcheinlich freſſen ſie, wenn nicht ausſchließlich, ſodoch hauptſächlich Pflanzenſtoffe,
namentlich Gräſer und niedrige, am Boden wachſende Kräuter, dieſelben, welche auch die Klipp-
ſchliefer abweiden, und hieraus dürfte ſich das Zuſammenleben letztgenannter Dickhäuter und unſerer
Kriechthiere wohl erklären laſſen. Ob dieſe im Freileben wirkliche Jagd auf kleine Thiere machen,
bleibt ſehr fraglich. Beſtimmte Beobachtungen hierüber liegen nicht vor, wohl aber ſolche, welche
das Gegentheil zu beweiſen ſcheinen. Rüppell ſah eine der ſchönſten Arten der Sippe Gras
freſſen, und Effeldt erfuhr zu ſeinem Schmerz, daß die Gefangenen, welche er pflegte, nach Fleiſch-
genuß regelmäßig zu Grunde gingen. Allerdings packten und verſchluckten ſie das ihnen vorgehaltene
Fleiſchſtück; aber ſchon am nächſten oder doch in den nächſten Tagen bekundeten ſie durch ihre Trägheit
und Stumpfheit, daß ſie erkrankt waren, und keine von allen erholte ſich wieder.

Ob dieſe auffallenden Geſchöpfe bei pflanzlicher Koſt lange am Leben geblieben ſein würden,
kann freilich auch nicht behauptet werden, ſcheint mir nach der Rüppell’ſchen Beobachtung aber doch
ſehr wahrſcheinlich. Von den Arabern, welche die Dornenſchwänze ſehr häufig fangen, auf die Märkte
bringen und gelegentlich ihrer Gaukeleien mit der Brillenſchlange und der Sandechſe dem erſtaunten
Volke vorzeigen, erfährt man hierüber aus dem einfachen Grunde Nichts, weil dieſe Leute, wie bereits
erwähnt, ſich niemals dazu herbeilaſſen, ihre Gefangenen zu füttern.

Ueber die Fortpflanzung mangeln bis jetzt alle Nachrichten.



Die Schleuderſchwänze (Stellio) unterſcheiden ſich von den beſchriebenen Verwandten durch
den ſchlanken Leib und langen, verhältnißmäßig dünnen Schwanz, welcher rund umlaufende, ſtachelige
Wirtelſchuppen trägt, ſowie die großen Kiel- und Stachelſchuppen, welche ſich auf der Rückenſeite
zwiſchen den feinen einmiſchen. Das vertiefte Ohr wird von Stachelſchuppen umgeben. Jm Gebiß
bemerkt man deutlich Eckzähne oben und unten, außerdem vier Vorderzähne in jedem, vierzehn
Backenzähne im oberen, funfzehn im Unterkiefer.



Die Schleuderſchwänze (Stellio) unterſcheiden ſich von den beſchriebenen Verwandten durch
den ſchlanken Leib und langen, verhältnißmäßig dünnen Schwanz, welcher rund umlaufende, ſtachelige
Wirtelſchuppen trägt, ſowie die großen Kiel- und Stachelſchuppen, welche ſich auf der Rückenſeite
zwiſchen den feinen einmiſchen. Das vertiefte Ohr wird von Stachelſchuppen umgeben. Jm Gebiß
bemerkt man deutlich Eckzähne oben und unten, außerdem vier Vorderzähne in jedem, vierzehn
Backenzähne im oberen, funfzehn im Unterkiefer.

Der Hardun der Araber (Stellio vulgaris) erreicht eine Länge von mehr als einem Fuß,
wovon der Schwanz reichlich die Hälfte wegnimmt. Die Färbung iſt ein helleres oder dunkleres
Oelgelb, welches hier und da dunklere Stellen zeigt.

Eine verwandte, weit ſchönere Art, der Arrad (Stellio cyanogaster) lebt ſüdlicher, in Nubien
und Arabien. Ueber ſeine Färbung läßt ſich etwas Beſtimmtes nicht ſagen, weil dieſe ſchneller als

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[141/0159] Harbei. Hardun. Alle Dornenſchwänze haben ein höchſt eigenthümliches Ausſehen und rufen den Eindruck hervor, als ob ſie ungefüge und ungelenke Geſchöpfe ſein müßten; Dies iſt jedoch keineswegs der Fall: denn auch ſie wiſſen ſich gewandt und ſchnell zu bewegen. Zu ihrem Aufenthaltsorte erwählen ſie ſich ſtets öde oder wüſte, ſteinige Gegenden, ohne jedoch die Nähe bewohnter Ortſchaften zu meiden. Hier ſieht man ſie übertages frei auf den Felsblöcken ſitzen, in einzelnen Gegenden, wie bereits früher (Band II, Seite 723) angegeben, in Geſellſchaft anderer Thiere, mit welchen ſie keine Verwandt- ſchaft haben. Bei größerer Annäherung eines Menſchen eilen ſie mit ſchlängelnden Bewegungen ihres Leibes, welche, der Kürze und Plumpheit des letzteren und der Steifheit des Schwanzes halber, höchſt ſonderbar ausſehen, ſo eilig als möglich ihren Verſteckplätzen zu, am liebſten ſchmalen, aber tiefen Felsſpalten oder Höhlen unter den größeren Blöcken. Jn dieſen Schlupfwinkeln kann man ſie längere Zeit beobachten, weil ſie, wenn ſie erſt eine gewiſſe Tiefe erreicht haben, unbeweglich zu ſitzen oder, richtiger, am Geſtein kleben zu bleiben pflegen, gleichſam als ob ſie wüßten, daß man ihnen hier nicht oder doch nur ſchwer beikommen kann. Schneidet man ihnen zufällig oder durch geſchicktes Herbeiſchleichen den Weg zu ihrer Wohnung ab, ſo ſtellen ſie ſich dem Gegner, laſſen ein dumpfes Blaſen vernehmen und verſuchen zu beißen. Jhre Angriffe geſchehen überraſchend ſchnell, und die Kraft ihrer Kinnladen iſt ſo groß, daß man ſich wohl vor ihnen in Acht zu nehmen hat. Wahrſcheinlich freſſen ſie, wenn nicht ausſchließlich, ſodoch hauptſächlich Pflanzenſtoffe, namentlich Gräſer und niedrige, am Boden wachſende Kräuter, dieſelben, welche auch die Klipp- ſchliefer abweiden, und hieraus dürfte ſich das Zuſammenleben letztgenannter Dickhäuter und unſerer Kriechthiere wohl erklären laſſen. Ob dieſe im Freileben wirkliche Jagd auf kleine Thiere machen, bleibt ſehr fraglich. Beſtimmte Beobachtungen hierüber liegen nicht vor, wohl aber ſolche, welche das Gegentheil zu beweiſen ſcheinen. Rüppell ſah eine der ſchönſten Arten der Sippe Gras freſſen, und Effeldt erfuhr zu ſeinem Schmerz, daß die Gefangenen, welche er pflegte, nach Fleiſch- genuß regelmäßig zu Grunde gingen. Allerdings packten und verſchluckten ſie das ihnen vorgehaltene Fleiſchſtück; aber ſchon am nächſten oder doch in den nächſten Tagen bekundeten ſie durch ihre Trägheit und Stumpfheit, daß ſie erkrankt waren, und keine von allen erholte ſich wieder. Ob dieſe auffallenden Geſchöpfe bei pflanzlicher Koſt lange am Leben geblieben ſein würden, kann freilich auch nicht behauptet werden, ſcheint mir nach der Rüppell’ſchen Beobachtung aber doch ſehr wahrſcheinlich. Von den Arabern, welche die Dornenſchwänze ſehr häufig fangen, auf die Märkte bringen und gelegentlich ihrer Gaukeleien mit der Brillenſchlange und der Sandechſe dem erſtaunten Volke vorzeigen, erfährt man hierüber aus dem einfachen Grunde Nichts, weil dieſe Leute, wie bereits erwähnt, ſich niemals dazu herbeilaſſen, ihre Gefangenen zu füttern. Ueber die Fortpflanzung mangeln bis jetzt alle Nachrichten. Die Schleuderſchwänze (Stellio) unterſcheiden ſich von den beſchriebenen Verwandten durch den ſchlanken Leib und langen, verhältnißmäßig dünnen Schwanz, welcher rund umlaufende, ſtachelige Wirtelſchuppen trägt, ſowie die großen Kiel- und Stachelſchuppen, welche ſich auf der Rückenſeite zwiſchen den feinen einmiſchen. Das vertiefte Ohr wird von Stachelſchuppen umgeben. Jm Gebiß bemerkt man deutlich Eckzähne oben und unten, außerdem vier Vorderzähne in jedem, vierzehn Backenzähne im oberen, funfzehn im Unterkiefer. Die Schleuderſchwänze (Stellio) unterſcheiden ſich von den beſchriebenen Verwandten durch den ſchlanken Leib und langen, verhältnißmäßig dünnen Schwanz, welcher rund umlaufende, ſtachelige Wirtelſchuppen trägt, ſowie die großen Kiel- und Stachelſchuppen, welche ſich auf der Rückenſeite zwiſchen den feinen einmiſchen. Das vertiefte Ohr wird von Stachelſchuppen umgeben. Jm Gebiß bemerkt man deutlich Eckzähne oben und unten, außerdem vier Vorderzähne in jedem, vierzehn Backenzähne im oberen, funfzehn im Unterkiefer. Der Hardun der Araber (Stellio vulgaris) erreicht eine Länge von mehr als einem Fuß, wovon der Schwanz reichlich die Hälfte wegnimmt. Die Färbung iſt ein helleres oder dunkleres Oelgelb, welches hier und da dunklere Stellen zeigt. Eine verwandte, weit ſchönere Art, der Arrad (Stellio cyanogaster) lebt ſüdlicher, in Nubien und Arabien. Ueber ſeine Färbung läßt ſich etwas Beſtimmtes nicht ſagen, weil dieſe ſchneller als

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/159>, abgerufen am 02.05.2024.